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Stellt die Friedensfragen!

Fundierte Eliten-Entschleierung

Erstellt am 04.07.2024 von Andreas Hermann Landl
Dieser Artikel wurde 460 mal gelesen und am 05.07.2024 zuletzt geändert.

Am Friedensforscher Daniele Ganser scheiden sich die Geister. Er lässt sich auch von Leuten interviewen, die durchaus im rechten Eck anzusiedeln sind. Das haben aber auch andere Linke wie Galtung oder sonstige echt kritische Geister getan. Dafür gibt es gute Gründe. Ganser verwendete vielleicht vor Jahren etwas unvorsichtig den Begriff „Tiefer Staat“. Aber, auch ich habe ja seit 2002 Erfahrungen mit dem Begriff Friedensjournalismus gemacht, die ich mir nie erträumt hätte.

Ich habe mir einige Genser-Videos angesehen, weil er von zwei Arten Leuten ins Feld geführt wird:

  • Leute die gelegentlich oder sogar oft zum „Schwurbeln neigen“ und von
  • anderen die ich sehr schätze.

Schubert, Beethoven, Nitsche, sien konnten ja auch nichts dagegen tun, dass die schlimmsten Nazis auf sie abfuhren – obwohl?

Genser’s Aussagen scheinen mir fundiert und gut recherchiert. Außerdem, selbst mein wachsamer und Hausverstand und meine Beobachtungen seit 1975 sagen mir: es gibt einflussreiche Leute die offen oder verdeckt mehr Einfluss haben als andere. Z.B.: Geheimdienste von FSB bis CIA, NSA etc. Schlecht für die Demokratie und echten Frieden – oder?

Der Demokratie-Index für Österreich, die USA, Russland, China ist ja nicht gerade aufsteigend. Aufgrund meiner Recherchen – zu zehn gut recherchierten und fundierten Analysen von Eliten – spuckten interessanter Weise auf Rang 6:
Daniele Ganser – „NATO’s Secret Armies: Operation Gladio and Terrorism in Western Europe“

Am Ende des Artikels finden sich die 10 wichtigsten aktuellen Arbeiten und Klassiker die – seit Mills (The Power Elite, 1956) – fundierte und gut recherchiert Analysen, die die komplexen Beziehungen zwischen politischen, wirtschaftlichen und militärischen Eliten aufzeigen. Außerdem noch ein 1×1 wie man echte Schwurbler von diffamierten Menschen unterscheiden kann.

Der Begriff „tiefer Staat“ ist also sowohl ein analytisches Konzept als auch ein politisches Schlagwort, das genutzt wird, um Misstrauen gegenüber staatlichen Institutionen und Eliten zu schüren. Es ist wichtig, diesen Begriff kritisch zu hinterfragen und zwischen tatsächlichen Machtstrukturen und verschwörungstheoretischen Übertreibungen zu unterscheiden. Genser scheint den Begriff eher analytisch zu gebrauchen.

Die Diskussion über den sogenannten „tiefen Staat“ und verwandte Konzepte hat in verschiedenen Ländern (von der Türkei bis in die USA) eine lange Geschichte. Sie umfasst eine Vielzahl von Perspektiven, sie reichen von

  • ernsthaften wissenschaftlichen Untersuchungen bis hin zu
  • Verschwörungstheorien

Es gibt erfreulicher Weise aber zahlreiche Wissenschaftler, Autoren und Analysten, die sich bemühen sich seriös mit den Machtstrukturen und den inoffiziellen Netzwerken innerhalb von Staaten befassen. Hier sind einige wichtige Punkte und Personen, die in diesem Zusammenhang relevant sind:

Wenn jemand flott jemanden wie ihn flott als Schwurbler diffamiert – Vorsicht!
Vor solchen Leuten warnten zahlreiche alte Schriften davor:

Platon: „Der größte Fehler ist, dass Menschen auf andere zeigen, während sie sich selbst vergessen.“

Matthäus 7,3-5: „Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht? Oder wie kannst du zu deinem Bruder sagen: Lass mich den Splitter aus deinem Auge herausziehen!, und siehe, in deinem Auge ist ein Balken? Du Heuchler! Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge; dann wirst du klar sehen und den Splitter aus dem Auge deines Bruders ziehen.“

Ähnliche Konzepte der Selbstreflexion und der Vermeidung von Heuchelei

Sie finden sich praktisch in vielen verschiedenen Kulturen und religiösen Traditionen und Weltanschauungen.

Hinduismus – Bhagavad Gita 3:6: „Wer die Organe der Handlung zügelt, aber sich in Gedanken an die Sinnesobjekte klammert, der betrügt sich selbst und ist ein Heuchler.“

Buddhismus – Dhammapada 252-253: „Es ist leicht, die Fehler anderer zu sehen, schwer jedoch, die eigenen Fehler zu sehen. Die Fehler anderer wälzt man auf die Oberfläche, wie Spreu im Wind, doch die eigenen Fehler verdeckt man, wie ein listiger Vogel beim Spielen.“

Konfuzius, „Analekten“, Buch 2, Kapitel 4: „Der Edle fordert sich selbst, der Gemeine fordert andere.“

Islam – Koran, Sure 2:44: „Wollt ihr anderen Menschen zur Frömmigkeit raten und dabei euch selbst vergessen, wo ihr doch die Schrift lest? Begreift ihr denn nicht?“

Taoismus – Laozi, „Daodejing“, Kapitel 71: „Zu wissen, was man nicht weiß, ist das Beste. Nicht zu wissen, was man nicht weiß, ist eine Krankheit.“

Judentum – Talmud, Bava Batra 60b: „R. Tarfon sagte: ‚Ich wundere mich, ob es in dieser Generation jemanden gibt, der bereit ist, andere zu tadeln.‘ Er meinte damit: ‚Wer tadelte, dem wird gesagt werden: Entferne zuerst den Balken aus deinem eigenen Auge.'“


Hier sind zehn wichtige Werke, sowohl Klassiker als auch aktuelle Arbeiten, die fundierte und gut recherchierte Analysen über die Beziehungen zwischen politischen, wirtschaftlichen und militärischen Eliten bieten:

Literatur

  1. C. Wright Mills – „The Power Elite“ (1956)
    • Ein Klassiker, der die Verbindungen zwischen der Wirtschaftselite, der politischen Elite und den Militärs in den USA untersucht.
  2. Noam Chomsky & Edward S. Herman – „Manufacturing Consent: The Political Economy of the Mass Media“ (1988)
    • Untersucht, wie Medienunternehmen in den USA die öffentliche Meinung beeinflussen und die Interessen der Eliten unterstützen.
  3. Peter Dale Scott – „The Road to 9/11: Wealth, Empire, and the Future of America“ (2007)
    • Analysiert die verdeckten Strukturen und politischen Prozesse, die zur Machtkonzentration und zum Imperialismus der USA führen.
  4. G. William Domhoff – „Who Rules America? The Triumph of the Corporate Rich“ (2014)
    • Eine detaillierte Untersuchung der Machtstrukturen und Netzwerke, die die politische und wirtschaftliche Landschaft der USA dominieren.
  5. Jeffrey A. Winters – „Oligarchy“ (2011)
    • Analysiert die Macht der reichen Eliten und wie sie politische Systeme beeinflussen.
  6. Daniele Ganser – „NATO’s Secret Armies: Operation Gladio and Terrorism in Western Europe“ (2005)
    • Eine Untersuchung der geheimen NATO-Operationen in Europa während des Kalten Krieges und deren Auswirkungen auf die Politik.
  7. Jane Mayer – „Dark Money: The Hidden History of the Billionaires Behind the Rise of the Radical Right“ (2016)
    • Erforscht die Finanzierung und den Einfluss von extrem reichen Individuen und Netzwerken auf die US-Politik.
  8. David Rothkopf – „Superclass: The Global Power Elite and the World They Are Making“ (2008)
    • Eine Analyse der globalen Elite, die über unverhältnismäßige Macht und Einfluss verfügt.
  9. Thomas Ferguson – „Golden Rule: The Investment Theory of Party Competition and the Logic of Money-Driven Political Systems“ (1995)
    • Untersucht, wie finanzielle Interessen politische Parteien und Entscheidungen in den USA beeinflussen.
  10. Nancy MacLean – „Democracy in Chains: The Deep History of the Radical Right’s Stealth Plan for America“ (2017)
    • Dokumentiert, wie eine kleine Gruppe von wirtschaftlichen Eliten systematisch die amerikanische Demokratie untergraben hat.

Videos und Dokumentationen

  1. „The Corporation“ (2003)
    • Ein Dokumentarfilm, der die Natur und den Einfluss von Großunternehmen untersucht.
  2. „Inside Job“ (2010)
    • Eine Dokumentation über die Finanzkrise 2008 und wie finanzielle Eliten und Institutionen daran beteiligt waren.
  3. „The Panama Papers“ (2018)
  4. „Dirty Wars“ (2013)
    • Ein Dokumentarfilm, der die geheimen Kriege der USA und deren Auswirkungen aufzeigt, basierend auf dem Buch von Jeremy Scahill.
  5. „HyperNormalisation“ (2016)
    • Ein Dokumentarfilm von Adam Curtis, der die komplexen politischen und wirtschaftlichen Strukturen untersucht, die zur gegenwärtigen globalen Unsicherheit führen.

Diese Werke bieten tiefgehende Einblicke in die komplexen Machtstrukturen und die Netzwerke der politischen, wirtschaftlichen und militärischen Eliten und helfen dabei, die oft verborgenen Mechanismen zu verstehen, die unsere Gesellschaften prägen. Aber haben wir nicht auch schon echte Schwurbler getroffen oder gar Freunde und Freundinnen die ihnen auf den Leim gegangen sind. Oder sollten wir vielleicht selbst anfällig Schwurblern auf den Leim zu erkennen

1×1 des Erkennens von Personen den Begriff „Verschwörungstheorie“ wirklich verdienen

Verschwörungstheoretiker im engeren oder vernünftigen Wortgebrauch sind Personen, die an Erklärungen für Ereignisse oder Situationen glauben, die auf angeblichen geheimen, meist bösartigen Machenschaften kleiner, mächtiger Gruppen beruhen. Es gibt einige Merkmale und Fehler, die häufig in den Argumentationen von Verschwörungstheoretikern auftreten. Hier sind einige bekannte Personen und die typischen Fehler, die in ihren Theorien nachgewiesen wurden:

Bekannte Verschwörungstheoretiker

  1. Alex Jones:
    • Theorien: Behauptungen über die Verantwortung der US-Regierung für die Anschläge vom 11. September, die „Sandy Hook“-Schulschießerei sei inszeniert, und viele andere.
    • Fehler: Fehlende Beweise, selektive Verwendung von Informationen, Ignorieren von widersprüchlichen Beweisen, Sensationslust, Verbreitung falscher Informationen.
  2. David Icke:
    • Theorien: Behauptungen, dass die Welt von reptilischen Außerirdischen regiert wird, die die Gestalt menschlicher Eliten annehmen.
    • Fehler: Absurdität der Grundannahmen, fehlende wissenschaftliche Beweise, extreme Spekulationen ohne glaubwürdige Belege, übermäßige Vereinfachung komplexer politischer und sozialer Prozesse.
  3. QAnon-Anhänger:
    • Theorien: Eine geheime Gruppe hochrangiger Beamter arbeitet gegen Donald Trump, um eine satanische Pädophilenkult-Verschwörung aufzudecken.
    • Fehler: Unüberprüfbare Behauptungen, extreme Spekulationen, Widersprüche innerhalb der eigenen Theorien, Manipulation und Fehlinterpretation von Daten.

Häufige Fehler in Verschwörungstheorien

  1. Bestätigungsfehler (Confirmation Bias):
    • Nur Informationen und Beweise werden berücksichtigt, die die Theorie unterstützen, während widersprüchliche Beweise ignoriert oder abgelehnt werden.
  2. Kausale Fehlschlüsse:
    • Annahme, dass, weil zwei Ereignisse zusammen auftreten, das eine das andere verursacht hat (post hoc ergo propter hoc).
  3. Mangel an Falsifizierbarkeit:
    • Viele Verschwörungstheorien sind so formuliert, dass sie nicht widerlegt werden können. Jeglicher Widerspruch wird als Teil der Verschwörung betrachtet.
  4. Selektive Verwendung von Beweisen:
    • Herausgreifen spezifischer Datenpunkte oder Ereignisse, die die Theorie unterstützen, während gegenteilige Informationen ignoriert werden.
  5. Übermäßige Vereinfachung komplexer Ereignisse:
    • Reduzierung komplexer sozialer, politischer oder wirtschaftlicher Ereignisse auf einfache Erklärungen, oft unter der Annahme einer geheimen, allmächtigen Gruppe.
  6. Mangel an sachlichen Beweisen:
    • Verschwörungstheorien beruhen oft auf Gerüchten, unbestätigten Berichten oder falschen Informationen anstatt auf überprüfbaren Beweisen.

Kritik und wissenschaftliche Widerlegungen

  • Michael Barkun („A Culture of Conspiracy“): Untersucht, wie Verschwörungstheorien entstehen und warum sie Anziehungskraft besitzen, und zeigt die Mängel und logischen Fehler in vielen Theorien auf.
  • Carl Sagan („The Demon-Haunted World“): Betont die Bedeutung wissenschaftlichen Denkens und kritischer Analyse zur Vermeidung von Fallstricken wie Verschwörungstheorien.
  • Richard Hofstadter („The Paranoid Style in American Politics“): Analysiert die psychologischen und soziologischen Hintergründe von Verschwörungstheorien und wie sie in die politische Kultur integriert sind.

Fazit

Verschwörungstheorien können in ihrer Anziehungskraft stark sein, da sie

  1. oft einfache Antworten auf komplexe Fragen bieten und
  2. den Glauben an Kontrolle und geheimes Wissen stärken.

Es ist wichtig, kritisches Denken zu fördern, wissenschaftliche Methoden zu verwenden und Informationen sorgfältig zu überprüfen, um zwischen fundierten Theorien und Verschwörungstheorien zu unterscheiden.

 

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