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Wie würde Kennedy Frieden in der Ukraine anstreben

Erstellt am 18.07.2023 von Andreas Hermann Landl
Dieser Artikel wurde 1268 mal gelesen und am 18.07.2023 zuletzt geändert.

Jeffrey D. Sachs* der Gottseibeiuns der NATO  postete am 6. Juni 2023 bei mailchi/mp anlässlich Sechzig Jahre nach Kennedys Antrittsrede an der American University ein interessantes Gedankenspiel. Er meint es müsse immer noch entscheidendes von Kennedy gelernt werden, wie gefährliche Konflikte in einer nuklearen Welt beendet werden können.

In seiner Friedensrede 1963 habe JFK daran erinnert, dass das, was die USA und Russland eine, darin bestehe, dass

„wir alle auf diesem kleinen Planeten leben. Wir atmen alle die gleiche Luft. Wir alle schätzen die Zukunft unserer Kinder. Und wir sind alle sterblich.“

JFK 1963

 
Präsident John F. Kennedy war für Sachs „einer der größten Friedensstifter der Welt“. Denn:

  • Er leitete eine friedliche Lösung der Kubakrise und
  • handelte dann auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges erfolgreich den Vertrag über das teilweise Verbot von Nuklearversuchen mit der Sowjetunion aus. 
  • Zum Zeitpunkt seiner Ermordung unternahm er Schritte, um das US-Engagement in Vietnam zu beenden.

In seiner schillernden und, laut Sachs, „unübertroffenen Friedensrede Vor genau sechzig Jahren, am 10. Juni 1963, legte Kennedy seine Formel für den Frieden mit der Sowjetunion dar.“ Kennedys Friedensrede mache deutlich, dass Joe Bidens Herangehensweise an Russland und den Ukraine-Krieg einer dramatischen Neuorientierung bedürfe. Bisher habe Biden die von Kennedy empfohlenen Grundsätze zur Friedensfindung nicht befolgt. Wenn Biden Kennedys Rat folgen würde, könnte auch Biden ein Friedensstifter werden, so Sachs.

„Ein Mathematiker würde JFKs Rede als „konstruktiven Beweis“ dafür bezeichnen, wie man Frieden schließen kann, da die Rede selbst einen direkten Beitrag zum Vertrag über das teilweise Verbot von Nuklearversuchen leistete, der im Juli 1963 von den USA und der Sowjetunion unterzeichnet wurde.“

J. Sachs

Nach Erhalt der Rede habe der sowjetische Führer Nikita Chruschtschow gegenüber Kennedys Gesandtem in Russland, Averell Harriman, gesagt dass die Rede die großartigste eines amerikanischen Präsidenten seit Franklin D. Roosevelt gewesen sei und dass er Frieden mit Kennedy anstreben wolle.

Kennedys Friedensrede

In der Rede beschreibe Kennedy Frieden „als das notwendige rationale Endziel rationaler Menschen“. Dennoch räume er ein, dass es nicht einfach sei, Frieden zu stiften:

„Mir ist klar, dass das Streben nach Frieden nicht so dramatisch ist wie das Streben nach Krieg – und häufig stoßen die Worte des Verfolgers auf taube Ohren. Aber wir haben keine dringendere Aufgabe.“

J F Kennedy (JFK) 1963

Der tiefste Schlüssel zum Frieden sei nach Kennedys Ansicht die Tatsache, dass beide Seiten Frieden wollen. Es sei leicht dabei in die Falle zu tappen, warnte Kennedy. Man müsse dafür in einem Konflikt nur die Schuld am Konflikt der anderen Seite zuschieben. Man tappte leicht in die Falle und bestehe darauf, dass nur der Gegner seine Einstellungen und sein Verhalten ändern sollte. Kennedy sei sehr klar:

„Wir müssen unsere eigene Haltung überdenken – als Individuum und als Nation – denn unsere Haltung ist genauso wichtig wie ihre.“

JFK 1963


Kennedy habe den auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges vorherrschenden Pessimismus angegriffen. Der Mainstream glaube, so Sachs, dass ein Frieden mit der Sowjetunion – den Russen – unmöglich sei, „dass Krieg unvermeidlich ist – dass die Menschheit dem Untergang geweiht ist – dass wir von Kräften erfasst werden, die wir nicht kontrollieren können.“ Er meinte aber wir müssten diese Ansicht nicht akzeptieren. 

„Unsere Probleme sind menschengemacht – daher können sie vom Menschen gelöst werden.“

JFK

Entscheidend sei, so Kennedy, dass wir „nicht nur eine verzerrte und verzweifelte Sicht auf die andere Seite sehen dürfen“. Wir dürfen

„Konflikte nicht als unvermeidlich, Anpassung als unmöglich und Kommunikation nicht als nichts anderes als einen Austausch von Drohungen betrachten.“ 

In der Tat, sagte Kennedy, sollten wir „das russische Volk für seine vielen Errungenschaften loben – in Wissenschaft und Raumfahrt, im wirtschaftlichen und industriellen Wachstum, in der Kultur und in mutigen Taten.“

JFK

Kennedy warnte davor, einen Atomgegner in die Enge zu treiben

Dies könnte ihn zu verzweifelten Aktionen verleiten. 

„Vor allem müssen die Atommächte bei der Verteidigung unserer eigenen lebenswichtigen Interessen jene Konfrontationen abwenden, die einen Gegner vor die Wahl zwischen einem demütigenden Rückzug oder einem Atomkrieg stellen.“ 

John F. Kennedy 1963

Ein solchen Kurs im Atomzeitalter wäre nur ein „Beweis für den Bankrott unserer Politik – oder für einen kollektiven Todeswunsch für die Welt.“
Kennedy habe gewusst, dass ein Friedensvertrag erzielt werden konnte, da der Frieden im gegenseitigen Interesse der USA und der Sowjetunion lag. 

Denjenigen, die sagten, die Sowjetunion werde sich nicht an einen Friedensvertrag halten, antwortete Kennedy:

Sowohl die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten als auch die Sowjetunion und ihre Verbündeten hätten ein beiderseitiges tiefes Interesse an einem gerechten und echten Frieden und das Wettrüsten stoppen. Vereinbarungen zu diesem Zweck lägen sowohl im Interesse der Sowjetunion als auch im Interesse der USA. Selbst die feindseligsten Nationen könnten sich darauf verlassen, dass die andere Seite diese Vertragsverpflichtungen akzeptieren und einhalten werde. Aber nur die „Vertragsverpflichtungen, die in ihrem eigenen Interesse liegen.“
Kennedy betonte die Bedeutung der direkten Kommunikation zwischen den beiden Kontrahenten. Frieden, sagte er, erfordere „ein besseres Verständnis zwischen den Sowjets und uns.“ Und ein besseres Verständnis erfordere mehr Kontakt und Kommunikation. Ein Schritt in diese Richtung sei die vorgeschlagene „Vereinbarung einer direkten Verbindung zwischen Moskau und Washington, um auf beiden Seiten die gefährlichen Verzögerungen, Missverständnisse und Fehlinterpretationen der Maßnahmen der anderen Seite zu vermeiden, die in Krisenzeiten auftreten könnten.“

Im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg habe sich Biden fast genau andersherum verhalten als JFK, so Sachs. 

  • Biden habe den russischen Präsidenten Wladimir Putin persönlich und wiederholt verunglimpft. 
  • Seine Regierung habe das Kriegsziel der USA in der Schwächung Russlands definiert. Biden habe jegliche Kommunikation mit Putin vermieden. 
  • Biden und Putin hätten offenbar seit Februar 2022 kein einziges Mal gesprochen.
  • Biden habe ein bilaterales Treffen mit Putin beim letztjährigen G20-Gipfel Indonesien abgelehnt.
  • Biden habe sich geweigert, die tiefen Sicherheitsbedenken Russlands überhaupt anzuerkennen, geschweige denn darauf einzugehen. 

Putin habe wiederholt den vehementen Widerstand Russlands gegen die NATO-Erweiterung um die Ukraine zum Ausdruck gebracht. Russland hat eine 2.000 Kilometer lange Grenze zu Russland. Angesichts der 2.000 Meilen langen mexikanisch-amerikanischen Grenze würden die USA niemals ein mexikanisch-russisches oder mexikanisch-chinesisches Militärbündnis dulden, so Sachs. Es sei an der Zeit, dass Biden mit Russland über die NATO-Erweiterung verhandele – „als Teil umfassenderer Verhandlungen zur Beendigung des Ukraine-Krieges“.

Als Kennedy im Januar 1961 sein Amt antrat, brachte er seine Position zu Verhandlungen klar zum Ausdruck:

„Lasst uns niemals aus Angst verhandeln. Aber lasst uns niemals Angst vor Verhandlungen haben. Lassen Sie beide Seiten erforschen, welche Probleme uns verbinden, anstatt die Probleme zu besprechen, die uns trennen.“

JFK 1961

Jeffrey D. Sachs ist Universitätsprofessor an der Columbia University und Autor von To Move the World: JFK’s Quest for Peace , Random House: 2013. 

Links

https://mailchi.mp/34eefbd09e4f/jeffrey-sachs-how-jfk-would-pursue-peace-in-ukraine
https://www.commondreams.org/opinion/jfk-peace-speech
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