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Ein gerechter unter den Völkern

Erstellt am 19.04.2014 von Andreas Hermann Landl
Dieser Artikel wurde 5280 mal gelesen und am 19.04.2014 zuletzt geändert.

Diagonal – Radio für Zeitgenoss/innen, Samstag 19. April 2014 ab 17:05 – noch eine Woche nachzuhören, den der ÖVP Seniorenbund übertraf Andreas Mölzer kurzfristig mit einem rassistischen Egoshooter zur „Demenzvorbeugung“:

http://derstandard.at/1397520680559/Seniorenbund-empoert-mit-rassistischem-Egoshooter

Demenzvorbeugung ist natürlich gut, denn dann wird Franz Murer (Nazi-„Schlächter von Wilna“) nicht vergessen, der unter heute beschämenden Umständen bis an sein Lebensende 1994 [14] als Freier Mann in Gaishorn am See, im Bezirk Liezen zuletzt als Bezirksbauernvertreter der ÖVP lebte. Und es kommt, laut wikipedia, noch besser: „Ein Sohn Murers ist der 1941 geborene FPÖ-Politiker und ehemalige Staatssekretär und Nationalratsabgeordnete Gerulf Murer. 1989 kündigte er an, neutrale Historiker aus Deutschland würden mit einem von ihnen verfassten Buch die Unschuld seines Vaters Franz Murer beweisen“.[15]

Anton Schmid, Feldwebel, „gerechter unter den Völkern“ bewies, dass es auch andere Österreicher gab. Er war ein österreichischer Installateur und Geschäftsbesitzer sowie Feldwebel der deutschen Wehrmacht. Schmid rettete hunderte Juden im Wilnaer Ghetto vor dem sicheren Tod und wurde dafür hingerichtet. Es sollte nicht vergessen werden, dass nicht alle nur ihr Pflicht getan haben, sondern das Sadisten wie Murer zwar zu Lebzeiten leider oft einer angemessenen Strafe entgehen, eine gute Aufarbeitung kann aber glaube ich alle Lügen enttarnen und durch die Kraft der Wahrheit nachhaltig bannen.

Ein Brigittenauer Elektrohändler als Held.

Präsentation: Peter Lachnit

Anton Schmid

Wie anders wäre wohl alles gewesen, wenn es mehr Menschen wie Anton Schmid gegeben hätte, überlegte Hannah Arendt in ihrem berühmten Bericht über die „Banalität des Bösen“. Für Simon Wiesenthal war er „so etwas wie ein Heiliger“. Der aus der Wiener Brigittenau stammende Elektrohändler gilt als einer der Helden des Widerstands im Zweiten Weltkrieg und ist dennoch in Österreich kaum bekannt. Im besetzten Litauen gelang es ihm als Feldwebel der Deutschen Wehrmacht, hunderte jüdische Menschen vor der Vernichtung zu retten, indem er sie für dringende Arbeiten requirierte und ihnen falsche Papiere verschaffte. Diese Tätigkeit flog auf, Schmid wurde am 13. April 1942 hingerichtet.

Von dem Mann mit dem Allerweltsnamen und dem Hitlerbärtchen sind nur wenige Dokumente und nur zwei Fotos erhalten. Seine Frau und seine Tochter, die auch nach 1945 Anfeindungen ausgesetzt waren, haben seine Taten nicht an die große Glocke gehängt. Jetzt hat der deutsche Militärhistoriker Wolfram Wette ein ausführliches Buch über Anton Schmid herausgebracht. Auszüge daraus hören Sie in der Sendung.

Inhaltsverzeichnis
Wilna, das Jerusalem des Nordens
So wurde Vilnius früher genannt, denn in der heutigen Hauptstadt Litauens stellten die Juden die größte Bevölkerungsgruppe. Von den Nationalsozialisten und ihren litauischen Helfern wurden sie zwischen 1941 und 1943 ermordet – und zwar in einem Ausmaß und in einer Geschwindigkeit, wie sonst in keinem anderen Land.

Gerechte unter den Völkern
1967 erhielt Anton Schmid die Anerkennung als „Gerechter unter den Völkern“, als einer von 92 Österreicherinnen und Österreichern, die Juden versteckt und gerettet haben. Wie viele „Gerechte“ gab es wohl in Litauen? Erich Klein gibt in seinem Beitrag die Antwort.

Der Retter von Wilna und der Schlächter von Wilna
Sie waren beide Österreicher: Anton Schmid der Retter, und als „Schlächter von Wilna“ wurde Franz Murer bezeichnet. Der wurde 1962 in Graz freigesprochen und außerdem ordentlich gefeiert. Über Schmid und Murer diskutieren die Historikerin Brigitte Bailer und der Schriftsteller Doron Rabinovici.

Kleinmöbel und Musik
Ausschnitte aus dem Zeitzeugenbericht von Hermann und Anita Adler – er aus Nürnberg, sie aus Wien stammend -, die beide von Anton Schmid gerettet wurden. In Diagonals Feinem Musiksalon das Album „Sisyphus“ des US-amerikanischen Singer-Songwriters Sufjan Stevens, davor Musik mit Bezug zu Wilna: von Giora Feidman und den Gruppen Kohelet und Gojim sowie Klavierimprovisationen des ukrainischen Musikers Lubomyr Melnyk von seiner CD „Corollaries“.
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