Was hätten Gandhi oder Bertha von Suttner als EU-Kommissionsspitze getan?

Statt fantasieloser 800 Milliarden für Aufrüstung – Europas friedliche Alternativen
Während Ursula von der Leyen in Brüssel verkündet, dass Europa „massiv aufrüsten“ müsse, um auf „eine Ära der Aufrüstung“ zu reagieren, stellt sich eine entscheidende Frage: Gibt es wirklich keine weniger verrückten anderen Lösungen?
Stellen wir uns vor, Mahatma Gandhi säße heute an der Spitze der EU-Kommission.
- Was würde er tun?
- Würde er dem militärisch-industriellen Komplex blind Milliarden zuschieben?
- Würde er die Stabilitätskriterien lockern, um Panzer und Raketen zu finanzieren?
Wohl kaum. Gandhi war ein Meister des Friedens mit friedlichen Mitteln wie Johan Galtung es formulierte – und genau das bräuchte Europa heute mehr denn je.
1. Sicherheit neu denken: Die Ursachen der Bedrohung bekämpfen
Gandhi hätte nicht gefragt: „Wie viele Waffen brauchen wir?“, sondern:
„Warum fühlen sich Menschen und Staaten unsicher?“
Die eigentlichen Ursachen von Kriegen und Konflikten sind:
- Wirtschaftliche Ungleichheit und Ressourcenkriege
- Nationalistische Hetze und Militarisierung
- Klima- und Umweltkatastrophen als Brandbeschleuniger von Gewalt
Statt Milliarden in Waffen zu stecken, hätte Gandhi in Friedenstechnologien, Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit investiert – denn ein gerechtes und nachhaltiges Europa ist ein sicheres Europa für die Menschen und nicht nur für die Überreichen mit ihren Yachten und Atombunkern.
2. Europas Soft Power nutzen: Diplomatie statt Eskalation
Gandhi glaubte an die Macht von Diplomatie, zivilem Widerstand und internationaler Zusammenarbeit. Die EU hat bereits starke Instrumente, die kaum genutzt werden:
- Wirtschaftliche Hebel: Statt Sanktionen gegen Russland als bloßes Strafmittel hätte Gandhi Angebote gemacht, die Anreize für Deeskalation schaffen.
- Medien und Narrative: Er hätte eine Kampagne für Friedensjournalismus in Europa gestartet, um Feindbilder abzubauen.
- Mediation und Verhandlung: Gandhi hätte Friedenskonferenzen auf neutralem Boden organisiert, um eine alternative Sicherheitsarchitektur zu schaffen.
3. Abrüstung als Friedenspolitik – nicht als Utopie
Während von der Leyen Milliarden in Waffen stecken will, hätte Gandhi ein nachhaltiges „Eurasisches Abrüstungs- und Friedenswerk“ ins Leben gerufen – von Portugal bis Wladiwostok.
- Konversion der Rüstungsindustrie: Europas Waffenfabriken könnten in erneuerbare Energien, Infrastruktur und zivile Technologien umgewandelt werden.
- Bedingungen für Rüstungsexporte verschärfen: Gandhi hätte einen harten Kurs gegen europäische Waffenlieferungen in Konfliktregionen gefahren.
- UNO stärken statt untergraben: Die EU könnte eine Führungsrolle in globaler Abrüstung übernehmen – und eine schrittweise Reduktion der Militärausgaben weltweit fordern.
4. 800 Milliarden für eine echte Friedensstrategie
Anstatt Geld in Waffen zu pumpen, hätte Gandhi die Mittel klug investiert:
- 200 Milliarden für Klimaschutz: Die größte Bedrohung für Europa ist nicht Putin, sondern die Klimakrise.
- 200 Milliarden für Armutsbekämpfung: Wer Hunger und Perspektivlosigkeit bekämpft, bekämpft auch Extremismus und Gewalt.
- 200 Milliarden für Friedensforschung und Diplomatie: Eine „Friedensakademie“ der EU könnte Strategien entwickeln, um globale Konflikte gewaltfrei zu lösen.
- 200 Milliarden für Bildung und Medien: Wer junge Menschen gegen Manipulation, Hass und Nationalismus immun macht, schafft langfristig Sicherheit.
Fazit: Europa kann anders – wenn es den Mut hat
Gandhi hätte Europa nicht zu einer Festung aus Waffen gemacht. Er hätte das Fundament für ein sicheres, gerechtes und nachhaltiges Europa gelegt – mit der Kraft von Diplomatie, Gerechtigkeit und gewaltfreiem Widerstand.
Die Frage ist nicht: „Brauchen wir mehr Waffen?“
Die Frage ist: „Haben wir den Mut, es anders zu machen?“
Hintergrund
Die geplante Lockerung der EU-Stabilitätskriterien für höhere Militärausgaben ist tatsächlich ein bemerkenswerter Paradigmenwechsel. Nach Jahrzehnten der Haushaltsdisziplin, in denen Sozial- und Klimainvestitionen oft an den Stabilitätsvorgaben scheiterten, wird nun das finanzielle Korsett für Aufrüstung gelockert. Das zeigt, wie stark sich geopolitische Bedrohungswahrnehmungen und Lobbyinteressen auf die Finanzpolitik auswirken.
Ein Meistercoup des MIK?
Ja, das riecht nach einem strategischen Erfolg des Militärisch-Industriellen Komplexes (MIK), der es schafft, Sicherheitsängste so zu kanalisieren, dass die Rüstungsindustrie zum größten Gewinner wird. Während Klimainvestitionen oft als „zu teuer“ gelten, scheinen hier plötzlich hunderte Milliarden „mobilisierbar“ zu sein. Gleichzeitig verstärkt eine globale Aufrüstungsdynamik die Unsicherheiten, die diese Investitionen rechtfertigen sollen – ein sich selbst nährender Kreislauf.
Gibt es friedliche Pläne für Abrüstung?
Es gibt durchaus Konzepte und Initiativen, aber sie haben es schwer gegen den derzeitigen Mainstream. Einige der relevanten Ansätze:
- UN-Initiativen für Abrüstung:
- Der UN Office for Disarmament Affairs (UNODA) setzt sich für Rüstungskontrolle ein, hat aber wenig Durchschlagskraft.
- Der Atomwaffenverbotsvertrag (TPNW) zeigt, dass es eine starke zivilgesellschaftliche Bewegung gegen nukleare Aufrüstung gibt, aber große Mächte ignorieren ihn.
- Klimawende statt Aufrüstung:
- Die Forderung nach einer „Climate Peace Dividend“, also der Umverteilung von Rüstungsausgaben in Klimaschutz, ist ein zentrales Argument von Friedensforschern wie Michael Klare oder Johan Galtung.
- Denkfabriken wie das Stockholm International Peace Research Institute (SIPRI) warnen davor, dass Militarisierung Konflikte eher verschärft als verhindert.
- Initiativen zur Zivilen Konfliktlösung:
- Berghof Foundation oder das Peaceful Change Initiative arbeiten an Ansätzen für gewaltfreie Konfliktlösung, die strukturell unterfinanziert sind.
- Die Compassion Circle Projekte mit Extremisten zeigen, dass Prävention und Dialog eskalierende Konflikte verhindern können.
- Kampagnen für EU-Friedenspolitik statt Militarisierung:
- Bewegungen wie European Network Against Arms Trade (ENAAT) oder ICAN Europe fordern Abrüstungspolitik auf EU-Ebene.
- Friedensorganisationen plädieren für eine Umwidmung des Verteidigungsfonds in einen „Green New Deal für Frieden und Sicherheit.“
Was könnte Druck erzeugen?
- Massenmobilisierung: Fridays for Future hat gezeigt, dass Millionen Menschen politischen Druck erzeugen können. Warum nicht einen „Fridays for Peace“?
- Wirtschaftlicher Hebel: Klimaschädliche Investitionen wurden durch Taxonomien ausgebremst. Eine ähnliche Strategie könnte für Rüstungsinvestitionen angewandt werden.
- Diplomatische Allianzen: Staaten wie Irland oder Österreich könnten eine Allianz für Rüstungsbegrenzung initiieren.
- Friedensjournalismus & Öffentlichkeit: Je mehr Medien thematisieren, dass Aufrüstung Sicherheit nicht garantiert, sondern eher Unsicherheit verstärkt, desto größer der öffentliche Widerstand.
Die jetzige Entwicklung könnte langfristig eine katastrophale Weichenstellung sein: Milliarden für Waffen statt für die Klimawende und Friedenspolitik. Wer heute von Sicherheit spricht, aber die planetaren Überlebensfragen ignoriert, betreibt gefährliche Symptombekämpfung. Der Moment wäre da, um eine breite Bewegung für schrittweise Abrüstung zu formieren – nicht nur aus moralischen, sondern aus purem Überlebensinteresse.
Ist eine EU-Aufrüstung wirtschaftlich sinnvoll?
Ökonomisch betrachtet sind kurzfristige Wachstumsimpulse und technologische Fortschritte denkbar. Langfristig drohen jedoch Fehlallokationen, steigende Schulden und eine Verdrängung nachhaltiger Investitionen.
800 Milliarden für Aufrüstung könnten das Gegenteil von Sicherheit bringen – wenn es zu einem Rüstungswettlauf oder einer Schuldenkrise führt. Stattdessen könnte die EU mit gezielter Diplomatie, Resilienz- und Klimainvestitionen eine echte langfristige Sicherheitsstrategie verfolgen.
Alternative Überlegung:
Was wäre, wenn ein Teil der 800 Milliarden in Klimasicherheit, Konfliktprävention und nachhaltige Technologie investiert würde? Sicherheit ist mehr als Waffen – sie beginnt bei wirtschaftlicher Stabilität, fairen globalen Beziehungen und einer intakten Umwelt.
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