Im Krieg, da schiesen sie ja auf die Leute!
Erstellt am 20.10.2016 von Andreas Hermann Landl
Dieser Artikel wurde 5308 mal gelesen und am 21.10.2016 zuletzt geändert.
„Im Kriag, da schiassn’s ja auf’d Leit!“
Georg (Irg) Steiner
* 25. 2. 1888 in Ramsau Rössing
gestorben am 20. 10. 1972 in Gosau
Um Irg Steiner ranken sich viele Anekdoten und Geschichten. Viele ließen das Klischee vom urigen Kraftlackl entstehen, der tagsüber die Berge und nächtens die Sennerinnen besteigt. Er war ein Freigeist, Deserteur im ersten Weltkrieg, Bergretter. Gewöhliche „Arbeit“ interessierte ihn weniger. Irg war Kletterer und Bergführer. Außerdem Wilderer, Abenteurer, Erfinder, ein Naturbursch. Er war sehr beliebt bei Frauen. Zwischen 16 und 23 Kinder soll er mit verschiedenen Liebhaberinnen gezeugt haben.
Der Bergsteiger Irg
Steiner war ein ausgezeichneter Kletterer und verfügte über einen ausgeprägten Sinn für Durchstiegsmöglichkeiten. Sein bergsteigerischer Ruhm gründet vor allem auf die Erstbegehung der Dachstein-Südwand. Dies war aber bei weitem nicht die einzige und auch nicht die schwierigste. Noch mit 50 Jahren gelangen ihm aufsehenerregende neue Routen. Zum Beispiel der Südwandtrichter (V) der Großen Bischofsmütze. Irg genoss aber auch einen hervorragenden Ruf als Bergführer.
Als Bergretter war er immer zur Stelle, wenn Menschen in Not gerieten, ohne darum viel Aufhebens zu machen. Für seine Einsätze in der Bergrettung erhielt er das Grüne Kreuz.
Die Geschichten würden Abende füllen
Einmal engagierte ihn ein wohlhabender Kaufmann für einige Touren im Mont-Blanc-Gebiet. In den Felsen und auf den Gletschern kam er dort glänzend zurecht. Aber als die Heimreise begann, sollte Irg allein von Chamonix in die Ramsau fahren.
Diese komplizierte Reise hätte er wohl nicht bewältigt ohne den glorreichen Einfall seines Klienten: Der nämlich hängte ihm eine Tafel um den Hals, auf der in drei Sprachen die Umsteigebahnhöfe und Zugzeiten geschrieben waren, ebenso war darauf die Bitte an die Mitreisenden zu lesen, ihm behilflich zu sein. Wohlbehalten erreichte Irg wieder die heimatlichen Gefilde und Jahre danach konnte er noch von der Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft fremder Menschen schwärmen.
Eine Hilfe die wohl machen Menschen auf der Flucht auch einfach und unkompliziert helfen würde.
Erfindung des Abseilachters
An eine Brustschlinge hatte er eine mehrfach gekrümmte Wurzel gebunden, durch deren Bögen und Gabeln er das Seil laufen ließ. Hielt er das Seil fest, hielt ihn die Reibung an der Wand. Ließ er etwas locker, glitt er mühelos und bequem am Fels hinunter. Jahrzehnte nach Irgs Heiterkeitserfolg, den er damals bei seinen Bergführerkollegen erntete, wurde sein Prinzip im Abseilachter wiedererfunden.
Schaufelt ein Grab und legt sich hinein
Der Irg ist seinem Ruf sein Leben lang treu geblieben: Als 80-Jähriger, erkrankte er an einer leichten Erkältung. In der Meinung, dass es mit ihm zu Ende gehe, steigt er auf die „Aussicht“, seinen „Lieblingsberg“, schaufelt ein Grab und legt sich hinein. Unglücklicherweise beginnt es zu regnen. Nach zwei Tagen wird es ihm zu ungemütlich, er steht auf, schüttelt den Schmutz aus den Kleidern und geht heim. Er stirbt erst vier Jahre später im Alter von 84 Jahren.
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