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Wie „Nachhaltigkeit“ zur Waffe wird

Erstellt am 06.04.2025 von Andreas Hermann Landl
Dieser Artikel wurde 120 mal gelesen und am 08.04.2025 zuletzt geändert.
Bild eines grünen Finanz-Kästchens mit der Aufschrift „ESG“, das als Falle dargestellt ist. Eine Geldsignatur (Dollarzeichen) fällt hinein, während eine stilisierte Sturmgewehr-Silhouette aus dem Kasten herausragt. Die Bildsprache zeigt die Spannung zwischen nachhaltiger Geldanlage und militärischer Nutzung. Der Stil ist plakativ, digital, mit kontrastreichen Farben und Symbolen für Geld, Krieg und Täuschung.

ESG steht für „Environmental, Social and Governance“ – also Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung. Fonds mit diesem Label wurden geschaffen um nachhaltig denkende und verantwortungsvolle Menschen zu erreichen. Dazu versprechen Fondsmanagende ökologische und soziale Kriterien sowie ethische Unternehmensführung berücksichtigen sollen. Sie versprechen Geldanlagen mit gutem Gewissen.

Environmental, Social- and Governance-Fonds (ESGs) mit Aktien der Rüstungsindustrie

Wie 5 Billionen Dollar für angeblich „ethisches“,“verantwortungsvolle“ Investments zunehmend im militärischen Sektor landen

Doch genau hier geraten viele dieser Fonds nun unter Druck. Laut einer Bloomberg-Recherche aus dem Jahr 2023 hielten über 1.200 ESG-Fonds weltweit Aktien im Verteidigungsbereich. Das Gesamtvermögen dieser Fonds betrug rund 5 Billionen US-Dollar. Auch wenn nicht der gesamte Betrag in Rüstungsaktien investiert wurde, zeigt sich:

Der Begriff „nachhaltiges Investieren“ wird zunehmend verwässert

ESG-Fonds – einst Hoffnungsträger für ein ethisch ausgerichtetes Finanzsystem – investieren offenbar auch in die Waffenindustrie. Rüstungsunternehmen passten lange Zeit nicht in ESG-Kriterien. Doch durch die Eskalation geopolitischen Spannungen nach den Ukrainekrieg 2022 nutzen findige Köpfe in den Fonds und EU-Rüstungslobbyverstehende die Verschiebungsmöglichkeiten der Deutung: Verteidigungsausgaben werden nun zunehmend als „Beitrag zur Sicherheit und Nachhaltigkeit“ verquickt. Die EU-Kommissarin für Finanzmärkte, Mairead McGuinness, etwa bezeichnete Verteidigungsfähigkeit als entscheidend für die strategische Resilienz Europas.

Kritiker*innen sprechen nun aber mit Fug und Recht von Greenwashing – oder gar „Woke-Washing“: Denn unter dem ESG-Label lassen sich seit 2022 boomartig auch Rüstungskonzerne wie Rheinmetall oder Lockheed Martin finden. Einige Fonds konnten ihre Rendite mit Verteidigungsaktien deutlich steigern – etwa der ESG-Fonds von Goldman Sachs in Europa, der zwischen Februar 2022 und Oktober 2023 um fast 90 % zulegte.

Dabei stellt sich eine zentrale Frage:

Ist es mit den Grundwerten von ESG vereinbar, in die Kriegsindustrie zu investieren?

Oder handelt es sich um eine gefährliche Umdeutung, die ethische Prinzipien ökonomischen Interessen unterordnet?

Klar ist: Der Begriff ESG ist bisher nicht einheitlich reguliert. Viele Fonds schreiben sich soziale und ökologische Verantwortung auf die Fahne, ohne klar zu definieren, was darunter zu verstehen ist. Für Anleger*innen bedeutet das:

Nur wer die Details kennt, kann wirklich bewusst investieren.

Friedensjournalistische Einordnung

Gerade in einer Zeit multipler Krisen braucht es klare Standards für nachhaltige Geldanlagen, die Rüstung nicht zur „nachhaltigen“ Kategorie erklären. Frieden darf nicht zum Nebeneffekt von Finanzrenditen degradiert werden. Nachhaltigkeit beginnt dort, wo Leben geschützt, nicht beendet wird.

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