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„Beschneidungsdebatte“

Erstellt am 08.01.2013 von Andreas Hermann Landl
Dieser Artikel wurde 14450 mal gelesen und am 08.01.2013 zuletzt geändert.

http://bookfair.blogsport.eu/files/2012/10/9783942885423.jpgZülfukar Çetin, Heinz-Jürgen Voß, Salih Alexander Wolter
Interventionen gegen die deutsche „Beschneidungsdebatte“
farbig, Broschur, TB, 110×180 mm
96 Seiten, 9,80 Euro
ISBN 978-3-942885-42-3 | WG 973″

Eine „kritische Rezension“ bezeichnet diese Publikation als „das sonderbarste Gewächs“ der Beschneidungsdebatte“, … weil es beispielhaft gleich zwei Phänomene vereine:

den Doppelcharakter des neuen deutschen kulturalistischen Antisemitismus, der sich in der Beschneidungsdebatte ein weiteres Mal herauskristallisierte, und den emanzipationsfeindlichen Zynismus einer innerhalb des akademischen Feminismus grassierenden identitären Ideologie.

 

Mir wurde das Buch von einem Mann empfohlen der seine Männerarbeit auf Feministische Theorien stützt, die in der eingangs zitierten „kritischen Rezension“ als zynische Ideologie bezeichnet wird. Der Verlagstext findet sich hier:

http://www.edition-assemblage.de/interventionen-gegen-die-deutsche-beschneidungsdebatte/

Die Kritik am „kulturalistischen Antisemitismus“ speist sich vermutlich aus dieser Ecke des Ringes: Rassismus ohne Rassen.

Zum „emanzipationsfeindlichen Zynismus einer innerhalb des akademischen Feminismus grassierenden identitären Ideologiefand ich unter diesem Wording keine ausführliche wissenschaftliche Debatte. Es scheint das Buch hat Schutz- und Überlebensmuster – im Sinne der Imago-Theorie – beim Rezensenten Felix Riedel ausgelöst. Ein Dialog der ohne abwertende Bemerkungen zuhört, zu verstehen versucht, sich einfühlt kann so natürlich nicht Zustande kommen. Da ich leider nicht die Zeit habe heute ausführlich in einen solchen Dialog einzusteigen kann ich an dieser Stelle nur vermerken, dass ich keinen besseren kenne der in diesem eskalierten Diskurs auf eine grünen Zweig führen könnte.

Die Bescheidungsdebatten-Analyse mit Hilfe des Tetralemmas

Laut wikipedia ist „das Tetralemma (gr. tetra: vier, lemma: Voraussetzung, Annahme) ist eine logische Figur bestehend aus vier Sätzen, welche einem Objekt eine Eigenschaft

1. zusprechen,

2. absprechen,

3. sowohl zu- als auch absprechen

4. weder zu-, noch absprechen.“

Im Artikel Strukturaufstellungen erfahren wir unter der Überschrift Tetralemma-Aufstellung, dass

Diese Argumentationsstruktur wurde von Nagarjuna, einem buddhistischen Gelehrten, um eine fünfte Position erweitert. Diese wird in der buddhistischen Logik als vierfache Verneinung bezeichnet (sie entspricht in der Tetralemmaaufstellung dem Element „Nicht-Position“).

5. Die Nicht-Position das freie Element

Beschneidungsdebatte aus Sicht der Tetralemma-Aufstellung

Hier ist nicht der Ort für eine systemische Strukturaufstellung aber es wäre interessant fünf Repräsentanten auszuwählen in einem Workshop und nach einer guten Lösung in diesem Konflikt zu suchen.

1. zusprechen: JüdInnen, Moslems, VerfechterInnen der Religionsfreiheit, FeministInnen „Für Beschneidung, weil …

2. absprechen: KinderrechtlerInnen, Richter, Maskulisten, Maskulinisten, FeministInnen … „Gegen Beschneidung, weil …

3. sowohl zu- als auch absprechen: MedizinerInnen, KonfliktberaterInnen, FeministInnen … „Die Beschneidung spricht aus meiner Sicht … und gegen die Beschneidung spricht aus meiner Sicht …“

4. weder zu-, noch absprechen: Uninformierte FeministInnen …, Bequeme oder mit anderen Herausforderungen ringende „Ich spreche weder für noch gegen die Bescheidung …“

5. Die Nicht-Position das freie Element „All‘ dies nicht und selbst das nicht!“ FreidenkerInnen …

Was wäre ein guter nächster Schritt für eine gute Lösung in der Beschneidungsdebatte für den Jungenarbeiter und Chefredakteur von Friedensnews.at?

  • Zur Volksbefragung gehen? „Sind Sie für die Einführung eines Berufsheeres und eines bezahlten freiwilligen Sozialjahres? oder Sind Sie für die Beibehaltung der allgemeinen Wehrpflicht und des Zivildienstes?“  JA / NEIN.
  • Mytho-Poetisches Männerbeschneidungsritual machen und endlich den „Krieger-Archetyp“ als Friedenskämpfer freisetzen.
  • Feminismus-Studium aufnehmen: a bei Gleichheits- oder bei b marginalisierten DifferenzfeministInnen aa in bürgerlicher oder bb in sozialistischer Tradition stehend
  • Nina-Hagen: „Ich kann micht gar nicht entscheiden, es ist alles so schön bunt hier“
  • Dem Freidenkerbund beitreten oder das neue wahabitisch finanzierte Zentrum für Interkulturellen Dialog in Wien besuchen? Hände abhacken ist ja auch kein Hindernis für Waffenexporte von Friedensnobelpreisträgern.

Ui, pazifistischer Zynismus ich dehne mit und behalte meine Spannungen für mich, denn die „Spiele der Erwachsenen“ sind destruktiv und je früher wir aussteigen aus ihnen desto weniger Schaden verursachen sie.

 

Posted in Gewaltprävention, Rezension

2 Responses to “„Beschneidungsdebatte“”

  1. Felix Riedel sagt:

    Dass jemand Schutz- und Überlebensreaktionen zeigt, gilt ihnen wohl schon als Zeichen der Schwäche und Angst, die sie zum Spott reizen, und ich kann ihnen daher nur versichern: Genau so ist es.

    Dass an Universitäten Forschung als „kritisch“ beworben wird, die sich anschickt, die Burka zu verlobhudeln (Judith Butler) und ein ganz queerer Kulturalismus entstand, der islamistische Misogynie und Homophobie zur tolerablen Kultur der Anderen erklärt, das ist schon das Durchstreichen jeden Feminismus im Namen des Feminismus. Nicht, dass ich erwarten würde, dass sie das interessiert, ich schreibe es nur für offenere Leser.

  2. Der Weg der Weisheit in dieser Frage ist wohl sehr schmal. Wieso sollte ich nicht offen sein für einen Dialog mit Ihnen. In ihrem Selbstverständnis Identitäre haben streckenweise Auffassungen die ich durchaus verstehen kann, ich beoachte aber dass sie in der Regel an irgend einem Punkt abbiegen (wie „Zeugen Jehovas“ oder fanatische Feministinnen, …). Auch ich bin nicht frei von Projektionen, Übertragungen, Denkfehlern, …. Ich habe den Eindruck, dass sie mein Artikel irgendwie aufregt und sie irgendwie Angst haben, dass ich „Verlobhudelungen“ und „queerem Kulturalismus“ auf den Leim gehe. Ich mag präpotenten queeren Kulturalismus auch nicht. Es ist halt verzwickt: lechts und rinks ist so reicht zu velwechern (Jandl). Tief durchamten und entspannen. Der Friede sei mit uns!

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