Friedensjournalist Franz Alt 80 Jahre jung
„Als Journalist bist Du immer im Dienst, ob das tags oder nachts ist, ob mit 80 oder später.
Und ich denke: Es ist so viel zu tun, wenn ich mir die Weltsituation heute angucke, dass ich nicht einfach auf dem Sofa sitzen und Däumchen drehen kann. Also ich werde in absehbarer Zeit nicht arbeitslos.“
Franz Alt beim Steiger Award in Dortmund 2017
(imago stock&people)
Friedensjournalist und Friedensaktivist Franz Alt
Thomas Wagnerdeutschlandfunk.de meldete am 17.7.:
Er ist der einzige Moderator einer politischen Sendung, der von seinem Intendanten ein Moderationsverbot bekam: Franz Alt, langjähriger Leiter des ARD-Magazins „Report Baden-Baden“ und der „Grandseigneur“ des Deutschen Fernsehens wird heute 80 Jahre – und ist immer noch Rebell.
Das ARD-Magazins „Report Baden-Baden“ vor über 30 Jahren in der letzten großen Blütezeit der Friedensbewegung und sein Chef galten als Markenzeichen für „Fernseh-Rebellion“:
„Guten Abend meine Damen und Herren, willkommen bei ‚Report‘. Ute-Ranke-Heinemann – keine kirchliche Lehrerlaubnis mehr für die erste katholische Theologie-Professorin der Welt…“
Der Rentner ist aber immer noch Rebell:
„Es ist doch unglaublich was die CSU sich leistet, als Partei mit dem C im Namen. Dieser Jesus von Nazareth hätte keine Chance gehabt auf Asyl in Oberägypten, als er vor Herodes fliehen musste. Wenn Horst Seehofer dort regiert hätte.“
Kritik an Helmut Kohl führte zum Moderationsverbot
80 Jahre – und kein bisschen leise: Die „Oberen“ der Politik kritisch hinterfragen, „Nein“ sagen zu faulen Kompromissen: Dieser Handlungsmaxime ist Franz Alt, langjähriger Leiter von „Report Baden-Baden“, Buchautor und Vortragsreisender bis heute treu geblieben – selbst dann, als er sich damit handfeste Nachteile einhandelte. Rückblende: Im Oktober 1983 schrieb Franz Alt unfreiwillig Fernsehgeschichte – und zwar ausgerechnet dadurch, dass er plötzlich eben nicht mehr auf dem Fernsehschirm erschien: Moderationsverbot!
„Das Problem war: Der Willibald Hilf, der damalige Intendant, war der frühere Bürochef von Helmut Kohl. Und ich war auch noch CDU-Mitglied zu allem Überfluß. Und wer Helmut Kohl widersprochen hat, als CDU-Mitglied, galt als Verräter.“
In diesem Fall hatte Franz Alt in zwei wesentlichen Punkten Positionen vertreten, die dem damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl überhaupt nicht passten – und dem damaligen CDU-Intendanten des Südwestfunks ebenso nicht:
„Das war einmal die Frage der Friedensbewegung. Bist Du für oder gegen die atomare Nachrüstung? Ich war dagegen. Und das zweite große Thema war dann mein Kampf gegen die Atomkraftwerke in Deutschland.“
Damals noch CDU-Mitglied war Alt: „… Hofnarr für die damaligen politischen Obrigkeiten“
Das Moderationsverbot währte hielt nur einige Jahre: Tausende forderten in Anrufen und Briefen Franz Alt als kritischen, investigativen Journalisten auf den Bildschirm zurück. Zuvor hatte der streitbare Fernsehmann 1988 sein CDU-Parteibuch zurückgegeben.
„Dann war das Verhältnis viel entspannter. Ich war kein CDU-Mitglied mehr und dann konnte ich so arbeiten, wie ich wollte. Ich war einfach ein Hofnarr für die damaligen politischen Obrigkeiten in diesem Land.“
Dies spreche laut Franz Alt bis heute eher für die parteiliche Unabhängigkeit von Journalisten spricht. Paradox ist allerdings bis heute, dass im öffentlich rechtlichen Rundfunk ohne Parteibuch Leute wie Alt nicht zu Job Chefjobs kommen. Merkl sägte ZDF-Chef Brender der unter rot-grün die letzte blühte des Friedensjournalismus ermöglichte nach Amtantritt so rasch wie möglich ab. Alt laut Deutschlandfunk:
„Derjenige, der damals noch infrage gekommen wäre als Report-Chef, war Thomas Reimer, SPD-Mitglied. Und ich bin sicher, dass ich deshalb Report-Chef wurde, weil ich CDU Mitglied war.“
Sorge um die Gegenwart
Was Franz Alt Sorge bereitet, ist die Gegenwart!
- In den 80er Jahren, wurden politische Magazine wie
- „Monitor“ vom WDR,
- „Panorama“ vom NDR oder
- Franz Alts „Report Baden-Baden“zur besten Sendezeit ausgestrahlt und erreichten ein Millionenpublikum
– egal ob links oder konservativ ausgerichtet. Das sorgte häufig für Aufregung, für Diskussionen quer durch alle gesellschaftlichen Gruppen. Heute ist das nicht mehr und das liegt wohl nicht nur an den neuen Medien.
Alt laut Deutschlandfunk:
„Ich halte es für einen Grundfehler der ARD-Obrigkeiten, dass sie die politischen Magazine erstens gekürzt haben in den letzten Jahren. Aus 45 Minuten wurden 30. Und dann auch nicht mehr so prominent im Programm platziert, wie das früher der Fall war.“ Die Qualität der Kolleginnen und Kollegen habe sich aber gehalten bis heute, so Alt.
Franz Alt – 80 Jahre unermüdlich
Alt hält weltweit Vorträge um auf die Folgen des Klimawandels aufmerksam zu machen. Er kommentiert in über 40 Tageszeitungen und hat über 50 Bücher geschrieben.
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