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Rüstung „Made in Austria“

Erstellt am 18.09.2016 von Andreas Hermann Landl
Dieser Artikel wurde 3035 mal gelesen und am 18.09.2016 zuletzt geändert.

Wikipedia listet aktuell folgend sechs bestehende und elf ehemalige Rüstungshersteller für Österreich. Diese Liste ist aber sehr unvollständig. Die Branche ist mit tarnen und täuschen in schnellem Wandel und kleine Player steigen im Geschäft mit Mordwerkzeug rasch auf.

Ehemalige Rüstungsfabriken in Österreich

wobei an diesen ehemaligen Standorten heute oft noch ein brutaler Geist zu wehen scheint der vermutlich mit ihrer teilweise bestialien Geschichte zu tun hat. Das KZ-Raxwerke ist nur ein herausragendes Beispiel. Auch Wöllersdorf kam jüngst mit Waffenexporten wieder ins Gerede.

boerse-express.com 2002 berichtete:

Im grossen Geschäft mit Rüstung mischen auch Unternehmen wie SSF, Mannlicher und Hirtenberger mit. Aber auch kleinere Firmen punkten in diesem Bereich.

Eine Reihe österreichischer Unternehmen habe sich „auf eine lukrative Nische verlegt“.

Mit Rüstung bzw. Wehrtechnik reüssieren sie teils weltweit. Der Umsatz in diesem Bereich wird auf etwa 180 Millionen Euro geschätzt. Allerdings sind längst nicht alle Unternehmen als Rüstungsbetriebe oder -zulieferer erfasst. Die Diskretion dieser Branche erlaubt daher nur grobe Schätzungen. Nicht eingerechnet sind oft kleine Unternehmen, die sich auf spezielle Bauteile, Schaltungen oder Zünder spezialisiert haben. Wie schaut das 2016 aus?

Von der klassischen Rüstungsindustrie war 2002 in Österreich nicht mehr viel vorhanden.

    • Noricum, Produzent der GHN-45-Kanone, hatte mittlerweile neue Eigentümer und bot angeblich nur noch nebenbei als „Maschinenfabrik Liezen“ Ersatzteile für die früheren Kanonen an. Ausserdem produzierte sie noch Wannen für Panzer der Steyr-Spezialfahrzeuge. Sie verdiente aber noch heute mit Lizenzen für Waffenbau im Ausland. Heute firmiert sie unter MFL. Waffenexporte wie die berühmt berüchtigten GHN-45-Kanonen springen als Hauptgeschäft nicht mehr ins Auge.
  • Steyr Spezialfahrzeuge (SSF) hält sich mit dem
    • Schützenpanzer Ulan (Ascod) und
    • dem Mannschaftstransportpanzer Pandur recht wacker.
      Einziges Problem sei: „Jene Länder, die diese Fahrzeuge gerne kaufen würden, dürfen oft nur nach Bewilligungsverfahren beliefert werden.“
    • Steyr-SSF-Chef Hans Michael Malzacher habe dieses Problem elegant gelöst:
      „Ulan und Pandur werden im Ausland in Lizenz erzeugt.“ So besitzt etwa der US-Konzern General Dynamics – der weltweit größte Rüstungsproduzent – eine Lizenz für den Nachbau.“ Der US-Rüstungskonzern hält zugleich ein Viertel der Steyr-SSF-Anteile.
  • Beim früheren Schwesterunternehmen Steyr-Mannlicher sei die Situation ähnlich. Diese traditionsreiche Waffenfabrik wurde 2001 von der Cura Holding übernommen. 2002 verhängte die USA ein Embargo gegen sie, wegen Waffenexporten in dein Iran.
    „Neben Jagd- und Sportgewehren produzierte das Unternehmen etwa eine kleine Maschinenpistole sowie Maschinengewehre. Mittlerweile werden diese Waffen in Lizenz in Malaysia und in Australien gefertigt.“
    Die aktuelle AUG-Serie, wird für den öffentlichen Dienst bzw. gegen Vorlage von Enduser-Zertifikaten verkauft. Sie „trägt massgeblich zum Umsatz des Unternehmens bei. Der Anteil dürfte bei etwa vierzig Prozent liegen.“
  • Glock Pistolen auch sie werden im öffentlichen Dienst als „zivile“ Waffen in alle Welt verkauft und von kriegerischen und menschrechtsverachtenden Regimen wie Saudi-Arabien gegen die eigene Bevölkerung eingesetzt. Glock ließ Waffen ab 2002 Waffen in Venezuela endfertigen. Wobei die Waffen angeblich für die dortigen Behörden gedacht waren.
  • Die heutige Rheinmetall Waffe Munition Arges GmbH versteckte sich noch 2002 hinter dem harmlosen Namen einer Armaturen-Firma. Sie ist bis heute einer der wenigen österreichischen Produzenten von Granaten und 40-mm-Munition. Die Firma mit Sitz im österreichischen Schwanenstadt, ist ein Tochterunternehmen der Rheinmetall Waffe Munition GmbH.“Die Kernkompetenzen von Rheinmetall Waffe Munition Arges umfassen:
    • 40 mm HE-Munition (Low Velocity)
    • Wirkmittel und Wirkmittel-Komponenten
    • Übungs-Granaten
    • Erprobung“

Dynamit Nobel Wien, Dynamit Nobel Graz waren als Minenproduzenten bekannt. „Im Juni 2003 hat AUSTIN INTERNATIONAL die Betriebsstätte St. Lambrecht des ältesten österreichischen Sprengstoffherstellers DYNAMIT NOBEL WIEN Gesellschaft m.b.H. übernommen.“ Heute produziert das Unternehmen angeblich ausschließlich für den zivilen Markt.

Hirtenberger, ist auch heute im Besitz des früheren Ankerbrot-Chefs Herbert Schuster, nimmt die Bedeutung der Rüstung ab. Zwar werden nach wie vor Zünder und Munition für militärische Zwecke produziert, aber von der zivilen Produktion. Sprengkapseln in  Airbags hatten 2002 die militärischen Anwendungen überflügelt.

Unternehmen die auch Rüstung produzieren

Einen Vorteil haben diese Unternehmen. Sie können oft ihre überwiegend „Zivilen Produkte“ meist ohne langwierige Genehmigungsverfahren exportieren.

Blaschke Wehrtechnik hat sich auf ABC-Schutzanzüge, Tarnnetze und Tarnplanen spezialisiert. Weiters wird auch die Ausrüstung für das Dekontimanieren angeboten.

Eurolite NBC Garments hat sich ebenfalls auf Schutzanzüge spezialisiert, Habernig Camouflage hingegen bietet Tarnnetze an, die auch Schutz vor Infrarot-Sichtgeräten und Radar bieten.

Achleitner bietet Spezialfahrzeuge an: Die Nationalgarde von Kuwait sitzt ebenso in gepanzerten Fahrzeugen des Tiroler Unternehmens wie zahlreiche Präsidenten. Das Innenministerium und das Gendarmerieeinsatzkommando zählen ebenso zu den Kunden. Das Unternehmen bietet etwa gepanzerte Patrouillenfahrzeuge auf Basis des Mercedes G an. „Allerdings sind das Nischenprodukte. Der Grossteil entfällt auf Pritschenaufbauten, Tieflader, Kühlfahrzeuge und Ähnliches“, sagt Markus Heiss, für Sicherheitsfahrzeuge zuständig.

Rudolf Hujber hat seine Nische bei diversen Schutzkleidungen gefunden. Antistatische Overalls für Bombenentschärfer finden sich ebenso im Sortiment wie schusssichere, feuerfeste Kleidung oder Anzüge für Spezialeinheiten.

Nach einer kriegerischen Auseinandersetzung kommen hingegen die Produkte von Hadi Maschinenbau zum Einsatz. Beim FMR 2000 handelt es sich um ein ferngesteuertes Entminungsfahrzeug mit 36 Tonnen Eigengewicht. Es nimmt die oberste Erdschicht und zerkleinert sie in einer Fräs- und Brechschicht. Dadurch werden Minen zerstört oder ausgelöst. Selbst Panzerminen können dem FMR 2000 nichts ausmachen.

Aber auch im High-Tech-Bereich konnten die Österreicher punkten.

PCQT punktet mit Computer für den militärischen und industriellen Einsatz. Die Produkte sind beständig gegen Staub, Feuchtigkeit, Temperaturschwankungen, elektromagnetische Einflüsse, Vibrationen… Photonic bietet für etliche Waffen Zielfernrohre und Nachtsichtgeräte an.

Mils Elektronik wiederum mauserte sich zum international respektierten Experten, wenn es um das Chiffrieren von Nachrichten geht.

 

Posted in Österreich, Waffenhandel

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