Terrorismus – Zwischen Freiheitskampf und internationalem Verbrechen
»Terror
ist der Krieg der Armen.
Krieg ist der Terror der Reichen.«
So lautete das Thema der sozialdemokratischen Kooperationsveranstaltung
der Zukunftswerkstätte und des Renner-Instituts
in der Wiener Zukunfts- und Kulturwerkstätte (ZUK) die am Montag, 15. November 2004, um 19.00 Uhr stattfand.
Als Friedensjournalist fokusiere ich letztlich immer die lösungsorientierte Fragen.
Zum Beispiel: Wie komme ich vom „Terror“ zum Frieden? Terror/Frieden?
Der Untertitel der Veranstaltung interessierte mich daher weniger. Die
Referenten Tuschl und Reiter waren mir aber bekannt und der Terror ist
zur Zeit der „Aufhänger“ für den Frieden. Da wollte ich Heer, Religionsphilosopie, die ständig vom Aussterben bedrohte österreichische Friedensforschung und die rekonvaleszente österreichische Sozialdemokratie nicht ohne friedensjournalistische
Begleitung lassen.
Worum sollte es laut VeransterIn inhaltlich bei der
behandlung des Topthemas „Terror“ gehen?
Die Anschläge vom 11.9.2001 in New York und Washington hätten die
Welt verändert und Sicherheit sowohl international als auch national
zum Topthema der „politischen Auseinandersetzung“ gemacht. Topthemen
füllen die Veranstalung. Ein Disput über ein kontroversielles
Thema sorgt zusätzlich für Quote. Irgendwo muss der Frust über die Welt ja
abgelassen werden. Besser im friedlichen Disput in der Zukunftswerkstätte wie im Krieg! Also war ich in der Hoffnung auf eine befriedigende Diskussion in die Wiener Innenstadt gekommen.
ZUK: „Mittlerweile hat der Terror viele Gesichter“
Bagdad
– Bali
– Beslan
– Gaza
– Grosny
– Istanbul
– Madrid
um „nur einige der vielen Schauplätze,
die in den letzten Wochen und Monaten immer wieder traurige Nachrichten
schrieben„.
Drängende Terrorfragen und Geisterscheiden
Umso drängender sind die Fragen
nach adäquaten und effizienten globalen sicherheitspolitischen
Konsequenzen. Um Antworten darauf zu finden, müsse zunächst
wohl einiges
geklärt werden, so die Annahme der
VeranstalterInnen.
Da schieden sich wie erwartet die Geister:
-
Sind Anschläge die Waffe der Schwachen
oder eine globale
Bedrohung, der – mit
allen Mitteln! – der
Kampf angesagt werden muss? -
Was sind die jeweiligen Gründe für Terroranschläge?
-
Wie kann Terroranschlägen präventiv begegnet werden?
Es sollte also diskutiert werden über >mögliche „Definitionen
und Ursachen von Terror“ von sowie „Strategien“ gegen Terrorismus<.
Da schon keiner der in Frage gestellten Begriffe in eine Schubkarre
passt, war auch die Konfusion und die Entzweiung
über die Begriffe wesentlich warscheinlicher wie die Klärung
der Begriffe und der mit ihrer Hilfe gestellten Fragen.
Die TeilnehmerInnen am Terrorismuspodium
- Prof.
Dr. Heimo HOFMEISTER,
Professor für Religionsphilosophie
an der Universität Heidelberg - Hon.-Prof. Sektionschef
DDr. Erich REITER
dessen Naheverhältnis zur FPÖ ihm unter der ÖVP-FPÖ-Regierung angeblich
interessante Posten bescherte. Er ist heute unter anderem Beauftragter
für Strategische Studien und Leiter
des Büros für Sicherheitspolitik
im Bundesministerium für Landesverteidigung - Der österreichische
Friedensforscher, Dr. Ronald H. TUSCHL. Er ist der neue
Generalsekretär der Europäischen
Friedensuniversität im burgenländischen Schlaining. Kürzlich
hater unter dem Titel „Krieg der Armen“
im Web einen Aufsatz veröffentlicht. - Moderation
Mag.
Robert TREICHLER Redakteur im Ressort
Außenpolitik des profil
Die Statements
-
Reiter und Hofmeister engten den Terrorbegriff im wesentlichen auf nicht-staatliche Terrorgruppen ein.
Der Friedensforscher Tuschl hatte die gesamte Gewaltspirale von Staatsterror und Nicht-Staatsterror von Armen und Reichen im Blickfeld. Er verwehrte sich auch mehrfach gegen eine Einengung der Ursachensuche im rein Ökonomischen.
Kulturelle Gewalt, Strukturelle Gewalt und „Direkte Gewalt“ seien im Sinne der modernen Friedens- und Konfliktforschung zu untersuchen.
Sind Anschläge die Waffe der Schwachen oder eine globale Bedrohung, der – mit allen Mitteln! – der Kampf angesagt werden muss? Was sind die jeweiligen Gründe für Terroranschläge?
Nachdem sich bei den Begriffdefinitionen schon die Geister schieden
verlief auch die weitere Diskussion in unterschiedlichen Blicken und
Zugangsweisen zum Thema.
Reiter meinte etwa die Starken werden immer die Schwachen …
Gebrauchte in der Hitze der Debatte die Begriffe „Islamistischer
Terror“ und „Islamischer Terror“ und distanzierte sich nach einer
Publikumsanfrage vom Versprecher des „islamischen Terrors“. Da er der
Meinung ist, dass Terroranschläge ohne Massenvernichtungswaffen
Industriegesellschaften nicht wirklich stören können, solle man diese
Anschläge nicht überbewerten. Demokratie locke halt wie die RAF in
Deutschland gezeigt habe Terror an. In Diktaturen wo einfach 10
Terrorverdächtige liquidiert würden erwische man eben meist früher
oder
später auch ein paar echte Terroristen. Dikaturen hätten daher nicht
wirklich mit Terror zu kämpfen.
Hofmeister zeigte wenig Profil und wurde von vielen Sozialdemkraten im
Publikum eher im Lager von Reiter angesiedelt (… Terror ist der
Terror der Terroristen).
Interessant an der Position von Hofmeister und Reiter ist die
Projektion des Terrors auf die Terroristen, die Anderen. Alfred
Moorhammer, ein Humanist aus dem Publikum machte darauf Aufmerksam,
dass wir alle an den Ursachen des Terrors mitwirken, wenn unser
Lebensstil entsprechend angelegt sei. Jeder Autofahrer verschärfe etwa
die Konflikte um das Öl.
Wie kann Terroranschlägen präventiv begegnet werden?
Die lösungsorientierte Diskussion kam wie so oft zu kurz und da ich
trotz mehrfacher Meldung nicht das Wort erteilt erhielt stelle ich nun
abschließend die Fragen:
- Ist es wirklich hilfreich „die Ursachen“ und wohl
auch „die Symtomträger“ des Terrors zu konstruieren? - Wäre es nicht sinnvoller einfach nach friedlichen Mitteln zur
Entspannung der Terrorspiralen durch kaum erforschte Friedensspiralen
wie beispielsweise Konfliktlösung durch Integration zu suchen?
Das im kalten Krieg erfolgreiche Friedensprojekt verstrickt
sich ja mit dem schielenden Blick auf siegreiche Buschisten zur Zeit wieder
in die Gewaltspiralen der Welt. Abgesehen von Ausnahmen wie Bertha
Suttner, Gandhi, Martin Luther King und einer erklecklichen Anzahl von
weniger prominenten PazifistInnen waren Leute wie Napoleon, Stalin,
Hitler, Mao und Nixon mit Gewalt als Mittel der Politik oft siegreich.
Die Erfahrung ist im Zeitalter der Massenvernichtungswaffen allerdings
ein riskanter Lehrmeister. Wenn sich Europa mit den USA ins
hochprofitale „russische Roulette“ der skupellosen Aufrüstung, der
Wirtschaftskriminalität im Stile der aalglatten New-Economy-Abzocker
und der Demokratiehöhler unter der Anti-Terrortarnkappe verstrickt,
dann wird die gesamte Menschheit und das Leben auf der Erde zum
Hasardspiel.
Links
Friedensspirale
Sieger und Verlierer von Terrorkrieg und Kriegsterror
Ziviler Ungehorsam gegen das Roulettespiel um die Welt
Roulette mit Massenvernichtungswaffen
Posted in Unfrieden