Iran und Medienenten für Kriegspropaganda
Bild: www.medenente.de
AF, 1.9.2008 — Der stellvertretende Intendant des Norddeutschen Rundfunks, Dr. Arno Beyer, hat Arbeiterfotografie mit Schreiben vom 29. August 2008 darüber informiert, dass die Redaktion von tagesschau.de nun der Aufforderung nachgekommen ist, auf ihrer website öffentlich darauf hinzuweisen, dass der iranische Präsident von ‚tagesschau.de‘ falsch zitiert worden ist.
Die Meldung „Von der Landkarte tilgen – Irans Präsident fordert Vernichtung Israels“ vom 26. Oktober 2005 [1] wurde mit einem entsprechenden Hinweis versehen.
‚tagesschau.de‘ hatte wie wir berichteten auf Anfrage von Arbeiterfotografie.de in einem Schreiben mit Datum vom 26.5.2008 zwar eingestanden, die Äußerung des iranischen Präsidenten falsch wiedergegeben zu haben, hatte sich aber strikt geweigert, den Fehler öffentlich richtigzustellen.
Mit dem Hinweis:
„Da alle namhaften deutsch- und englischsprachigen Agenturen den iranischen Präsidenten damals mit der Formulierung zitiert haben, ‚Israel müsse von der Landkarte getilgt werden‘, ist diese – offenbar fehlerhafte Übersetzung – auch in die Berichterstattung von ARD-aktuell und von tagesschau.de eingeflossen… Eine Verletzung der journalistischen Sorgfaltspflicht ist nicht erkennbar.“ Es gäbe aus Sicht von tagesschau.de folglich: „überhaupt keinen Grund für eine öffentliche Entschuldigung oder Richtigstellung.“
Diese Haltung gab ‚tagesschau.de‘ nun auf. Sie erklärt jetzt öffentlich:
„In eigener Sache: Der iranische Präsident Ahmadinedschad hat nicht wörtlich die ‚Tilgung Israels von der Landkarte‘ gefordert. Nach der Übersetzung des Sprachendienstes des Deutschen Bundestages sagte Ahmadinedschad: ‚Das Regime, das Jerusalem besetzt hält, muss aus den Annalen der Geschichte getilgt werden.‘ [2] Hierauf hat auch Irans Außenminister hingewiesen [3]. Ahmadinedschad hat mittlerweile – vermutlich auf innenpolitischen Druck – erklärt, dass der Iran keine Pläne habe, Israel anzugreifen.“
Es folgt in der Erklärung von ‚tagesschau.de‘ dann noch ein Satz, der den Sachverhalt der irreführenden Übersetzung offenbar relativieren soll: „Dennoch lässt der iranische Präsident bis heute kaum eine Gelegenheit aus, seine feindselige Einstellung gegenüber Israel, den Juden und der Regierung in Jerusalem deutlich zu machen (z.B. am 03.06.2008 in Rom): Die Regierung in Jerusalem sei ein fabriziertes Regime, das bald verschwinden werde. [4]“
Dazu sei merkt Arbeiterfotografie an
Der iranische Präsident sei >>gewiss kein Freund der israelischen Politik – wie sollte er auch, wenn diese sich über Völker- und Menschenrecht hinwegsetzt – aber eine „feindselige Einstellung“ gegenüber Juden kann keineswegs als erwiesen angesehen werden. Insbesondere ist die Äußerung vom 3.6.2008 dafür kein Beleg. Sie deckt sich weitgehend mit der Äußerung vom 26.10.2005 in ihrer korrekten Wiedergabe und ist damit eher eine Bestätigung des Sachverhalts als die beabsichtigte Relativierung.<<
Wir gratulieren Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann von Arbeiterfotografie – Forum für Engagierte Fotografie für ihre exakte Recherche und ihr couragiertes Engagement für eine deeskalierende Berichterstattung.
Links
[1] http://www.tagesschau.de/ausland/meldung154160.html
[2] http://www.bpb.de/themen/MK6BD2,0,0,Die_umstrittene_Rede_Ahmadinedschads.html
[3] http://www.tagesschau.de/ausland/meldung132576.html
[4] http://www.tagesschau.de/multimedia/video/video327676.html
Kontakt:
Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann
Merheimer Str. 107
D-50733 Köln
Tel: 0221/727 999
Fax: 0221/732 55 88
eMail: arbeiterfotografie@t-online.de
Web: www.arbeiterfotografie.com
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