Digitale Befreiung

Digitaler Kolonialismus
Der hohe Preis des Globalen Südens für unseren digitalen Komfort
Während wir im Globalen Norden von künstlicher Intelligenz, smarten Assistenten und sozialen Netzwerken profitieren, zahlen andere einen unsichtbaren Preis. Die Tech-Giganten des 21. Jahrhunderts – Meta, Google, Microsoft & Co – feiern Rekordgewinne:
2024 allein machte Meta 62 Milliarden Dollar, Google 100 Milliarden. Doch hinter diesen Zahlen stehen nicht nur Innovation und Unternehmergeist, sondern auch systematische Ausbeutung. Was sollten wir dagegen unternehmen und welche neuen Werkzeuge können uns dabei helfen.
In ihrem Buch „Digitaler Kolonialismus – Wie Tech-Konzerne und Großmächte sich die Welt aufteilen“ zeigen der Journalist Ingo Dachwitz und der Globalisierungsexperte Sven Hilbig, wie die digitale Vorherrschaft des Nordens auf den Schultern des Südens errichtet wird. Eine Spurensuche zu digitalen Abhängigkeiten, ungerechter Wertschöpfung und leiser Hoffnung.
Datenmacht statt Dampfmaschine
Der Begriff digitaler Kolonialismus erinnert bewusst an frühere Formen imperialer Ausbeutung. Auch heute geht es um Ressourcen – aber nicht mehr nur um Gewürze, Öl oder Baumwolle, sondern um:
- Rohstoffe für Server und Chips: Kobalt, Lithium, Seltene Erden – meist gefördert unter gefährlichen Bedingungen im Kongo, Bolivien oder Chile.
- Billige Arbeitskraft für das „digitale Prekariat“: Content-Moderation, KI-Training oder Datenlabeling werden in Länder wie Kenia, Indien oder die Philippinen ausgelagert – oft ohne psychologische oder arbeitsrechtliche Absicherung.
- Digitale Infrastruktur als trojanisches Pferd: Initiativen wie Facebooks „Free Basics“ bringen scheinbar kostenloses Internet – aber nur innerhalb einer kontrollierten Plattform. Die versprochene Teilhabe wird zur digitalen Einbahnstraße.
Was bleibt den Ländern des Südens?
Ein ungleicher Deal. Während Daten – die Währung des 21. Jahrhunderts – massenhaft extrahiert und monetarisiert werden, fließt kaum ein Teil des Profits zurück. Statt digitaler Souveränität erleben viele Länder eine neue Abhängigkeit von westlichen Plattformen, Softwarelizenzen und Cloud-Infrastrukturen.
Dachwitz und Hilbig zeigen eindrücklich, dass diese Machtasymmetrie nicht nur ökonomisch, sondern auch kulturell wirkt: Lokale Sprachen, Wissensformen und Medien verlieren an Sichtbarkeit, während die digitale Öffentlichkeit vom Silicon Valley dominiert wird.
Was tun? Das Netz demokratisieren
Doch es regt sich Widerstand. Die Initiative „Save Social“ ruft dazu auf, soziale Netzwerke als öffentliche, demokratische Räume zu erhalten – und nicht den Launen einzelner Milliardäre wie Elon Musk oder Mark Zuckerberg zu überlassen.
Ein Hoffnungsschimmer ist das Fediverse – ein dezentrales Netzwerk aus Plattformen wie Mastodon, Pixelfed oder PeerTube. Diese sind:
- Open Source
- Nicht profitorientiert
- Datenschutzfreundlich
- Moderiert durch Gemeinschaften statt Algorithmen
Menschenrechtler*innen, Umweltaktive, LOHAS, Kulturschaffende und Friedensbewegte finden hier zunehmend digitale Heimat jenseits von Hass, Hetze und kommerzieller Überwachung.
(i) Infokasten: Was ist das Fediverse?
Das Fediverse ist ein Zusammenschluss freier, dezentral betriebener Plattformen, die über das offene Protokoll „ActivityPub“ miteinander kommunizieren.
Statt einem Konzern wie Meta zu gehören, besteht das Fediverse aus vielen unabhängigen Instanzen (Servern), die miteinander vernetzt sind.
Beispiele für Plattformen im Fediverse:
- Mastodon – Alternative zu Twitter/X
- Pixelfed – Alternative zu Instagram
- PeerTube – Alternative zu YouTube
- Funkwhale – Alternative zu Spotify
- Mobilizon – Alternative zu Facebook Events
Der Einstieg ist einfach: Man wählt eine Instanz (z. B. mastodon.social oder chaos.social) und erstellt einen Account. Wer technisch versiert ist, kann sogar eine eigene Instanz betreiben – ganz im Sinne digitaler Selbstbestimmung.
Call-to-Action: Digitale Befreiung – Jetzt!
Die Vision einer friedlichen, gerechten und nachhaltigen Welt braucht auch digitale Souveränität.
Wir können etwas tun – heute, hier, gemeinsam:
✔ Reflektiere deine digitalen Gewohnheiten. Welche Plattformen nutzt du – und wem nützt das?
✔ Probier das Fediverse aus. Ein guter Startpunkt ist joinmastodon.org
✔ Sprich darüber. Mit deiner Familie, in der Friedensgruppe, im Chor, im Seminar. Digitale Ethik ist ein Thema für alle.
✔ Unterstütze gemeinwohlorientierte IT-Initiativen. Spenden, Engagement oder einfach Teilen hilft.
✔ Forder digitale Gerechtigkeit politisch ein. Datenethik gehört in jedes Parteiprogramm.
Denn: Ein gerechtes Internet ist ein Friedensprojekt.
Und das beginnt – wie so oft – bei uns selbst.
Posted in Conversion, Entwicklung, Ethik, Europa, Friedensarbeit, Friedensbewegung, Friedensexport, Friedensforschung, Friedensjournalismus, Friedenskultur, Friedensorganisation, Friedenspädagogik, Friedenspolitik, Friedensstifter, Friedensstifterin, Friedensstruktur, Gewaltprävention, Global, Krisenregion, Menschenrecht, Mitwelt, Nahost, Österreich, Peacebuilding, Russland, Schweiz, Slovenien, Slowakei, Südamerika, Südosteuropa, Tipp, Tschechien, Umwelt, Unfrieden, Ungarn, USA, video, Völkerrecht, Weltanschauungen, Wirtschaft, Zivilcourage