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Stellt die Friedensfragen!

Interreligiöser Dialog für Frieden

Erstellt am 23.11.2003 von Andreas Hermann Landl
Dieser Artikel wurde mal gelesen und am 21.04.2008 zuletzt geändert.

Bericht laut Infoblatt „ChristInnen für den Frieden“

Beim Österreich_Forum.Frieden&Gewaltfreiheit #2 (Programm 03), dem gesamtösterreichischen Treffen nahezu aller Friedensgruppen, fand am 26. Oktober 2003 auf Initiative der ChristInnen für die Friedensbewegung eine Interreligiöse Begegnung, an der:

  • „Reverend Gyosei Masunaga“ (Mönch der Buddhistischen
    Friedenspagode),
  • „Wolfgang Kompast“ und „DI Mouddar Khouja“ (Initiative Muslimischer ÖsterreicherInnen) teilnahmen, statt.
  • Oberrabbiner Prof. Paul
    Chaim Eisenberg sandte eine Grußbotschaft.
  • Bimal Kundu (Hindu-Gemeinde) war
    aus Termingründen verhindert.

Wir dokumentieren hier die Beiträge dieser Begegnung.

Reverend Gyosei Masunaga

Buddha gab uns das Gebot des Nicht-Tötens als Grundlage allen menschlichen Überlebens.

Kaiser Ashoka (269 – 232 v. Chr.) war einer jener, der dies in seiner Vollkommenheit verstand und verwirklichte. Er lebte in Indien 200 Jahre nach dem Ableben Buddhas. Er hatte Ambitionen, die Welt mit Kriegen zu erobern. Er tötete sogar seine Verwandten und seine Gefolgschaft. Er tötete
willkürlich. Er war ein Mann der Gewalt und Gesetzlosigkeit. Er war ein erfolgreicher Krieger. Kaiser Ashoka regierte Magadha, dessen Nachbarregion war Kalinga. Diese Region erfreute sich einer hohen kulturellen Entwicklung
wie Magadha. Obwohl Kalinga sich tapfer wehrte, wurde es von Magadha erorbert. Nachdem sich Königreich von Kalinga endgültig ergeben hatte, wurden mehrere Hunderttausend gefangen genommen. Blut überströmte Körper bedeckten die Erde. Diese wurden von niemand begraben. Kaiser Ashoka überblickte das grausame Schlachtfeld. Gleichzeitig dachte an den Haß und die Trauer der Überlebenden, deren Eltern, Brüdern und Schwestern gemordet wurden. Der Groll der Frauen, deren Männer getötet wurden, sowie die Agonie und die Verzweiflung jener Überlebenden werden sich gewiß einmal gegen ihn
richten.
Nach dem tausendfachen Tod kam er zu dem Verständnis, dass nur Haß und Leid geblieben sind, obwohl er die Welt auf diese Weise erobert hatte.Er begann nach dem Sinne dieser Art der Eroberungen zu fragen.

Im Königreich Kalinga gab es einen Mönch, der sich Kaiser Ashoka wandte:

Überdenke deine Kriegstaktik. Wenn du die Welt wirklich erobern willst, laß die Menschen am Leben anstelle sie zu töten. Ashoka fragte:

„Wie kannst du die Menschen in ihrer Weise leben lassen?“

„Du muß an dich die absolute
Forderung stellen: niemals zu töten! Und das mußt du auch in deiner Politik an wenden. Die Lehre des Buddha fordert, das an sich selbst anzuwenden. Glaube an die Lehre des Buddha und halte das Gebot des Nicht-Tötens ein.“

Kaiser Ashoka wurde sofort ein Anhänger der Lehre Buddhas. Er verweigte, Fleisch zu essen, und hatte das auch in seinem gesamten Königreich verboten.
Er erweiterte das Nicht-Töten auch auf Tiere. Ungefähr ein Jahrhundert vor der Zeit von Ashoka erreichte die griechische Zivilisation eine hohe Entwicklung.

Ein Kriegsherr namens Alexander, der Große (356 – 323 v. Chr.) erhob sich. Er wollte ebenfalls die Welt beherrschen. Er eroberte Länder Afrikas bis zum Nahen Osten. Sein Reich erstreckte sich sogar bis Indien.
Kaiser Ashoka war noch mit den letzten Resten dieser Weltmacht konfrontiert.
Er schickte im Glauben an die Lehren des Buddha einen Mönch als Botschafter, um Frieden zu verbreiten, zu den Griechinnen und Griechen. Er erklärte ihnen das Gebot des Nicht-Tötens und konnte sie davon überzeugen. Von da an waren Kriegen verpönt. Es wurden keine Kriege mehr geführt. Jener griechische Herrscher, der dem Krieg entsagte, wurde in einem steinernen Monument des Kaisers Ashoka verewigt.

Wahrer Friede wird nur erreicht, wenn die Menschen an sich selbst die Forderung stellen, niemals das Leben anderer zu zerstören und die Ideen des Tötens verwerfen. Diese Lehre muß über die ganze Welt verbreitet werden.

Zum Schluß möchte ich die Worte meines Lehrers, des hochgeehrten Meisters Nichidatsu Fuji, vorstellen:

Zivilisation ist weder die Elektrizität noch Flugzeuge, noch die Produktion von Atombomben.

Zivilisation ist, Menschen nicht zu töten, keine Dinge zu zerstören und keine Kriege führen.

Zivilisation ist Zuneigung und gegenseitiger Respekt.

(Übersetzung: Sonja Jamkojian-Huber)

Grußbotschaft von
Oberrabbiner Prof. Paul Chaim Eisenberg

Im Judentum hat der Frieden einen sehr hohen Stellenwert.

Ein Beispiel dafür ist das Friedensgebet, das wir drei mal täglich sagen:

Gib Frieden, Güte und Segen, Gunst, Liebe und Barmherzigkeit uns und ganz Israel, Deinem Volk. Segne, unser Vater, uns alle zusammen mit dem Licht Deines Angesichtes; denn im Lichte Deines Angesichtes gabst Du uns Ewiger, unser Gott, die Lehre des Lebens und die Liebe zum Wohltun und Milde, Segen, Barmherzigkeit, Leben und Frieden. Und gut sei es in Deinen Augen, Dein Volk Israel und uns alle zu jeder Zeit und jeder Stunde mit Deinem Frieden zu segnen.

Gelobt seiest Du, Ewiger, der Sein Volk Israel mit Frieden segnet.

Wolfgang Kompast

Die Aktionsgemeinschaft Christinnen und Christen für die Friedensbewegung
wurde Anfang der 80er Jahren gegründet. Damals gab es einen Aufbruch der
Friedensbewegung anläßlich der atomaren Aufrüstung mit Pershing II und dem
Eintreten für eine atomwaffenfreie Zukunft. Die Christinnen und Christen für
die Friedensbewegung haben sich als unterstützend für diese Bewegung
verstanden, als eine Unterstützung aus der Kraft des Evangeliums Jesu
heraus, aus dem Glauben an seine Frohe Friedensbotschaft. Das ist eigentlich
bis heute unsere Vorstellung, dass wir als an Jesus glaubende Menschen
ernstgemeinte Friedensbestrebungen nach unseren Kräften unterstützen wollen.
Wir versuchen das Thema möglichst umfassend zu betrachten. Uns interessieren
vor allem auch die Mechanismen, die den Frieden gefährden bzw. auch
zwangsläufig zu Krieg führen müssen. Wir beschäftigen uns mit der
Weltwirtschaftsordnung, mit der neoliberalen Doktrin. Frieden, Gerechtigkeit
und Bewahrung der Schöpfung – das waren die Themen der ökumenischen
Versammlung in Graz. Das sind natürlich auch unsere Anliegen. Es geht um die
Fragen nach Gerechtigkeit den Menschen gegenüber, aber auch der Schöpfung
Gottes gegenüber. Wir beschäftigen uns mit Fragen der Unterdrückung von
Frauen und Minderheiten.

Leider ist es auch oft ein Hinterherlaufen gegen sich anbahnende oder gegen
ausgebrochene kriegerische Ereignisse, mit denen wir uns schon
auseinandersetzen wollen. Wir versuchen dann andere Informationsquellen als
die üblichen Medien zu finden. Wir versuchen auch diese Kriege aus der Sicht
der Opfer zu betrachten. Wir unterstützten bzw. unterstützen das Komitee
gegen Personen-Minen, die Neutralitätsbewegung, die Hiroshima-Aktion der
Wiener Friedensbewegung und der Hiroshima-Gruppe, die Aktivitäten zur Dekade
der Gewaltfreiheit und der Dekade zur Überwindung der Gewalt, die vom
Weltkirchenrat ausgerufen wurde. Es gibt in unserer Gruppe schon seit langem
Verbindungen nach Nicaragua und immer wieder gibt es auch Beteiligungen an
Friedensdemonstrationen, vor allem auch durch die sehr klaren und deutlichen
Reden unseres Vorsitzenden Kaplan Franz Sieder.

Wir treffen einander fünf- bis sechsmal im Jahr, jeweils am
Sonntagnachmittag in einer Kirche. Wir beginnen mit einer kleinen Andacht
und einem Gespräch. Es gibt dann einen aktuellen Teil über die Aktivitäten
der Friedensbewegung, über verschiedene Initiativen und Vorhaben. Nach einer
Pause mit Jause gibt es immer ein Schwerpunktthema, zu dem wir Gäste
einladen, die bei uns ein Informations- oder Impulsreferat halten. Unser
Informationsblatt erscheint ebenfalls vier- bis sechsmal im Jahr.

Zum Thema Frieden und christlicher Glaube: Es ist natürlich ein sehr
ausführliches Thema. Ich möchte nur zwei persönliche Sätze dazu sagen und
dann zwei Dinge zitieren. Persönlich meine ich, dass der Weg Jesu ans Kreuz
ein durch und durch friedlicher Weg war, ein Weg, der auf Gewalt verzichtet
hat und dass sich allein daraus für uns Christinnen und Christen ergibt,
dass wir im Sinne Jesu für Frieden und Gewaltfreiheit eintreten müssen. Und
zitieren möchte ich aus einem der Psalmen des Alten Testaments, der zeigt,
wie groß die Friedenssehnsucht des Volkes Israel ist und war und dass Gott
diesen Frieden auch will.

Psalm 85, 9 – 14

9 Ich will hören, was Gott redet: / Frieden verkündet der Herr seinem Volk
und seinen Frommen, / den Menschen mit redlichem Herzen.
10 Sein Heil ist denen nahe, die ihn fürchten. / Seine Herrlichkeit wohne in
unserm Land.
11 Es begegnen einander Huld und Treue; / Gerechtigkeit und Friede küssen
sich.
12 Treue sprosst aus der Erde hervor; / Gerechtigkeit blickt vom Himmel
hernieder.
13 Auch spendet der Herr dann Segen / und unser Land gibt seinen Ertrag.
14 Gerechtigkeit geht vor ihm her / und Heil folgt der Spur seiner Schritte.

Als zweites möchte ich ein Gebet von Dorothee Sölle, der evangelischen
Theologin, die heuer gestorben ist, bringen, die sehr stark in der
Friedensbewegung engagiert war und sich immer für Frieden eingesetzt hat.

Das Gebet hat einen direkten Bezug zur Geschichte der Friedensbewegung. Es
beschäftigt sich mit einem Begriffspaar des christlichen Glaubens, das auch
für uns immer wieder schwierig ist, aber so wie Dorothee Sölle das bringt,
scheint mir dieses Gebet viele Möglichkeiten auch zur Friedensarbeit zu
eröffnen.

Dorothee Sölle

Sündenbekenntnis und Absolution

Jede Zeit hat ihre Sünde Gott.
Unsere Sünde ist die Mutlosigkeit.
Wir haben vergebliche Kämpfe hinter uns.
Wir dachten, wir könnten die Pershings verhindern.

Jede Zeit hat ihre Sünde Gott.
Unsere Sünde ist die Einsamkeit.
Wir wehren uns nicht mehr gegen diese Waffe des Todes.
Wir trauen niemanden mehr über den Weg.

Jede Zeit hat ihre Sünde Gott.
Unsere Sünde ist die Resignation.
Wir haben die Hoffnung nur mehr auf den Lippen.
Unsere Herzen sind leer.

Jede Zeit hat ihre Sünde Gott.
Unsere Sünde ist die Kurzatmigkeit.
Wir wollen nicht begreifen, dass der Kampf für unsere Kinder und Enkel mit
unseren Kindern und Enkeln weitergeht.
Uns ist die Luft ausgegangen, wir können nicht mehr ruhig atmen.

Jede Zeit hat ihre Sünde Gott.
Unsere Sünde ist die Angst.
Wir fügen uns dem Druck, der von oben kommt.
Unabhängigkeit, Selbstbewußtsein, Gottvertrauen sind uns abhanden gekommen.

Gott, der die Sünden der Väter und Mütter vergibt,
der will, dass Kinder und Enkel leben,
hat euch längst eure Sünden vergeben.
Am Kreuz Christi wurde aus deiner Mutlosigkeit Glauben,
aus deiner Einsamkeit Liebe,
aus deiner Resignation Hoffnung.

Der lange Atem, das ist der Heilige Geist, der dir gegeben wird.
Das Gottvertrauen strömt mit ihm in unsere Herzen und richtet uns auf.

Wenn wir aber seht, dass Gott nahe ist, dann richtet euch auf und erhebt
eure Häupter. Denn eure Erlösung naht. Durch den Glauben, du bist fähig zur
Liebe, deine Kraft zur Hoffnung wird deine Freunde anstecken.

DI. Mouddar Khouja

Islam, Frieden und Spiritualität

Der Friede sei mit Euch und die Barmherzigkeit Gottes.

Spiritualität:

Beginnen möchte ich nicht mit der Vorstellung unserer Arbeit, sondern mit
der Spiritualität. Mit einem Vers aus dem Kuran mit dem Licht-Vers:

Allah ist das Licht der Himmel und der Erde. Das Gleichnis seines Lichts ist
wie eine Nische, in der sich eine Lampe befindet. Die Lampe ist in einem
Glas. Das Glas ist gleichsam ein funkelnder Stern, angezündet von einem
gesegneten Baum, einem Olivenbaum, der weder östlich noch westlich ist,
dessen Öl fast schon leuchtet, ohne dass Feuer es berührt. Licht über Licht!
Allah leitet zu seinem Licht, wen er will. Und Allah prägt Gleichnisse für
die Menschen, und Allah weiß sehr wohl um alle Dinge.
(Sure-24:Vers-35)

Frieden im Islam:

Frieden hat im Islam eine zentrale Bedeutung, denn das Wort Islam bedeutet
Friedenmachen. Islam ist die Lebensweise des Friedenmachens, und dabei geht
es:
um den Frieden mit Gott,
um den Frieden mit sich selbst,
um den Frieden mit den Mitmenschen,
und um den Frieden mit der Schöpfung überhaupt.

Gott, der Schöpfer, der den Menschen geschaffen hat, hat ihn auch mit allem
versorgt, was er zum Leben braucht. Die ganze Schöpfung hat Gott dem
Menschen zur Nutznießung in Maßen anvertraut. Alles, was in den Himmeln und
auf der Erde ist, so heißt es im Heiligen Kuran, wirft sich nieder vor Gott,
ist Gott ergeben, willentlich oder notwendigerweise mit Kraft des Lebens,
des Atmens. Auch für den Menschen gibt es diesen Weg des Friedens und des
Friedenmachens. Im Unterschied zur übrigen Schöpfung aber soll der Mensch
sich selbst dafür entscheiden, in Frieden mit Gott zu leben, und damit in
Frieden mit sich selbst, dann dadurch in Frieden mit den übrigen Menschen
und so auch in Frieden mit der Schöpfung überhaupt. Hier schließt sich
dieser Kreis.

„Es gibt keinen Gott außer Allah“ ist das Bekenntnis der Muslime, um
hinzutreten in der friedlichen Hingabe mit Gott und die Fügung in seinem
Willen.

Doch was will Gott von uns noch?
Lassen wir uns den Kuran darüber sprechen, wobei hier keine Vollständigkeit
beansprucht wird:

„wahrlich, Allah gebietet, Gerechtigkeit zu üben und Gutes zu tun und
Freigebigkeit gegen den Verwandten, und Er verbietet Abscheulichkeit und
Unrecht und Gewalttätigkeit…“ (Sure-16 / Vers-90)

„…Wir haben euch wie zuvor den Kindern Israel vorgeschrieben: Wer einen
Menschen tötet, dann ist es, als ob er die gesamte Menschheit getötet habe.
Und wer einen Menschen das Leben rettet, dann ist es, als ob er die gesamte
Menschheit das Leben gerettet habe…“ (Sure-5: Vers-32).

„wahrlich, diejenigen, die glauben und gute Werke tun, wird Barmherzige
Liebe zuteil werden lassen“ (Sure-19: Vers-96)

Ich glaube diese Verse sprechen für sich und benötigen keine Erläuterung.

Muslime können jedes Gebet der fünf täglichen Gebete mit Bittgebet beenden:

„Unser Gott, Du bist der Friede und von Dir ist der Friede.
Und zu Dir kehrt zurück der Friede
Sei gesegnet und gepriesen.
Du stehst in Deiner Großzügigkeit über allen Dingen.“

Vorstellung der Friedensarbeit unserer Initiative:

Unsere Initiative hat sich gegründet im Jahre 1999 nach einem
österreichischen Wahlkampf, der subtil gegen Muslime ausgerichtet war. Seit
dem beschäftigen wir uns mit einigen Sachen, die ich vorstellen möchte:

Persönlich beginne ich mit der Friedensarbeit, wenn ich in der früh
aufwache, meine Kinder anlächle und ihnen beibringe, gerecht zu leben, in
meiner Umgebung, in dem ich meinen Nachbarn und meinen Mitmenschen anlächle,
denn dies ist eine verdienstvolle religiöse Handlung.

In der Gesellschaft treten wir ein gegen Rassismus und Xenophobie auf, in
dem wir bei Konferenzen und in Plattformen mitarbeiten, in der Medienarbeit,
z.B. Zeitungskommentare oder Fernsehauftritte und Podiumsdiskussionen. Hier
einige Projekte:

– Plattform für interreligiöse Begegnung im 6-ten Bezirk, wo Repräsentanten
verschiedener Religionen engagiert mitmachen.
– Beim Projekt interreligiöses Europa zuletzt in Graz
– Imame Konferenz Graz, wo 120 Imame aus ganz Europa eingeladen waren, um
die Beziehung der Muslime und der Europäischen Gesellschaft grundsätzlich in
einer Charta festzuhalten. Themen wie Menschenrechte, Rechtstaatlichkeit,
Frauenrechte sind deklariert worden und vor allem die Ablegung des alten
Gedankenmuster „Haus des Frieden, Haus des Krieges“.
– Bei der Hilfestellung der Hochwasseropfer im letzten Jahr, wo Muslime
Gelder für die Opfer bei den Freitagsgebeten gesammelt haben.
– In der Außen- bzw. Weltpolitik engagieren wir uns für den Weltfrieden,
dabei haben wir einen Leitsatz, ein Vers aus dem Kuran, wo die
Rechtschaffenden beschrieben werden:
„..Und sie geben das, was sie selber begehren einem Bedürftigen, einer
Waisen und einem Gefangenen zur Speise“
(Sure-76: Vers-8)
– Wenn es um das Leid im Palästinensischen-Israelischen Konflikt oder wenn
es um die Ungerechtigkeiten im Irakkrieg geht, dann verinnerlichen wir den
erwähnten Leitsatz.

Zurück zur Spiritualität, wir Muslime feiern den Beginn des Fastenmonat
Ramadan, dabei sind Muslime gefragt den „DJIHAD“ d.h. Den Kampf gegen den
eigenen Schweinehund aufzunehmen, unsere Verlangen zu drosseln und unsere
Prioritäten umzustellen. Im Ramadan es ist verdienstvoll, wenn man Arme und
Bedürftige zu einem Fastenbrechen einlädt. Dazu ein Projekt, das wir vor
zwei Jahren angegangen haben, mit Obdachlosen zu kochen und zu essen.

DI. Mouddar Khouja ist Mitbegründer der Initiative muslimischer ÖsterreicherInnen & Persönlicher Referent des Präsidenten der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich

Das gesamte Österreich_Forum.Frieden&Gewaltfreiheit #2 wird in einer
Broschüre dokumentiert werden. Diese sowie auch jene über das vorjährige
Forum können im Friedensbüro Wien, 1030 Wien, Kölblgasse 18/1, Tel. 01 796
50 21, Mail pax.vienna@aon.at bestellt werden.

Christliches Engagement gegen neoliberale Politik

Kaplan Franz Sieder
Werden die Weichen richtig gestellt?

Wenn die Weichen am Bahnhof falsch gestellt werden, dann kann` es zu einer
furchtbaren Katastrophe kommen. Auch wenn bei der, sogenannten ÖBB-Reform
die Weichen falsch gestellt werden, kann für Mensch und Gesellschaft ein
gewaltiger Schaden entstehen.

Ich war durch viele Jahre Auslandsseelsorger -in England. Ich habe damals
die sogenannte Reform der Frau Margret Thatcher miterlebt. Sie hat mit ihrer
Politik auch die Weichen in Richtung Privatisierung der Bahn gestellt. Die
Folge war, dass die Bahn ungeheuer teuer geworden ist, weil die
Privatbetreiber ja Gewinne machen möchten. Es hat in dieser Zeit in England
auch viele Zugkatastrophen mit Hunderten von Toten gegeben. Für die
Sicherheit wurde seit der Privatisierung nicht mehr viel getan, denn das
hätte Geld gekostet. Die englische Bahn ist durch die Privatisierung in eine
Katastrophe geschlittert. Heute versucht der englische Staat, die Bahn
wieder von den Privaten zurückzukaufen.

Bedeutung der Bahn

Die Bahn ist etwas anderes als irgendein anderer Betrieb. Die Bahn ist
wahrscheinlich das wichtigste Instrument für die Infrastruktur eines Landes.
Die Wirtschaft braucht die Bahn dringend und es wird sich kaum ein größerer
Betrieb in einem Ort ansiedeln, in dem es keine Bahn gibt. Heute ist auch
die Gesellschaft sehr mobil geworden. Hunderttausende Menschen fahren
täglich mit der Bahn zu ihrem Arbeitsplatz oder in die Schule. Für die
Wichtigkeit der Bahn ist auch noch der ökologische Aspekt zu nennen. Der
Transport mit der Bahn ist wesentlich umweltfreundlicher als der Transport
mit dem Auto oder Flugzeug.

Dienst am Volk

Es ist meine tiefe Überzeugung, dass alles, was Dienst am gesamten Volk ist,
nicht privatisiert werden darf. Alles, was Dienst am gesamten Volk ist, hat
auch ein Recht auf ein Defizit. Die private Wirtschaft ist immer nur auf
Gewinne aus und eine solche Intention führt bei der Bahn zur Katastrophe.
Ich bin aber nicht gegen jegliche Reform bei der Bahn. Ich glaube sogar,
dass eine Reform notwendig ist. Die Weichen bei einer Bahnreform sollten vor
allem in Richtung europäische Bahn gestellt werden. Die Grenzen sind in
Europa gefallen. Es kann keinen Sinn machen, dass in manchen europäischen
Ländern die Lokomotiven an den Grenzen ausgetauscht werden.

Skeptisch bin ich gegenüber dem ständigen Schneller-Werden bei der Bahn. Das
kommt aus dem falschen Zeittrend, der glaubt, dass wir ein Mehr an
Lebensqualität haben, wenn alles schneller wird. Es ist eine Vergötzung der
Zeit und letztlich auch ein hochkapitalistischer Trend, weil Zeit Geld ist.

Ich bin auch dagegen, dass man den Eisenbahnerinnen und Eisenbahnern alle
ihre sogenannten „Privilegien“ wegnehmen will. Es sind auch nicht alles
wirkliche Privilegien. Die Eisenbahnerinnen und Eisenbahner haben
prozentuell immer mehr in die Pensionskassa eingezahlt als andere. Die
meisten EisenbahnerInnen haben keine normalen Arbeitsbedingungen. Für viele
von ihnen ist es selbstverständlich, dass sie auch in der Nacht arbeiten
müssen.

Alles, was die Arbeiterinnen und Arbeiter an sozialen Errungenschaften
haben, das haben sie sich mühsam erkämpft. Was sich aber ein Arbeiter oder
eine Arbeiterin an mehr Menschlichkeit erkämpft hat, das soll er oder sie
nicht mehr zurückgeben.
Gute Arbeit statt Stellenabbau

Warum in der Bevölkerung oft ein Trend gegen die EisenbahnerInnen spürbar
ist, das ist meiner Ansicht größtenteils Neid. Was hat die Gesellschaft
wirklich davon, wenn die EisenbahnerInnen erst mit 65 Jahren in Pension
gehen. Es kann sogar eine Gefährdung der Gesellschaft sein, wenn ein
64jähriger Lokführer noch Dienst machen muss. Wenn die EisenbahnerInnen bis
65 Jahre arbeiten müssen, dann werden dadurch auch noch mehr Arbeitslose in
unserer Gesellschaft produziert, für die dann die Allgemeinheit sorgen muss.

Dass in Österreich 12.000 EisenbahnerInnen abgebaut werden sollen, das kommt
aus einem privatwirtschaftlichen Denken. In einem Artikel im Blatt der
Bundeskammer der gewerblichen Wirtschaft war folgendes zu lesen:

„Der wirklich dynamische Unternehmer reagiert auf die typisch
unternehmerische und zugleich fortschrittliche Art – er rationalisiert und
automatisiert die Produktion so stark, dass er eine gleichbleibende
Produktionsmenge mit verringerter Beschäftigungszahl erreichen kann. So
macht er trotz Stagnation und Lohnerhöhungen weiter Gewinne – möglicherweise
sogar mehr als zuvor.

In der Bundesrepublik Deutschland und in den USA arbeiten viele nach diesem
Rezept. Daher breitet sich dort am stärksten Arbeitslosigkeit aus. Doch das
darf nicht die Sorge des einzelnen Unternehmers sein. Er muss sich um seinen
Gewinn kümmern.“

Wenn bei der Eisenbahn Arbeiterinnen und Arbeiter abgebaut werden, dann
übernehmen normalerweise nicht Maschinen die Arbeit der EisenbahnerInnen.
Die Folge eines solchen Abbaus kann nur sein, dass entweder das Service
schlechter oder dass die verbleibenden ArbeiterInnen die Arbeit der
Abgebauten übernehmen müssen. Der Arbeitsdruck wird natürlich um ein
vielfaches erhöht. Die Katholische ArbeitnehmerInnen-Bewegung fordert „Gute
Arbeit“, das heißt menschenwürdige Arbeit.

Ich möchte, dass die 12.000 Beschäftigten bei der Eisenbahn nicht abgebaut
werden und dass alle EisenbahnerInnen menschenwürdig arbeiten können und
eine Freude an ihrer Arbeit finden können. Das Geld, um das Defizit der
Eisenbahn bezahlen zu können, muss da sein. Unsere Gesellschaft wird immer
reicher – auch deshalb, weil wir durch unsere Bahn eine gute Infrastruktur
haben.

Die wirklichen Privilegien

Wenn das Geld nicht da sein sollte, dann soll sich die Regierung das Geld
von denen holen, die netto mehr Euro 3.700,– im Monat verdienen und von
denen, die über ein ungeheures Privatvermögen verfügen.

In Österreich sind 580 Milliarden Euro an Privatvermögen vorhanden. Ich
wünsche mir von der Regierung eine Reform, wo die Kluft zwischen Arm und
Reich verkleinert wird. Ich wünsche mir nicht eine Politik für die Reichen,
sondern wo in besonderer Weise die Armen und Schwachen in Betracht gezogen
werden. Eine solche Politik wäre im Sinn des Evangeliums. Bei der momentanen
Regierung ist nicht erkennbar, dass die Weichen in diese Richtung gestellt
sind.

Mag. Rupert Granegger, Voest-Pfarrer
Verkauft!

Hinter diesem Wort steht nicht nur eine wirtschaftliche Handlung, vielmehr
steht dahinter auch ein Gefühl. Dieses Gefühl ist bei den Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern der voestalpine überall anzutreffen. „Wir haben viel
geleistet und geschafft in den letzten Jahren und Jahrzehnten. Wir haben
unser Bestes gegeben und sind stolz auf das Unternehmen. Und jetzt haben sie
uns eiskalt verkauft!“ – so der Tenor in den Gesprächen. Diesen Vorgängen
beinahe machtlos gegenüber zu stehen, kaum Gehör mit den eigenen Sorgen zu
finden, das tut weh. Sicher, die voestalpine war schon seit dem Börsegang
1998 teilprivatisiert. Die Staatsanteile boten aber ein gutes Maß an
Sicherheit für den Standort und die Arbeitsplätze. „Dies wird sich in
Zukunft ändern – so die Meinung der Mitarbeiter. Der Druck am Arbeitsplatz
wird noch steigen. Die Arbeitsplätze werden unsicherer. Sicherheitszusagen
am freien Markt sind letztlich eine Augenauswischerei. Verkauft ist
verkauft!“
Als Betriebsseelsorger am Standort Voest Linz teile ich die Sorgen der
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Meine Bedenken gehen aber noch weiter. Die
Privatisierungsschritte der letzten Jahre und die weiteren
Privatisierungsvorhaben sind für mich Ausdruck eines Zeitgeistes, den ich
verallgemeinernd als „neoliberal“ bezeichne. Die Devise: „Staat raus –
privat rein – dann wird alles billiger und besser!“, halte ich für einen
verhängnisvollen Irrtum. An Beispielen dafür fehlt es ja nicht. Der freie,
deregulierte und globale Markt kann nicht für Chancengleichheit und gerechte
Verteilung der Güter unter allen sorgen. Vielmehr führt ein immer mehr
enthemmter Markt zu einer Umverteilung hin zu den Reicheren und zu einer
größeren Belastung der Umweltressourcen. Die Kirche hat mit großer
Entschiedenheit dafür einzutreten, dass der Mensch die Mitte des
Wirtschaftens bleibt und nicht das Geld.

Aufruf für den Ökumenischen Prozess
»Wirtschaft im Dienst des Lebens«
Herausgefordert durch die Kirchen im Süden angesichts des Leidens der
Menschen und der Zerstörung der Schöpfung haben der Ökumenische Rat der
Kirchen (ÖRK), der Reformierte und der Lutherische Weltbund (RWB und LWB)
ihre Mitgliedskirchen zu einem „verbindlichen Prozess des Erkennens, Lernens
und Bekennens (processus confessionis) im Kontext wirtschaftlicher
Ungerechtigkeit und Naturzerstörung“ aufgerufen. Die im Rahmen dieses
Prozesses in Westeuropa durchgeführte Konsultation (15.-19.06.02 in
Soesterberg/Holland) zum Thema »Wirtschaft im Dienst des Lebens« richtete
einen Brief an die Mitgliedskirchen, worin es u.a. heißt:

– „Das Evangelium verspricht Leben in Fülle für alle Menschen und die ganze
Schöpfung (Joh. 10:10)… Geleitet von dieser Vision, erstreben wir eine
Wirtschaft im Dienst des Lebens. Märkte und Geld sollten den Austausch von
Gütern ermöglichen, um menschliche Bedürfnisse zu befriedigen und zum Aufbau
der menschlichen Gemeinschaft beizutragen.

– Heute jedoch sehen wir, wie zunehmend wirkliches Leben von privaten
finanziellen und Geschäftsinteressen beherrscht wird. Die ökonomische
Globalisierung ist von einer Logik geleitet, die der Anhäufung von Kapital,
uneingeschränktem Wettbewerb und der Sicherstellung von Gewinn in enger
werdenden Märkten Priorität gibt. Politische und militärische Macht werden
als Instrumente benutzt, um ungefährdeten Zugang zu Ressourcen und zum
Schutz von Investitionen und Handel sicherzustellen.

– Kirchen, die an dem ökumenischen Prozess teilgenommen haben, bekräftigten,
dass die Ideologie des Neoliberalismus unvereinbar ist mit der Vision der
oikoumene (der Einheit der Kirche und der ganzen bewohnten Erde).
Weitreichende und wachsende Ungerechtigkeit, Ausschluss und Zerstörung sind
der Gegensatz zum Teilen und zur Solidarität, die unabdingbar dazugehören,
wenn wir Leib Christi sein wollen. Was hier auf dem Spiel steht, ist … die
Glaubwürdigkeit des Bekenntnisses der Kirchen und ihrer Verkündigung Gottes,
der mit den Armen und für die Armen da ist.

– Um der Integrität ihrer Gemeinschaft und ihres Zeugnisses willen sind
Kirchen aufgerufen, gegen die neoliberale Wirtschaftslehre und
-praxis aufzutreten und Gott zu folgen.“ (epd-Dokum. 43a, S.9).

Die Generalsekretäre von ÖRK, RWB, LWB und KEK (Konferenz Europäischer
Kirchen) rufen in ihrem Begleitschreiben zu diesem Brief unsere Kirchen auf,
„auf die Herausforderungen der ökonomischen Globalisierung in verbindlicher
Weise zu antworten – sowohl durch breite Diskussionsprozesse als auch durch
Entscheidungen in den zuständigen Gremien“ (epd-Dokum. 43a, S. 7). Auch
katholische Partner wie Pax Christi, verschiedene Ordensgemeinschaften und
die katholische Bischofskonferenz in den Niederlanden beteiligen sich
bereits an diesem ökumenischen Prozess.

In Deutschland können wir an das Gemeinsame Wort der Kirchen zur
wirtschaftlichen und sozialen Lage, die Erlassjahrkampagne und die Dekade
zur Überwindung von Gewalt anknüpfen. Der Ökumenische Kirchentag in Berlin
2003 brachte den Prozess »Wirtschaft für das Leben« in verschiedenen
Veranstaltungen zur Sprache. Es gilt jetzt, die Beteiligung auf allen Ebenen
weiter zu stärken. Wie in allen Kontinenten geht es dabei auch in Westeuropa
vor allem um drei Fragen:

1. Wie verhalten wir uns als Kirchen und Gemeinden zu Geist, Logik und
Praxis der neoliberalen Globalisierung mit deren ausschließenden,
kriegerischen und Natur zerstörenden Folgen?

2. Wie glaubwürdig sind wir als Kirchen in unserem eigenen Wirtschaften
(Geldanlagen usw.)?

3. Wie können die Kirchen die biblische Option für die Armen – zusammen mit
diesen und mit anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren wie Attac –
eindeutig in die Politik einbringen?

In den Vollversammlungen der Weltbünde (2003/2004) und des ÖRK (2006) sollen
die Ergebnisse der Beratungs- und Entscheidungsprozesse in allen Kontinenten
zusammengetragen werden, um mit gemeinsamer Stimme und Aktion für eine
„Wirtschaft im Dienst des Lebens“ einzutreten.

Wir rufen Christinnen und Christen, Gemeinden, ökumenischen Gruppen und
Netze, kirchliche Verbände und Organisationen auf, sich je an ihrem Ort
dafür einzusetzen, dass die kirchlichen Entscheidungsgremien von der lokalen
bis zur bundesdeutschen Ebene die Briefe an die Kirchen in Westeuropa und
damit die Herausforderungen der neoliberalen Globalisierung auf breiter
Ebene zur Diskussion stellen und verbindlich in Wort und Tat beantworten.

„Wenn ein Glied leidet, leiden alle Glieder mit“ (1 Ko 12,26)

In Deutschland wird dieser Aufruf von zahlreichen evangelischen
Organisationen und im katholischen Bereich von Pax Christi unterstützt.
Dieser Aufruf wurde beim Sozialforum in Hallein von der Evangelischen
Arbeitsgemeinschaft für Entwicklungszusammenarbeit vorgestellt. Infos:
Evangelische Entwicklungszusammenarbeit, Garnisongasse 14-16, 1090 Wien Tel:
01/408 80 73 e-mail: office@evang-eza.at www.evang-eza.at.
Text unter http://www.kairoseuropa.de/fix/Aufruf.doc

Friedensvolksbegehrenbanner: Banner des Friedensvolksbegehrens

Unsere Kosten (z. B. der Versand) sind enorm gestiegen.
BITTE UM SPENDEN an Konto 040-32-675, Erste Österr. Sparkasse, BLZ 20111, J.
Fischer, Christen f. d. Friedensbew.

Arbeitsgemeinschaft
Christinnen und Christen für die Friedensbewegung

; alle: 1150 Wien, Oeversee
straße 2c, Gestaltung:
Andreas Pecha, Alois Reisenbichler, Adressverwaltung: Manfred Sauer.

KONTAKT INFORMATIONSBLATT:
Tel. & Fax (01) 796 50 21, E-Mail: pax.vienna@aon.at
Redaktion: Alois Reisenbichler, Telefon priv. (0664) 39 51 809

 

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