„Mehr Sicherheit ohne Waffen“

Im Februar vor Beginn der Münchner Sicherheitskonfernz erschien geerade rechtzeitig erschien das erste vernünftige Buch zum Thema seit langem in Österreich. Nun gibt es am
Montag, 28. April 2025 um 18 Uhr im Internationalen Institut für den Frieden, Möllwaldplatz 5/7, A-1040 Wien eine Präsentation mit: Werner Wintersteiner (Hg.) – „MEHR SICHERHEIT OHNE WAFFEN“ – Zur Aktualität von Hans Thirrings Friedensplan (ISBN 978-3-85371-547-5, 248 Seiten, 24.- Euro)
Es diskutieren: Werner Wintersteiner (Friedenspädagoge, Herausgeber) und Heinz Gärtner (Politikwissenschaftler, Autor), denn:
„Wir brauchen einen Diskursumkehr. Es geht nicht länger an, dass Aufrüstung als Normalfall gilt und Abrüstung sich legitimieren muss.“ so Wintersteiner, 2025, S. 8
Mit Beiträgen von Hans Thirring (Abdruck seines Friedensplans); Erwin Bader, Ewa Ernst-Dziedzic, Leo Gabriel, Heinz Gärtner, Erik Gornik, Günther Greindl, Andreas Gross, Marko Hren, Karin Liebhart, Rosa Logar, Christoph Matznetter, Gerhard Oberkofler, Christine Schweitzer und Werner Wintersteiner.
Dieses Buch diskutiert den sogenannten Thirring-Plan von 1963 zur einseitigen Abrüstung Österreichs aus aktueller Perspektive.
Der Vorschlag des Wiener Physikers und Friedensaktivisten Hans Thirring – „Mehr Sicherheit ohne Waffen“ – war als Beitrag zur Entspannung im Kalten Krieg gedacht. Das neutrale Österreich sollte als „Testobjekt der Möglichkeit friedlicher Koexistenz“ einen weltweiten Abrüstungsprozess anstoßen.
Rezension: „Mehr Sicherheit ohne Waffen – Zur Aktualität von Hans Thirrings Friedensplan“
Die Frage der Abrüstung und der militärischen Neutralität Österreichs hat eine lange Geschichte. Hans Thirring, renommierter Physikprofessor und Friedensaktivist, entwarf in den 1960er Jahren ein Konzept, das bis heute bemerkenswert aktuell erscheint: die vollständige Auflösung des österreichischen Bundesheeres gegen internationale Sicherheitsgarantien. Der von Werner Wintersteiner herausgegebene Sammelband „Mehr Sicherheit ohne Waffen – Zur Aktualität von Hans Thirrings Friedensplan“ (Promedia, 2024) nimmt sich dieser Idee an und beleuchtet deren Bedeutung für die Gegenwart.
Ein radikaler, aber durchdachter Vorschlag
Thirrings Grundidee war einfach, aber revolutionär: Österreich, als neutraler Staat, könnte seine militärischen Kapazitäten abbauen und stattdessen auf eine diplomatische Sicherheitsstrategie setzen, die durch internationale Verträge und die Vereinten Nationen abgesichert wird. Dies sollte nicht nur Österreich selbst stabilisieren, sondern als Modell für andere Länder dienen, um den internationalen Abrüstungsprozess zu beschleunigen. Thirring sah darin die Chance, die Weltpolitik langfristig von militärischen Konfliktlösungen zu entwöhnen.
Die Wiederentdeckung einer vergessenen Utopie
Wintersteiner und die Mitautoren, darunter namhafte Friedensforscher wie Ernst Bader, Leo Gabriel und Heinz Gärtner, analysieren Thirrings Plan aus historischer und aktueller Perspektive. Sie diskutieren, warum das Konzept in der Zeit des Kalten Krieges keine politische Umsetzung fand und ob es in einer multipolaren Welt mit zunehmenden geopolitischen Spannungen eine neue Chance hätte.
Besonders interessant ist die Frage, inwieweit sich das Thirring-Modell in die heutigen sicherheitspolitischen Debatten einfügen lässt. Während einige Autoren argumentieren, dass eine entmilitarisierte Sicherheitsstrategie in Zeiten globaler Bedrohungen schwer realisierbar sei, zeigen andere, dass die Prinzipien des Plans – Diplomatie, Friedensverträge und internationale Garantien – in einer vernetzten Welt dringender gebraucht werden denn je.
Ein Denkanstoß für heutige Friedensbewegungen
Der Sammelband leistet einen wertvollen Beitrag zur Debatte über Alternativen zur klassischen militärischen Abschreckungspolitik. Er regt dazu an, militärische Sicherheit nicht als einzig gangbaren Weg zu betrachten, sondern Friedens- und Abrüstungsansätze ernsthaft in Erwägung zu ziehen.
Das Buch bietet sowohl eine fundierte historische Aufarbeitung als auch eine klare Analyse der gegenwärtigen Sicherheitslage. Es richtet sich an politisch Interessierte, Friedensaktivisten und Wissenschaftler gleichermaßen. Wer sich mit der Zukunft der Neutralitätspolitik und nachhaltigen Friedensmodellen auseinandersetzen möchte, findet hier eine reichhaltige Quelle der Inspiration.
Fazit
„Mehr Sicherheit ohne Waffen – Zur Aktualität von Hans Thirrings Friedensplan“ ist eine hochaktuelle und gut recherchierte Neuinterpretation eines visionären Konzepts. Es erinnert daran, dass Abrüstung keine naive Utopie sein muss, sondern eine ernstzunehmende Alternative zur gegenwärtigen Sicherheitsarchitektur. Wintersteiner und sein Team liefern eine lesenswerte und anregende Publikation, die zum Weiterdenken über Wege zu einer friedlicheren Welt einlädt.
Näheres zum Buch: https://mediashop.at/buecher/mehr-sicherheit-ohne-waffen/
Draufgabe: Zitate zur Besinnung aus klügeren Zeiten zum Thema Abrüstung und Frieden
1. Franz Jonas (Bundespräsident Österreichs, 1965–1974):
„Der Friede ist kein Geschenk, sondern eine Aufgabe.“
(Rede zum Nationalfeiertag, 1968)
2. Bruno Kreisky (Bundeskanzler Österreichs, 1970–1983):
„Österreichs Neutralität ist nicht bloß ein juristischer Begriff, sondern ein Beitrag zu einer friedlichen Weltordnung.“
(Rede zur UN-Generalversammlung, 1973)
3. Alfred Hermann Fried (österreichischer Friedensnobelpreisträger, 1911):
„Die Waffen nieder! Es gibt keine andere Möglichkeit, den Frieden zu gewinnen.“
(Titel seines Werkes, 1899)
4. Johann Galtung (Friedensforscher):
„Frieden ist nicht die Abwesenheit von Konflikten, sondern die Fähigkeit, sie gewaltfrei zu lösen.“
5. Bertha von Suttner (Friedensnobelpreisträgerin, 1905):
„Der Krieg wird erst aufhören, wenn die Menschen sich ebenso entrüsten über die Heere wie über den Kanibalismus.“
6. Kurt Waldheim (UNO-Generalsekretär, 1972–1981):
„Abrüstung ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit für die Sicherheit aller Völker.“
Bruno Kreisky (Bundeskanzler 1970–1983):
„Ein Atomkrieg würde nicht nur Feinde vernichten, sondern auch Freunde. Deshalb gibt es keine Alternative zur Abrüstung.“
(Rede auf einer internationalen Friedenskonferenz, 1981)
3. Heinz Fischer (Bundespräsident 2004–2016):
„Die Neutralität Österreichs ist eine bewährte Strategie des Friedens. Sie bedeutet Verantwortung für Dialog und Abrüstung.“
(Ansprache am Nationalfeiertag, 2010)
4. Franz Vranitzky (Bundeskanzler 1986–1997):
„Frieden ist ein Prozess. Abrüstung ist ein Zeichen, dass wir aus der Geschichte gelernt haben.“
(Interview 1995)
Internationale Friedensaktivisten und Staatsmänner:
5. John F. Kennedy (US-Präsident, 1961–1963):
„Wir dürfen nicht verhandeln aus Angst, aber wir dürfen auch keine Angst haben zu verhandeln.“
(Rede zur Abrüstung, 1961)
6. Michail Gorbatschow (Generalsekretär der KPdSU, 1985–1991):
„Die Welt braucht keine neuen Waffen, sondern neues Vertrauen.“
(Rede zur Abrüstung, 1987)
7. Nelson Mandela (Friedensnobelpreisträger, 1993):
„Es gibt keine Straße zum Frieden. Der Frieden ist der Weg.“
(Interview, 1994)
8. Dag Hammarskjöld (UN-Generalsekretär, 1953–1961):
„Die UNO wurde nicht geschaffen, um die Menschheit in den Himmel zu führen, sondern um sie vor der Hölle zu bewahren.“
9. Jimmy Carter (US-Präsident, Friedensnobelpreisträger 2002):
„Der Krieg kann nur überwunden werden, wenn die Mächtigen der Welt verstehen, dass ihre wahre Stärke in der Diplomatie liegt.“
(Rede zur Friedensvermittlung, 1979)
10. Pope Franziskus (Papst seit 2013):
„Abrüstung ist kein Zeichen der Schwäche, sondern des Mutes, den Frieden ernst zu nehmen.“
(Ansprache zum Weltfriedenstag, 2017)
Zitate zur Rolle Österreichs in Friedensprozessen und zu Abrüstungsverträgen:
Österreichische Politiker zur Rolle Österreichs in Friedensprozessen:
1. Leopold Figl (1955, Unterzeichnung des Staatsvertrags):
„Ich kann nur eines sagen: Glaube an dieses Österreich!“
(Symbol für Österreichs Engagement für Frieden und Neutralität.)
2. Bruno Kreisky (Rede zur österreichischen Neutralität, 1972):
„Österreich kann als Brücke zwischen Ost und West dazu beitragen, dass Frieden nicht nur ein Wort bleibt.“
3. Rudolf Kirchschläger (Bundespräsident 1974–1986):
„Die Neutralität ist keine Passivität. Sie verlangt Engagement für Frieden und Abrüstung.“
(Rede an der UNO, 1982)
4. Alois Mock (Außenminister 1987–1995, zur Abrüstung in Europa):
„Abrüstung ist nicht nur ein militärischer, sondern ein moralischer Fortschritt.“
(Kommentar zu den START-Verhandlungen, 1991)
5. Heinz Fischer (Rede zur Wiener UNO-City, 2014):
„Österreichs Rolle als Gastgeber für Friedensgespräche ist ein Auftrag für die Zukunft.“
Internationale Zitate zu Abrüstungsverträgen:
6. Ronald Reagan (Unterzeichnung des INF-Vertrags, 1987):
„Wir sollten den Frieden nicht durch Waffen sichern, sondern durch Vertrauen und Zusammenarbeit.“
7. Michail Gorbatschow (Abrüstungsverhandlungen, 1987):
„Abrüstung ist der einzige Weg, um die Welt vor einer Katastrophe zu bewahren.“
8. Kofi Annan (UN-Generalsekretär, Rede zu Nuklearwaffen, 2000):
„Abrüstungsverträge sind keine naive Hoffnung, sondern ein fundamentaler Beitrag zur globalen Sicherheit.“
9. Hans Blix (UN-Waffeninspekteur, 2003):
„Es gibt keinen Frieden durch Aufrüstung – nur durch Verhandlungen.“
10. Ban Ki-moon (UN-Generalsekretär, 2010):
„Jede abgeschaffte Waffe ist ein Schritt zu einer besseren Welt.“
Zitate zu konkreten Abrüstungsverträgen
Atomwaffensperrvertrag (NPT, 1968)
John F. Kennedy: „Die Menschheit muss dem Krieg ein Ende setzen, oder der Krieg setzt der Menschheit ein Ende.“
Kofi Annan: „Der Atomwaffensperrvertrag bleibt das Fundament der globalen nuklearen Sicherheit.“
Hans Blix: „Der Atomwaffensperrvertrag ist kein Vertrag über Privilegien, sondern über gemeinsame Verantwortung.“
Ban Ki-moon: „Solange es Atomwaffen gibt, werden wir nicht in Sicherheit leben. Der Atomwaffensperrvertrag ist unser Schutzschild gegen das Undenkbare.“
Chemiewaffenübereinkommen (CWC, 1993)
Javier Pérez de Cuéllar: „Chemiewaffen sind eine Geißel der Menschheit. Ein weltweites Verbot ist ein historischer Fortschritt für die Zivilisation.“
Barack Obama: „Es gibt keinen legitimen Grund für den Besitz von Chemiewaffen. Ihr Verbot ist ein Sieg für die Menschlichkeit.“
Antonio Guterres: „Jeder Einsatz von Chemiewaffen ist ein Angriff auf die Grundwerte der Menschheit. Ihre vollständige Vernichtung bleibt unser Ziel.“
START-Verträge (Strategic Arms Reduction Treaty, 1991 & 2010)
George H.W. Bush: „Die Welt hat einen entscheidenden Schritt gemacht – weg von der nuklearen Bedrohung, hin zu einer sichereren Zukunft.“
Michail Gorbatschow: „Dieser Vertrag ist ein Sieg der Vernunft über die Angst.“
Barack Obama: „Die Reduzierung unserer Atomwaffenarsenale stärkt unsere Sicherheit – nicht umgekehrt.“
Dmitri Medwedew: „Weniger Atomwaffen bedeuten mehr Sicherheit für die Welt.
Empfehlenswerte Videos zu den Themen “Mehr Sicherheit ohne Waffen” und “Frieden durch Abrüstung”:
1. “Frieden durch Abrüstung – eine Utopie?” (ARD-alpha)
• Eine fundierte Analyse der historischen und aktuellen Abrüstungsbemühungen weltweit.
• Link: ARD-alpha Friedensforschung (Suchbegriff: Abrüstung, Frieden) – ardmediathek.de/suche/Frieden&Abrüstung
2. “Disarmament and Peacebuilding” (United Nations Web TV)
• Eine UNO-Dokumentation über die Rolle der Abrüstung für nachhaltigen Frieden.
• Link: UN Web TV
3. “Das Konzept der gemeinsamen Sicherheit” (ARTE)
• Historische Perspektiven auf Abrüstungsstrategien und ihre politische Umsetzung.
• Link: ARTE Mediathek
4. “Die Waffen nieder!” – Dokumentation über Bertha von Suttner (ORF)
• Die Bedeutung von Abrüstung aus historischer und ethischer Sicht.
• Link: ORF TVThek
5. TED Talk von Jody Williams: “A Realistic Path to World Peace”
• Friedensnobelpreisträgerin Jody Williams über die Notwendigkeit einer Welt ohne Waffen.
• Link: TED Talk – Jody Williams
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