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Fried-Doko noch kurz Online

Erstellt am 14.12.2011 von Andreas Hermann Landl
Dieser Artikel wurde 3480 mal gelesen und am 14.12.2011 zuletzt geändert.

MENSCHEN & MÄCHTE
ÖSTERREICHS VERGESSENER VISIONÄR: DER FRIEDENSNOBEL-PREISTRÄGER ALFRED HERMANN FRIED

Keine Reaktion des Kaisers, keine Presse. Als Jude und Freimaurer – aus einfachsten Verhältnissen stammend – blieb ihm gesellschaftliche Akzeptanz verwehrt. Seine Feinde wollten ihn vergessen machen. Das ist ihnen gelungen. Heute kennt kaum jemand den Namen dieses europäischen Visionärs: Alfred Hermann Fried.

http://tvthek.orf.at/programs/170407-Menschen—Maechte/episodes/3290711-Menschen—Maechte/3290713-Menschen—Maechte

Die ORF-Dokumentation „Österreichs vergessener Visionär“ beschreibt sein dramatisches Leben in einer Zeit, als die Welt vor folgenreichen Umbrüchen stand.
Die Filmemacherin Ute Gebhardt begibt sich in ihrer neuen Dokumentation auf eine Zeitreise ins Unbekannte. Sie ist beeindruckt von der Hellsichtigkeit des jungen Fried: „Wie kaum ein anderer spürte Fried, dass die alte Ordnung in Europa den dramatischen Veränderungen nicht standhalten wird. Er sah den Zerfall der Monarchien und Bündnisse kommen: Den Nationalismus, das Wettrüsten, die großen Kriege des 20. Jahrhunderts, das industrialisierte Massentöten.“

Hugo Portisch spricht in der Dokumentation u.a. über seine Beziehung zum letzten österreichischen Friedensnobelpreisträger
„Das bleibende Verdienst Frieds ist seine politische Weitsicht. Er wusste, dass dem ersten noch ein zweiter, viel mörderischerer Krieg folgen würde. Erst nach diesem nächsten Krieg, erst dann werde man endlich einsehen, dass nur die Verschmelzung der Interessen – und das auf völlig gleichberechtigter Basis – Europa einen gesicherten Frieden bringen werde.“

Die Geschichte beginnt mit der Flucht vor der k.u.k-Geheimpolizei
Der Tipp eines Freundes kam im letzten Moment. Der ‚Weltverschwörer‘ Fried entkommt knapp dem Hochverratsprozeß. Auf der Liste der unerwünschten Personen steht er ganz oben. Jetzt liegen Jahre im Exil vor und die Trümmer seines Lebens hinter ihm. Während Alfred Hermann Fried gerade alles verliert, geht in Serbien die Welt in Flammen auf. Es ist der Herbst 1914. Von da an erzählt der Film in einer Art Rückblende Frieds Leben.
Es ist die Gründerzeit, eine Zeit der beschleunigten Veränderung
Überall in Europa spürt man eine bislang ungewohnte Aufbruchstimmung und Zukunftseuphorie. Parallel entwickelt sich eine nie dagewesene militärische Aufrüstung. Schon früh erkennt Fried die Gefahr eines gewaltsamen Zusammenpralls der Großmachtinteressen.

Fried und Bertha von Suttner
Fried entwickelt politische Alternativen und etabliert ein neues, globales Denken – gemeinsam mit seiner Weggefährtin Bertha von Suttner, die drei Jahre vor ihm den Friedensnobelpreis bekam. Er kämpft für eine verbindliche Weltfriedensordnung, die Konflikte politisch lösen sollte und warb für seine Idee eines internationalen Gerichtshofs. Aber sein Kerngedanke sind die ‚Vereinigten Staaten von Europa’ als Voraussetzung für den Weltfrieden. Sein Credo: „Nur die enge wirtschaftliche, politische und kulturelle Verflechtung Europas sichert einen dauerhaften Frieden“.

Doch das Gegenteil passiert:
Mit Marschmusik und Stechschritt ziehen die europäischen Völker in den Ersten Weltkrieg. Fried immigriert in die Schweiz und kämpft von dort aus weiter für seine Ideen – gezeichnet von seinen Niederlagen, aber immer noch in der Hoffnung auf einen Stimmungswandel in Europa.
Die ORF-Dokumentation folgt Frieds Spuren quer durch Europa
– zu seinen Lebensorten in Wien, Berlin und Bern, zu seinem persönlichen Nachlass im UN-Archiv in Genf, zu einer Überlebenden seiner Familie, zu Kriegsschauplätzen in Tschechien und Italien. Die Reise zu den Wurzeln der europäischen Friedensbewegung ist zugleich ein aktuelles Nachdenken über die Vision einer friedlichen Welt.

Verbittert und völlig verarmt stirbt Alfred Hermann Fried im Mai 1921 in Wien, seiner Geburtstadt
Erst nach dem Zweiten Weltkrieg bekommt seine Vision eines friedvollen Zusammenlebens der Völker neue Strahlkraft. Aber sein Name gerät in Vergessenheit, ebenso wie die Vision vom Weltfrieden. Hugo Portisch: „In allen Diskussionen über den Wert oder Unwert der EU kommt ein Wort nur noch selten vor: das Wort ‚Friede‘. Frieden ist für uns zur Selbstverständlichkeit geworden. Doch lange schien er wie ein unerfüllbarer Traum.“ Und so ist dieses filmische Porträt über das abenteuerliche und zugleich tragische Leben Alfred Hermann Frieds auch eine Erinnerung an einen österreichischen Visionär und zugleich eine filmische Reise zum Ursprung der Idee eines geeinten Europas.

Ein Film von Ute Gebhardt. Eine Koproduktion von ORF, BMUKK und Wega Film, Wien
(Text von: Veronika Hotowy, ORF)

 

 

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