PR-Agenturen als Kriegstreiber
Werbung für Krieg und Tod
Prof. Dr. Hans Högl die treibende Kraft hinter www.medienkultur.at hat friedensnews.at dankenswerter Weise den folgenden Text zur Verfügung gestellt. Er befasst sich seit Jahrzehnten mit dem Thema Medien, Krieg und Frieden.
Prof. Jörg Beckers Hauptthese:
- Die Public Relations Agenturen (= PR) arbeiten, um eine erwünschte Öffentlichkeit herzustellen, und
- dies ist konträr zum herkömmlichen Journalismus, der Alternativen für die Meinungsbildung entwickelt.
Diese Perspektive ist für ihn wissenschaftlich ergiebiger als zu fragen, wo sich in Medien inhaltliche Verdrehungen und Manipulationen finden. Der Titel von Univ. Prof. Jörg Beckers Vortrag am 18. März 2009 in Wien lautete
Demokratie –Pressefreiheit- Medienmacht
Becker referierte u.a. über sein und Mira Behams neues Buch „Operation Balkan. Werbung für Krieg und Tod“. Am Beispiel des Biafra-, Jugoslawien- und Georgienkrieges zeigte er auf, in welchem Umfang die P.R. Agenturen Medien beeinflussen. Ihr Geschäft ist es, die öffentliche Meinung im Sinne des Auftraggebers zu beeinflussen. Und zwar höchst professionell. Und sie haben numerisch ein Übergewicht:
- In den USA gibt es 120.000 Journalisten/innen in Medien,
- aber 160.000 P.R.-Leute.
Beispiel Bifra
Im Falle von der Biafrakrise seien sich alle Experten darin einig, dass die PR-Agenturen den Krieg hinausgezögert haben. Sie betrieben/betreiben u.a. Kriegspropaganda.
In den USA verpflichtet ein Gesetz die PR-Agenturen zu Transparenz, wenn sie im Ausland und für das Ausland tätig ist. Damit wollte Amerika die NS-Propaganda in den USA kontrollieren und unterbinden.
Beispiel Jugoslawien
Im Falle des Jugoslawienkrieges waren 31 US-PR-Agenturen aktiv und 9 PR-Einzelagenten. Sie verdienten mindestens 12 Millionen Dollar – dies geht aus der Analyse der Akten des US-Justizministeriums hervor.
Sie entwerfen Pressemappen und beeinflussen die Medien. Die belgische PR-Agentur Aspect Consulting berät Mc Donald, Craft Foods und politische Kunden.
Beispiel Georgien
In Georgien waren 50 Mitarbeiter aktiv. Es kommt vor, dass PR-Leute gleichzeitig für Freund und Feind arbeiten und somit gegen eigene Richtlinien (den Lissabon Code) verstoßen.
Der Autor bemerkte auch, dass der französische Außenminister Kouchner, Mitbegründer von „Ärzte ohne Grenzen“, die Entscheidung der „humanitären Intervention“ maßgeblich beeinflusste.
Ihr größter Erfolg war es, im Jugoslawien-Krieg die wichtigsten jüdischen Organisationen in den USA auf ihre Seite zu ziehen – und zwar nach großen Verleumdungs – Annoncen (Dies waren die American Jewish Association = AJC und die Anti-Defamation League). Somit wurden die Serben zu Nazis abgestempelt, welche nun wie die Nazis ethnisch säuberten und kleine Völker vergewaltigen. Das wurde Vorwand für den Westen, um im Jugoslawien einzugreifen. Ihn störte, dass Jugoslawien ein sozialistisches Land blieb. (Ungesagt blieb, ob und wie tatsächlich unfassliche Gräueltaten sich ereigneten).
Zur Diskussion
Jörg Becker vertritt nicht die Auffassung, es würde in Medien nur noch manipuliert.
Es gibt Positiva: die Nischenmedien, das Ausbildungswesen, Vorträge in kleinen Kreisen, Zeitschriften und dort und da abweichende Meinungen und widersprüchliche Aussagen in konventionellen Medien. Und schließlich bliebe unser Hausverstand, Sachverhalte gemeinsam zu überlegen.
In diesem Konnex lobte er die Tiroler Zeitschrift „Föhn“ und den Prozess, der gegen die Tiwag gewonnen wurde. Er kann sich auch vorstellen, die Frankfurter Allgemeine und die Neue Zürcher Zeitung kritisch zu lesen.
Zur These: Massenmedien sind Opfer der PR-Agenturen wurde in der Diskussion auf Karl Kraus verwiesen, der bereits im 1. Weltkrieg die Kriegspropaganda entlarvte. Dazu Becker: Darauf gäbe es zwei Antworten
- es sei alles gleich geblieben und
- die Qualität der Täuschung habe nun einen viel höheren Grad.
Die Propaganda wird an private Organisationen ausgelagert, die extrem professionell arbeiten und für Geld sich jeder ethischen Norm enthalten. – In einer Bemerkung kritisierte Becker die österreichische Presseförderung – wie könne man Monopolblätter wie Die Tiroler Tageszeitung und die Vorarlberger Nachrichten fördern! Dieser Frage würde im Republikanischen Club noch nachgegangen.
Resumé: Hans Högl für www.medienkultur.at
friedensnews.at dankt und empfiehlt
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