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Wer einmal gestorben ist, dem tut nichts mehr weh

Erstellt am 02.06.2013 von Andreas Hermann Landl
Dieser Artikel wurde 6009 mal gelesen und am 02.06.2013 zuletzt geändert.

Marko FeingoldORF, ö1, Menschenbilder * Sonntag, 02. Juni 2013 14:05, Gestaltung: Judith Brandner

„Wer einmal gestorben ist, dem tut nichts mehr weh“.

Marko Feingold der 100-Jährige Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Salzburg.

Am 28. Mai feierte Marko Feingold seinen 100. Geburtstag. Seit mehr als drei Jahrzehnten ist er Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Salzburg der kleinen jüdischen Gemeinde in Salzburg. Geboren wurde Marko Feingold in Neusohl in der heutigen Slowakei. In den 30er Jahren schlagen sich er und sein Bruder Ernst als Vertreter für Flüssigseifen im faschistischen Italien durch. Im April 1938 werden die beiden von der Gestapo in Wien verhaftet und flüchten anschließend nach Prag, Polen und wieder nach Prag. Dort werden sie 1939 neuerlich verhaftet und nach Auschwitz deportiert.

Gegen das Grauen der Erinnerung

Immer wieder darüber sprechen – das ist die Methode, mit der Marko M. Feingold gegen das Grauen der Erinnerung ankämpft.

Viele Tode ist Marko Feingold gestorben. Vier Konzentrationslager, Auschwitz, Neuengamme, Dachau und Buchenwald, hat er überlebt.

Auf einem anderen Planeten

„Ein KZ-Überlebender, das ist ein Mensch, der einen Teil seines Überlebens auf einem anderen Planeten verbrachte, dessen Namen mit Auschwitz, Neuengamme, Dachau und Buchenwald reale Orte auf dieser Welt bezeichnete“, heißt es im Nachwort zu Marko Feingolds Autobiografie. Nach der Befreiung 1945 bleibt er in Salzburg, ist u. a. verantwortlich für die Verwaltung von Lagern jüdischer Displaced Persons. 1947 hilft er Tausenden bei ihrer illegalen Flucht über die Alpen nach Palästina. Diesem weitgehend unbekannten Ereignis der Zeitgeschichte wurde Ende Juni 2007 in der großen Gedenkveranstaltung „Alpine Peace Crossing“ gedacht.

Das Unerträgliche erträglich machen

Wenn Marko Feingold – als „der“ Salzburger Zeitzeuge – jungen Menschen die tragische Geschichte der Shoah vermittelt. Wenn er über die schrecklichen Ereignisse der Jahre 1938 bis 1945 spricht, merkt man, dass er das schon viele Male erzählt hat und über anderes vielleicht nicht sprechen möchte.

Er macht seinen Zuhörern und wohl auch sich selbst, das Unerträgliche erträglich, in dem er immer wieder seinen Wiener Schmäh einfließen lässt. Denn seine Jugend verbrachte der 1913 in Neuensohle in der heutigen Slowakei geborene Marko Feingold in Wien. Und der Humor ist geblieben –trotz allem, was ihm widerfahren ist, und obwohl er seit über 60 Jahren in Salzburg lebt.

Literatur zur Sendung
Marko M. Feingold, „Wer einmal gestorben ist, dem tut nichts mehr weh. Eine Überlebensgeschichte“,
Herausgegeben und mit einem Nachwort von Birgit Kirchmayr und Albert Lichtblau, Picus Verlag,

Roman Frister, „Die Mütze oder Der Preis des Lebens.
Ein Lebensbericht“, Siedler-Verlag
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LITERATUR:

Marko M. Feingold: Wer einmal gestorben ist, dem tut nichts mehr weh. Eine Überlebensgeschichte.
Herausgegeben und mit einem Nachwort von Birgit Kirchmayr und Albert Lichtblau, Picus Verlag, Wien 2000

Roman Frister: Die Mütze oder Der Preis de

 

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