friedensnews.at
Stellt die Friedensfragen!

Mit Populisten, Fans und Mitläufern reden

Erstellt am 03.07.2024 von Andreas Hermann Landl
Dieser Artikel wurde 1010 mal gelesen und am 05.07.2024 zuletzt geändert.

2024 Superwahljahr. Rechtspopulisten waren bei der Europawahl die großen Zugewinnenden.

Manche meinten ja man solle ihnen keine Bühne geben. Sie haben sich aber jede Bühne genommen die sie bekommen konnten

Sollten wir vielleicht doch mit „Populisten“ reden? Wobei wer sind die Populisten? Er Stiefsohn meiner Freundin, der sagt: „Ich gehe nicht mehr wählen, die sind ja alle gleich“. Mit den Oberpopulisten oder mit meiner Vormieterin die früher den Kreisky gewählt hat und nach Ibiza immer noch auf den Strache abfährt?

Weil es kein anderer tut?

Viele bleiben stumm, wenn sie populistische Parolen hören. Mir bleibt auch die Spucke weg, wenn mir ein junger türkischstämmiger Elektriker selbstbewusst erklärt, dass ein Gasausstieg nicht ratsam sei. Putin habe neue Reaktoren die Superstrom machen … und außerdem mit Gas schmeckt es besser. Seine immense Einfalt hat mich sprachlos gemacht. Aber, es heißt ja auch wer schweigt stimmt zu. Das stimmt natürlich sicher nicht. Von der Wirkung her kann es aber schon darauf raus laufen. Zum Beispiel 1938 in Österreich. Überlassen wir den Trumps und Kickels die Bühne?

Prenzel schlägt vor „stattdessen müssen wir reagieren und unsere Handlungsfähigkeit wiederherstellen“. Wie das geht zeigt Thorben Prenzel in seinem neuen Buch Mit Populisten Reden zeigen.
Er und andere Experten meinen: Mit Populisten können und sollten wir reden:
„mit System und klaren Botschaften“.
Prenzel’s Buch will dafür eine Anleitung geben.
„In sechs Schritten zeigt der Autor, wie wir Populisten und populistischen Argumenten kontern können – auch in schwierigen Situationen. Im Freundeskreis, in der Familie, im Beruf oder auf der Bühne vor Publikum, mit Populisten müssen wir reden.“  

Es gibt Leute die sagen mit Schwurblern … das ist Zeitverschwendung. Sinnvoller wäre es mit unentschlossenen zu reden. Populisten und ihre Provokationen eher zu ignorieren und sich zu konzentrieren die eigenen Lösungen für Wählende zu Propagieren.

Welche fundierten Theorien und Studien gibt es dazu. Besonders man keine gewaltbereiten Extremistischen Populisten mag. Eigentlich lästige wie Zähneputzen. Sollte doch sinnvoll sein – wie kann das MiniMax erreichen?

Populisten sind ein Phänomen, das in modernen Gesellschaften immer wieder auftaucht. Die Auseinandersetzung mit ihnen ist in der Regel eher schwierig und anstrengend. Sie scheint aber notwendig, denn wer in der Demokratie schläft oder prokrastiniert kann sich schnell in einer schlechten Demokratie, einer Autokratie oder gar Diktatur befinden. Hier sind einige fundierte Theorien und Studien, die verschiedene Ansätze und Strategien die beleuchten was der Stand der Forschung dazu ist:

  1. Kommunikation und Dialog: Studien zeigen, dass der Dialog mit Populisten wichtig ist, um ihre Argumente zu entkräften und Missverständnisse zu klären. Dabei ist es entscheidend, Fakten und wissenschaftlich fundierte Informationen bereitzustellen, um falsche Behauptungen zu widerlegen. Thorben Prenzel argumentiert in seinem Buch „Mit Populisten reden“, dass der Dialog in einem strukturierten und systematischen Rahmen stattfinden sollte. Dadurch kann man sicherstellen, dass die eigenen Argumente klar und überzeugend vermittelt werden.
  2. Framing-Theorie: Der Linguist George Lakoff hat in seinen Arbeiten gezeigt, wie wichtig es ist, die richtige Sprache und das richtige Framing zu verwenden. Populisten nutzen oft einfache, emotional aufgeladene Botschaften, um ihre Anhänger zu mobilisieren. Dem entgegenzuwirken bedeutet, eigene klare und positive Botschaften zu formulieren, die die Werte und Anliegen der Bevölkerung ansprechen.
  3. Intergruppen-Kontakttheorie: Diese Theorie besagt, dass der direkte Kontakt zwischen unterschiedlichen Gruppen Vorurteile abbauen und gegenseitiges Verständnis fördern kann. Wenn Populisten und ihre Anhänger in einen konstruktiven Dialog mit anderen Gruppen treten, können Vorurteile und Missverständnisse abgebaut werden. Der Psychologe Gordon Allport hat diese Theorie maßgeblich entwickelt und gezeigt, dass Kontakt unter bestimmten Bedingungen (z.B. gleiche Status, gemeinsames Ziel) effektiv ist.
  4. Inokulationstheorie: Diese Theorie, entwickelt von William J. McGuire, schlägt vor, dass man Menschen gegen populistische Parolen immunisieren kann, indem man sie frühzeitig über die Mechanismen der Manipulation aufklärt. So wie eine Impfung den Körper gegen Krankheiten schützt, kann Wissen und kritisches Denken die Menschen gegen populistische Manipulationen schützen.
  5. Rationalität und Emotionen: Der Politikwissenschaftler Yascha Mounk betont in seinen Arbeiten, dass es wichtig ist, sowohl rationale Argumente als auch emotionale Appelle zu nutzen. Populisten spielen oft auf Emotionen an, daher sollte man nicht nur faktenbasierte Argumente liefern, sondern auch emotionale Geschichten und persönliche Erlebnisse teilen, die die eigenen Positionen untermauern.

Strategien zur Minimierung von Extremismus und Maximierung von Effektivität:

  1. Fokussierung auf Unentschlossene: Während es wichtig ist, Populisten zu kontern, sollte ein großer Teil der Energie darauf verwendet werden, unentschlossene Wähler zu erreichen und zu überzeugen. Diese Menschen sind oft offener für rationale Argumente und können durch positive Visionen und konkrete Lösungen gewonnen werden.
  2. Positive Visionen und Lösungen propagieren: Statt sich nur auf die Gegenargumentation zu konzentrieren, sollten eigene Lösungen und Visionen in den Vordergrund gestellt werden. Diese sollten klar, realistisch und inspirierend sein, um Menschen für eine alternative Zukunft zu begeistern.
  3. Bildung und Aufklärung: Langfristig ist die Bildung der Bevölkerung ein Schlüssel zur Abwehr populistischer Parolen. Durch Bildung können Menschen kritisches Denken entwickeln und sind weniger anfällig für manipulative Rhetorik.

Zusammengefasst, der Dialog mit Populisten ist wichtig, aber ebenso wichtig ist es, unentschlossene Wähler zu überzeugen und positive, zukunftsweisende Botschaften zu propagieren. Eine Kombination aus strukturiertem Dialog, klarem Framing, emotionalen Appellen und einer starken Bildungsoffensive kann dazu beitragen, extremistische Tendenzen zu minimieren und eine nachhaltige gesellschaftliche Entwicklung zu fördern.

 

Posted in Deutschland, Ethik, Europa, Friedensarbeit, Friedensbewegung, Friedensforschung, Friedensgemeinde, Friedenskultur, Friedenspädagogik, Friedenspolitik, Friedenspsychologie, Friedensstruktur, Gewaltprävention, Global, Krisenregion, Menschenrecht, Österreich, Psychologie, Russland, Tipp, Unfrieden, USA, Weltanschauungen, Wien, Zivilcourage

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.