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Weltfriedensarbeit am Richard-Wagner-Platz

Erstellt am 09.08.2019 von Andreas Hermann Landl
Dieser Artikel wurde 7637 mal gelesen und am 10.11.2020 zuletzt geändert.
 

Das Weltfriedensdenkmal am Wiener Richard-Wagner-Platz wurde 2009 von Bürgermeister Häupl, Bezirksvorsteher Prokop und dem Japanischen Botschafter enthüllt. Es wurde aus den Überresten eines Granitsteins, des alten Rathauses von Hiroshima geschaffen. Der Rest des Rathauses verglühte am 6. August 1945 durch die erste gegen Menschen gerichtete Atombombe.

Richard Wagners Broken Windows

23:27 Richard-Wagner-Platz, 14.Juli.2019,

„Orschloch wo bist! Orschloch i find Di! Orschloch …“.


Ich öffne die Lärmschutzfenster meiner Wohnung im ersten Stock mit Logenblick auf den Platz vor dem Bezirksamt in Wien Ottakring. Die Scheiben des Amtshauses das nachts, seit 1892, meist verdöst und gleichgültig mit seinen mächtigen Gründerzeitmauern in Richtung Park glotzt, zittern leicht. Sogar die dicken Mauern des Amtsgebäudes fibrieren in ihrer obersten Schicht leicht enerviert.

Ich höre und sehe nun wie ein weiß gekleideter mindestens ein-meter-achtzig großer Mann, allem Anschein nach völlig außer sich, seine Wut samt Lungen, Innereien, Darm und Mark aus dem Hals brüllt. Sein Hirn scheint nur mehr im Reptilienmodus zu arbeiten. Er torkelt hastig umherirrend zwanzig Meter südlich des Weltfriedensdenkmals hin und her.

Beständig erklingt am Wagner-Platz das nächtliche Thema mit Variationen:

„Oaarsch, wo bist! …“


Der Mann tritt mit dem Fuß heftig gegen etwas und ein Licht erlischt. Wieder einmal Sachschaden im Park durch einen durchgeknallten Typen?

23:30 –Polizeinotruf

Ich ziehe mich in mein Vorzimmer zurück und wähle den Polizeinotruf 133 und melde, möglichst leise, meine Beobachtungen. Solche Typen will wohl kaum wer als Feind haben? Der Beamte hört zu und antwortet knapp:

„Das ist schon in Arbeit“.

Beamter des Polizeinotrufs

„Plätze und Parks sind für alle da“

Obiges Zitat stammt aus einem Artikel eines der PR-Magazine der Stadt Wien. Doch der öffentliche Raum ist gelegentlich sehr konfliktträchtig, besonders in sonst meist friedlichen Parks. Die Hauptkonfliktgruppen sind

  • Männer und Frauen, Männer und Männer, Frauen und Frauen
  • Buben und Mädchen, Buben und Buben, Mädchen und Mädchen
  • Jung und Alt
  • Leistungstragende und Sozialhilfeempfangende
  • Arm und Reich, Arm und noch ärmer…
  • Ethnien, Nationalitäten
  • Kulturen und Religionen
  • Skater, Rad- und E-Scooter-Rowdys und FußgängerInnen
  • Rauchende am Kinderspielsplatz
  • Hundkot vor der Hundezone. Sowie Kampfhunde und Kinder
  • Verschmutzter der denkmalgeschützten öffentlichen Toilette
  • Verschmutzende versus Sauberkeitsliebende
  • Lärmende versus Ruhesuchende im Schatten der Bäume
  • Denkmalbeschmierende versus Denkmalpflege
  • Polizei versus selbsternannten „Grafitti-King“
  • Millionäre und Milliardäre sind im Park eher selten

Abfall, Beschwierung, Vandalismus in Parks

Das prachtvolle Parkareal rund um die Wiener Hofburg musste heuer schon zahlreiche Vandalismusschäden verzeichnen.

„Kunstvolle schmiedeeseren Geländer wurden umgerissen, Steintreppen beschmiert, Brunnen und Steinfiguren beschädigt, Laternenglaskugeln zerbrochen sowie Dosen, Müll, Glasscherben und Flüssigkeiten hinterlassen. … Der Schaden wird derzeit bereits mit mehr als 50.000 beziffert, manche Schäden sind sogar irreparabel – etwa jahrzehntealte Bäume und historische Architekturteile. … Vandalismus ist nicht nur unfair, sondern auch strafbar.“

Bezahlte Anzeige der Wiener Burghauptmannschaft

Tötung, Körperverletzung und Cyberwarfare im Park

24. Juni – Ein totes männliches Baby wurde im Waldmüllerpark in Wien Favoriten gefunden.

Am 15. Juli stach eine Frau in Wien Donaustadt eine andere Frau mit einem Messer wegen eines Mannes. Die Polizei bestreifte anschließend den Park.

Am 16. Juli stach, abends, ein zirka 175 cm großer Mann, im Humbold-Park, in Wien Favoriten, eine 21-jährige Frau mit einem Messer in Brust.

Am Mittwoch den 17. Juli stand für ein Mädchen der Besuch beim Amtsarzt auf dem Programm. Die 13-Jährige wurde in der Vorwoche im Fridtjof-Nansen-Park (Wien-Liesing) von einer siebenköpfigen Mädchen-Gang bedroht und zusammengeschlagen.

„Die Mitglieder der Mädchen-Gang sollen alle zwischen 14 und 16 Jahren alt sein, sind also strafmündig – und umtriebig.“

heute.at

Doch der Terror war nach der Attacke am Freitag nicht vorbei. Die Jugendbande bedroht das Mädchen seitdem massiv mit Sprachnachrichten über Instagram, …

Körperverletzung, Sachbeschädigung, Suchtmittelgesetz, Diebstahl, Raub und Erpressung das sind die Hauptgruppen krimineller Delikte die den Frieden im Park beeinträchtigen.

Zweieinhalb Jahre am Richard-Wagner-Platz

Im März 2017, als ich auf den Richard-Wagner-Platz zog, wirkte der Platz zunächst recht friedlich und einladend auf mich. Ich schnappte bei Schönwetter Samstags manchmal einen Brunchkorb und frühstückte alleine oder mit Freunden und Freunden an einem der Tische im Park. Im Juli 2017 feierte ich sogar meinen traditionellen Sommergeburtstag im Park vor der Haustüre. Doch es gab auch Unerfreuliches.

Müll und Zigarettenstummel im Park

Was mir 2017 die Lust am öffentlichen Raum immer mehr vergraulte war, dass besonders in der Nacht von Freitag auf Samstag meist unzählige Zigarettenstummeln und Müll aller Art auf den schönsten Plätzchen im Park achtlos weggeworfen wurden. Ich habe notgedrungen zunächst den gröbsten Müll weggeräumt und versuchte auszublenden, dass andere Parkbenutzer den Park in einen riesigen Aschenbecher verwandelt haben. Im Juni 2017 habe ich dann meinem Frust darüber in einem Mail an den Bezirksvorsteher Luft gemacht. Weiters drübten noch Autoraser in der Tempo 30 Zone vor meinem Wohnhaus mein Sicherheitsgefühl. Auch die selbst für fitte Menschen, im meist dichten Verkehr, zu Fuß kaum überquerpaare Thaliastraße im Norden des Platzes, wo meine Bankfiliale, mein Lieblingsimbissstube und mein Blumengeschäft und die Apotheke liegt ist verkehrstechnisch unbefriedigend.

Der Bezirksvorsteher Franz Prokop antwortete prompt und professionell:

„Selbstverständlich bin auch ich der Meinung, dass der öffentliche Raum frei von Verschmutzungen und Beschädigungen sein und bleiben sollte. Leider wird dies nicht von allen MitbewohnerInnen so eingehalten und daher müssen die diesbezüglichen Vergehen auch stets geprüft sowie auch geahndet werden. Auch eine Erhöhung der Strafen für derartige Vergehen zeigt leider nicht bei allen Wirkung. Gerne werden wir aber mit gleicher Post die Waste Watcher auf die von Ihnen geschilderte Situation aufmerksam machen und um eine erhöhte Kontrolle in diesem Bereich ersuchen. Auch werden wir Ihr Schreiben an das Fair Play Team Ottakring, die stets positiv auf die, sich im öffentlichen Raum befindlichen Menschen einwirken und so ebenfalls Verbesserungen und mehr Verständnis hervorbringen.“

Bezirksvorsteher von Wien Ottakring, Franz Prokop (SPÖ

Auch die Autoraser würden mit drei mobilen Meßgeräten im Bezirk im Bedarfsfalle eingebremst. Ein Zebrastreifen zum Schutz der Zufußgehenden sei aufgrund der Straßenbahn auf der Thaliastraße leider nicht machbar. Diesbezüglich habe ich aufgrund von Lösungen auf der Ottakringerstraße, wo ebenfalls die Straßenbahn fährt noch nicht alle Hoffnung verloren. Meine Erfahrungen in Ottakring seit 1986 sind äußerst positiv was Anregungen betrifft. Damals regte ich bei Bezirksvorsteher Barton einen Radweg in der Hasnerstraße an. Heute ist die Hasnerstraße im Süden des Richard-Wagner-Platzes eine Paraderadstraße. Verbesserungen kosten und dauern das ist verständlich.

Fair-Play-Teams

„Die Fair-play-teams haben ein offenes Ohr für Wünsche der AnrainerInnen und ParknutzerInnen“ entnehme ich einem Zeitungsausschnitt . Die Teams wurden im Mai 2010 gegründet.

„Die FAIR-PLAY-TEAM-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter suchen das Gespräch mit den Menschen im Grätzel, interessieren sich für deren Anliegen und Bedürfnisse, unterstützen bei Konfliktbewältigung und vermitteln bei Bedarf. Damit soll das Miteinander im öffentlichen Raum verbessert werden. Die FAIR-PLAY-TEAMS sind gut vernetzt und halten ständigen Kontakt mit den Einrichtungen des jeweiligen Bezirks.“

Website der Stadt Wien

Das Fairplayteam in Ottakring wird von den FreizeitpädagogInnen der Wiener Kinderfreunde getragen.

Arbeit der Parkbetreuung der Wiener Kinderfreunde im Richard-Wagner-Park in Ottakring

Der Kontakt läuft über die Abteilungsleiterin für Freizeitpädagogik Sabine Walchhütter;
Tel. 01/ 401 25 – 47; sabine.walchhuetter(at)wien.kinderfreunde.at

Parkfriedensarbeit im Weltfriedenspark

Bezirksvorstehung, Polizei, Waste Watcher*innen, Fair-Play-Teams und das sind noch lange nicht alle die dafür arbeiten, dass der Park für „alle“ da ist. Ich beginne den Mikrokosmos rund um den Park in dem sich Menschen Göttinnen und Welten treffen gründlicher zu erforschen. Webrecherchen und Mails führten rasch zu meiner ersten freundlichen und informativen Interviewpartnerin.

17.7.2019 Telefoninterview mit Manuela Smertnik Pädagogische Bereichsleitung des Vereins Wiener Jugendzentren

Smertnig empfielt als lokale Expertin für die Jugendarbeit am Richard-Wagner-Platz Christa Preining. Sie ist Leiterin der Mobilen Jugendarbeit des Team von backonstage 16/17 in Ottakring und Hernals. Ihr Team arbeitet eher mit den „Älteren“. Statistisch sind das die 10 bis 19-jähringen und besonders die Junior*innen von 14 bis 18. Teilweise arbeite man auch mit jungen Erwachsenen bis 24 Jahre. Mit Kinder bis 10 arbeiten eher die Kinderfreunde in diesem Park. Sozialräumlich orientierte Parkbetreuung habe die Aufgabe im Konfliktfall Aushandlungsprozesse etwas zwischen Jungen und Mädchen, Jung und Alt etc. anzubahnen und bei Bedarf auch zu moderieren. Allgemeines zur Parkbetreuung findet sich auf der Webseite der Jugentabteilung der Stadt Wien (MA13) zur Parkbetreuung. Besonders in der warmen Jahreszeit von April bis Oktober sind die Parkteam viele Stunden pro Woche anwesend im Park. Es werden aber auch Ausflüge mit den Parkkids und Aktivitäten in den Räumen von Back on Stage organisiert. Aktionsstunden sind Dienstag bis Samstag besonders am späten Nachmittag (ab 16 Uhr). Man sei aber auch von 19 Uhr bis 21:30 im Einsatz.

Hinzu kommt die Arbeit in Bezirksvernetzungsgremien. Die Bezirksvorstehung steht mindestens alle zwei Monate am Programm. Es werden aktuelle konkrete Konflikte besprochen. Hier findet auch der Austausch mit den Grätzlpolizisten statt. Die Anwerbung für den Jihad im Park sei in Ottakring zur Zeit kein Thema. Auch im Park vor meiner Haustüre spielen vor allem die Zukunftssorgen der Jugendlichen eine Rolle. Auch derzeit dominieren folgende Anliegen bei den Jugendlichen:

  • Wie finde ich einen attraktiven Ausbildungsplatz?
  • Wo finde ich Platz in der Gesellschaft?
  • Wie finde ich gute Beziehungen?
  • Wie bekomme ich Anerkennung
  • Wie kann ich Selbstwirksamkeit realisieren?
  • Wer hat wo, wieviel Platz?
  • Wer bekommt wieviel Aufmerksamkeit?

Das sind die sozialen Konflikte die die Kinder- und Jugendlichen hauptsächlich beschäftigen. Kriminelle Delikte spielen nur in Ausnahmefällen eine Rolle. Die Teams der mobilen Sozialarbeit bauen aber Kontakte auf und halten sie. Im Bedarfsfall wird dann beispielsweise bei strafrechtlich relevanten Delikten mit der Beratungsstelle Extremismus und auch mit der Männerberatung (etc.) kooperiert. Dies führe aber in der Regel weg von der Arbeit der Parkbetreuung.

Der Vorteil des Vereins Wiener Jugendzentren sei die Mobile Jugendbetreuung sie erreiche Zielgruppen die in Jugendzentren oft nicht erreicht werden können. Man befasse sich viel Burschenarbeit im Park oder in den Anlaufstellen. Bei Gesprächsrunden im Park oder die Kommunikation beim Sport im Park werden natürlich häufig Geschlechterfragen thematisiert. Die Teams versuchen Jugendlichen natürlich auch durch Vorleben alternative Männerbilder zu vermitteln. Die Männer in den Teams sind als Rolemodels besonders gefordert.

Aktuelle Brennpunktthemen der Jugendarbeit

Auseinandersetzungen in Sozialen Netzwerken sind zur Zeit auch für die Konfliktkulturen in den Parks hoch relevant. Die Onlinejugendarbeit ist hier gefordert. Parkkonflikte weniger Jugendlicher werfen natürlich via Medien leicht ein ungünstiges Licht auf alle Jugendlichen. Cybermobbing macht auch im Park Konflikte schwieriger. Medienkompetenz, der Umgang mit der Privatsphäre, Happy Slapping, knappe Freiraum-Ressourcen und fehlende Zimmer Zuhause sind typische alte und neue Themen für Kinder und Jugendliche, die heute Wiens Parks frequentieren.

Lesetipps:

  • 2017 erschien eine Studie bei der unter anderem auch die Wirkung dar Arbeit am Richard-Wagner-Platz beforscht wurde. Die Studie zur Wirkungsevaluation „Mobiler Jugendarbeit“ befasst sich zwar nicht im Speziellen nur mit der „Parkbetreuung“ sondern mit der Wirkung Mobiler Jugendarbeit und der Jugendarbeit im öffentlichen Raum. Die 380 Seiten starke wissenschaftliche Studie klar dass in Parks mit mobiler Sozialarbeit die Sicherheitslage deutlich verbessert werden kann.https://www.irks.at/publikationen/studien/2017/wirkungsevaluation-mobiler-jugendarbeit.html
  • Qualitative Sozialraumanalysen auf der Website der Jugendabteilung der Stadt Wien.

Stellvertretende Bezirksvorsteherin Eva Weißmann

Eva Weißmann erklärt 2015 den Park vor dem Bezirksamt für Kinder und Jugendliche

Interview am 18. Juli 2019 in der Bezirksvorstehung Ottakring

Ich Vorgespräch erfahre ich, öffentliches Wasser in Trinkwasserqualität gibt es am Platz für Hunde und am Kinderspielplatz. Wobei mir nun einfällt, dass bissige Hunde, fahrlässige HundebesitzerInnen zu schwer verletzte oder gar getötete Kinder auch schon via Medien die Öffentlichkeit in Angst und Schrecken versetzten. Aber auch Listenhunde und ihre Halter hat die Stadt zur Zeit wieder im Griff. In letzter Zeit war es ruhig. Die letzte tödliche Hundeattake gab es in Salzburg im März dieses Jahres.

Interessanter Weise sieht Weißmann zu Beginn am Richard-Wagner-Platz kaum Konflikte. Dies deckt sich mit den jüngsten Daten einer IFES-Studie:

„Die öffentliche Sicherheit in Wien beurteilen 70% positiv (Note 1 und 2). Das subjektive Sicherheitsgefühl in der Wohnumgebung ist insgesamt betrachtet seit 2013 nicht zurückgegangen, sondern sogar größer geworden: 73% der WienerInnen vergeben auf die Frage nach der Sicherheit in der Wohnumgebung die Note 1 oder 2.“

Sozialwissenschaftliche Grundlagenstudie Wien 2018, Erste Ergebnisse

„… weil ich glaube, dass es wenig Konflikte gibt, wenn es Streitereien gibt, dann sind das Streitereien um den Platz im Käfig, wer da jetzt grad spielen darf oder vielleicht am Kleinkinderspielplatz irgendwelche Ranglereien mit kleineren Kindern aber wirkliche Konflikte sind mir nicht bekannt und wir sind zumindestens relativ gut informiert über die soziale Arbeit die ja auch vor Ort ist. Wir haben von April oder Mai bis Oktober die Parkbetreung dreimal in der Woche hier am Nachmittag, die den Kinder und Jugendlichen Spielangebote machen und versuchen das zu strukturieren, weil der Richard-Wagner-Platz einer der am allereisten genutzen und besuchten Parks ist.

Eva Weißmann im Interview mit AHL am 18.7.2019

Die subjektive Sicherheit vor Ort konfligiert mit den Verzerrungsinteressen von Medien, Wirtschaft und Politik. Die PR der Stadt Wien agiert auch hier hoch professionell.

Lesetipp:

„Schluss mit dem täglichen Weltuntergang“

Die Neurowissenschaftlerin Maren Urner erklärt, in ihrem neuen Buch im Droemer-Knaur-Verlag, warum die digitale Informationsflut unsere Gehirne überfordert.

Der NutzerInnendruck am Platz sei realtiv hoch, weil die nächsten vergleichbaren Parks am Schuhmeierplatz oder am Yppenplatz relativ weit weg liegen würden, so Weißmann. Das Umfeld ist mit Gründerzeitgebäuden dicht verbaut, es wohnen, laut Weißmann, ganz viele Kinder hier und der Platz werde folglich von ihnen stark genutzt. Zahlen zur Parknutzung gäbe es nicht wirklich, weil sie sich auch laufend stark ändert. Wohl aber bekommt die Bezirksverwaltung wöchentliche Berichte von den Fairplay-Teams.

„Wo auch ausgewertet ist, was in den einzelnen Parks im Bezirk für Themen waren, wie die Stimmung war, ob ein Spielgerät … kaputt ist, ob Vandalismus zu sehen ist. Da gibt es einen wirklichen Austausch mit der MA 42 (Stadtgartenamt) und mit uns, damit das relativ auf kurzem Weg erledigt wird.“

Weißman

Angesprochen auf Vandalismus am Platz sei Weißmann in Bezug auf den Richard-Wagnerplatz eigentlich nichts bekannt. Sie sei zwar heute in der Früh, am 18. Juli, am – laut meiner Beobachtung – beschmirten Denkmal vorbei gelaufen, habe aber nichts gesehen. Das Stadtgartenamt würde solche Beschmierungen beseitigen.

Heute am Freitag den 9.8.2019, am Nagasakitag, ist der Sockel des Denkmals immer noch grün besprayt und die Kinderkritzeleien am Gedenkstein trotzen Wind und Wetter, obwohl sie langsam blasser werden. Weißmann meint der Gedenkstein sei eben für Kinder gut erreichbar, sie klettern rauf.

Ich habe auch schon selber Kinder entdeckt, die mit dem Edingstift gemalt haben, wo ich gesagt habe, bitte hört auf, lest doch mal was das ist.

Weißmann

Die wöchentlichen Berichte des Fairplayteams scheinen diese Beschirungen entweder nicht zu erfassen oder die Kommunikation von Amt zu Amt scheint wie beim Spiel Stille Post urlaubsbedingt zu versickern, in einer zumindest temporärt leeren Schnittmenge. Im Park beschmieren die Denkmäler besonders in den Sommerferien ja eher Kinder und Jugendliche, die sich einen Urlaub nicht leisten können.

6.8.2019, Hiroshimatag, mail

… „urlaubsbedingt“ … „Bitte kontaktieren Sie für einen persönlichen Austausch das FAIR-PLAY-TEAM Ottakring direkt unter: fairplayteam16@wien.kinderfreunde.at“

MA 13 – Fachbereich Jugend der Stadt Wien

Was kostet der Richard-Wagner-Park im Jahr?

Die zahlen habe am ehesten die MA 42, das Stadtgartenam, obwohl wahrscheinlich die Zahlen nicht für einzelne Parks ausgewiesen würden, vor allem bei der Reinigung. Spielgerätereparaturen würden schon eher zuordenbar sein.

Laut Bezirksamtleiter, Oberamtsrat Ingenieur Horst Pauer koste eine komplette Neuherstellung bzw. Sanierung eines Parks bis zu 400.000 Euro (Boden, Elektroleitungen, …). Die teilweise über 100 Jahre alten Bäume könne man natürlich nicht sanieren aber „das Drum-Herum“. Am Richard-Wagner-Platz komme noch die denkmalgeschützte WC-Anlage hinzu. Letztere werde aber von der Stadt Wien getragen und nicht vom Bezirk. Hier müsse wieder die MA 42 Zahlen haben. Der Bezirksvoranschlag des Stadtgartenamtes für Ottakring sieht für Park- und Gartenanlagen im Bezirk in Summe 1.050.400 Euro vor. Eine Million für den Frieden im öffentlichen Raum Ottakrings. Diese Million kommt vor allem Kindern, Jugendlichen und anderen Personen zu gute, die wie Geflüchtete, Obdachlose, etc. über wenig bis gar keine privaten Räumlichkeiten zur Verfügung haben und natürlich auch Menschen wie mir die eine Freude an öffentlichen Güter haben und den öffentlichen Raum und den Frieden darin schätzen.

Die Reinigung wird in Wiener Parks vom Stadtgartenamt gestellt und auch die Waste-Watcher untersehen im. In restlichen öffentlichen Raum ist das eher die Aufgabe der MA 48 (im Volksmund Müllabfuhr).

Konfliktbearbeitung durch Waste-Watch, Sozialarbeit und Polizei

Parkbetreuung und Fairplayteams bezahlt der Bezirk, so Weißmann. Konflikte die auf sozialarbeiterischer Ebene nicht gelöst werden können oder die in der Nacht anfallen würden immer von der Polizei bearbeitet, so Weißmann. Der Leiter der Grätzlpolizei im Bezirk, Inspektor Siegfried Lachner in der Wattgasse, sei wohl die Beste Auskunftsperson zu diesen Fragen.

Die Maßnahmen der Stadtverwaltung zur Sammlung der Zigarettenstummeln in öffentlichen Raum haben gegriffen. Auch wenn an machen Orten wie im Park immer noch viele Stummeln herumliegen. Die Kampagnen und Anstrengungen der Stadt in den letzten 10 Jahren haben bemerkenswert gut gewirkt.

„Landeten im Jahr 2009 nur etwa 6,6 Millionen Stück in den Aschenbechern, so waren dies 2017 über 123 Millionen Stück. Das heißt die Anzahl an ordnungsgemäß entsorgten Zigarettenstummeln hat sich von 2009 auf 2017 um den Faktor 18 erhöht.“

wien.at

Das Problem mit der Hundkacke konnte durch die Aktion Nimm ein Sackerl für Dein „Gackerl“ (wienerisch für Kacke) fast vollkommen gelöst werden. Rund 50.000 Sackerl fürs Gackerl wandern täglich in die Mistkübel statt auf die Schuhe der Zu-Fuß-Gehenden,… .

Zwei-Tonnen-Frieden-mit-den-Hunden pro Tag!

  • Über 3.450 Hundekotsackerlspender mit „Gratis Sackerl fürs Gackerl“
  • Über 24.000 öffentliche Papierkörbe, von der MA 42 und der MA 48 in den Parks und auf den Gehsteigen, davon über 19.000 mit Aschenbechern
  • Zusätzlich circa 1.200 freistehende Aschenrohre bei anderen hochfrequentierten Plätzen wie bei U-Bahnen oder vor Theatern sowie etliche Aschenrohre in den Parks der MA 42

Verkehrssicherheit

Für die Entschärftung von Verkehrsfallen gebe es eine Bezrikskommission. Eine Radabstellanlage zur Verbesserung Verkehrssicherheit Ecke Hyrtlgasse/Richard-Wagnerplatz wurde kürzlich auf Anregung der Kommission realisiert, damit Lieferwägen nicht mehr die Sicht verstellen können.

Parkreinigung

Parks werden täglich gereinigt meistens in der Früh. Die Kosten werden vom Bezirk getragen. Die MA42 überlege sich wie hoch der Reinigungsbedarf sei. Wenn notwendig muss die Reinigung öfter ran.

„Ich betreue seit vielen Jahren die SchülerInnenparlamente“

Weißmann

Den Kindern sei heute die Sauberkeit der Parks ein großes Anliegen. Sie würden zum Beispiel Hundekot und dergleichen sogar in witzigen Videos thematisieren.

Zu den Eingangs erwähnten Parkfriedensarbeiter*innen kommen noch das Stadtgartenamt Wien (MA 42), die Magistratsabteilung für Abfallwirtschaft, Straßenreinigung und Fuhrpark (MA 48) und die Mobile Jugendarbeit (MA13). Unfallstatistiken des Verkehrsmagistrats (MA 46) helfen Unfallhotspots zu identifizieren und zu entschärfen. Leider sind die Daten des Unfall-Analyse-System heute nicht mehr transparent im Netz verfügbar.

„Wien ist laut aktuellen Studien eine der verkehrssichersten Großstädte Europas.“

Webseite der Stadt Wien

Alle drei Monate gibt es einen Grün-Jour-Fix für die Parks im Bezirk. Das sind Vor-Ort-Begehungen wo die Profis aus allen Bereichen Lösungsmöglichkeiten für allfällige Herausforderungen diskutieren und in die Wege leiten. Gegen Ende des Interviews räumt Weißmann noch ein, dass es gelegentlich Probleme mit Drogenhandel am Platz gegeben habe. Zur Zeit sei ihr aber in dieser Hinsicht nichts zu Ohren gekommen.

Interview mit Grätzelpolizist Siegfried Lachner am 19.7.2019

ab 9 Uhr auf meiner Lieblingsbank im Park

Lachner ist einer der wenigen Polizisten die ohne Rückfrage bei Vorgesetzten Interviews geben dürfen. Seit 2016 arbeitet er im Projekt gemeinsam sicher und davor hat er Jahrzehnte in der Region gearbeitet.

„Also ich vermute, dass da gedealt worden ist“.

Landl

„Ja, wird sicher so gewesen sein.“

Lachner

„Polizeiseitig gibt es mehre Themen gerade in den Parks. Seitdem es das Projekt gemeinsam sicher gibt, Community Policeing, versuchen wir gerade öffentliche Orte, so wie Parks, wo sehr viel Leben passiert, gerade in Ottakring und Hernals, für das ich zuständig bin, sooft und sehr viel präsent zu sein. Es gibt strafrechtlich relevante Delikte und da muss man sagen, für Menge an Menschen die sich hier in den Parks befinden sind wir auf einem sehr niedrigen Niveau und seit den letzten zwei, drei Jahren – und das bestätigen mir sämtliche Sozialarbeiter – ist das extrem gut geworden. Also genau mit dem Anfang unserer Arbeit, weil sich die mit Sozialarbeit überschneidet. Besser geht natürlich immer. Jetzt gibt es mehrer Punkte, die Menschen … auffallen, die in der Wahrnehmung auffallen, nämlich subjektive Wahrnehmung und da gehört schon dazu, dass hier Schmutz liegt. Da gibt es die Broken-Window-Theorie und an die lehnt sich sehr stark das Community-Policeing und Gemeinsam Sicher an.“

Lachner

Ein Park wie dieser, unübersichtlich, laut, schmutzig. Würden wir hier gerne spazieren gehen? Oder, unsere Mittagspause verbringen? Wohl eher nicht! Aber wer ist zuständig, dass sich etwas ändert? Wir gemeinsam.

Beispiel Park aus dem Promo-Video der Initiative gemeinsam sicher.

Lachner erzählt noch viele interessante Details zum Beispiel über neue Herausforderungen durch Konflikte im Park die via Cybermobbing befeuert werden. Wir diskutieren in diesem Zusammenhang über Gewalt in Computerspielen wie Grand Theft Auto 5 oder Fortnite. Er war in seiner Jugend ein Counterstrike gespielt und spielt auch mit seinen Kindern. Interessanter Weise ist er bei Grafittis und Drogenhandel recht streng was den Bruch von Regeln betrifft. Als alter Gamer sieht er Gewalt in Computerspielen nicht so streng wie das neue Wiener Jugendschutzgesetz.

Linktipp zu Sexismus und Gewalt in Computerspielen: www.playscience.at

Interview mit Christa Preinig der Leiterin der Mobilen Jugendarbeit

Richard-Wagner-Park am 19.7.2019 ab 16 Uhr am Sockel des Weltfriedensdenkmals

Preinig ist eine sympathische lebendige Frau. Für den Verein Wiener Jugendzentren ist sie seit Jahrzehnen in der Mobilen Jugendarbeit tätig ist, quasi ein Urgestein. Wir sinnen zunächst über die verwirrende Vielfalt der Aktivitäten des Bezirks und der Stadt Wiem mit Bereich der Parkbetreuung. Sie sei, selbst für sie, eine Herausforderung. Die MA 13 habe aber den Überblick über alles was die Jugendarbeit in den Parks betreffe. Dann plaudern wir über die relative Zunahme der Internationalen Sicherheit in den letzten 5000 Jahren und die gleichzeitige Absurdität der Hochrüstung vom Faustkeil zur Megabombe in Hiroshima, Nagasaki und Trumps Mutter aller konventionellen Bomben jüngst in Afghanistan. Dann kommen wir auf die Sicherheit in den Wiener Parks und speziell im Richard-Wagner-Park zu sprechen. Grätzelpolist Lachner meinte ja, wenn mehr Mädchen kommen in die Parks, dann sei das ein gutes Zeichen für die Sicherheitslage im Park.

„wenn da irgendwelche Konflikte gibt, vor allem körperliche Konflikte“, dann ziehen sich die Mädchen aus dem Park zurück. …

Preining

„Schauen wir mal.“…

Landl

„Nein es sind schon wesentlich mehr Jungs jetzt da.“ … „Es sind immer mehr Jungs da“… „im Durchschnitt sind in jedem Park immer mehr Jungs als Mädchen“ … „Ich kenne keinen Park wo das anders ist.“ … aber es wird in letzter Zeit besser … wir führen seit ein paar Jahren relativ genaue Statistiken.

Preinig

Ihr Kollege Mix sei der Statistikspezialist, er sei aber zur Zeit auf Urlaub.

Preining erzählt, dass 1992 die mobile Jugendarbeit in Wien entstand. Damals gab es in der Stadt akute Probleme mit Jugendbanden. So entstand Back on Stage 10 in Wien Favoriten. Sie war von Anfang an dabei beim Pilotprojekt, mit sechs anderen. Man hat beobachtet dass manche Jugendliche nicht mehr in die Jugendzentren gehen. Also ging man raus zu ihnen. Die Sozialarbeit in Wien setze sich in Bewegung. Die neue Sozialarbeit setzte frühzeitiger an, ab Zwölf zirka. Zwölf bis Sechsundzwanzig sei bis heute die Zielgruppe. Die Grundidee war weg von den Problemen hin zu den Ressourcen der Jugendlichen und zum Aufbau längerfristiger Beziehungen. Der Pilot lief neun Jahre. 1996 wurde mit EU-Geldern Back on Stage (BoS) 16/17 gegegründet.

BoS unterstützt die Jugendlichen bei allen Ideen, denn man geht davon aus, dass Jugendliche mit Erfolgserlebnissen gestärkt werden und so auch eher ihre sonstigen Herausforderungen zu meistern

„Wir bieten alles an. Wir schauen, wenn Jugendliche Ideen haben, zum Beispiel, ich will ein Musikvideo machen, dann schauen wir, dass wir sie dabei unterstützen.“

Preining

Es gibt sogar einen Youtube Channel, eine Facebookseite vom BoS 16
Hier ein künstlerisch besonders gelungener Beitrag

„Wir machen natürlich auch klassische Sozialarbeit“

Preining
Back on Stage Fest im Park 2015

Jetzt sind wir gerade dabei eine einstündige Gaunerkömödie zu produzieren, mit echter Polizei. Der Sigi Lachner ist da auch dabei. Da haben die Jugendlichen die Idee gehabt und das Drehbuch geschrieben. Ich hab da einen Kollegen der ist Ausgebildeter Medientechniker …“

Preining

Die Sozialarbeit wurde seit 1992 in Wien zu einer „proaktiven Bewegung“, hin zu den Kindern und Jugendlichen. Die Kontakte werden im öffentlichen Raum geknüpft und dann arbeitet man im Back on Stage Zentrum auch Indoor, Hand in Hand mit der Parkarbeit. 20 bis 30 Jugendliche sind je nach Wetterlage im Zentrum aktiv. Oft wird nur gemeinsam Kaffee getrunken und Kuchen gegessen, die einen sitzen beim Computer die anderen im Tonstudio oder im Filmstudio.

„Momentan haben wir auch eine Mädchengruppe. Mädchenprojekte haben wir natürlich immer wieder. Die gehen Schwimmen, Prater oder machen sonstige Ausflüge.“ …

Ich glaube es gibt in Europa keine andere Großstadt wo es so viel gibt wie in Wien. … Es waren schon so viele Menschen bei uns auch aus Hamburg und die waren alle ganz erstaunt, wie toll wir ausgestattet sind. … Die Stadt Wien investiert wirklich viel Geld. … Das muss man ehrlich sagen. … Wien zählt auch zu den besten und sichersten Städten. … Das hängt damit zusammen, dass man sich viel darum kümmert und solche Sachen auch anbietet.

Ich selber habe lang genug hinterfragt, ob das eine Wirkung hat oder nicht. Ich habe mit Jugendlichen die ich 1993/94 betreut habe Tiefeninterviews geführt. Sie sind heute vierzig und die haben mir ein unglaubliches Feedback gegeben, wie wichtig wir für sie waren. Die haben sich teilweise an Sätze von uns erinnert. Du sagst dies oder das, und das hat ihr Leben verändert. Das hat mich sehr berührt, weil ich das selbst nicht geglaubt habe. Ich hab das selbst immer sehr in Frage gestellt. Du arbeitest und tust und Du siehst unmittelbar gar nicht so viele Erfolge, dass sich da großartig was verändert. Aber wenn ich von vier oder fünf Jugendlichen höre, welche Bedeutung wir für sie gehabt haben, war ich zutiefst berührt und hab die Arbeit nie wieder in Frage gestellt. … Dann sind wir auch noch vom kriminologischen Institut evaluiert worden. … Die Studie ist ziemlich cool ausgegangen. Die haben sich nämlich auch Polizeidaten genommen und die sind sehr skeptisch. Die haben selbst zu uns gesagt, eindeutig, man kann eindeutig eine Verbesserung sehen.

Preining

Die Check den Parkbetreuerinnen Alex und Maria werden vom Bezirk im Sommer bezahlt und Arbeiten unter Anleitung von Back on Stage. Wenn Interventionen für Einfallarbeit oder Sozialarbeit nötig sind, dann kommen in der Regel die Kolleginnen und Kollegen von Back on Stage zum Einsatz, acht Leute für den gesamten 16. und 17. Bezirk. Sie suchen sich die „Hotspots“ aus. Das sind Orte, wo viele Jugendliche sind. Sie teilen sich die Arbeit im Gebiet auf. Sie sind auch regelmäßig vor Ort in den Parks. Aber sie können nicht so viel vor Ort sein wie die Parkbetreuung. Die Parkbetreuerinnen machen mehr Freizeitanimation und sind täglich zwei Stunden im Park. Am Richard-Wagner-Platz und am Yppenplatz gab es eine Zeit lang relativ viele Drogenprobleme. Das ist aber jetzt viel weniger geworden. Haschisch werde in Ottakring überall geraucht. Man wisse aber nicht ob es sich um das legale entspannende CBD handele oder um das berauschende THC. Das Gras schaut gleich aus und riecht gleich. Man könne das kaum unterscheiden. Ich schildere das ich, dass ich kürzlich im Park Ohrenzeuge einer Bestellung von 20 Gramm wurde. 20 Gramm Gras oder sonst irgendwas, das war nicht klar.

„… 20 Gramm, das ist viel.“

Preining

Christa Preining stellt mir noch Maria eine der drei vom Parkteam vor. Sie sagt, dass das Problem mit dem Dealen am Platz vor allem im Vergleich zu vor fünf Jahren drastisch abgenommen hat. Seit einem Polizeieinsatz Ende 2018 sei das Problem mit dem Dealen am Platz ihr nicht mehr aufgefallen.

„Und was gibt es noch für Herausforderungen?“

Landl

Das betrifft jetzt mehr die Jüngeren, die Kinder, … als auch die zehn bis vierzehnjährigen. Speziell letztere, von denen es jetzt viel mehr gibt, als in den Jahren davor, haben in den letzten ein bis zwei Wochen die Parkbetreuung beschäftigt, … Wenn Konflikte beim Fußballspielen oder so entstehen, dann ist der erste Angriffspunkt immer die Beileidung der Mutter oder der Herkunft. Vor allem, wenn die Mutter beleidigt wird, gehen die Emotionen immer sehr schnell hoch. Gestern haben wir gemeinsam mit den Kinderfreunden zu dritt interveniert und das Mißverständnis geklärt. Meist sind es Kleinigkeiten und dann fliegen blitzschnell die Fäuste.

… Die muslimischen jungen Frauen und Männer, die wir kennen, die sind so weit entfernt vom Extremismus wie die Erde vom Mars. …

Maria, Parkbetreuerin

Werbung für den Djihad scheint in Ottakring derzeit kein Thema zu sein.

… eigentlich in ganz Ottakring nicht. Zumindest nicht für uns sichtbar.

Preining

Und Konflikte bei den Älteren?

„In der Zeit wo wir hier waren ist nie irgend etwas passiert. Ich glaub ehrlich gesagt auch, dass Konflikte bei den Älteren erst in der Abendzeit passieren, wenn wir schon wieder weg sind.“

Maria, Parkbetreuerin

15:57, 8.9.2019, Eine Frau kreischt

Ich öffne die Lärmschutzfenster meiner Wohnung und beobachte eine elegant in weiß gekleidete Frau von zirka ein-Meter-siebzig Größe mit schwarzen Haaren, die mit einem hühnenhaften, breitschultrigen Mann spielerisch kämpft. Das Fenster im ersten Stock des Bezirksamtes, wo sich die Amtskasse über dem Wahlamt befindet, öffnet sich ebenfalls. Eine Frau schaut ebenfalls was los ist. Sie schließt das Fenster bald wieder. Es scheint aktuell keine größere Gefahr für die Frau zu bestehen.

… „Komm her Du Schwuler“ …

Frau in elegantem weißen Kleid

Sie bewegt sich wie in einem Schaukampf hin und her. Sie hat eine kleine Wasserflasche in der Hand und beschüttet den Mann. Sie „spielen“ weiter. Die Frau bewegt sich seltsam, wie wenn sie irgendwelche Substanzen in sich trüge die ihre Motorik beeinträchtigen. Sie stackst mit dem Mann in Richtung Weltfriedensdenkmal, sie biegt jedoch nach rechts ab, in die Ecke im Park, wo ich bei meiner letzen Mahlzeit im Park mutmaßlich Ohrenzeuge eines Drogendeals wurde. Dort sitzt wieder eine bunte Truppe. Ich schließe das Fenster zur unendlichen Geschichte über die Friedensarbeit im Richard-Wagner-Park mit dem steineren Mahnmal aus Hiroshima.

Der Platz hat unendlich viele Dimensionen und Geschichten und Fragen über Fragen. Was will uns der Flüchting sagen der Somaliland an die Wand des Fußballkäfigs sprayte, was hat Wagner mit Hiroshima zu tun? Hat Wagner die Fenster der Musik eingeschlagen und so die Nazis zum bislang größten Raubzug der Geschichte angestiftet?

 

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