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Emotionaler Pazifismus als Nadelöhr zum rationalen Pazifismus

Erstellt am 19.04.2015 von Andreas Hermann Landl
Dieser Artikel wurde 2380 mal gelesen und am 19.04.2015 zuletzt geändert.

Meine Kinder haben ihren ziemlich frei denkenden und fühlenden Vater großartige Bücher geschenkt. Das Handbuch zum Neustart der Welt – nach Ausrottung eines Großteils der Zivilisation – und ein Buch von Biloge, Philosoph und Gehirnforscher Gerhard Roth der erklärt, „Wie das Hirn die Seele macht“. In Roths Buch wurde mir klar, dass vernünftige Argumente – wie sie A.H. Fried und Einstein als Weg zum Frieden empfahlen – wohl nur auf einem günstig aufbereiteten bio-chemisch-elektrischen hirnphysiologischen Boden gedeihen können. Entsprechende Erziehung und Psychothearapie können so etwas wohl am ehesten begünstigen. Pazifisten und Pazifistinnen werden über Generationen ausgebrütet. Das beginnt mit pränataler Friedenspolitik und endet bei Obama-Care die in sozialen Frieden statt in Rüstung investiert. Friedenspolitik die diese Engpässe nicht meistert wird erfolglos bleiben.

Einen typisch gestörter Bub dessen Mutter während der Schwangerschaft raucht, dessen Vater ein Patriarch ist wie er im Buch steht, Gewalt gegen Frau und Kinder und Konkurrenten als Mittel der Familienführung hochhält etc. und sozial marginalisiert ist und un- oder halbgebildet, der hat kaum Voraussetzungen seine biologisch verankerten Aggressionsmuster binnen Lebensspanne grundlegend pazifistisch in den Griff zu bekommen. Hitler mit seiner „Pax Germania“ & Co lassen sich rational höchstens von Wunderwuzzis wie Gandhi erreichen. Charismatische Pazifisten lassen sich aber bislang nicht in Massen hervorbringen. Denn selbst mehr oder weniger friedensmotivierte Menschen vom Stalinisten bis zum pazifistisch motivierten Grünen Ex-General dürften mit Psychotherapie eher in Richtung nachhaltigen pazifistischen Handels vorkommen als mit der Teilnahme an Mastertalkzusammenkünften für den Frieden deren Paradoxität der Imagotherapeut Al Turtle prägnant darlegte.

Nun gut, der rationale Pazifismus scheint ein langes und gelunges emotional attraktives Vorspiel zu benötigen um befriedigend zu gedeihen. Bertha von Suttner, Tolstoi und andere Literaten haben die emotionale Ebene des Pazifismus bedient und sind daher mit Grund wesentlich populärere Pazisten und Pazifistinnen als die wissenschaftlichen Pazifisten die gerne auf die „Emotionionalen Pazifisten“ humanistisch – im Sinne des Kabrettisten Hader – herabblickten.
SIPRI-Berichte sind zwar wichtig (für Pazifisten) aber sie werden die Herren der Atomwaffen und ihre politische Basis nicht wirklich erreichen und bewegen dem kollektiven Wahnsinn ein Ende zu setzen.

Der Ex-Verteidigungsminister der USA wurde in erster Linie von seinen Kindern bewegt über seine Politik nachzudenken, und ich wurde wohl am stärksten pazifistisch präpariert von meiner Mutter, ohne das meine Mutter je pazifistische Bücher gelesen oder angeschleppt hätte. Sie und mein Vater haben eine für damalige Verhältnisse großartige Schwangerschaft und Kindheit organisiert, die sich stark von der republikanisch-austro-faschistischen Kindheit meines Vaters und meiner Mutter unterschied. Dass ich in meiner Jugend begann am Rüstungswettlauf und dessen Sicherheiten zu zweifeln und nach alternativen suchte, erkläre ich vor dem Hintergund der Untersuchungen zum Thema Familie und Aggression (Mantel) und dem „Emotionalen Leben der Nationen“ (DeMausse) eher aus meiner Sozialisation als aus einem rationalen Überzeugungsprozess. Danke liebe Kinder! Ich ihr habt mich vom rationalpazifistischen Kopfstand wieder auf den fruchtbaren Boden emotional fetter pazifistischer Erde gebracht.

 

 

Posted in Friedensbewegung, Friedenspädagogik

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