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KRIEG IN DER DR KONGO

Erstellt am 07.04.2025 von Andreas Hermann Landl
Dieser Artikel wurde 178 mal gelesen und am 08.04.2025 zuletzt geändert.

Veranstaltungshinweis:

Was hat das mit uns zu tun?

Was können wir tun?

Mittwoch, 9. April 2025
18:00 Uhr
Veranstaltungsraum Waltherstraße 15, 4020 Linz

Vortrag von Isabelle Ntumba, Obfrau des Vereins Licht am Horizont, der sich um Straßenkinder in der DR Kongo kümmert.

Veranstalter: Solidarwerkstatt Österreich



Wie Kriege im Kongo mit Waffen und Rohstoffen vernetzt sind?

KRIEG IN DER DR KONGO – Was hat das mit uns zu tun? Was können wir tun?

Während in Europa andere Konflikte die meisten Schlagzeilen dominieren, tobt in der Demokratischen Republik Kongo (DR Kongo). Es ist ein oft übersehener Krieg mit verheerenden Folgen:
Millionen Menschen sind auf der Flucht

unzählige Opfer leiden unter sexualisierter Gewalt

Kinder werden zwangsrekrutiert

Das alles findet in einem Land statt, das sehr reich ist an natürlichen Ressourcen, aber von Armut, Ausbeutung und Gewalt geprägt wird, welche die belgische Könige mit brutalem Kolonialismus angelegt haben. Das Königshaus gibt es immer noch und Belgien beherbergt mit Brüssel die Hauptstadt der EU. Sie drückt sich seit Jahrzehnten vor faire Lieferketten und verbindliche Regeln dafür. Errungene Regeln werden wieder von Lobbys wieder verwässert oder gar weggeschmiert.

Was hat das mit uns zu tun?

Mehr als viele denken. Die DR Kongo ist eines der rohstoffreichsten Länder der Welt. Coltan, Kobalt, Kupfer, Gold – all das findet sich in unseren Handys, E-Autos, Laptops und Solaranlagen. Der Abbau dieser Ressourcen geschieht oft unter menschenunwürdigen Bedingungen – teilweise in Regionen, die von bewaffneten Gruppen kontrolliert werden, die sich durch eben diesen Rohstoffhandel finanzieren.

Wer also ein Smartphone benutzt oder ein E-Auto fährt, ist möglicherweise – wenn auch ungewollt – indirekt mit dem Konflikt verbunden. Multinationale Konzerne profitieren, während die Bevölkerung leidet. Österreich importiert Rohstoffe, investiert über Fonds, beteiligt sich an globalen Lieferketten – und trägt somit auch Verantwortung.

Was können wir tun?

Wir können

  • hinschauen
  • zuhören und
  • unsere Stimme erheben.

Politischen Druck machen für

  • faire Lieferketten,
  • für verbindliche Regeln statt Freiwilligkeit.

Unterstützen wir jene, die im Kongo selbst unter schwierigsten Bedingungen für ein besseres Leben kämpfen – wie der Verein Licht am Horizont, der Straßenkindern in Kinshasa Hoffnung und Perspektive gibt.

Mehr Infos: www.lichtamhorizont.at

Hintergrund: Wer profitiert vom Krieg in der DR Kongo und hält ihn am Laufen?

Die Antwort ist komplex, aber klar: Ein Netz aus lokalen, regionalen und internationalen Akteuren, die Waffen liefern, Rohstoffe ausbeuten, und politisch wie wirtschaftlich profitieren.

Hier die wichtigsten Gruppen, die man kennen sollte:


1. Regionale Akteure – direkte Kriegsparteien und ihre Unterstützer:

  • Bewaffnete Gruppen in der DR Kongo wie die M23 (vermutlich unterstützt von Ruanda), CODECO, ADF (Allied Democratic Forces, teilweise mit islamistischer Orientierung), Mai-Mai-Milizen u.v.a. Sie kontrollieren Gebiete, plündern Rohstoffe, erpressen „Steuern“ und handeln mit Waffen.
  • Nachbarländer wie Ruanda und Uganda: Ihnen wird seit Jahren vorgeworfen, Rebellengruppen zu unterstützen, um Zugang zu Rohstoffen wie Coltan und Gold zu sichern. Die UNO hat dazu mehrere kritische Berichte veröffentlicht.

Die Verantwortung Ruandas und Ugandas für den Krieg im Osten der DR Kongo ist seit den 1990er-Jahren dokumentiert – und hoch umstritten. Doch es gibt starke Hinweise, Berichte der UNO, Recherchen von NGOs und unabhängige Analysen, die belegen: Beide Staaten haben mehrfach Rebellengruppen im Kongo unterstützt, finanziert, bewaffnet – und wirtschaftlich von dem Krieg profitiert.


Ruanda – Paul Kagame und die M23

  • Paul Kagame, Präsident Ruandas seit 2000, war schon in den 1990ern militärisch im Ostkongo aktiv. Nach dem Völkermord 1994 marschierte seine Armee mehrfach in den Kongo ein – offiziell zur Verfolgung von Hutu-Milizen, tatsächlich aber auch zur Sicherung von Rohstoffen.
  • Die Rebellengruppe M23, die seit 2012 für massive Gewalt verantwortlich ist (und aktuell wieder ganze Regionen kontrolliert), wird laut mehreren UNO-Expertenberichten von Ruanda mit Waffen, Ausrüstung und Training unterstützt.
  • Kagame bestreitet das, doch Satellitenbilder, Zeugenaussagen und Logistikbewegungen lassen kaum Zweifel: Ruanda verfolgt im Ostkongo strategische, militärische und wirtschaftliche Interessen. Es geht um Gold, Coltan, Kobalt – und Macht.

Uganda – Museveni und der lange Arm nach Westen

  • Auch Yoweri Museveni, Präsident Ugandas seit 1986 (!), war in die beiden Kongokriege (1996–1997 und 1998–2003) direkt militärisch verwickelt.
  • Ugandas Armee wurde 2005 vom Internationalen Gerichtshof (IGH) in Den Haag verurteilt: Uganda habe im Osten der DR Kongo systematisch geplündert, getötet und die Souveränität des Landes verletzt. Uganda wurde zu Reparationszahlungen verurteilt – bis heute nur teilweise umgesetzt.
  • Auch Uganda war – und ist – immer wieder mit Rebellengruppen verbunden, die in der Grenzregion operieren.

Wirtschaftliche Motive beider Länder:

  • Beide Regierungen profitieren vom Schmuggel und (Um-)Export kongolesischer Rohstoffe. Oft werden diese in Rwanda oder Uganda als „eigene“ Exportgüter deklariert – obwohl sie aus Minen in der DR Kongo stammen.
  • In Kigali (Ruanda) und Kampala (Uganda) sitzen Rohstofffirmen, die eng mit den politischen Eliten vernetzt sind. Teilweise gehören sie Verwandten oder Vertrauten der Präsidenten.

Internationale Verstrickungen und Heuchelei:

  • Westliche Staaten wie die USA, Großbritannien und die EU sehen Ruanda und Uganda lange als „Stabilitätsanker“ in Ostafrika – teils aus geopolitischen, teils aus entwicklungspolitischen Gründen.
  • Militärhilfen, Entwicklungsgelder und politische Rückendeckung fließen weiter, trotz der Berichte über Menschenrechtsverletzungen.
  • Österreich bezieht Rohstoffe aus globalen Märkten, z. B. über Zwischenhändler in der Schweiz oder Belgien – auch hier kann es Verbindungen zu den Rohstoffexporten aus Ruanda oder Uganda geben.

2. Internationale Akteure – globale Nutznießer des Rohstoffkriegs:

  • Multinationale Konzerne – insbesondere aus dem globalen Norden – profitieren von billigen Rohstoffen. Viele dieser Firmen behaupten, „konfliktfreie“ Materialien zu beziehen, aber zahlreiche Recherchen (u.a. Amnesty International, Global Witness) belegen, dass oft Schmuggel, Kinderarbeit und Gewalt in der Lieferkette stecken.
  • Private Waffenhändler und Schattennetzwerke, die über Drittländer Waffen liefern – oft aus Osteuropa, China, Israel, Russland oder auch westlichen Staaten, über Umwege und Zwischenhändler. Die UN hat mehrfach auf illegale Rüstungsexporte hingewiesen.
  • Große Rohstoffhandelsunternehmen (z. B. Glencore, Trafigura) kaufen von lokalen Zwischenhändlern, ohne die Herkunft immer zu prüfen. Diese Zwischenhändler bedienen sich oft militanter Gruppen, die den Zugang zu Minen „sichern“.

3. Internationale Politik und Finanzströme:

  • Steueroasen und westliche Banken ermöglichen es, Profite aus Rohstoffhandel und Waffengeschäften zu verstecken oder „legal“ zu waschen.
  • Investoren und Fonds, auch aus Europa oder den USA, sind über Rohstoffbörsen oder Beteiligungen an Minen im Kongo verwickelt – häufig ohne zu wissen (oder wissen zu wollen), unter welchen Bedingungen dort produziert wird.
  • China ist heute einer der größten Investoren im Kongo – insbesondere im Bergbausektor – und liefert Maschinen, Infrastrukturprojekte, aber auch Sicherheitskräfte zur „Absicherung“. Das wird von manchen als moderne Form der Rohstoff-Kolonialpolitik gewertet.

Der Krieg im Kongo ist kein „lokales Problem“. Er wird von einem globalen System der Profitgier, Ausbeutung und Verantwortungslosigkeit gestützt. Wer Waffen liefert oder Rohstoffe billig bezieht, trägt Mitverantwortung – auch wenn er oder sie in Wien, Zürich, New York oder Peking sitzt.

Private Waffenhändler und Schattennetzwerke, die über Drittländer Waffen liefern?

Hier wird’s besonders düster und schwer durchschaubar. Die Waffenströme in den Kongo laufen oft nicht direkt über Staaten, sondern über ein komplexes Geflecht von:

  • Privaten Waffenhändlern
  • Schattenfirmen mit Sitz in Offshore-Zonen
  • Drittländern, die bewusst oder fahrlässig wegschauen
  • Militärischen Altbeständen aus Bürgerkriegen und Stellvertreterkonflikten

Ich zeig dir ein paar Muster, Akteure und Mechanismen, die immer wieder in UNO-Berichten, Recherchen und Whistleblower-Dossiers auftauchen:


Wie Waffen in den Kongo gelangen – trotz Embargos

  1. Drittländer als Transitstaaten:
    • Burundi, Tansania, Sudan, aber auch Südafrika und teilweise Libyen oder Zentralafrikanische Republik dienen als Zwischenstationen. Waffen werden dort umetikettiert, „zivilisiert“ (als Jagdwaffen deklariert) oder gleich komplett illegal transportiert.
    • Flughäfen mit wenig Kontrolle, z. B. Entebbe (Uganda), Kigali (Ruanda), Goma (DR Kongo) sind bekannte Drehkreuze.
  2. Private Händler mit vielen Pässen:
    • Es gibt berüchtigte Figuren wie Viktor Bout („Händler des Todes“, verhaftet, dann gegen US-Basketballerin Brittney Griner ausgetauscht), die über Jahre Kriege belieferten – auch im Kongo.
    • Andere operieren unter ständig wechselnden Firmennamen, nutzen Briefkastenfirmen in Panama, Zypern, Schweiz oder Dubai.
  3. Ex-Ostblock-Waffen aus Lagerbeständen:
    • Nach dem Zerfall der Sowjetunion wurden Millionen Waffen „verschwunden“. Viele davon tauchten in afrikanischen Kriegen wieder auf – AK-47, RPGs, Mörsergranaten, etc.
    • Bulgarien, Serbien, Ukraine, Weißrussland tauchen immer wieder in Berichten auf – nicht immer direkt, oft über illegale Re-Exporte.
  4. Schiffstransporte über den Indischen Ozean:
    • Waffen gelangen z. B. über Dar es Salaam (Tansania) oder Mombasa (Kenia) per Container ins Landesinnere. Häufig werden falsche Zolldeklarationen benutzt („Baumaschinen“, „Ersatzteile“).

Wer finanziert das Ganze?

  • Rebellengruppen verkaufen Rohstoffe (v. a. Gold, Tantal, Zinn, Wolfram) über lokale Händler an internationale Märkte.
  • Diese Einnahmen werden in Waffen reinvestiert. Die Händler liefern, weil sie im Tausch teure Mineralien erhalten – ein blutiger Kreislauf.

Und was ist mit Europa?

  • Waffenlieferungen aus EU-Staaten direkt in den Kongo sind offiziell verboten. Doch:
    • Teile und Komponenten können über Drittländer re-exportiert werden.
    • Private Söldnerfirmen, z. B. aus Frankreich oder Südafrika, agieren unter Radar.
    • Belgien hat wegen seiner Kolonialvergangenheit enge wirtschaftliche Verbindungen zu kongolesischen Eliten – auch im Rohstoff- und Sicherheitsbereich.

Quellen & Hinweise:

  • UN Group of Experts on the DRC (jährliche Berichte, öffentlich einsehbar)
  • Small Arms Survey (Genf – fundierte Analysen)
  • Amnesty International: „This is what we die for“ (über Kobalt, Kinderarbeit und Waffen)
  • Conflict Armament Research (dokumentiert Waffenspuren in Konfliktzonen)

Aufschlussreiche Dokumentationen auf YouTube, die sich mit dem Konflikt in der Demokratischen Republik Kongo befassen.

Hier eine Auswahl:

DR Kongo: Der vergessene Krieg | ARTE Reportage
Diese Reportage beleuchtet die Offensive der M23-Miliz im Osten der DR Kongo und die Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung. ​YouTube

DR Kongo: Der vergessene Krieg - ARTE Reportage - Die ganze Doku | ARTE

Kongo: Im Reich der Stille (2021)
Die Dokumentation gibt einen Überblick über den seit 25 Jahren andauernden Krieg im Kongo und die mangelnde internationale Aufmerksamkeit. ​YouTube

Kongo: Im Reich der Stille – fernsehserien.de

War in Congo – Trapped in a spiral of violence | DW Documentary
Diese englischsprachige Dokumentation untersucht die Spirale der Gewalt im Kongo und die dahinterliegenden Ursachen. ​

DW’s Documentary World | Press | DW | 01.09.2020

Ostkongo: der vergessene Krieg | Mit offenen Karten – Im Fokus | ARTE
Eine Analyse des langjährigen Konflikts zwischen der DR Kongo und Ruanda, der von den Medien wenig beachtet wird. ​YouTube

Mit offenen Karten - Im Fokus - Ostkongo: der vergessene Krieg - Die ganze Doku | ARTE

Das Kongo Tribunal
Ein Film von Milo Rau, der die Verbrechen im Kongokrieg untersucht und ein ziviles Tribunal inszeniert. ​Wikipedia – Die freie Enzyklopädie

Das Kongo Tribunal Film (2017), Kritik, Trailer, Info | movieworlds.com
 

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