Kommunikation mit friedlichen Mitteln
Seit einiger Zeit ist die Gewaltfreie Kommunikation nach Rosenberg in
vieler Munde. Ich habe mit dem Begriff Gewaltfreiheit meine liebe
Not, denn wie Gunter Schmidt (Hypnotherapie nach Erikson), Watzlawik
(Anleitung zum Unglücklichsein und Ausführungen zu therapeutischer
Sprache, DeMausse (Fantasieanalyse) aufzeigen ist der Begriff ein
trojanisches Pferd. Zur Erläuterung schlage ich ein kleines Experiment vor:
Schließ die Augen und entspanne Dich und
denke eine Minute lang nicht an Gewalt!
Ergebnis: Die Vorstellung versteht keine Negation und das Vor- und Unterbewusste arbeitet aber stark mit Bildern.
Da ich inzwischen trotz meiner Widerstände in die Bibel der
„Gewaltfreien Kommunikation“ reingelesen habe, habe ich beschlossen
meine Version der Kommunikation mit Friedlichen Mitteln daraus
abzuleiten. Die friedlichen Mitteln habe ich bei Galtung entlehnt, dem
ich in vielen Punkten kritisch folge. Denn, vieles scheint an dieser
Methode des Mannes – dessen Vornahme in meinen Ohren wider besseres
Wissen klingt wie ein US-Bundes-Sherif – brauchbar für Friedenszwecke.
Aus Wikipedia
entnehme ich:
„Die Gewaltfreie Kommunikation (GfK) ist eine von Marshall B. Rosenberg entwickelte Kommunikations– und Konfliktlösungsmethode,
die zur Absicht hat in einen Kontakt mit anderen oder sich selbst zu
treten, in welchem Geben und Nehmen ein fließender Prozess ist und es
freiwillig passiert. Es geht also nicht darum, andere dazu zu bringen,
zu tun was man will. Ziel ist die Anliegen aller Parteien aufzudecken
und zu berücksichtigen. Rosenberg nennt die GfK auch „language of the
heart“ oder „Giraffensprache„, mit der Giraffe als Symboltier für die
GfK, denn sie ist das Landtier mit dem größten Herzen. Der Name
Gewaltfreie Kommunikation bezieht sich gleichermaßen auf eine Haltung
wie auch auf eine Methode, wobei die Methode nur ihre Wirkung entfalten
kann, wenn sie mit der besagten Absicht genutzt wird“.
Als ehemaliger Schwimmer halte ich es lieber mit den Blau-Walen (die
größten friedlichen Tiere) und als
Österreicher mit sinophilie mit Steinböcken (Friede und Kraft) und
Schweinen (gutmütig und Haut und Kreilauf dem Menschen am ähnlichsten)
und Hasen (kuschelig und MeisterInnen der Flucht) als
Symboltiere. Aber die Giraffe und so finde ich auch nett.
Geschichte
Rosenberg hat in Wisconsin in klinischer Psychologie
promoviert ich bin gelernter Sozialwissenschafter und Friedensforscher.
Das Konzept der gewaltfreien Kommunikation entstand aus Rosenbergs
Auseinandersetzung mit der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung in den frühen 1960ern.
Meine politische Sozialisation speist sich aus der Anti-AKW, Ökologie-
und vor allem der Friedensbewegung ab Mitte der 70er Jahre. Rosenberg
half dabei, die Rassentrennung
an Schulen und Institutionen auf friedvollem Wege rückgängig zu machen.
Zu diesen Zwecke gründete er das „Center for Nonviolent Communication“.
Ich engagierte mich in der Arbeitsgemeinschaft für Zivildienst (heute:
Arge Wehrdiensverweigerung) organisierte „Friedensaktionen“, beriet
Wehrdienstverweiger, befasste mich intensiv mit Rüstungskonversion und
seit 2002 mit Friedensjournalismus. In meinem Leben spielten zwei
PsychotherapeutInnen eine wichtige Rolle und ich habe eine Ausbildung
in systemischer Beratung in den Jahren 1996/97 durchlaufen. Sie hat
viele meiner Ansichten relativiert und zu meiner grundsätzlich
undogmatischen Haltung kam noch ein Portion Konstruktivismus. Ich habe
kürzlich mit meiner Frau das Zentrum für Interaktion Medien und
Diversity (ZIMD) gegründet.
Wovon leben wir?
Rosenberg bietet Trainings in „Gewaltfreier Kommunikation“ in
Schweden, der Schweiz, Italien, Deutschland, Dänemark, Malaysia,
Indien, den USA und vielen weiteren Staaten an. Er ist aber auch in
Krisengebieten und ökonomisch benachteiligten Regionen, wie Israel,
Palästina, Serbien, Ruanda tätig. Seit einigen Jahren gibt es auch im
ehemaligen Jugoslawien Menschen, die nach seiner Methode arbeiten. Ich
habe mich ebenfalls mit diesen Konflikten befasst, allerdings meist
unbezahlt und daher vorwiegend in „Österreich“ und „Europa“. Zur Zeit
arbeite ich unter anderem als Trainer für Soft Skills und als
Herausgeber einer Publikation zum Thema: „Kommunale Friedensarbeit und
Globalisierung der Unsicherheit“
1994 haben serbische Pädagoginnen und Psychologen – unterstützt von der Unicef
– ein dreibändiges Werk zum Erlernen gewaltfreier Kommunikation nach
Rosenbergs Methode für Kindergärten und Schulen entwickelt. Rosenberg
hat auch ein speziell auf Kinder zugeschnittenes Konzept des Lernens
der GfK entwickelt.
Ich habe Workshops für „Online-Friedensjournalismus“ entwickelt für
Jugendliche und Erwachsene und im Coaching und Training von
Arbeitssuchenden mit vielen Kommunikations-, Coaching– und Mediations-Methoden experimentiert. Zur Zeit
arbeite ich an verschieden Projekten zur Friedensförderung: Bei
Burschen, Gewalttätigen Eltern und in Medien bzw. Mittels Medien.
Theoretischer Hintergrund
Die GfK steht in der Tradition der klienten-zentrierten Gesprächstherapie, die von Rosenbergs Lehrer Carl Rogers
entwickelt wurde. Ich habe mich intensiv mit einem anderen Schüler von
Rogers, Gordon auseinander gesetzt und einige seiner Tools in mein
Repertoire aufgenommen. Das einfühlsame Zuhören
steht bei Rogers im Mittelpunkt, die GfK geht jedoch über den
gesprächstherapeutischen Rahmen hinaus. Beeinflusst ist die GfK auch
von Gandhi und seinen Überlegungen zur Gewaltfreiheit, ahimsa genannt, die auf den Upanishaden
basieren. Gandhi fasziniert mit ebenfalls allerdings ist sein Charisma
und seine Herkunft für mit nicht imitierbar. Außerdem ist
beispielsweise sein Verhältnis zu seiner Frau und zu anderen Frauen
sehr patriarchalisch und die Emanzipation von Frauen und Männern spielt
in meinem Denken eine größe Rolle. Viele Elemente der GfK finden sich
auch in anderen Konfliktlösungstechniken, wie im Gütekraft-Konzept von Martin Arnold, der Mediation und den Win-Win-Strategien.
Werner Ernst und sein Zugang zur Friedensforschung über die Frankfurter
Schule und Postmoderne Denker gaben mir ebenfalls wichtige Impulse. Ich
bin sehr sensibilisiert für maskierte Denkgewalt und Pseudofrieden wie
sie Orwell in seiner Neusprache oder Karls Kraus in seinem Werk so
schön wortgewaltig „geiselte“.
Erläuterung und Adaption des Konzepts von Rosenberg
Rosenberg geht – laut Wikipedia – davon aus, dass die Form, in der
wir miteinander kommunizieren, einen entscheidenden Einfluss darauf
hat, ob wir Empathie für unser Gegenüber entwickeln und unsere Bedürfnisse
erfüllen können. Der Begriff der Bedürfnisse ist mir seit der
Habilitationsschrift von Marianne Gronemeyer suspekt, denn er ist zwar
unhinterfragt Grundlegend in fast allen gängigen psychologischen,
pädagogischen und sozialwisschenschaftlichen Diskursen. Die Konzepte
der Bedürftigkeit konstruieren aber meist ein versorgungsbedürftiges
Mängelwesen. Ich sehe den Menschen lieber als fähiges Lebewesen und
fokussiere so oft wie möglich auf die unermesslliche Fülle und
Ressourcen und zahlreichen Lösungsmöglichkeiten die sich für einen
offen Blick bieten.
Rosenberg nennt dies „mit dem Leben tanzen“. Das ist eine schöne
Methapher für einem lustvollen Zugang. Im Zentrum steht
ein Miteinander (schön), das nicht verurteilt (mir gefällt besser der
Begriff der Allparteilichkeit), sondern auf die Bedürfnisse
(Fähigkeiten und Anliegen) und Gefühle gerichtet ist, die hinter Handlungen
(Verhaltensweisen) und Konflikten stehen. Das Konzept der GfK (der
Befähigung zur kommunikation mit friedlichen Mitteln) kann in vielen
Bereichen verwendet werden, so z. B. in Schulen, Universitäten, Organisationen, Institutionen, engen Beziehungen, Therapie, Beratung, Verhandlungen, Diplomatie und bei allen Arten von Konflikten. Die GfK (der Befähigung zur Kommunikation mit friedlichen Mitteln – BKfM) ist jedoch weniger als Kommunikations-Technik
zu betrachten, sondern als Bewusstwerdung über Möglichkeiten des
empathischen Kontaktes (sinnvollen friedlichen Lebens). So reicht es nicht, das Grundmodell stur
anzuwenden, sondern eine veränderte Einstellung zum Gegenüber ist
notwendig, um die Kommunikation und das Wohlbefinden zu verbessern.
Rosenberg und ich betrachten zwei gegenläufige Formen der Kommunikation,
nämlich die (Gewaltfreie) Friedensorientierte Kommunikation („Walsprache“/“Giraffensprache“/) und die
Lebensentfremdende Kommunikation („Wolfssprache“/Fuchs-, Chamäleon-, Hai-Sprache, …).
Lebensentfremdende Kommunikation [Bearbeiten]
Unter ‚Lebensentfremdender Kommunikation‘ versteht Rosenberg Formen der Kommunikation, die kurz- wie langfristig zu Gewalt
gegen uns selbst und andere beitragen, wobei mit Gewalt keineswegs nur
die physische gemeint ist. Gewalt ist in meinem und Rosenbergs Konzept ein
weitgefasster Begriff, der jedes Erfüllen eigener Bedürfnisse auf
Kosten anderer miteinbezieht. Gewalt vermindert so die Empathie mit uns
und anderen. Sie entfremdet uns. Es sind vor allem drei Elemente, die Teil der
Lebensentfremdenden Kommunikation sind:
- Moralisches
Urteilen oder Verurteilen von Leuten, die sich nicht in Übereinstimmung
mit unseren Werten verhalten, ebenso das Diagnostizieren, Zuschreiben
und Vergleichen von Eigenschaften, die beschreiben, wie die Menschen
angeblich sind (gut, schlecht, schön, hässlich, normal, abnormal,
selbstsüchtig, selbstlos, verantwortungsbewusst, -los, schlau, dumm,
gesund, krank, fleißig, faul, …) - Leugnen der Verantwortung für eigene Gefühle und Handlungen
- Stellen von Forderungen
zu 1. Das Urteilen über Leute
Es geht oft mit dem Gefühl von Ärger
einher. Das Fehlverhalten der anderen wird analysiert und verurteilt.
Der andere wird als schlecht, egoistisch oder böse gesehen (die Schurken, BMW-Fahrer, …). Als Ursache eines Konflikts
gilt das falsche Verhalten anderer. Die hinter den Handlungen liegenden
Bedürfnisse, Unfähigkeiten und verschütteten Möglichkeiten werden eher verschleiert und unterdrückt als offengelegt.
Rosenberg
unterscheidet zwischen moralischen Urteilen und Werturteilen.
Wenn wir nun ein Verhalten antreffen, das unserem Werturteil
widerspricht, neigen wir dazu, die andere Person moralisch zu
verurteilen. Rosenberg schlägt wie Rogers und viele andere kluge Menschen vor, das Werturteil zu verteidigen, ohne
die Person zu verurteilen, so kann das Verhalten von der Person
getrennt werden. Eine in meinen Augen sehr wertvolle Differenzierung der Wahrnehmung.
Wenn sich zum Beispiel ein Vorgesetzter über Fehler von
Mitarbeitern lustig macht, könnte ich sagen:
Mir ist es wichtig,
sich über Fehler anderer nicht lustig zu machen. Ich bekomme dann Angst, dass
man sich auch über mich in schädlicher Weise lustig macht, wenn ich einen Fehler mache!
Lebensentfremdende Kommunikation wäre: Sie sind arrogant.
Der ersparen moralischer Urteile kann ganz pragmatisch sein. Die
Chance, dass unser Anliegen erfüllt wird, steigt meist, wenn wir andere
nicht verurteilen. Letztendlich sagen wir bei friedensorientierter Kommunikation auch inhaltlich mehr.
Vermischung von Beobachtung und
Bewertung
Rosenberg zitiert in diesem Zusammenhang gerne den indischen Philosophen Krishnamurti mit den Worten:
„Die höchste Form menschlicher Intelligenz ist die Fähigkeit zu beobachten,
ohne zu bewerten.“
Wobei Wertfreiheit eigentlich unmöglich
scheint, wie im Positivismusstreit zwischen Adorno und Popper klar
wurde. Ich zitiere immer, wenn die Intelligenz zur Keule wird gerne
Forest Gump: Meine Ma sagt, dumm ist wer dumme Dinge tut!
Beispielsweise die nie gegen sich selbst denkt. Wobei Beobachtung und
kritische Wahrnehmung gegenüber vorschnellen und unreflektierten
Werthaltungen und Urteilen viele günstige Effekte hat.
- zu 2. Leugnen von Verantwortung.
Ich kann sowohl die Verantwortung für Handlungen als auch für Gefühle
leugnen. Ich kann andere für meine Handlungen verantwortlich sehen und machen. Ich kann
aber auch gesellschaftliche Normen und Wertvorstellungen vorschieben, – Beispielsweise:
Ich muss heute Abend lustig sein, weil das eine gesellige Runde ist
(und man dort lustig ist).
Ich kann auch die Verantwortung für die eigenen Gefühle leugnen oder
sie anderen zuschieben. Eine Mutter sagt beispielswiese zu ihrem Kind:
Jetzt bin ich ganz traurig, weil du die Hose schmutzig gemacht hast.
- Hinter diesem Gefühl lässt sich ein Bedürfnis vermuten (z. B. heute einen
arbeitsfreien Tag zu haben) und es ist keine zwangsläufige Reaktion.
- Die Mutter könnte sich auch freuen, dass das Kind mit Freunden gespielt
hat.
Ich und Rosenberg schlagen in solchen Fällen wie Rogers vor, in der Ich-Form zu reden und von den
eigenen Anliegen (Bedürfnissen) auszugehen.
Eine häufige Form des Leugnens der
Verantwortung für eigene Gefühle ist nach Rosenberg das Äußern von
Pseudogefühlen, die eigentlich eher Gedanken sind, beispielsweise
ich fühle mich provoziert.
Hier handelt es sich um ein Pseudogefühl.
Weil ein Urteil über den anderen als Provokateur impliziert und nicht
beschreibt, was das Verhalten des oder der anderen mit mir macht.
Das Stellen von Forderungen anstatt von Bitten
zu 3: Auch Forderungs-Kommunikation, verringert in der Regel die Empathie zwischen Menschen. Der Unterschied zwischen Bitte und Forderung ist, dass eine
Bitte auch nicht erfüllt werden kann, bei einer Forderung drohen hier
negative Sanktionen.
Dies muss nicht immer in Form von offensichtlichen
Strafen, wie z. B. Taschengeldabzug oder aggressivem
Verhalten passieren, es kann auch durch die Erzeugung von Angst oder
Schuldgefühlen beim Gegenüber passieren. Wenn in einer Partnerschaft
geäußert wird:
Ich möchte, dass Du mehr Zeit mit mir verbringst, dann kann
dies eine Bitte, aber auch eine Forderung sein. Und zwar, wenn er oder
sie der „Bitte“ nicht nachkommt und er/sie ihm oder ihr zu
verstehen/unterstellt gibt: „Du lässt mich total alleine, du bist egoistisch“
So zeigt sich, dass die Bitte eigentlich eine Forderung war.
Friedliche Kommunikation(GfK) ist keine Methode ist, um andere zu
manipulieren, auch
eine in gestellte Bitte kann abgelehnt werden. Allerdings erhöht
diese Form der Kommunikation die Chance aller, ihre Anligen
(Bedürfnisse) besser
zu erfüllen.
Grundmodell friedlicher Kommunikation (GfK)
Rogers, Rosenberg und ich gehe im Sinne des humanistischen
Menschenbildes davon aus, dass Menschen unter freien Bedingungen
meist gerne geben und die empathische Verbindungen zu Mitmenschen
suchen. Kommunikation/Verständigung soll helfen, mich ehrlich
auszudrücken und empathisch zuzuhören.
Empathie gilt als eine Grundvoraussetzung gelingender
Kommunikation und sie hilft meist auch mit Menschen zu kommunizieren,
die
selbst nicht gewaltfrei kommunizieren oder aggressiv sind. Sie gibt
anderen die Möglichkeit, sich zu verändern ohne das Gesicht zu
verlieren. Das Grundmodell kann uns also helfen, uns verständlich zu
machen. Es kann aber auch genutzt werden, um die Aussagen anderer zu
verstehen. In Verbindung mit Thoreau/Gandhi/Galtung wird aus der
Selbstbehauptung bei Rogers/Gordon (durch klare Ich-Botschaften)
friedlicher Widerstand und Aufstand.
- Die vier Schritte, auf denen meine Version friedlicher
Kommunikation in Anlehnung an Rosenberg & Co beruht, lassen sich
unter vier Stichworten zusammenfassen: B eobachtung,
E motion,
A nliegen,
B itte
- Beschreibe zuerst eine konkrete Handlung, beobachte welches Verhalten dein Wohlbefinden beeinträchtigt. Wichtig ist, das ich in der Folge,
tatsächlich eine Beobachtung äußere und sie nicht mit einer Bewertung vermische.So ist die Aussage Du beachtest mich nicht
in einer Ehe keine Beobachtung.Erstens impliziert sie eine Bewertung,
ein Urteil über den anderen, und zweitens ist sie zu abstrakt und
allgemein.Du hast in der letzten Woche keinen Abend mit mir verbracht
spezifiziert – die Aussage, ohne den anderen zu bewerten.Wird eine
Beobachtung mit einer Bewertung vermischt, neigt das Gegenüber dazu,
nur die Kritik zu hören. Die Chance, dass unsere Bedürfnisse gehört
werden und dass auch wir die Bedürfnisse des anderen hören, verringert
sich. Es kommt vor, dass trotz bewertungsfreier Äußerungen vom
Gegenüber eine Kritik herausgehört wird.
Hier hilft es, den anderen das
Gesagte paraphrasieren zu lassen beziehungsweise seine Worte in eigenen Worten wiederzugeben.
(siehe auch: aktives Zuhören). - Dann bringen wir unsere Emotionen/Gefühle mit dem in Verbindung, was wir
beobachten. Wir erklären anschließend dem anderen, was wir dabei fühlen und es ist oft hilfreich
ihn auch nach seinem Gefühl fragen.Ob wir nun bei unserem oder seinem
Gefühl bleiben, beides hilft, um in einen empathischen Kontakt zu
kommen.
Ich fühle mich einsam wäre hierbei die Äußerung eines Gefühls,
ich fühle mich vernachlässigt dagegen die Äußerung eines Pseudogefühls.Wichtig ist es in Kommunikation, die Verantwortung für die eigenen Gefühle zu
übernehmen. Manchmal reagieren wir oder andere auf bestimmte
Situationen mit mehreren Gefühlen. Hier hilft es, die Gefühle
nacheinander zu betrachten. - Nun betrachten wir unsere aktuellen Anliegen, Alternativen, Vorstellungen und Wünsche, aus
denen die Gefühle entstanden. Hinter bestimmten Gefühlen stehen nach
Rosenberg immer Bedürfnisse ich spreche lieber von Anliegen oder Wünschen. Vielleicht steht hinter dem Gefühl der
Einsamkeit das der Wunsch, beachtet und geliebt zu werden. Oftmals sind
und die Anliegen von uns und anderen aber nicht auf den ersten Blick erkennbar. Sie bleiben
uns selbst und anderen verborgen. In diesem Fall können wir uns ratend den Anliegen des oder der anderen nähern.Bei Handlungen oder Aussagen,
die uns ärgern,
hilft es uns, die dahinter liegenden Antriebe und Beweggründe zu
erfragen und zu verstehen. Möglicherweise lehne ich rassistische
Aussagen ab, verstehen ich jedoch glaubwürdig die dahinter liegenden
Anliegen von abfälligen, gewalttätigen Äußerungen über andersartig
dargestellte Menschen,
dann kommt es zur Empathie. Wir können dann anschließend unsere
Wertvorstellungen durchaus
verteidigen, die aus unseren Erfahrungen, Anliegen und Werten
entspringen, ohne den Kontakt
zum anderen zu verlieren. - Abschließend bitten wir eine konkrete Handlung, „damit unser aller Leben reicher“ wird.Um Bitten verständlich zu
äußern, empfehle ich sie mit meinen Anliegen und Gefühlen in
Verbindung zu bringen. Rosenberg schlägt hier vor, Bitten in einer „positiven
Handlungssprache“ zu formulieren.Zum einen bedeutet dies nicht zu
sagen, was jemand tun oder nicht tun sollte, sondern was man sich von
jemandem erbittet.Wenn ich sage: Ich möchte, dass du nicht mehr die ganze Zeit weg bist!,
dann ist noch lange nicht sicher, ob verstanden wird, was ich
eigentlich möchte.Je konkreter die Handlung, um die gebeten wird ist,
umso besser:Ich bitte dich mir zu sagen, ob du am Dienstag Zeit und Lust hast mit mir ins Restaurant zu gehen.Auch hier hilft es, das Gesagte paraphrasieren zu lassen.
So können Missverständnisse vermieden werden.(Wenn Du es eilig hast, gehe langsam!)
Die Kommunikationsart der Friedlichen Kommunikation lässt sich in Anlehnung an Rosenberg in folgendem Satz zusammenfassen:
„Wenn a, dann fühle ich mich b, weil mir c gut tut. Deshalb möchte ich jetzt gerne d.“
Am bereits bekannten Beispiel veranschlaulicht:
- „Wenn du (a) keinen Abend in der Woche mit mir verbringst, dann fühle ich mich einsam, weil mir Liebe und Beachtung gut tut.
Deshalb bitte ich dich darum, dass du mir sagst, ob du am Dienstag Zeit und Lust hast, mit mir ins Restaurant zu gehen.“
Dieses Grundmodell sollte kreativ angewendet werden (nicht stur). Es
kann variieren in der Reihenfolge und ist eher als eine Hilfe
gedacht. Soziale
Beziehungen können durch die Filter der friedlichen Kommunikation
leichter mit einem anderen Bewusstsein gepflegt werden. Sie sollten
nicht zur Sozialtechnik ohne Mitgefühl werden. Friedliche Kommunikation
ist nicht von heute auf morgen in allen Lebenslagen anwendbar. Sie
bedarf einer
gewissen Übung.
Ob man mit dieser Art friedlicher Kommunikation (fK) bei massiven
Übertretungen durch andere Grenzen ziehen kann, darüber wird in
Fachkreisen diskutiert und sogar manchmal gewaltig gestritten. Sie ist
jedoch in
der Praxis ein bewährtes Mittel, um in konfliktreichen Kommunikationssituationen die Chance zu erhöhen, empathisch miteinander umzugehen, und die gegenseitigen Anliegen zu erfüllen.
Schaubild
Friedliche Kommunikation versus Lebensentfremdende Kommunikation
(Beispiel: schmutzige WG-Küche)
Friedliche Kommunikation | Lebensentfremdende Kommunikation | |
Situation | Konkrete Handlungen, die wir beobachten und die unser Wohlbefinden beeinträchtigen.„In der letzten Woche hast du dein Geschirr dreimal nach dem Essen auf die Spüle gestellt und es stand dort jeweils bis zum Morgen. Dann habe ich es abgespült“ |
Beobachtung und Bewertung werden vermischt:(Personifizierung)„Du bist total schlampig“ |
Gefühl | Die Gefühle werden mit dem in Verbindung gebracht, was wir beobachten. „Ich bin sauer …“ |
Keine Erläuterung über Zusammenhang der Situation mit dem Gefühl, sondern: Eine Interpretation wird als Gefühl geäußert. Schuldzuweisungen, Vorwürfe, Pauschalierungen.
|
Bedürfnis | Anliegen, aus die aus den sauren Gefühlen entstanden, werden betrachtet und mitgeteilt.
|
Das Bedürfnis wird nicht (klar) geäußert, stattdessen wird der andere moralisch verurteilt.
|
Bitte/Forderung | Um eine konkrete Handlung wird gebeten – auch Nichterfüllung ist OK.
|
Es wird eine Forderung gestellt. Bei Nichtbeachten drohen Sanktionen.
|
Kritik an der theoretischen Konzeption der GfK lt Wikipedia
Kritik am Konzept des gegenseitigen Aushandelns
Kritiker der GfK stellen sie in Frage, wo sich die
Gesprächspartner konform zu den Regeln der GfK verhalten, aber
unterschiedliche Interessen vertreten, wodurch eine Einigung erschwert
werde.
Rosenberg entgegnet, dass die GfK nicht dazu gedacht sei, andere
dazu zu bringen, die eigenen Interessen umzusetzen. Er weist außerdem
darauf hin, dass ein Konflikt lediglich auf der Strategie-Ebene
stattfinden könne, aber nicht bei den Bedürfnissen (Anliegen). Will man den
Konflikt lösen, gelte es Bedürfnisse (Anliegen) von Strategien zu trennen, so dass
man angesichts aller vorhandenen Bedürfnisse (Anliegen) in einer Situation, „neue
Wege“ gehen könne, die für alle Beteiligten passen würden. Die
ursprüngliche Position einer Partei müsse dann überhaupt nicht mehr als
die Erstrebenswerteste betrachtet werden, weil sich im
Kommunikationsprozess gezeigt habe, welche Nachteile für das Ganze ihre
Umsetzung gebracht hätte.
Für den Fall jedoch, dass von der Durchsetzung der eigenen Position
die Sicherheit aller Beteiligten abhängt, bietet Rosenberg die
Anwendung „schützender Macht“ an (protective use of force). Er
unterscheidet bei Machtentscheidungen zwischen
- der schützenden und
- der
strafenden Art.
Während die „strafende Macht“ zum Ziel habe, Haltung
oder Gefühle einer oder mehrerer Personen zu verändern,
ziele die
„schützende Macht“ nur auf die Umstände ab. Sie versuche also, nur die
Situation so zu verändern, dass ein Schutz entsteht, habe aber nicht
die Absicht, jemand anderem Schaden zuzufügen oder ihn unter Druck zu
setzen. Das sei ein Weg auch im Sinne der GfK seine Macht einzusetzen.
Kritik am Konzept der bewertungsfreien Empathie
Eine häufig geäußerte Kritik gegenüber der GfK bezieht sich darauf,
dass wertungsfreie Kommunikation nicht möglich sei. Wer wertungsfreie
Kommunikation fordere, würde das Unterdrücken von Emotionen bestärken.
Dieser Kritik wird das spezielle Rosenbergsche Konzept von
Kommunikation entgegengehalten: Rosenberg spricht von „Wolfs-“ und
„Giraffenbotschaften“.
Eine Wolfsbotschaft wäre:
„Ich habe jetzt genug davon, jetzt hast Du Dir wieder mehr Kekse gegeben.“
In Giraffensprache klänge das so:
„Du hast Dir zum fünften Mal in den letzten Stunde mehr Kekse gegeben und ich merke, dass ich richtig sauer werde. Weißt Du, es ist mir wichtig, dass Menschen sich zuvorkommend behandeln. Wärst Du bereit, mir zu sagen, ob Du das absichtlich gemacht hast?“
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