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Nachhaltiger Konsum

Erstellt am 13.01.2018 von Andreas Hermann Landl
Dieser Artikel wurde 2981 mal gelesen und am 13.01.2018 zuletzt geändert.

Nachhaltiger Konsum ist

Umwelt- und sozialverträglich bereitgestellte Produkte

Gandhi empfahl möglichst viel selbst herzustellen. Dies ist noch einiges unbequemer als FAIRTRADE wäre aber vermutlich auch nachhaltiger und friedlicher. Wie schaut es mit der Freiheit der mündiger Konsumenten in Marktwirtschaften heute aus?

Wer nachhaltige Produkte kauft

  • übt „politischen“ Einfluss auf globale Problemlagen aus
  • um die ökonomischen, ökologischen und sozialen Kosten zu minimieren.

Bekanntes Beispiel für die globale Dimension von Kaufentscheidungen – die Bemühungen zum fairen Handel

Bewusste Verbraucher sollen laut FAIRTRADE-Philosophie etwas teurere Güter kleinerer Erzeuger aus Entwicklungsländern nehmen und so gerechte Arbeitsbedingungen unterstützen. Sie können dafür ein Besseres Gewissen haben. Für die Kaufentscheidung sollen vor allem

  • die ökologischen und
  • sozialen Folgekosten

eines Produktes ausschlaggebend sein. Berücksichtigt wird beispielsweise

  • der einergieverbrauch bei der Produktion und
  • der spätere Energieverbrauch
  • leichte Reparierbarkeit und
  • die Langlebigkeit der Produkte.

Der Begriff ethischer Konsum

  • Dieser Begrifft wird gelegentlich synonym zum Begriff nachhaltiger Konsum verwendet.[1]
  • Allgemeiner können wir unter ethischem Konsum Konsum verstehen, der von ethischen Erwägungen des Konsumenten – beeinflusst wird.[2][3] Also nicht nur hinsichtlich Nachhaltigkeit. Die Fragen, ob eine Form der Fleischproduktion mit dem Tierwohl eher vereinbar ist als eine andere hat, nichts unmittelbar der Kategorie der „Nachhaltigkeit“ zu tun. Diese Frage ist aber für ethisch orientierte Verbraucher oft von zentraler Bedeutung. Im Islam müsste ein hallal geschlachtetes Tier auch hallal gehalten worden sein. Das hieße der Halter müsste des dem Tier ermöglichen bis zur Schlachtung das best mögliche Leben zu führen. Diese würde wohl eher artgerechte Haltung und keine industrielle Massentierhaltung implizieren. Bilder von blutig gemeuchelten Schafen und halb verhungerten Eseln lassen uns daran zweifeln, dass eine islamische Geisteshaltung mit dem westlichen Tierschutzgedanken vereinbar ist. Tatsächlich handelt es sich dabei möglicher Weise um ein Vorurteil. Im Islam sehen manche nämlich die Idee einer „Mitgeschöpflichkeit“ im Prinzip noch tiefer verankert als im Christentum.

Geschichte des Begriffs Nachhaltiger Konsum

Die Entstehung des Begriffs Nachhaltiger Konsum steht im Kontext der Diskussion um eine nachhaltige Entwicklung. Wobei letzteres eine Entwicklung versteht, die

  1. den Bedürfnissen der jetzigen Generation entspricht,
  2. ohne dass Möglichkeiten künftiger Generationen, ihre eigenen Bedürfnisse befriedigen zu können, gefährdet werden.

Der Ursprung des Begriffs Nachhaltiger Konsum geht zurück auf Kapitel 4 der Agenda 21,

1992 wurde Agenda 21 auf der so genannten Rio-Konferenz verabschiedet. Unter dem Titel „Veränderung von Konsumgewohnheiten“ wurde gefordert,

  1. sich gezielt mit nicht nachhaltigen Produktionsweisen und Konsumgewohnheiten auseinanderzusetzen und
  2. eine einzelstaatliche Politik zur Veränderung derselben zu entwickeln.

Das würde dem Sachverhalt Rechnung tragen, dass

  1. die Nachfrage Produktionsstrukturen und -prozesse steuert und
  2. in der Konsumsphäre selbst Umweltbelastungen stattfinden, die einer nachhaltigen Entwicklung entgegenstehen.

2002 wurde beim Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung in Johannesburg vor dem Hintergrund immer weniger nachhaltiger Produktions- und Konsummuster die Entwicklung eines Zehn-Jahres-Rahmenprogramms für nachhaltigen Konsum und Produktion beschlossen. Dieses Programm wurde ab 2003 als sogenannter Marrakesch-Prozess bezeichnet.

Eine einheitliche allseits anerkannte Definition des Begriffs „nachhaltiger Konsum“ fehlt allerdings bis heute.

Eine hilfreiche Definition, die der Arbeit der deutschen Verbraucherzentralen zugrunde liegt, versteht unter „nachhaltigem Konsum“den :

Ver- bzw. Gebrauch von Gütern und Dienstleistungen, der

  1. die Bedürfnisse der Konsumenten erfüllt,
  2. Umwelt und Ressourcen schont und
  3. sowohl sozialverträglich als auch ökonomisch tragfähig ist.

Diese Definition umfasst drei grundlegende Nachhaltigkeitsdimensionen des Drei Säulen Modells der Nachhaltigkeit.

  1. Umwelt- und Ressourcenschonung,
  2. Sozialverträglichkeit,
  3. ökonomische Tragfähigkeit

Nachhaltiger Konsum und Konsumverzicht

Dem Konzept nachhaltiger Konsum steht das Konzept Konsumverzicht gegenüber. Hierbei steht die Überlegung im Zentrum,

  • ob man wirklich ein neues Produkt benötigt,
  • oder nicht das alte reparieren,
  • ein gebrauchtes kaufen, mieten oder tauschen möchte
  • oder durch Upcycling aus einem alten ein neues Produkt herstellen kann.

Ende November findet der Aktionstag für Konsumverzicht statt, der Kauf-nix-Tag, siehe auch: Suffizienz (Ökologie).

Nachhaltiger Konsum von Einzelverbrauchern

Menschen, die einen nachhaltigen Lebensstil praktizieren, werden als LOHAS (nach engl. Lifestyles of Health and Sustainability) bezeichnet. Menschen, die bewusst weniger Fleisch konsumieren, da sie den negativen Umweltauswirkungen der Massentierhaltung entgegenwirken wollen, werden Flexitarier genannt.[4]

Zertifizierungen von Produkten oder Unternehmen können dem Verbraucher als Hilfe bei der Konsumentscheidung dienen. Es existieren zahlreiche Produktzertifizierungen mit entsprechenden Gütesiegeln, z.B. das Fair-Trade-Siegel für „fairen Handel“ oder das Demeter-Siegel für eine bio-dynamische Wirtschaftsweise. Des Weiteren bietet der CSE-Standard als Unternehmenszertifizierung für Wirtschaftsakteure eine Richtlinie für ethischen Konsum.

s.a. Sinnmarkt#Ethischer Konsum und Sinnmarkt#Selektive Sinnorientierung und Umsetzungsdefizite

Nachhaltiger Konsum von Unternehmen und Organisationen

Bei nachhaltigem Konsum denkt man bisher eher an Einzelverbraucher, weniger an Unternehmen. Bei Unternehmen spricht man im Kontext mit nachhaltigem Handeln vor allem von Corporate Social Responsibility. Unternehmen verbrauchen bei der Erstellung von Produkten für „Endverbrauche“ ebenfalls Ressourcen. Daher liegt beim Verbrauch von Diensten und Rohstoffen und Vorprodukten durch Unternehmen der Fokus meist auf der Zulieferkette beziehungsweise Wertschöpfungskette. Bei verantwortungsbewussten Unternehmen ist diese Kette nicht nur

  • wirtschaftlich rentabel, sondern auch
  • sozial und ökologisch verträglich

gestaltet sein sollte. Es geht hierbei einerseits meist um

  • das Produkt selbst beziehungsweise andererseits um
  • den Herstellungs- und Lieferprozess.

Zunehmend stärker in den Fokus gerät bei Unternehmen der Nachhaltige „Konsum“ im Bürobetrieb.

Vor allem im ökologischen Bereich können Unternehmen und Organisationen nach dem Green-Office-Prinzip[5] ihre Ökobilanz verbessern. Dabei spielen vor allem

  • die Beschaffung und
  • das Verhalten der Mitarbeitenden

eine wichtige Rolle. In folgenden Bereichen bieten sich Anknüpfungspunkte für nachhaltigen Konsum in Unternehmen und Organisationen:[6][7][8][9]

  • Energie und Ressourcen – Beispiele: Nutzung von Ökostrom, Eigenstromerzeugung zum Beispiel über Photovoltaik, Doppelseitiges Drucken, Ausschalten von Geräten und Beleuchtung bei Nichtgebrauch
  • Mobilität – Beispiele: Firmenfahrräder, Jobtickets, emissionsarme Fahrzeuge, Bahn statt Flugzeug oder – wenn Flüge unvermeidbar sind – Kompensation der Flüge über Klimaschutzprojekte
  • Bürobedarf und Ausstattung – Beispiele: Anschaffung energiearmer und/oder recycelter Bürogeräte, Recyclingpapier
  • Catering und Veranstaltungsmanagement – Beispiele: wenn möglich regional und saisonal einkaufen,[10] Produkte aus fairem Handel bevorzugen

Zur sozialen Dimension nachhaltigen Konsums in Unternehmen und Organisationen zählt neben dem Fairen Handel auch das Betriebliche Gesundheitsmanagement.

Kontroverse und den Nachhaltigen Konsum

Faktum ist: „Viele Produkte, welche nachhaltig konsumierbar sein sollen, sind eher ein Instrument des Marketings des anbietenden Unternehmens, als Teil einer nachhaltigen Lebensweise.“

Beispiel Ökostrom und Greenwashing:

Der Bezug von Ökostrom kann zwar nachhaltiger sein,[11]
in vielen Fällen ist das Produkt jedoch ein Mittel zur Kundenbindung und zur Steigerung des Absatz.

Konsumenten heute oft sehr aufwendige ein wohliges Gefühl beim vorgeblich nachhaltigen Konsum vermittelt.
Oft ist die Umweltwirkung in Wirklichkeit nur Fassade ist ( Greenwashing).

Nicht selten verkommt oberflächlicher „nachhaltiger Konsum“ zum Ersatz für „echtes“ politisches oder gesellschaftliches Engagement (Beispiel: Bionade-Biedermeier).

Literatur

Siehe auch

Weblinks

Referenzen

 

Karl-Werner Brand: Von der Agrarwende zur Konsumwende? In: Ernährungs-Umschau 53 (2006) Heft 7

 

 

Posted in Friedensbewegung, Friedenspädagogik, Friedensstruktur, Wirtschaft

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