Johannes Ude
Er wurde 1874 in St. Kanzian am Klopeinersee geboren. Er war das zweite von zehn Kindern eines Volksschullehrers, der später nach St. Margarethen (Noreia) zog.
Begabter Schüler
Wegen seiner besonderen Begabung durfte er, von der einklassigen Volksschule weg, sofort die drei Klassen des Privat-Gymnasiums des Benediktinerstiftes St. Lambrecht in der Steiermark besuchen. Er vollendete seine Gymnasialstudien als Zögling des fürstbischöflichen Knabenseminars in Graz am Lichtenfels-Gymnasium.
Studium und Priesterweihe
Nach Abschluß der Schule studierte er in Rom an der gregorianischen Universität Philosophie und Theologie, wurde im Jahre 1900 zum Priester geweiht und kehrte als zweifacher Doktor nach Graz zurück.
Tätigkeit als Priester und Habilitation
Ude wirkte ein Jahr als Kaplan in Fernitz, wurde 1901 Studienpräfekt im fürstbischöflichen Knabenseminar Graz, wo er neben seiner erzieherischen Tätigkeit den Auftrag erhielt Naturwissenschaften zu studieren. Während dieses Studiums habilitierte er sich im Jahr 1905 an der Karl-Franzens-Universität Graz als Privatdozent für spekulative Dogmatik und promovierte kurz darauf zum Doktor der Naturwissenschaft im Hauptfach Zoologie und Nebenfach Botanik.
Professur für Dogmatik und Philosophie
1910 wurde er außerordentlicher und 1917 Ordentlichler Professor in Graz. Daneben studierte er Jus und Nationalökonomie, worin er sich den vierten Doktortitel erwarb, sowie Medizin und Kunstgeschichte.
Politisches Engagement
Seine Kenntnisse setzte er nicht nur an der Universität ein, sondern war auch politisch. Er kandidierte 1951 als Bundespräsidenten. Er war aber auch sozial und volksbildnerisch tätig. Er wurde durch sein Engagement in der Armenfürsorge zum radikalen Antialkoholiker und Nichtraucher, war aus religiösen Motiven Vegetarier und wurde aus Überzeugung christlicher Nächstenliebe zum absoluten Kriegsgegner und gewaltlosen Friedensarbeiter.
Zahlreiche Schriften und Rednertätigkeit
Ude nahm in vielen Schriften und Broschüren Stellung zu aktuellen Themen der Tagespolitik, verfaßte Bücher und hielt Tausende von Vorträgen, Reden und Predigten im In- und Ausland. Wegen zu radikal formulierter Thesen erhielt er kirchliches Redeverbot, gelangte 1939 nach anfänglich pro-nazistischer Einstellung in Gegensatz zur NSDAP und wurde wegen seines öffentlichen Protestes gegen die Judenverfolgungen („Reichskristallnacht“) gauverwiesen. Als ehrenamtlicher Seelsorger in Grundlsee wirkend kam er zweimal in Gestapohaft und wurde schließlich wegen Wehrkraftzersetzung und Feindbegünstigung inhaftiert.
1945 wurde der 72-Jährige von den Aliierten befreit und wirkte weiter bis zu seinem Tod im Jahr 1965 als Vortragsreisender und Seelsorger in Grundlsee. Wegen seines lebenslangen Einsatzes für den Frieden war Ude mehrmals für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen.
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