Der schwere Weg zum Frieden leicht gemacht
Geschichte und Theorie der Friedenspädagogik von Erasmus bis zur Gegenwart
1. Auflage 2007
416 S. Kt. Broschur, Klebebindung
Format: 15,0 cm x 22,5 cm
EUR 34,95 [D]/ EUR 36,00 [A]/ SFr 59,90
ISBN 978-3-579-08016-1
Der Verlagstext:
Vergessene Einsichten und realitätsnahe Theorie
Die erste Geschichte der Friedenspädagogik mit praktischen Folgerungen
Kriege bilden eine weltgeschichtliche Konstante, ebenso die alte Sehnsucht nach Frieden. Dennoch fehlen bisher in der (religions-)pädagogischen Geschichtsschreibung sowohl eine Geschichte der Friedenspädagogik als auch eine darauf aufbauende Theoriebildung.
Diesem Desiderat begegnet Karl Ernst Nipkow mit dem vorliegenden Band.
In einem historisch-systematischen Durchgang macht er, großenteils
biografisch eingebettet, den überraschenden Reichtum vergessener und
verdrängter friedenserzieherischer und theologischer Einsichten seit
der Epoche von Humanismus und Reformation wieder sichtbar. Durchgängig
wird hierbei die Rolle der christlichen Religion analysiert.
In Aufnahme der – genuin pädagogischen – Frage »Sind Gewaltverzicht und
Friedensfähigkeit erlernbar?« entfaltet Nipkow in drei Analyseschritten
eine realitätsnahe »Theorie der Friedenspädagogik«, die sehr konkret an
die pädagogische und die darin präsente (welt-)politische Praxis
anknüpft.
Rezension
Nach der paralellen Lektüre – von Richard Dawkins, 2007 – Gotteswahn bin ich mit einer gesunden Skepsis gegenüber Religionspädagogen ausgestattet. Aber die kritische Aufarbeitung blinder Flecken von in der Friedensszene als „Edelmenschen“ gehandelten Personen von „Erasmus von Rotterdam“ bis zur Gegenwart hat mich fast so erquickt wie die Lektüre Dawkins Abhandlung zur Rettung der Wissenschaft vor unbelegbaren religiösen Weltanschauungen.
Inhalt
Einleitung
Teil I: Zeitalter der Renaissance und Reformation
Krieg als rätselhaftes anthropologisches Phänomen und der theologischeSelbstwiderspruch christlicher Kriege 17
Friedenssichernde Ordnungspolitik und gemeinwohlorientierteFriedenserziehung 31
Einsamer Widerstand – Kriegsanalyse und biblische Friedensverheißung 53
Teil II: 17. Jahrhundert
Die umfassende Vision: Theologie, Politik und Pädagogik für den gottgewollten Weltfrieden 69
Teil III: Epoche der Aufklärung
Frieden als Brennpunkt einer radikalen geschichtskritischen Humanitätsbildung in globalen Perspektiven
Staatenbund freier Republiken und Weltbürgerrecht als Bedingungen dauerhaften Friedens 134
Das Scheitern einer Illusion und bleibender Unfriede 152
Teil IV: 18. Jahrhundert
F r i e d e n s e r z i e h u n g a l s B i l d u n g z u r L i e b e u n d H e i l i g u n g d e s L e b e n s . . . 1 6 3
Die unheilschwangere Saat des Nationalismus 182
Christlich-germanische Sendung und preußische Kriegspädagogik im Geschichtsunterricht und die idealistische Weihe des Krieges (G. W. F. Hegel) 195
Alibis für Gewalt: Der ethnisch und rassisch Andere – Männlichkeitskult – sozialdarwinistischer Konkurrenzkampf-Magie der Macht und Militarisierung . 207
„Friedrich Nietzsche“
Der Krieg des neuen Menschen gegen die alte Welt im Willen zur Macht 222
Teil V: 20. Jahrhundert
„Friedrich Wilhelm Foerster“
Staatsbürgerliche Erziehung als implizite und explizite Friedenspädagogikim Schatten der beiden Weltkriege 237
„Kurt Hahn“
Reformpädagogik als Friedenserziehung und die Leidenschaft des Rettens als moralisches Äquivalent des Krieges 269
Friedenserziehung nach 1945?
Anhaltende innere und äußere Schwierigkeiten 290
„Hermann Rohr“s Friedenspädagogik als eigenständige wissenschaftliche und praktischeschulische Aufgabe 299
»Kritische Friedenserziehung« der 70er Jahre zwischen Friedensforschung, Gesellschaftsveränderung und individueller Emanzipation 308
Zur ökologischen Wende in der Friedenserziehung und zum friedenspädagogischen Aufbruch in der Religionspädagogik und in religiösen Friedensbewegungen 324
Teil VI: Systematischer Ertrag
Sind Gewaltminimierung und Friedensfähigkeit erlernbar?
Zu einer Theorie der Friedenspädagogik heute 353
I. Bezugsrahmen im interdisziplinären Zusammenspiel als Dimensionen der Friedenserziehung 354
1. Pädagogischer Bezugsrahmen
I: Die Chancen von Lernen, Erziehung, Schulen 354
2. Pädagogischer Bezugsrahmen
II: Frieden und Friedenserziehungals Frage an die ethische Bildung und ihre gesamtgesellschaftliche Ausrichtung 358
3. Pädagogischer Bezugsrahmen
III: Sozialisation als gesellschaftlicher Hebel für den Erwerb von Dispositionen für Kriegsbereitschaftoder Friedenswillen 358
4. Anthropologischer Bezugsrahmen: Zusammenwirken genetisch-biologischer und kulturell-gesellschaftlicher Faktoren 360
5. Gewaltregulierende Institutionen
I: Staatliches Gewaltmonopol und Friedenserziehung als politische Aufklärung 363
6. Gewaltregulierende Institutionen II: Recht und Rechtserziehung als Aspekt der Friedenserziehung 366
7. Gewaltregulierende Institutionen III: Erziehung zu Demokratie und Weltbürgerlichkeit in einer globalen Zivilgesellschaft als Teil der Friedenserziehung 367
8. Gewaltregulierende Institutionen IV: Religionen und religiöse Bildung als Dimension der Friedenserziehung 370
II. Ursachen von Aggression, Gewalt und Krieg und friedenspädagogische Ansatzpunkte 375
1. Sozialwissenschaftliche Ursachensuche 375
2. Psychoanalytische und evolutionspsychologische Ursachen von Gewaltausübung – Solidarität, Kooperation, Empathie, Mitleidals Gegenkräfte 378
3. Indoktrinierbarkeit durch Ideologien und Propaganda als Ursache- Information, Aufklärung und Ideologiekritik als Antwort . . . 385
III. Friedenspädagogische Ziele, Inhalte, Wege und Kompetenzen . . . . 389
1. Friedenserziehung und Friedenskultur – Kompetenzen und Lernwege 390
2. Kompetenzen des Rechtsverständnisses und der Rechtserziehung als Säule der Friedenserziehung 394
3. Kompetenzen interkulturellen Verstehens als sich verschärfende Anforderung in der Friedenspädagogik 396
4. Kompetenzen kritischer Selbstunterscheidung in Religionen undsäkularen Weltanschauungen als Teil der Friedenserziehung . . . 398
5. Alltägliche Gewalt und Kompetenzen zum Abbau maskuliner Ideologien und Verhaltensweisen 401
6. Dualistisches Feindbilddenken und Kompetenzen für eine vermittelnde und versöhnende dritte Perspektive 406
7. Menschliche Nähe als Risiko und Chance – das Gesicht des Anderen und kommunikative Kompetenzen 411
8. Geschichtliche Bildung und Erinnerung – Gedenkkultur für gemeinsame Opfer 413
9. Anfang und Ende: Frieden durch und als Vertrauen 414
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