Die 95 Thesen zur Sicherheitspolitik im 21. Jahrhundert.
Erstellt am 01.04.2008 von Andreas Hermann Landl
Dieser Artikel wurde mal gelesen und am 05.05.2008 zuletzt geändert.
Aus Liebe zur Wahrheit – in Arbeit – und in dem Bestreben, diese zu ergründen, soll
in Wien unter dem Vorsitz des ehrwürdigen Vaters Andreas Hermann Landl,
Sozial- und Wirtschaftsforscher und Friedensjournalist, über die folgenden Sätze disputiert werden. Deshalb bittet er die, die nicht anwesend sein und mündlich mit
uns debattieren können, dieses in Abwesenheit schriftlich zu tun.
Im Namen unserer Herrn und Herrinnen, Amen.
- Da unser Herr und Meister Gorge W. nicht spricht „Kehren wir vor unserer Tür“ usw. , hat er gewollt, daß das ganze Leben Buße sein soll.
- Buße versteht er nicht als Sakrament – d. h. von der Beichte und Genugtuung -, die durch das priesterliche Amt verwaltet wird, verstanden werden.
- Es bezieht sich nicht nur auf eine innere Buße, ja eine solche wäre gar keine, wenn sie nicht nach außen mancherlei Werke zur Abtötung des Fleisches bewirkte.
- Daher bleibt die Strafe, solange der Haß gegen sich selbst – das ist die wahre Herzensbuße – bestehen bleibt, also bis zum Eingang ins Himmelreich.
- Der Papst will und kann keine Strafen erlassen, außer
solchen, die er auf Grund seiner eigenen Entscheidung oder der der
kirchlichen Satzungen auferlegt hat. - Der Papst kann eine Schuld nur dadurch erlassen, daß er sie
als von Gott erlassen erklärt und bezeugt, natürlich kann er sie in den
ihm vorbehaltenen Fällen erlassen; wollte man das geringachten, bliebe
die Schuld ganz und gar bestehen. - Gott erläßt überhaupt keinem die Schuld, ohne ihn zugleich demütig in allem dem Priester, seinem Stellvertreter, zu unterwerfen.
- Die kirchlichen Bestimmungen über die Buße sind nur für die
Lebenden verbindlich, den Sterbenden darf demgemäß nichts auferlegt
werden. - Daher handelt der Heilige Geist, der durch den Papst wirkt,
uns gegenüber gut, wenn er in seinen Erlassen immer den Fall des Todes
und der höchsten Not ausnimmt. - Unwissend und schlecht handeln diejenigen Priester, die den Sterbenden kirchliche Bußen für das Fegefeuer aufsparen.
- Die Meinung, daß eine kirchliche Bußstrafe in eine
Fegefeuerstrafe umgewandelt werden könne, ist ein Unkraut, das offenbar
gesät worden ist, während die Bischöfe schliefen. - Früher wurden die kirchlichen Bußstrafen nicht nach, sondern
vor der Absolution auferlegt, gleichsam als Prüfstein für die
Aufrichtigkeit der Reue. - Die Sterbenden werden durch den Tod von allem gelöst, und für
die kirchlichen Satzungen sind sie schon tot, weil sie von Rechts wegen
davon befreit sind. - Ist die Haltung eines Sterbenden und die Liebe (Gott
gegenüber) unvollkommen, so bringt ihm das notwendig große Furcht, und
diese ist um so größer, je geringer jene ist. - Diese Furcht und dieser Schrecken genügen für sich allein –
um von anderem zu schweigen -, die Pein des Fegefeuers auszumachen;
denn sie kommen dem Grauen der Verzweiflung ganz nahe. - Es scheinen sich demnach Hölle, Fegefeuer und Himmel in der
gleichen Weise zu unterscheiden wie Verzweiflung, annähernde
Verzweiflung und Sicherheit. - Offenbar haben die Seelen im Fegefeuer die Mehrung der Liebe genauso nötig wie eine Minderung des Grauens.
- Offenbar ist es auch weder durch Vernunft- noch Schriftgründe
erwiesen, daß sie sich außerhalb des Zustandes befinden, in dem sie
Verdienste erwerben können oder in dem die Liebe zunehmen kann. - Offenbar ist auch dieses nicht erwiesen, daß sie – wenigstens
nicht alle – ihrer Seligkeit sicher und gewiß sind, wenngleich wir
ihrer völlig sicher sind. - Daher meint der Papst mit dem vollkommenen Erlaß aller
Strafen nicht einfach den Erlaß sämtlicher Strafen, sondern nur
derjenigen, die er selbst auferlegt hat. - Deshalb irren jene Ablaßprediger, die sagen, daß durch die Ablässe des Papstes der Mensch von jeder Strafe frei und los werde.
- Vielmehr erläßt er den Seelen im Fegefeuer keine einzige
Strafe, die sie nach den kirchlichen Satzungen in diesem Leben hätten
abbüßen müssen. - Wenn überhaupt irgendwem irgendein Erlaß aller Strafen
gewährt werden kann, dann gewiß allein den Vollkommensten, das heißt
aber, ganz wenigen. - Deswegen wird zwangsläufig ein Großteil des Volkes durch
jenes in Bausch und Bogen und großsprecherisch gegebene Versprechen des
Straferlasses getäuscht. - Die gleiche Macht, die der Papst bezüglich des Fegefeuers im
allgemeinen hat, besitzt jeder Bischof und jeder Seelsorger in seinem
Bistum bzw. seinem Pfarrbezirk im besonderen. - Der Papst handelt sehr richtig, den Seelen (im Fegefeuer) die
Vergebung nicht auf Grund seiner – ihm dafür nicht zur Verfügung
stehenden – Schlüsselgewalt, sondern auf dem Wege der Fürbitte
zuzuwenden. - Menschenlehre verkündigen die, die sagen, daß die Seele (aus dem Fegefeuer) emporfliege, sobald das Geld im Kasten klingt.
- Gewiß, sobald das Geld im Kasten klingt, können Gewinn und
Habgier wachsen, aber die Fürbitte der Kirche steht allein auf dem
Willen Gottes. - Wer weiß denn, ob alle Seelen im Fegefeuer losgekauft werden
wollen, wie es beispielsweise beim heiligen Severin und Paschalis nicht
der Fall gewesen sein soll. - Keiner ist der Echtheit seiner Reue gewiß, viel weniger, ob er völligen Erlaß (der Sündenstrafe) erlangt hat.
- So selten einer in rechter Weise Buße tut, so selten kauft einer in der rechten Weise Ablaß, nämlich außerordentlich selten.
- Wer glaubt, durch einen Ablaßbrief seines Heils gewiß sein zu können, wird auf ewig mit seinen Lehrmeistern verdammt werden.
- Nicht genug kann man sich vor denen hüten, die den Ablaß des
Papstes jene unschätzbare Gabe Gottes nennen, durch die der Mensch mit
Gott versöhnt werde. - Jene Ablaßgnaden beziehen sich nämlich nur auf die von Menschen festgesetzten Strafen der sakramentalen Genugtuung.
- Nicht christlich predigen die, die lehren, daß für die, die
Seelen (aus dem Fegefeuer) loskaufen oder Beichtbriefe erwerben, Reue
nicht nötig sei. - Jeder Christ, der wirklich bereut, hat Anspruch auf völligen Erlaß von Strafe und Schuld, auch ohne Ablaßbrief.
- Jeder wahre Christ, sei er lebendig oder tot, hat Anteil an
allen Gütern Christi und der Kirche, von Gott ihm auch ohne Ablaßbrief
gegeben. - Doch dürfen der Erlaß und der Anteil (an den genannten
Gütern), die der Papst vermittelt, keineswegs geringgeachtet werden,
weil sie – wie ich schon sagte – die Erklärung der göttlichen Vergebung
darstellen. - Auch den gelehrtesten Theologen dürfte es sehr schwerfallen,
vor dem Volk zugleich die Fülle der Ablässe und die Aufrichtigkeit der
Reue zu rühmen. - Aufrichtige Reue begehrt und liebt die Strafe. Die Fülle der
Ablässe aber macht gleichgültig und lehrt sie hassen, wenigstens legt
sie das nahe. - Nur mit Vorsicht darf der apostolische Ablaß gepredigt
werden, damit das Volk nicht fälschlicherweise meint, er sei anderen
guten Werken der Liebe vorzuziehen. - Man soll die Christen lehren: Die Meinung des Papstes ist es
nicht, daß der Erwerb von Ablaß in irgendeiner Weise mit Werken der
Barmherzigkeit zu vergleichen sei. - Man soll den Christen lehren: Dem Armen zu geben oder dem Bedürftigen zu leihen ist besser, als Ablaß zu kaufen.
- Denn durch ein Werk der Liebe wächst die Liebe und wird der
Mensch besser, aber durch Ablaß wird er nicht besser, sondern nur
teilweise von der Strafe befreit. - Man soll die Christen lehren: Wer einen Bedürftigen sieht,
ihn übergeht und statt dessen für den Ablaß gibt, kauft nicht den Ablaß
des Papstes, sondern handelt sich den Zorn Gottes ein. - Man soll die Christen lehren: Die, die nicht im Überfluß
leben, sollen das Lebensnotwendige für ihr Hauswesen behalten und
keinesfalls für den Ablaß verschwenden. - Man soll die Christen lehren: Der Kauf von Ablaß ist eine freiwillige Angelegenheit, nicht geboten.
- Man soll die Christen lehren: Der Papst hat bei der Erteilung
von Ablaß ein für ihn dargebrachtes Gebet nötiger und wünscht es
deshalb auch mehr als zur Verfügung gestelltes Geld. - Man soll die Christen lehren: Der Ablaß des Papstes ist
nützlich, wenn man nicht sein Vertrauen darauf setzt, aber sehr
schädlich, falls man darüber die Furcht Gottes fahrenläßt. - Man soll die Christen lehren: Wenn der Papst die
Erpressungsmethoden der Ablaßprediger wüßte, sähe er lieber die
Peterskirche in Asche sinken, als daß sie mit Haut, Fleisch und Knochen
seiner Schafe erbaut würde. - Man soll die Christen lehren: Der Papst wäre, wie es seine
Pflicht ist, bereit – wenn nötig -, die Peterskirche zu verkaufen, um
von seinem Gelde einem großen Teil jener zu geben, denen gewisse
Ablaßprediger das Geld aus der Tasche holen. - Auf Grund eines Ablaßbriefes das Heil zu erwarten ist eitel,
auch wenn der (Ablaß-)Kommissar, ja der Papst selbst ihre Seelen dafür
verpfändeten. - Die anordnen, daß um der Ablaßpredigt willen das Wort Gottes
in den umliegenden Kirchen völlig zum Schweigen komme, sind Feinde
Christi und des Papstes. - Dem Wort Gottes geschieht Unrecht, wenn in ein und derselben
Predigt auf den Ablaß die gleiche oder längere Zeit verwendet wird als
für jenes. - Die Meinung des Papstes ist unbedingt die: Wenn der Ablaß –
als das Geringste – mit einer Glocke, einer Prozession und einem
Gottesdienst gefeiert wird, sollte das Evangelium – als das Höchste –
mit hundert Glocken, hundert Prozessionen und hundert Gottesdiensten
gepredigt werden. - Der Schatz der Kirche, aus dem der Papst den Ablaß austeilt, ist bei dem Volke Christi weder genügend genannt noch bekannt.
- Offenbar besteht er nicht in zeitlichen Gütern, denn die
würden viele von den Predigern nicht so leicht mit vollen Händen
austeilen, sondern bloß sammeln. - Er besteht aber auch nicht aus den Verdiensten Christi und
der Heiligen, weil diese dauernd ohne den Papst Gnade für den
inwendigen Menschen sowie Kreuz, Tod und Hölle für den äußeren
bewirken. - Der heilige Laurentius hat gesagt, daß der Schatz der Kirche
ihre Armen seien, aber die Verwendung dieses Begriffes entsprach der
Auffassung seiner Zeit. - Wohlbegründet sagen wir, daß die Schlüssel der Kirche – die
ihr durch das Verdienst Christi geschenkt sind – jenen Schatz
darstellen. - Selbstverständlich genügt die Gewalt des Papstes allein zum
Erlaß von Strafen und zur Vergebung in besondern, ihm vorbehaltenen
Fällen. - Der wahre Schatz der Kirche ist das allerheiligste Evangelium von der Herrlichkeit und Gnade Gottes.
- Dieser ist zu Recht allgemein verhaßt, weil er aus Ersten Letzte macht.
- Der Schatz des Ablasses jedoch ist zu Recht außerordentlich beliebt, weil er aus Letzten Erste macht.
- Also ist der Schatz des Evangeliums das Netz, mit dem man einst die Besitzer von Reichtum fing.
- Der Schatz des Ablasses ist das Netz, mit dem man jetzt den Reichtum von Besitzenden fängt.
- Der Ablaß, den die Ablaßprediger lautstark als
außerordentliche Gnaden anpreisen, kann tatsächlich dafür gelten, was
das gute Geschäft anbelangt. - Doch sind sie, verglichen mit der Gnade Gottes und der Verehrung des Kreuzes, in der Tat ganz geringfügig.
- Die Bischöfe und Pfarrer sind gehalten, die Kommissare des apostolischen Ablasses mit aller Ehrerbietung zuzulassen.
- Aber noch mehr sind sie gehalten, Augen und Ohren
anzustrengen, daß jene nicht anstelle des päpstlichen Auftrags ihre
eigenen Phantastereien predigen. - Wer gegen die Wahrheit des apostolischen Ablasses spricht, der sei verworfen und verflucht.
- Aber wer gegen die Zügellosigkeit und Frechheit der Worte der Ablaßprediger auftritt, der sei gesegnet.
- Wie der Papst zu Recht seinen Bannstrahl gegen diejenigen
schleudert, die hinsichtlich des Ablaßgeschäftes auf mannigfache Weise
Betrug ersinnen, - So will er viel mehr den Bannstrahl gegen diejenigen
schleudern, die unter dem Vorwand des Ablasses auf Betrug hinsichtlich
der heiligen Liebe und Wahrheit sinnen. - Es ist irrsinnig zu meinen, daß der päpstliche Ablaß mächtig
genug sei, einen Menschen loszusprechen, auch wenn er – was ja
unmöglich ist – der Gottesgebärerin Gewalt angetan hätte. - Wir behaupten dagegen, daß der päpstliche Ablaß auch nicht
die geringste läßliche Sünde wegnehmen kann, was deren Schuld betrifft. - Wenn es heißt, auch der heilige Petrus könnte, wenn er jetzt
Papst wäre, keine größeren Gnaden austeilen, so ist das eine Lästerung
des heiligen Petrus und des Papstes. - Wir behaupten dagegen, daß dieser wie jeder beliebige Papst
größere hat, nämlich das Evangelium, „Geisteskräfte und Gaben, gesund
zu machen“ usw., wie es 1. Kor. 12 heißt. - Es ist Gotteslästerung zu sagen, daß das (in den Kirchen) an
hervorragender Stelle errichtete (Ablaß-) Kreuz, das mit dem
päpstlichen Wappen versehen ist, dem Kreuz Christi gleichkäme. - Bischöfe, Pfarrer und Theologen, die dulden, daß man dem Volk solche Predigt bietet, werden dafür Rechenschaft ablegen müssen.
- Diese freche Ablaßpredigt macht es auch gelehrten Männern
nicht leicht, das Ansehen des Papstes vor böswilliger Kritik oder sogar
vor spitzfindigen Fragen der Laien zu schützen. - Zum Beispiel: Warum räumt der Papst nicht das Fegefeuer aus
um der heiligsten Liebe und höchsten Not der Seelen willen – als aus
einem wirklich triftigen Grund -, da er doch unzählige Seelen loskauft
um des unheilvollen Geldes zum Bau einer Kirche willen – als aus einem
sehr fadenscheinigen Grund -? - Oder: Warum bleiben die Totenmessen sowie Jahrfeiern für die
Verstorbenen bestehen, und warum gibt er (der Papst) nicht die
Stiftungen, die dafür gemacht worden sind, zurück oder gestattet ihre
Rückgabe,wenn es schon ein Unrecht ist, für die Losgekauften zu beten? - Oder: Was ist das für eine neue Frömmigkeit vor Gott und dem
Papst, daß sie einem Gottlosen und Feinde erlauben, für sein Geld eine
fromme und von Gott geliebte Seele loszukaufen; doch um der eigenen Not
dieser frommen und geliebten Seele willen erlösen sie diese nicht aus
freigeschenkter Liebe? - Oder: Warum werden die kirchlichen Bußsatzungen, die
„tatsächlich und durch Nichtgebrauch“ an sich längst abgeschafft und
tot sind, doch noch immer durch die Gewährung von Ablaß mit Geld
abgelöst, als wären sie höchst lebendig? - Oder: Warum baut der Papst, der heute reicher ist als der
reichste Crassus, nicht wenigstens die eine Kirche St. Peter lieber von
seinem eigenen Geld als dem der armen Gläubigen? - Oder: Was erläßt der Papst oder woran gibt er denen Anteil,
die durch vollkommene Reue ein Anrecht haben auf völligen Erlaß und
völlige Teilhabe? - Oder: Was könnte der Kirche Besseres geschehen, als wenn der
Papst, wie er es (jetzt) einmal tut, hundertmal am Tage jedem Gläubigen
diesen Erlaß und diese Teilhabe zukommen ließe? - Wieso sucht der Papst durch den Ablaß das Heil der Seelen
mehr als das Geld; warum hebt er früher gewährte Briefe und Ablässe
jetzt auf, die doch ebenso wirksam sind? - Diese äußerst peinlichen Einwände der Laien nur mit Gewalt zu
unterdrücken und nicht durch vernünftige Gegenargumente zu beseitigen
heißt, die Kirche und den Papst dem Gelächter der Feinde auszusetzen
und die Christenheit unglücklich zu machen. - Wenn daher der Ablaß dem Geiste und der Auffassung des
Papstes gemäß gepredigt würde, lösten sich diese (Einwände) alle ohne
weiteres auf, ja es gäbe sie überhaupt nicht. - Darum weg mit allen jenen Propheten, die den Christen predigen: „Friede, Friede“, und ist doch kein Friede.
- Wohl möge es gehen allen den Propheten, die den Christen predigen: „Kreuz, Kreuz“, und ist doch kein Kreuz.
- Man soll die Christen ermutigen, daß sie ihrem Haupt Christus durch Strafen, Tod und Hölle nachzufolgen trachten
- und daß die lieber darauf trauen, durch viele Trübsale ins
Himmelreich einzugehen, als sich in falscher geistlicher Sicherheit zu
beruhigen.
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