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Militarismus ist Haupttreiber Welt-Klimakrise

Erstellt am 01.11.2024 von Andreas Hermann Landl
Dieser Artikel wurde 195 mal gelesen und am 01.11.2024 zuletzt geändert.

Der Klimawandel und die Eskalation militärischer Konflikte sind eng miteinander verbunden. Jüngste Studien und Analysen zeigen, dass das die weltgröste Streitmacht das US-Militär zu den größten Einzelverbrauchern fossiler Brennstoffe zählt und weltweit zu einem der größten institutionellen Verursacher von Treibhausgasemissionen (THG) gehört. Die Rolle des Militärs in der Klimakrise wird jedoch oft unterschätzt, weil die Lobby sie bisher erfolgreich unter den Tisch kehrt. Wir bringen Licht in die Düsternis und fordern die Weltklimakonferenz auf endlich militärische Emissionen in Erfassung der Treibhausgas-Verursacher aufzunehmen.

Direkte und indirekte Emissionen des Militärs

Das Pentagon verbrauchte 2017 – laut akribischen Schätzungen – täglich rund 269.230 Barrel Öl, was zu über 42 Millionen Tonnen CO₂ pro Jahr führt. Dies macht das bis heute US-Militär zu einem der größten institutionellen Emittenten (Ausstoßer). Wenn man diese Zahlen mit den zivilen Emissionen der USA im Jahr 2017 von rund 5 Milliarden Tonnen CO₂ vergleicht, trägt das Militär rund 1 % zu den Gesamtemissionen der USA bei. Dies ist allerdings eine sehr vorsichtige („konservative“) Schätzung. Diese Zahl steigt deutlich bei Berücksichtigung indirekter Emissionen, wie der Produktion von Waffen und der logistischen Versorgung von Militärbasen.

Das US-Militär betreibt über 800 Stützpunkte weltweit, deren Bau und Betrieb ebenfalls erhebliche Emissionen verursacht. Dazu kommen weitere „versteckte“ Emissionen aus dem Einsatz von Baumaterialien wie Beton und der Energieversorgung dieser Stützpunkte.

Ein plausibler indirekter Faktor für die Emissionen des US-Militärs könnte zwischen 1,5 und 2,5 liegen, wenn man die verschiedenen indirekten Emissionsquellen umfassend einbezieht.

Wie dieser Faktor geschätzt wird:

  1. Produktion und Transport von Ausrüstung: Die Herstellung und Logistik militärischer Ausrüstung sind energieintensiv. Die Emissionen dieser Prozesse machen häufig mehr als das Doppelte der direkten Emissionen eines Systems aus. Das liegt unter anderem an Stahlproduktion, Schwertransporten und der Verarbeitung langlebiger Materialien wie Rüstungsstahl und Verbundstoffe.
  2. Bau und Erhaltung von Militärbasen: Der Bau und Betrieb von weltweit mehr als 800 Militärbasen führt zu erheblichen Emissionen durch die Nutzung von Baumaterialien wie Beton und Stahl sowie durch den Strombedarf.
  3. Logistische Versorgung: Die Versorgung von Truppen und Material, vor allem im Ausland, erfordert gewaltige logistische Einsätze, die oft doppelt so viele Emissionen verursachen wie die eigentlichen Kampfmittel.

Konkrete Abschätzung:

Ein indirekter Emissionsfaktor von etwa 2 würde bedeuten, dass auf die 42 Millionen Tonnen direkter Emissionen zusätzlich rund 84 Millionen Tonnen CO₂e kommen. Somit könnte das US-Militär insgesamt etwa 126 Millionen Tonnen CO₂e pro Jahr verursachen, was rund 3 % der US-Gesamtemissionen entsprechen würde.

Diese Berechnung spiegelt die enorme Dimension wider, die die militärischen Emissionen und ihre indirekten Effekte auf das Klima haben, und verdeutlicht, wie wichtig es ist, auch diese oft „versteckten“ Emissionen in der Klimapolitik zu berücksichtigen.

126 Millionen Tonnen wieviel ist das im Vergleich zu Österreich?

Die geschätzten Emissionen des US-Militärs (126 Millionen Tonnen CO₂e pro Jahr) sind etwa 1,6-mal so hoch wie die gesamten jährlichen CO₂-Emissionen Österreichs (rund 80 Millionen Tonnen im Jahr 2021)

Emissionen durch Kriege und militärische Konflikte

Große militärische Konflikte verursachen zusätzliche Emissionen. So wurden allein im Irak-Krieg von 2003 bis 2011 über 140 Millionen Tonnen CO₂ ausgestoßen. Diese Emissionen resultieren aus dem Einsatz von Panzern, Flugzeugen und anderer schwerer Militärtechnik sowie durch die Zerstörung von Infrastruktur.

Die anhaltenden Konflikte in der Ukraine und in Gaza erhöhen ebenfalls den CO₂-Ausstoß, da Zerstörung und Wiederaufbau von Infrastruktur immense Emissionen verursachen. Schätzungen zufolge hat der russische Angriff auf die Ukraine in den ersten zwei Jahren rund 180 bis 200 Millionen Tonnen CO₂ emittiert, was fast so viel ist wie die jährlichen Emissionen eines kleinen Industriestaates.

Globale Emissionen durch die größten Militärmächte

Die größten Emittenten unter den Militärmächten – die USA, China, Russland, Indien und die Europäische Union – tragen erheblich zur Klimakrise bei. Die zivilen THG-Emissionen dieser Länder sind seit 2000 stark gestiegen. Hier eine Übersicht der Emissionen (in Milliarden Tonnen CO₂-Äquivalent, geschätzt):

JahrUSAChinaRusslandIndienEU
20006,03,42,01,14,0
20106,08,32,31,73,8
20205,210,12,12,43,2
20245,010,52,02,73,0

Die militärischen Emissionen dieser Länder sind nicht vollständig dokumentiert, da viele Staaten diese Daten nicht offenlegen. Doch aufgrund der umfangreichen Militärausgaben und der Bedeutung militärischer Operationen ist davon auszugehen, dass die militärischen THG-Anteile in den USA, China und Russland bedeutend sind.

Überwachung von Emissionen durch Satelliten

Satellitenbeobachtungen ermöglichen inzwischen eine relativ genaue Überwachung der Emissionen einzelner Länder, auch in Krisenregionen wie der Ukraine oder Gaza. Die NASA, die ESA und private Plattformen wie Copernicus und Carbon Monitor nutzen Satellitendaten, atmosphärische Modelle und Bodenmessungen, um die CO₂- und Methankonzentrationen zu messen. Nachrichtendienste wie die CIA könnten auf Grundlage dieser Daten Emissionsspitzen erkennen, die auf intensive militärische Aktivitäten hinweisen.

Fazit

Die militärischen Aktivitäten weltweit tragen erheblich zur globalen Klimakrise bei. Eine umfassendere und transparentere Erfassung der Emissionen – insbesondere der „versteckten“ militärischen THG-Anteile – ist dringend nötig, um die Klimakrise ganzheitlich anzugehen.

 

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