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Friedensjournalismus Forschung

Erstellt am 25.03.2022 von Andreas Hermann Landl
Dieser Artikel wurde 3116 mal gelesen und am 02.04.2022 zuletzt geändert.

Kempf

Friedensjournalismus

Grundlagen, Forschungsergebnisse und Perspektiven

Fachbuch – Buch. Softcover – 2021 – 160 S. – Gewicht: 244 g

Nomos. ISBN 978-3-8487-7142-4

Format (B x L): 15,3 x 22,7 cm

Selten habe ich mich so großer Freude auf eine Rezension gestürzt. Beim reinlesen in die knochentrockene Schrift wurde meine Motivation leider rasch frustriert.

Frei nach Ex-Bundeskanzler Bruno Kreisky: Herr Verlagslektor lernen Sie Geschichte! Friedensjournalismus wurde höchstwahrscheinlich von Alfred Herrmann Fried begründet. Die Publikation macht aber den Anschein, dass dies Kempf oder Johan Galtung geleistet hätten.

Wobei Kempf zwar im Vorwort Frieds „Mappe eines Friedensjournalisten“ von 1901 (vermutlich nach dem Wikipedia-Artikel zitiert), rund 100 Jahre – bis zum seiner Wahrnehmung des Genres – fallen aber ansonsten unter den Tisch.

Die neue Unübersichtlichkeit und die ökonomischen Zwänge scheinen den Wald im Gestrüpp zu verschlingen. Nicht einmal die Literatur im einschlägigen Wikipedia-Artikel geht komplett in die Forschungsergebnisse bis Januar 2021 ein.

Aber was soll’s, auch Friedens-Diva Johan Galtung lässt sich ja meines Wissens nach nicht beirren. 2006 habe ich ihn in Linz beim internationalen Symposion 20 Jahre Friedensstadt Linz auf Fried aufmerksam gemacht. Er glaubt aber anscheinend immer noch Erfinder des Peace-Journalismus zu sein. Obwohl die Werke Frieds in Oslo besser zugänglich sind als Österreich und Deutschland. Hier haben die Nazis von 1933 bis 1945 verbrannt, beschlagnahmt, geplündert, … Auch Friedensforschende sind nur Menschen. Besonders die Forscher.

Wer also in den Untiefen der fast vollständigen Ausmerzung des Friedensjournalismus nach 1933 wühlen will, dem sei mein Betrag Alfred Hermann Fried – Wegbereiter des Friedensjournalismus; in: G. Grünewald, Alfred Hermann Fried: Organisiert die Welt! Donat Verlag, Bremen 2016, S. 100–124 ans Herz gelegt.

Kempf Schrift liefert aus meiner Sicht leider höchstens sehr selektive Aspekte zum Stand der Friedensjournalismusforschung. Den Anspruch Friedensjournalismus interdisziplinär zu beleuchten kann Kempf als Einzelautor mit Sozialpsychologischem Hintergrund ebenfalls nur sehr begrenzt einlösen. Dies könnte wohl nur ein interdisziplinäres Team oder ein Universalgenie leisten. Aber immerhin eine Publikation zum Thema Friedensjournalismus ist in jedem Fall ein Verdienst. Besonders befremdlich ist für mich, dass zwei Bundeswehr Universitätsforscherinnen die Einleitung zum Buch schreiben. Da kann ich nur sagen, 44 Jahre nach meiner Wehrdienstverweigerung, ich bin müde und ich verstehe Stefan Zweig, Günther Anders, Hoimar von Ditfurth und Horst Eberhard Richter die alle kurz vor ihrem Tod realistisch der Menschheit eine schlechte Prognose gaben.

„25 Jahre nachdem das Projekt eines Friedensjournalismus auf den Weg gebracht wurde, unternimmt der Autor eine Bestandsaufnahme dessen, was seither an theoretischer, empirischer und experimenteller Forschung und Entwicklung geleistet wurde, und wie sich der Friedensjournalismus selbst dabei weiterentwickelt hat:“ von einer Alternative zur Propagandaträchtigkeit herkömmlicher Kriegsberichterstattung hin zu einem Modell der konstruktiven Berichterstattung über zwischen- und innergesellschaftliche Konflikte jeglichen Eskalationsgrades bis hin zu alltäglichen Interessenkonflikten, wie sie auch aus einer demokratischen Gesellschaft nicht wegzudenken sind, und über Verhandlungen zum Zwecke einer konstruktiven Streitbeilegung.

Vielleicht bin ich ja wegen Pandemie, Krieg in Russland, … etwas ungeduldig. Als kleiner Friedens-Dilettant habe ich leider nicht die Zeit tiefer in die Friedensjournalismusforschung einzudringen. Ich weiß halt aus der Praxis als Friedensjournalist fast nichts über alles. Und dieses Werk leidet am Elfenbeinturm fast nichts über alles weiß. 44 Jahren Engagement für die Weltfrieden sollten wir mal alle gründlich überlegen, was wir falsch machen. Clinton, Bush, Trump, Putin, Jinping … Krawumm und alle kommen um? Und ist es nicht ein ABC-Krieg dann zerstören wir den Planeten mit CO2 & Co. Vonwegen früher war alles schlechter? Wir hatten zwar 70 Jahre meist Frieden in Europa aber seit ich 1960 geboren bin leben wir in Österreich über der Biokapazität und bei Vorhandensein von Atomwaffen ist es nur eine Frage der Zeit bis jemand absichtlich oder unabsichtlich den menschgemachten Doomsday auslöst. Der ebenfalls selbst verursachte Klimawandel heizt zusätzlich ein.

 

Posted in Friedensforschung, Friedensjournalismus

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