Evangelische Friedensethik
Quelle: www.friederle.de
Friedensethik
Erkenntnisse, Bewertungen und Stellungnahmen
Grundsätzliche ethische Bewertungen zum „Kriegsdienst mit der Waffe“Forum Friedensethik in der Evangelischen Landeskirche Baden Stellungnehmen |
„Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein“ – so formulierte der Ökumenische Rat der Kirchen bei seiner Gründugnsversammlung 1948 in Amsterdam die Überzeugung vieler Christen nach dem Ende des 2. Weltkrieges. Diese Aussage ist nicht unumstritten – auch nicht unter den Christen. Eine eindeutig pazifistische Position wurde nach der „konstantinischen Wende“ im Laufe der Kirchengeschichte meist nur noch von einer Minderheit vertreten, während die „Großkirchen“ militärischer Gewalt eher zustimmend begegneten. Besonders unheilvoll wirkte sich die enge Verbindung von Trohn und Altar aus, weil den Kirchen dabei die Rolle der Kriegslegitimation zukam. Wo diese Verbindung nicht so eng war, entwickelten kirchliche Vertreter friedensethische Kriterien, die einerseits die Macht „zähmen“ sollten, andererseits die Waffenanwendung in bestimmten Situationen als rechtmäßig („Lehre vom gerechten Krieg“) oder gar als Christenpflicht beschrieben. Mit |
Grundsätzliche
ethische Bewertungen zum „Kriegsdienst mit der Waffe“
Wir dokumentieren Stellungnahmen und Erklärungen aus dem Raum der
Kirchen in historischer Reihenfolge
- Unsere
Kirche gründet auf Jesus Christus, der mit seinem Leben und Sterben
den Armen und Ohnmächtigen Hoffnung bringt. Viele Textstellen des
Neuen
Testamentes belegen seine umfassende Liebe zu allen Menschen und zeigen
einen dritten Weg (weder Flucht noch Vergeltung) des Umgangs mit Gewalt:
Gütekraft. (14.
1. 2001) - Gott
am Kreuz – wo gibts denn sowas? Für uns ist die Vorstellung, dass
sich Gottes Sohn ans Kreuz nageln lässt „normal“, weil alltäglich.
Haben wir wriklich schon verstanden, welche Botschaft darin steckt, dass
Gott nicht nur allmächtig, sondern ohnmächtig gedacht wird? (14.
1. 2001) - Das Augsburger
Bekenntnis, 1530 in seiner jetzigen Fassung formuliert, gilt als die Grundlage
der Kirchen der Reformation. Der darin enthaltene Artikel 16, kurz CA
16 genannt, war für friedensbewegte Christen immer wieder Stein
des Anstoßes, weil er die „Wiedertäufer“ verurteilt, die tötende
Gewalt als unchristilich ablehnen. (3.
12. 2002) - Nach dem
Ende des Zweiten Weltkrieges waren sich die Christen weitgehend einig:
So etwas darf nicht wieder vorkommen. Krieg ist kein Mittel der Politik.
Krieg
soll nach Gottes Willen nicht sein. Auch die Gründungsversammlung
des Ökumenischen Rates der Kirchen sprach sich 1948 in Amsterdam dafür
aus, der „Lehre vom gerechten Krieg“ den Rücken zu kehren.
(19. 2. 2001) - Die Heidelberger
Thesen von 1959 beschreiben eine friedensethische Position, die in
der Evangelischen Kirche Westdeutschlands das Gespräch ziwschen (Atom-)Pazifisten
und Befürwortern der Abschreckungspolitik ermöglichte. Sie kennzeichnen
das Denken einer Theologie, wie sie zur Zeit der Blockkonfrontation in
Westdeutschland maßgebend war. Zusammengefasst fordern sie dazu auf,
die Zeit der Abschreckung zu nutzen, um die Logik und den Geist der Kriegsführung
zu überwinden: „Der Krieg muss in andauernden und fortschreitenden
Anstrengungen abgeschafft werden.“ (19.
2. 2001) - Als Antwort
auf die atomare Bedrohung forderte die Vollversammlung des Ökumenischen
Rates der Kirchen 1983 in Vancouver die Christen
und Kirchen auf, sich in den kommenden Jahren mit dem christlichen Glauben
angesichts der Bedrohungen des Lebens zu befassen. Kirchen und Christen
können nicht schweigen, wenn die Lebensmöglichkeiten bedroht
sind. (14. 1. 2001) - Nach „Vancouver“
ließen sich die Kirchen sowohl regional als auch Kontinentenweit
auf einen „konziliaren Prozess für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung
der Schöpfung“ ein. Nach der Reformation war es 1998 zum ersten Mal
möglich, dass die protestantischen Kirchen Deutschlands zusammen mit
der Römisch-Katholischen Kirche eine gemeinsame „Linie“ in Glaubensfragen
suchten und fanden, die „Erklärung von Stuttgart“.
Die kirchlichen Vertreter sprechen sich u.a. dafür aus, gewaltfreie
Konfliktbearbeitung stärker zu fördern. (14.
1. 2001) - Noch deutlicher
als in der „Erklärung von Stuttgart“ sprechen sich die Delegierten
der ersten Europäischen Versammlung 1989 in
Basel für die Entwicklung einer gewaltfreien Alternative aus.
Sie regen die Bildung von ökumenischen Schalom-Diensten an und bringen
damit einen neuen Impuls in die Diskussion um die Friedensfrage. In dieser
Versammlung war bereits der Geist von „Glasnost“ zu spüren, auch wenn
die Mauer noch zwischen Ost und West stand. (14.
1. 2001) - Weil
nach den Kirchenwahlen im Jahr 1989 einige ins Ältestenamt gewählte
Christen mit der Verpflichtung auf die kirchlichen Bekenntnisse Schwierigkeiten
hatten, fasste die Synode der Evangelischen Landeskirche in Baden
am 25. Oktober 1990 einen Beschluss zu Artikel
16 der Confessio Augustana. (3.
12. 2002)
- „Kundgebung“
der EKD-Synode vom November 1993
zu friedensethischen Fragestellungen nach dem Ende der Blockkonfrontation.
Die Synodalen sehen insbesondere drei Notwendigkeiten für eine Friedensordnung
der Zukunft: die Weiterentwicklung von Instrumenten ziviler Konfliktbearbeitung,
die Demokratisierung der UNO und die schrittweise Übertragung des
staatlichen Gewaltmonopols an die UNO oder deren regionaler Unterorganisationen
(z.B. OSZE). (14. 1.
2001) - Die Zweite
Europäische Ökumenische Versammlung in Graz
1997 unterstreicht die Notwendigkeit, Instrumente gewaltfreier Konfliktbearbeitung
zu entwickeln. Die Kritik an der militärischen Hochrüstung, die
besonders in Vancouver deutlich ausfiel, wird jetzt zurückhaltender.
(14.
1. 2001) - Der Ökumenische
Rat der Kirchen ruft die Mitgliedskirchen dazu auf, in den Jahren 2001
bis 2010 einen Schwerpunkt der kirchlichen Arbeit auf die Überwindung
von Gewalt zu legen. Fernando Enns zeigt Ansatzpunkte zum Handeln.
(15.
12. 2000) - Überlegungen
zum Gewaltverzicht und zur „ultima ratio“ militärischer
Gewalt ein Jahr nach dem Luftkrieg gegen Jugoslawien von Rechtsanwalt Ullrich
Hahn, Vorsitzender des Internationalen Versöhnungsbundes, deutscher
Zweig im April 2000.(14.
1. 2001) - Die Deutsche
Katholische Bischofskonferenz veröffentlichte im Oktober 2000 ein
ausgezeichnetes und wegweisendes Wort zur Friedensethik: Gerechter
Frieden (15. 12.
2000) - Die
21. Friedenskonsultation der landeskirchlichen Friedensausschüsse
und Friedensdienste in der EKD vom 12.-14. Februar 2001 nahm in einem einstimmig
gefassten Beschluss Stellung zur friedensethischen Diskussion innerhalb
der Evangelischen Kirche. In 10 Thesen fassten
die Delegierten ihre Anliegen zusammen.
(27. 2. 2001) - Der Militärpfarrer
Dr. M. Engelke wurde durch den Kosovo-Krieg 1999 angeregt, die friedensethische
Position der Evangelischen Kirche zu überdenken. Seine pazifistischen
Thesen erläuterte er bei der 21. Friedenskonsultation der EKD. Ein
lesenswerter
Aufsatz als PDF-Datei.
(3. 3. 2001) - Der Ökumenische
Rat der Kirchen forderte bei der Sitzung des Zentralausschusses Anfang
Februar 2001 die Atomwaffenstaaten erneut zur Abrüstung auf.
(22. 3. 2001) - Auch im
Ökumenischen Rat der Kirchen besteht noch keine Einigkeit in der Frage,
ob es unter bestimmten Situation für Christen geboten ist, Militär
zur Lösung von Konflikten einzusetzen, oder ob Christen in jedem Fall
der militärischen Macht die moralische Legitimation entziehen sollen.
Das Papier, „Der Schutz gefährdeter Bevölkerungsgruppen
in Situationen bewaffneter Gewalt“ konnte noch nicht verabschiedet
werden. (22.
3. 2001) - Die Evangelische Arbeitsgemeinschaft
zur Betreuung der Kriegsdienstverweigerer (EAK) wendet sich mit dieser
Stellungnahme an die Gliedkirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland
(EKD) und an die Öffentlichkeit. Sie möchte darauf hinwirken,
dass der Funktionswandel des Militärs von Kirche und Öffentlichkeit
nicht unkritisch hingenommen wird.
(31. 3. 2001) - Der Rat
der EKD veröffentlicht eine friedensethische Stellungnahme mit dem
Titel „Friedensethik in der Bewährung – eine Zwischenbilanz“, die
er selbst als Ergänzung seiner Denkschrift aus dem Jahre 1994 „Schritte
auf dem Weg des Friedens – Orientierungspunkte für Friedensethik und
Friedenspolitik“ versteht. Die Texte finden Sie auf der Homepage
der EKD. - Zum Abschluss
des interreligiösen Friedengipfels in Assisi am 24. Januar 2002 haben
sich die Delegierten von zwölf Weltreligionen und 31 christlichen
Kirchen und Gemeinschaften in einer Erklärung
dem Frieden verpflichtet. (12.
4. 2002) - Götz
Planer-Friedrich plädiert in seinem Vortrag, den er bei einem friedensethischen
Studientag der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft zur Betreuung der Kreigsdienstverweigerer
gehalten hat, für eine mutigere kirchliche Stimme bezogen auf die
Kriegsbereitschaft der Christen. Es sei an der Zeit, Krieg als Mittel der
Politik entschieden abzulehnen. Wir dokumentieren
den Vortrag als pdf-Datei. (47kb)
(7. 10. 2002) - Dr. Matthias
Engelke, ehemaliger Soldatenseelsorger, plädierte in einem Grundsatzreferat
im Rahmen der Mitgliederversammlung der Aktionsgeminschaft Dienst für
den Frieden für eine theologisch fundierte Auseinandersetzung mit
der Gewaltfrage. Er setzt hierbei den biblischen Befund mit kirchengeschichtlich
relevanten
Texten in Bezug und kommt dabei zu dem Schluss, dass das Christentum vom
Pazifismus nicht zu trennen ist. Das überarbeitete
Referat dokumentieren wir als als pdf-Datei
(146kb). (9. 11. 2002)
Kirchliche
Erörterungen und Stellungnahmen zu aktuellen
Kriegen
- Bei einer Friedensdemonstration in Washington wurden auch
Bischöfe und andere Mitglieder von Kirchenleitungen
verhaftet. (30.
März 2003) - Die Evangelische Arbeitsgemeinschaft
zur Betreuung der der Kriegsdienstverweigerer, EAK, ruft in einer
Erklärung
zum Irak-Krieg dazu auf, dem Krieg zu widerstehen.
(24. März 2003) - „Kriege können nicht gewonnen
werden, nur der Frieden.“ Mit dieser Aussage endet der Aufruf
zum Frieden im Irak von Konrad Raiser, dem Generalsekretär
des Ökumenischen Rates der Kirchen vom 20. 3. 2003. (21.
März 2003) - In einer Erklärung vom
20. März fordert die Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend
(aej) den sofortigen Abbruch der Kampfhandlungen
im Irak. (21. März 2003) - Der Vorstand
der aej (Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend) fordert die Politiker
zu Dialog statt Krieg, seine Mitglieder in ihren
Organisationen zu deutlichem Engagement zur Verhinderung eines Irak-Krieges
auf. (7. Februar 2003) - Kirchenführer
aus den USA, Europa und dem Nahen Osten haben sich am Mittwoch, den 5.
Februar, bei einem Treffen in Berlin in einer Resolution für eine
friedliche Lösung der Irak-Krise ausgesprochen. In einer 10-Punkte-Resolution
lehnen sie einen Präventivkrieg gegen den Irak ab. (7.
2. 2003) - In einem
„Wort
an die Gemeinden“ vom Januar 2003 nimmt Landesbischof Dr. Ulrich Fischer
deutlich Stellung gegen einen geplanten Irak-Krieg und fordert die Christen
zu Gebet und Engagement auf. (20.
Januar 2003) - Der
Kosovo-Krieg als Kontext friedensethischer Überlegungen – eine
umfangreiche Analyse des Kosovo-Krieges zur friedensethischen Urteilsbildung
von Wilhelm Wille (1.
Juli 2000) - Erklärung
vom „Forum Friedensethik“ zum Kosovo-Krieg vom 1.
Juli 2000 - Friedensethische
Positionen der Kirchen zum Kosovo-Krieg – ein
Aufastz von Pfarrer Dietrich Becker-Hinrichs (April
2000) - Den
Frieden gewinnen – Erklärung des Vorsitzenden des Rates
der EKD, Präses Manfred Kock, zum Jahrestag des Beginns der
NATO-Luftangriffe auf Serbien und zur Situation im Kosovo (24.
März 2000) - Stellungnahme
der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft zur Betreuung der Kriegsdienstverweigerer
(EAK) anlässlich des Jahrestages der NATO-Intervention
im Kosovo am 24.
März 2000 - Ein Aufsatz von Militärpfarrer
Dr. Engelke, der denn Kosovo-Einsatz an den friedensethischen
Erklärungen der Evangelischen Kirchen mißt (August
1999) - Christen
aus Baden sagen NEIN zum Krieg – eine innerkirchliche Stellungnahme,
die sich an den Leitkriterien des „Gerechten Krieges“ orientiert. (April
1999)
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