Sebastian Frank pazifistisches Kriegsbüchlein für den Frieden
Natürlich habe ich im Lichte der jüngsten Erkenntnise zu Emotion und Pazifismus nach emotionalem Pazifismus gegoogelt und stieß auf einen interessanten Pazifisten, Sebastian Frank. Dem ich den folgenden Artikel widme.
Sebastian Franck (* 20. Januar 1499 in Donauwörth; † 1542 oder 1543 vermutlich in Basel) Er ist laut Wikipedia ein Humanist und Mystiker. Er sammelt wie Alfred H. Fried zu Beginn seiner Pazifistenkarriere Sprichwörter, Schöne, Weise Klugreden (Ausgabe von 1555)
Sebastian Franck war außerdem ein deutscher Chronist, Publizist, Geograph, Theologe. Er gilt als der bedeutendste mystische Schriftsteller des 16. Jahrhunderts.
Franck wurde im Jahr 1499 in Donauwörth in Schwaben als Sohn eines Feinwebers geboren. Er studierte in Ingolstadt und Heidelberg Theologie und wurde anschließend katholischer Priester im Bistum Augsburg. Unter dem Einfluss von Luthers Lehren trat er zum Protestantismus über. Ab dem Jahr 1526 wirkte er als lutherischer Pfarrer in Büchenbach bei Nürnberg und von 1527 bis 1528 als Pfarrer in Gustenfelden bei Schwabach. 1528 übersiedelte Franck nach Nürnberg, wo er am 17. März 1528 Ottilie Behaim heiratete.
Franck sagte sich von allen Konfessionen los und entwickelte eigene Ideen eines dogmenfreien Christentums des Herzens.
Er übersiedelte nach Straßburg, wo er auf die noch junge reformatorische Täuferbewegung traf und mit den Spiritualisten Hans Bünderlin und Kaspar Schwenckfeld sowie mit dem später in Genf unter Calvin als Antitrinitarier hingerichteten Michael Servet in Kontakt stand und seine Chronika verfasste. Auf Betreiben des Erasmus von Rotterdam, den er in seine Ketzerchronik eingereiht hatte, wurde er am 30. April 1531 der Stadt verwiesen.
1532 lebte er als Seifensieder in Esslingen am Neckar,
1533 bis 1539 war er als Buchdrucker und Verleger in Ulm tätig, wo er seit 1535 eine eigene Druckerei und Buchhandlung betrieb.
Auf Betreiben seiner Gegner Martin Frecht, Martin Bucer, Philipp Melanchthon und des Landgrafen Philipp von Hessen musste er 1539 zusammen mit Kaspar Schwenckfeld auch Ulm verlassen und lebte anschließend in Heilbronn und Basel, wo er sich in seinen letzten Jahren als Drucker und Verleger niederließ.
Franks Theologie
Sebastian Franck war Pazifist. In seinem Eintreten für Toleranz berief er sich laut Wikipedia auf Martin Luther.[1] Franck kritisierte das Machtstreben der Fürsten, die er für genauso räuberisch hielt wie die Tiere auf ihren Wappen. Zur Veränderung der Welt sei aber keine äußere, sondern eine innere Revolution notwendig. Diese finde durch
- „das Hören des inneren Wortes“ statt, das in jedem Mensch verborgen liege, und
- das durch die Nachahmung Christi befreit werde.
Das Äußerliche – wie Sakramente oder Bilder auf dem Weg zum Heil -hielt Franck dementsprechend für unsinnig. Aus diesem Grund schloss er sich auch keiner kirchlichen Gruppierung an. In seinem Lied Von vier zwieträchtigen Kirchen, deren jede die andere verhasset und verdammet, bekannte Franck:
„Ich will und mag nit Bäpstlich sein.
Ich will und mag nit Lutherisch sein.
Ich will und mag nit Zwinglisch sein.
Kein Wiedertäufer will ich sein.
Trotzdem fühlte er sich den Täufern näher als den anderen evangelischen Konfessionen, da sie „näher bei Gott denn ander all drei Haufen“ wären. Seine Werke hatten einen großen Einfluss auf den Spiritualismus des späten 16. und des 17. Jahrhunderts.
Schriften Franks
- Von dem greulichen Laster der Trunkenheit. 1528.
- Von der Erkenntnis des Guten und des Bösen. 1530.
- Chronika und Beschreibung des Türkei aus der Hand eines 22 Jahre in türkischer Gefangenschaft gewesenen Siebenbürgers. 1530.
- Chronika, Zeitbuch und Geschichtbibel mit Ketzerchronik. 1531.
- Lob der Torheit. Übersetzung des Werkes des Erasmus von Rotterdam. 1534.
- Weltbuch, Spiegel und Bildnis des ganzen Erdbodens. 1534.
Paradoxa. 1534. - Germaniae chronicon. 1538 (auch Chronica des gantzen Teutschen lands, aller Teütschen völcker herkom(m)en, Namen, Händeln,
- Guten vn(n) (unn) bösen Thaten […]. Apiario, Bern 1539).
Die guldin Arch. 1538. - Verbütschiert Buch. (Versiegeltes Buch.) 1539.
- Das Kriegsbüchlein des Friedens wider den Krieg. 1539.
- Sprichwörter. 1541.
Siehe auch
Ausbund (Gesangbuch) der Täuferbewegung. Das erste Lied dieses Gesangbuches stammt von Sebastian Franck.
Literatur und Links laut Wikipedia
- Sprichwörter, schöne, weise, herrliche Klugreden, 1541.
Friedrich Wilhelm Bautz: Sebastian Franck. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 2, Bautz, Hamm 1990, ISBN 3-88309-032-8, Sp. 82–85. - Hans Franck: Sebastian. Gottsucher-Roman, Gütersloh 1950
Will-Erich Peuckert: Sebastian Franck. Ein deutscher Sucher. München, Piper, 1943 - Gottfried Seebass: Geschichte des Christentums III., Stuttgart 2006.
- Robert Stupperich: Franck, Sebastian. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 5, Duncker & Humblot, Berlin 1961, ISBN 3-428-00186-9, S. 320 f. (Digitalisat).
- Franz Weinkauff: Franck, Sebastian. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 7, Duncker & Humblot, Leipzig 1877, S. 214–219.
- Siegfried Wollgast: Der deutsche Pantheismus im 16. Jahrhundert – Sebastian Franck und seine Wirkungen auf die Entwicklung der pantheistischen Philosophie in Deutschland, VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1972.
Weblinks
Commons: Sebastian Franck – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Sebastian Franck – Quellen und Volltexte
Literatur von und über Sebastian Franck im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Textauszüge von Sebastian Franck auf der Philos-Website
Chronika (Digitalisat)
Linksammlung der Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin
Peter A. Schmid: Franck, Sebastian im Historischen Lexikon der Schweiz
Hochspringen ↑ Heinrich Bornkamm, Toleranz. In der Geschichte des Christentums, in Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Band VI, Spalte 937
Posted in Friedensarbeit, Friedensbewegung, Friedensforschung, Friedenspädagogik, Weltanschauungen
Vielen Dank! Ein sehr interessanter Beitrag, der in die Vergangenheit führt und zeigt, dass es immer schon freie Denker gegeben hat, die sich abseits von Dogmen dem Pazifismus zugewandt haben. Man fragt sich, wann mehr Mut dazu gehörte – damals oder heute.