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Nach der Wahl ist vor der Wahl

Erstellt am 30.09.2024 von Andreas Hermann Landl
Dieser Artikel wurde 660 mal gelesen und am 02.10.2024 zuletzt geändert.

Vor 155 Jahren wurde Gandhi geboren plötzlich taucht er, am 2. Oktober, wieder in einem steirischen Dorf auf. Doch am Vortag kommt ein gewitzter Geschichtenerzähler und bereitet die Angsthasen im steirischen Dorf auf Gandhis Besuch vor. Das gibt dort wohl einen Erdrutsch-Sieg für „das Gute Leben für alle“ durch schrittweise weltweite Abrüstung und Frieden sowie Klima-Stabilisierung ohne Armeen bei den nächsten Wahlen.

Die Geschichte vom „Goldenen Hirsch“

Im kleinen Dorf in der Steiermark, inmitten sanfter Hügel und grüner Wälder, lag das Wirtshaus Goldener Hirsch. Es war ein Ort, an dem die Menschen zusammenkamen, um zu essen, zu trinken und zu reden – besonders über Politik. In den letzten Jahren waren die Gespräche im Wirtshaus von einem Thema dominiert: die FPÖ und die „Gefahr“ durch Zuwanderung. Die Mehrheit der Dorfbewohner hatte aus Angst vor Veränderungen und Unsicherheit die rechtspopulistische Partei gewählt.

Doch an einem kühlen Herbstabend betrat ein neuer Gast das Wirtshaus.

Er hieß Jakob, war Mitte dreißig und trug abgetragene Wanderkleidung. Er war ein ehemaliger Dorfbewohner, der vor Jahren nach Graz gezogen war, aber jetzt für einige Monate zurückkehrte. Es dauerte nicht lange, bis das Gespräch auf die Politik kam – und die vertrauten Argumente wurden laut: „Wenn du nach Graz fährst, denkst du, du bist in Istanbul“, sagte einer der Stammgäste.

Jakob hörte eine Weile zu, bevor er sich einmischte. „Interessant“, sagte er, „aber ich möchte euch eine Geschichte erzählen. Es geht um ein Dorf ganz ähnlich wie unseres – und wie es sich verändert hat.“

Eine Geschichte aus der Vergangenheit

„Vor hundert Jahren“, begann Jakob, „gab es ein Dorf in der Steiermark, das dem unseren sehr ähnelte. Es lebte von der Landwirtschaft und war weitgehend isoliert. Doch dann kamen italienische Gastarbeiter, die in den Minen der Umgebung arbeiteten. Zuerst hatten die Dorfbewohner Angst vor den ‚Fremden‘. Doch mit der Zeit begannen sie zu erkennen, dass die Italiener ihnen halfen – nicht nur mit der harten Arbeit, sondern auch mit neuen Techniken für den Weinanbau. Gemeinsam bauten sie eines der besten Weingüter in der Region auf.“

„Das ist doch Vergangenheit“, rief einer der Männer. „Heutzutage sind die Migranten anders!“

Positive Begegnungen

Jakob lächelte. „Ist das so? Letzte Woche habe ich an einem Gemeinschaftsprojekt in Graz gearbeitet. Es war ein urbaner Garten, wo Menschen aus aller Welt zusammenkamen – von Syrern bis zu Leuten aus dem Kosovo. Wir haben Obst und Gemüse angebaut, und am Ende des Tages haben wir zusammen gegessen. Es war erstaunlich, wie viel wir voneinander gelernt haben – alteingesessene Grazer und Neuankömmlinge, die nicht anders sind als die Italiener von damals.“

„Die bringen uns doch nur Probleme“, meinte der Wirt.

Gegenseitige Unterstützung

„Im Gegenteil“, sagte Jakob. „Ich habe vor einigen Monaten einen jungen Mann aus Afghanistan kennengelernt, der heute einen kleinen Reparaturservice in Graz betreibt. Er hat mir geholfen, mein altes Fahrrad zu reparieren, das ich schon fast aufgegeben hatte. Wir haben uns unterhalten, und ich habe gelernt, dass seine Familie alles verloren hat – doch hier fand er eine Chance, sich ein neues Leben aufzubauen. Und durch ihn habe ich nun wieder ein Fahrrad, das funktioniert.“

Die Gäste schwiegen. Einige nippten an ihrem Bier.

Global denken, lokal handeln

„Die Welt verändert sich“, fuhr Jakob fort. „Wir können die globalen Probleme nicht alleine lösen, aber wir können lokal handeln. Habt ihr gewusst, dass es ein Dorf in den Niederlanden gibt, das komplett energieautark geworden ist? Sie haben Migranten einbezogen, um neue Technologien einzuführen, und arbeiten nun gemeinsam daran, ihre Dörfer zukunftsfähig zu machen – mit Solarenergie und nachhaltiger Landwirtschaft. Warum könnten wir das hier nicht auch machen?“

Ein paar Köpfe nickten zustimmend.

Neue Wirtschaftsmöglichkeiten

„Und wisst ihr, wie es wirtschaftlich aufwärts gehen kann?“, fragte Jakob. „Wenn wir das Potenzial unserer Region nutzen. Statt Angst vor Veränderungen zu haben, sollten wir überlegen, wie wir sie zu unserem Vorteil nutzen können. In Graz gibt es eine Kooperation mit Zuwanderern, die alte Handwerkstechniken wiederbelebt haben. Sie stellen traditionelle Keramik und Textilien her und verkaufen sie auf den Märkten. Stellt euch vor, wir könnten hier im Dorf ähnliche Projekte starten – wir könnten unsere Region wiederbeleben, Arbeitsplätze schaffen und den Tourismus anziehen.“

Die Dorfbewohner schauten sich um. Es war offensichtlich, dass viele zum ersten Mal darüber nachdachten, wie diese Ideen für sie funktionieren könnten.

Zukunft des Miteinanders

Jakob lehnte sich zurück. „Stellt euch vor, unser Dorf in fünf Jahren: Eine lebendige Gemeinschaft, in der Menschen miteinander arbeiten, egal woher sie kommen. Wir könnten das beste Bier in der Region brauen, Gemüse aus unseren Gärten verkaufen und durch Zusammenarbeit ein nachhaltiges Leben führen. Anstatt uns vor der Zukunft zu fürchten, sollten wir sie gestalten.“

Eine tiefe Stille erfüllte den Raum. Der Wirt kratzte sich am Kopf. „Weißt du“, sagte er schließlich, „vielleicht hast du Recht. Vielleicht sollten wir aufhören, uns über das zu beschweren, was in der Stadt passiert, und anfangen, hier etwas zu ändern.“

Die Gäste nickten zustimmend, und das Gespräch nahm eine neue Wendung. Es ging jetzt nicht mehr um Angst vor dem Fremden, sondern um die Möglichkeiten, die vor ihnen lagen.

 

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