Kriege und klimabedingte Katastrophen 2024
Das CLISEC der Universität Hamburg forscht zu Klimabedingten Katastrophen, bewaffneten Konflikten und Frieden
Was könnten wir uns an klimabedingte Katastrophen, bewaffnete Konflikten ersparen, wenn wir auf die Forschenden hören würden?
Der preisgekrönte Friedensforscher Dr. Tobias Ide von der Murdoch University Perth (Australien) hielt am im Dezember 2023 einen Online-Vortrag von der TU-Braunschweig. Was lässt sich zusammenfassend für 2024+ erwarten.
Die Häufigkeit und Intensität von Katastrophen wie Dürren, Überschwemmungen und Stürmen nimmt aufgrund des Klimawandels, der Urbanisierung und der anhaltenden Armut zu. Gesellschaften mit einer Geschichte bewaffneter Gewalt sind für solche Katastrophen besonders anfällig.
Dr. Tobias Ide
Jüngste Untersuchungen hätten gezeigt, dass Katastrophen das Risiko bewaffneter Konflikte und des Ausbruchs gewaltloser Proteste erhöhen. Es sei jedoch wenig darüber bekannt, wie sich Katastrophen auf die Dynamik bereits andauernder bewaffneter Konflikte auswirken. Mit anderen Worten:
Was passiert, wenn eine Katastrophe eine „Bürgerkriegsregion“ heimsucht?
Um diese Frage zu beantworten, griff Ide auf „Beweise aus 31 Bürgerkriegen in 21 Ländern“ zurück. Während Katastrophen zur Eskalation von Gewalt beitragen, könnten sie auch die Deeskalation von Konflikten und damit eine vorübergehende Zunahme des (negativen) Friedens begünstigen, so Ide. Es gäbe Hinweise darauf, dass zwar strukturelle Bedingungen wie Armut eine Rolle spielen. Dynamische Faktoren wie Verschiebungen in den Machtverhältnissen und die Kommunikationsstrategien der Konfliktparteien seien jedoch wichtiger, um die Dynamik bewaffneter Konflikte nach Katastrophen zu erklären. Wobei man natürlich fragen muss, ob die rund 20
Kriege und Konflikte weltweit
wie Bürgerkriege durch. Nun das klingt reichlich abstrakt.
Was könnten tun um uns in Zukunft klimabedingte Katastrophen, bewaffnete Konflikte ersparen?
Um klimabedingte Katastrophen und bewaffnete Konflikte in der Zukunft zu vermeiden oder zu minimieren, wären umfassende und koordinierte Maßnahmen auf globaler Ebene erforderlich. Mögliche Ansätze wären:
- Ernsthafte Klimaschutzmaßnahmen:
- Statt Aufrüstung sollte Abrüstung und die schnellstmögliche Förderung erneuerbarer Energien und von Energieeffizienz unverzüglich ins Werk gesetzt werden, um den Ausstoß von Treibhausgasen so rasch wie möglich zu reduzieren.
- Investitionen in nachhaltige Infrastrukturen (Gobalisierung elektrifizierter Eisenbahnen) und Kreislaufwirtschaft, um den ökologischen Fußabdruck so zu verringern, dass der Erderschöpfungstag wieder ins nächste Jahr wandert. 2023 gab es ja erstmals eine hoffnungsvolle Trendwende. Nachdem 2022 die Ressourcen der Menschheit bereits im Juli überverbraucht waren lag er 2023 erstmals seit 60 Jahren wieder in die richtige Richtung auf den 2. August. Nachhaltig ist da aber noch lange nicht. Die Menschheit verbraucht derzeit 1,7 mal soviel wie nachhaltig wäre.
- Schutz und Wiederherstellung von Ökosystemen wie Wäldern, die zur Kohlenstoffbindung beitragen. Neubauten nur mehr überwiegend in Holz- und Recyclingbausteinen.
- Internationale Zusammenarbeit:
- Stärkung der globalen Zusammenarbeit und Diplomatie, um gemeinsame Interessen und Herausforderungen anzugehen – wie sie der Generalsekretär der Vereinten Nationen einfordert.
- Förderung von internationalen Abkommen und Verträgen, die den Umweltschutz und die Konfliktprävention unterstützen.
- Nachhaltige Entwicklung:
- Nachschärfung und Umsetzung von nachhaltigen Entwicklungszielen (SDGs), um Armut zu reduzieren, Bildung zu fördern und soziale Gerechtigkeit zu gewährleisten.
- Förderung von nachhaltigen Wirtschaftsmodellen, die Umwelt und soziale Belange berücksichtigen.
- Frühwarnsysteme und Katastrophenvorsorge:
- Aufbau und Stärkung von Frühwarnsystemen für Naturkatastrophen, um rechtzeitig auf Gefahren reagieren zu können.
- Investitionen in Katastrophenvorsorge und -resilienz, um die Auswirkungen von Naturkatastrophen zu minimieren.
- Konfliktprävention und Friedensförderung:
- Bildung und Sensibilisierung:
- Aufklärung und Bildung über lokale und globale Umweltthemen, um das Bewusstsein für nachhaltiges Handeln zu schärfen.
- Förderung von interkulturellem Verständnis und Toleranz, um Konflikte zu reduzieren.
- Humanitäre Hilfe und Solidarität:
- Bereitstellung von humanitärer Hilfe in von Naturkatastrophen betroffenen Gebieten.
- Förderung von Solidarität und Zusammenarbeit bei der Bewältigung von Krisen.
Es ist wichtig zu beachten, dass diese Maßnahmen eng miteinander verbunden sind und eine integrierte Herangehensweise erfordern. Zudem ist die aktive Beteiligung von Regierungen, internationalen Organisationen, der Zivilgesellschaft und der Wirtschaft entscheidend, um langfristige positive Veränderungen zu bewirken.
Kurzbiografie Dr. Tobias Ide
Er ist Dozent für Politik und Internationale Beziehungen an der Murdoch University Perth (Australien) und speziell ernannter Professor für Frieden und Nachhaltigkeit an der Hiroshima University (Japan). Er promovierte in Geowissenschaften an der Universität Hamburg (2015) und hat zahlreiche Veröffentlichungen zu den Auswirkungen des Klimawandels und der Umweltveränderungen auf die Sicherheit veröffentlicht, unter anderem in Global Environmental Change, International Security, Journal of Peace Research und Nature Climate Change. Darüber hinaus arbeitet Tobias häufig mit Entscheidungsträgern zusammen und berät diese, unter anderem bei
- den Vereinten Nationen,
- der NATO und
- dem Auswärtigen Amt.
2022 gewann er den
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