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Frieden schenken statt Kriegsspiele

Erstellt am 14.12.2011 von Andreas Hermann Landl
Dieser Artikel wurde 5810 mal gelesen und am 14.12.2011 zuletzt geändert.

War Resisters Klaus.jpgRichtige Annahmen über mögliche Wirkungen von Kriegsspielzeug

Der Umgang mit Kriegsspielzeug unterstützt negative Tendenzen in der Entwicklung des Kindes

Wenngleich keine direkte Wirkung von Kriegsspielzeug beweisbar ist, so ist doch anzunehmen, daß verschiedene Lehren, wenn sie stänig wiederholt werden, auch Wirkung zeitigen. Es ist ja plausibel, daß ein Kind, das im Verkehrskindergarten den Umgang mit dem Straßenverkehr übt, in diesem sich auch sicherer bewegt. Schließlich werden ja im kindlichen Alter Einstellungen und Haltungen grundgelegt. Diese können zwar später variiert werden, bleiben aber in vielen Bereichen konstant, wie uns die Psychologie lehrt. So wie positiven Vorbildern Wirkung nicht nur zugesprochen wird, sondern das kindliche Lernen an diesen gezielt unterstützt wird, so ist auch anzunehmen, daß der ständige Umgang mit negativen Vorbildern, z.B. Werkzeugen zur Vernichtung von Menschen, zumindest keine positiven Folgen zeitigt. Anders gesagt, wir können konstatieren, daß, wenn Mädchen, von der Mutter gestützt, mit Puppen spielen, in ihnen all die ambivalenten Verhaltensweisen gestärkt werden, die unter dem Begriff der Mütterlichkeit zusammenzufassen sind. Und wenn auch Jungen mit Kriegsspielzeug wohl eher wegen der technischen Faszination umgehen, so ist analog doch anzunehmen, daß die ständige Beschäftigung mit dieser Art von Spielzeug den aggressiven Anteil jener Verhaltensweisen stärkt, die unter dem Begriff der Männlichkeit zu fassen sind. Einfach gesagt: Die Hersteller und Verkäufer mögen zwar Recht haben, daß eine negative Wirkung von Kriegsspielzeug empirisch-wissenschaftlich nicht zu beweisen ist – eine positive Wirkung ist aber deswegen noch lange nicht zu erwarten.

Das kindliche Spiel (auch Kriegsspiel) bereitet auf den Umgang mit dem Ernst vor

Diese Annahme ist sehr eng mit der vorhergehenden verknüpft. Wie schon dargelegt wurde, nutzen Kinder das Spielen, um sich die Realität anzueignen, sie zu reflektieren und zu erarbeiten. Kindern nun, die sich primär mit dem aggressiven Anteil der Realität auseinandersetzen – und Kriegsspielzeug läßt sich per se nur zum Kriegspielen verwenden -, werden sich wohl auch am ehesten für den aggressiven Umgang im Ernstfall rüsten. Es liegt zwar nicht am Kriegsspielzeug selbst, daß sich Kinder mit diesem beschäftigen, sondern andere Ursachen führen Kinder an Kriegsspielzeug heran (vgl. Büttner, 1984), aber der Umgang mit diesem aggressiven Spielzeug verstärkt wahrscheinlich die Tendenz, zumindest der eigenen kleinen Welt militärisch und kriegerisch zu begegnen.

Die Existenz von Kriegsspielzeug in Familien weist auf väterliche und gesellschaftliche Ideologien hin

Fragt man Buben, warum sie mit Kriegsspielzeug spielen, so antworten sie häufig in der Diktion ihrer Väter, sie behaupten, sie wollten Schlachten des Zweiten Weltkrieges nacherleben, die Verteidigung der Republik einüben u.ä.m. (vgl. Mieske, 1981). In solchen Aussagen schlägt sich die verkürzte Weltsicht dieser Väter nieder und durch diese hindurch die Ideologie einer Politik, die behauptet, Frieden sei die Abwesenheit von Krieg und die Anwesenheit von Massenvernichtungsmitteln. Für dieses undifferenzierte Denken kann das Kriegsspielzeug nichts, aber es bietet die Möglichkeit, Gedankengebilde, die sich spätestens seit dem letzten Weltkrieg als obsolet erwiesen haben, in Spielhandeln umzusetzen. Auch hier ist vorstellbar, daß der Umgang mit Kriegsspielzeug eine negative Verstärkerfunktion erhält, weil er unangemessenem, simplifizierendem Denken Vorschub leistet. Nochmals, das Kriegsspielzeug erzeugt Ideologie nicht, aber es trägt und transportiert den Bazillus.

Eine friedfertige Gesellschaft braucht kein Kriegsspielzeug

Daß diese letzte Annahme richtig ist, ist wohl einsichtig. Sie wird hier nur wiederholt, um deutlich zu machen, daß es einfach Argumente gibt, die in der Debatte um Kriegsspielzeug nicht ausgesprochen wurden. Kein Befürworter der Existenz von Kriegsspielzeug hat bislang mit dem Argument geworben, dieses Spielzeug sei für eine friedliche Gesellschaft nötig – er hätte sich damit wohl auch lächerlich gemacht. Wenn aber das Produkt unnötig ist, wenn es gar zur Unterstützung negativer Verhaltensweisen dienen kann, warum muß es dann hergestellt, verkauft und erworben werden?

Die Debatte um Nutzen und Schaden von Kriegsspielzeug ist weder wissenschaftlich noch pädagogisch zu lösen, aber sie ist damit nicht unlösbar. Ein Staat, der in seiner Verfassung festgeschrieben hat, daß von seinem Boden nie wieder ein Krieg ausgehen wird, müßte eigentlich absichtlich und leichten Herzens auf jegliches kriegerische Symbol und schon gar auf kriegerisches Spielzeug verzichten können. Der Erfüllung des Grundgesetzauftrages dient dieses Spielzeug sicher nicht und ebensowenig den Normen und Werten unserer Gesellschaft, so sie von einem christlichen Geiste getragen sind.

Bernd Schorb: Science-Fiktion-Spielzeug – Kriegsspielzeug. Haben sie Wirkungen? Was weiß man darüber? In: ajs-informationen. Mitteilungen der Aktion Jugendschutz Stuttgart 6/1985, Auszüge

Quelle: www.friedenspädagogik.de

 

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