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Stellt die Friedensfragen!

Die Verlorene Journalistische Ehre von „Der Standard“

Erstellt am 11.06.2023 von Andreas Hermann Landl
Dieser Artikel wurde 1286 mal gelesen und am 22.06.2023 zuletzt geändert.

Der STANDARD unter Propagandaverdacht
Die Antwort eines Mitarbeiters des Vienna Peace Summit auf den STANDARDBeitrag vom 7. Juni 2023
Werner Wintersteiner
Unter dem Titel „Wiener Friedenstreffen steht unter Propagandaverdacht“ wurde die für das Wochenende 10. und 11. Juni angesetzte internationale Friedenskonferenz der Zivilgesellschaft bereits vorverurteilt, bevor die erste Teilnehmerin in Wien eingetroffen ist.
Es ist wirklich bedauerlich, dass eine Zeitung vom Format des STANDARD sich für eine so einseitige Berichterstattung hergibt. Es wird nicht objektiv über die Intentionen und Ziele berichtet – Informationen, die man durch eine ausführliche Lektüre der Website (https://www.peacevienna.org) oder durch Interviews mit den Organisator*innen leicht hätte einholen können. Dann hätte man zum Beispiel schreiben können,

  • dass hier in Wien erstmals seit Beginn des russischen Aggressionskrieges
    Aktivist:innen aus buchstäblich der gesamten Welt zusammenkommen,
    um sich über Wege zum Frieden auszutauschen;
  • dass Stimmen des globalen Südens, die bei uns in praktisch allen Fragen
    unterbelichtet oder ganz ignoriert werden, einen prominenten Platz
    erhalten;
  • dass selbstverständlich Kontroversen stattfinden werden, dass sie – durch
    Working Groups und andere interaktive Formen – geradezu
    herausgefordert werden, der Überzeugung folgend, dass der freie
    Austausch der Meinungen eine Essenz der Friedensarbeit ist;
  • dass öffentlich ukrainische und russische Friedensaktivist:innen sich
    miteinander austauschen werden.
    Was man aber in all den Aufrufen und erläuternden Dokumenten keineswegs
    finden kann, ist auch nur ein einziger Satz, der die russische Aggression
    rechtfertigen oder auch nur beschönigen würde. Stattdessen aber Sätze wie die
    folgenden:
    „Waffenstillstand heißt nicht die Anerkennung bestehender Frontlinien als
    Grenzen, sondern nur ein Ende des Tötens und des Mordens, ein Stopp der
    Zerstörungen. Raus aus den Schützengräben und Bunkern, hin zu neuem freiem
    Leben!
    Verhandlungen heißt nicht Zustimmung oder Anerkennung des
    völkerrechtswidrigen Angriffskrieges Russland gegen die souveräne Ukraine,
    heißt auch nicht die Vorgeschichte dieses Krieges besonders die NATO-
    Osterweiterung aus den Augen zu verlieren, sondern Wege für die gemeinsame
    Gestaltung der Zukunft an dem Verhandlungstisch zu entwickeln –
    wahrscheinlich unter der Beteiligung von internationalen Moderatoren bzw.
    Mediatoren des Globalen Südens.“
    Warum ist das dem STANDARD keine Zeile wert?
    Es ist wirklich mehr als verwunderlich, dass es nach über einem Jahr eines
    verheerenden Krieges, der unzählige Todesopfer und Millionen Flüchtlinge und
    die Welt an den Rand eines Weltkriegs gebracht hat, der Ruf nach
    Waffenstillstand und Verhandlungslösungen immer noch tabuisiert wird. Es ist
    traurig, dass man sich rechtfertigen muss, wenn man über den Frieden öffentlich
    nachdenkt.
    Es ist wirklich zu billig und entspricht keinem seriösen Journalismus, wenn man
    diese Bemühungen pauschal als russische Propaganda verleumdet. Das erinnert
    freilich daran, dass die Anti-Atom-Bewegung der 1950er Jahre pauschal als
    kommunistische 5. Kolonne diffamiert wurde. Sind wir wieder dort angelangt?
    Und es ist ein Skandal, wenn damit zugleich versucht wird, diesen öffentlichen
    Gedankenaustausch einfach zu verhindern, wie das von verschiedenen Seiten
    versucht wird. Doch der Frieden ist einfach zu wichtig und zu dringend, als dass
    man sich einschüchtern lassen dürfte. Die Medien sind aufgefordert, sich ein
    objektives Bild von diesen Anstrengungen zu machen und es ihrem Publikum zu
    vermitteln.

Am 10. Juni legte Fabian Sommavilla von der Standard noch eins drauf

Repressiver Zynismus? Er kommentiert abschätzig das Grafikdesign der Friedenskonferenz und den Altersschnitt 50plus.

„Karl Kraus„, Herr Sommavilla, hat dergleichen schon vor über 100 Jahren pointiert kommentiert:

Bekanntes ZitatEs genügt nicht, keine Gedanken zu haben, man muss auch unfähig sein, sie auszudrücken.

Hier der Korpus Delikti von Sommavilla im Standard:

https://www.derstandard.at/story/3000000174038/wiener-friedenskonferenz

q.e.d!

Wie es aussieht sinkt der Qualitätszeitungsindex in Österreich auf ein Allzeit-Tief. Man möchte der Redaktion das Buch „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ schenken. Vielleicht schämen sich Herr Sommavilla & Co dann ja doch noch über ihr Spiegelbild vom altvatrischen Literaturnobelpreisträger Heinrich Böll.

 

Posted in Ethik, Österreich, Unfrieden, Wien

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