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Kleine Orientierung zum Islam in Österreich

Erstellt am 05.04.2011 von Andreas Hermann Landl
Dieser Artikel wurde 4893 mal gelesen und am 06.04.2011 zuletzt geändert.

„Die Moslems“, „der Islam“ das sind Begriffe die leicht zu Missverständnissen und unnötigen Konflikten führen.

Bei ChristInnen und FreidenkerInnen und Juden kenne ich mich zumindest einigermaßen aus.

Es gab beispielsweise auch in Damaskus vor und zur Zeit der Kreuzzüge einige arabische Denker die auf alle Religionen pfiffen, das heißt also schon lange vor der schottischen oder österreichischen Aufklärung.

Mit ist klar, dass es von den Evangelikalen bis zu den Befreiungstheologen ganz unterschiedliche Friedens- und Konfliktlösungshaltungen gibt und gab.

Als Friedensjournalist war ich daher bisher sehr vorsichtig in Bezug auf „den Islam“, weil ich die verschiedenen Strömungen nie so richtig einordnen konnte. Ob freidenkerischer türkischer Kommunist, Christ, Jude oder wahabbitischer Türke – der am liebsten alle Juden, Christen, moslemischen Sufis und Aleviten zur Hölle bomben möchte – ist nur mit einiger Zusatzinformation zu beurteilen. Solche Juden, Christen, Freidenker etc. soll es ja auch geben. Pazifismus galt selbst bei Erasmus von Rotterdam oder Luther nur für Christen unter Christen – wie fleißige LeserInnen wissen. Geist und Materie sind in diesem Zusammenhang folglich sehr verzwickt.

Heute fand ich endlich einen Artikel der in der Wiener Zeit seit Montag, 24. Jänner 2011 online ist. In einem Gastkommentar

„Muslime in Österreich – Das Ende des Monopols“.

Amer Albayati der eine (Anti)-Islam-Charta mitunterzeichne gibt darin einen Überblick aus seiner Sicht. Er wurde allerdings in der Zeit massiv angegriffen. Also Vorsicht das kleine Licht im meinem islamisch wenig erleuchteten Hirn hat noch immer viele dunkle Ecken.

Es dürfe nun Rechtsauffassung hat der Verfassungsgerichtshof (VfGH) laut Entscheid am 1.12.2010 mehr als nur eine Vertretung von Muslimen in Österreich geben. Nun ist in der arabischen und islamischen Welt auch in Östereich einiges im Aufbruch. Seither kam Bewegung in die Islams in Österreich:

1. Gründung der „Islamischen Alevitischen Glaubensgemeinschaft (IAGÖ)“

„Gleichzeitig wurden dadurch auch Tür und Tor für die Gründung weiterer islamischer Glaubensgemeinschaften in Österreich geöffnet. Nach der Anerkennung der „Islamischen Aleviten“ beantragten im Dezember 2010 noch drei weitere islamische Vereinigungen beim Kultusamt die Anerkennung als selbständige Glaubensgemeinschaften:

2. die Sunniten

3. Schiiten

4. die Initiative Liberaler Muslime (ILMÖ)

Sie wollen, laut Albayati, den Islamunterricht nun reformieren und zeitgemäß machen.

Die bisherige Rechtsauffassung

5. Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) war bis Ende 2010 der einzige legale Vertretungskörper aller Muslime Österreich. Dies hat der VfGH nun mit aller Deutlichkeit verneint. Er stellte fest, nirgendwo sei herauszulesen, dass es nur eine einzige Glaubensgemeinschaft des Islam geben dürfe.

IGGiÖ-Präsident Anas Schakfeh bestätigte diese Sicht durch seine Erklärung:

„Wir hatten nie ein Monopol auf alle Muslime und wollen auch anderen islamischen Glaubensrichtungen nicht im Wege stehen, eigene Glaubensgemeinschaften zu gründen.“

Amer Albayati: „Die IGGiÖ hätte zwar alle Muslime aller Glaubensrichtungen repräsentieren sollen.“

Tatsächlich habe sie jedoch

  • ihre eigenen Glaubensgrundlagen nie auf Deutsch veröffentlicht und beim Kultusamt hinterlegt.
  • „Die Inhalte, die der IGGiÖ-Verfassung und dem Lehrplan für den islamischen Religionsunterricht zu entnehmen sind, lassen aber darauf schließen, dass bisher nur eine konservative Auslegung der sunnitischen Richtung vertreten war“.
  • In den vergangenen Jahren habe die IGGiÖ ihre Glaubwürdigkeit als religiöse Vertretung wegen ihrer andauernden Missstände und durch ihre Nähe zur Muslimbruderschaft verloren.
  • Dadurch habe die IGGiÖ auch keinen Rückhalt bei den mehr als 500.000 Muslimen in der islamischen Community,
  • nur eine Minderheit der Muslime in Österreich fühlt sich von ihr vertreten.

Stattdessen funktioniere der Islam in Österreich heute in Form unzähliger Vereine. Sie seien meist nach Herkunft organisiert.

Amer Albayati: „Wir Muslime erwarten, dass sich die neuen islamischen Glaubensgemeinschaften für die Erneuerung des Religionsunterrichts einsetzen. Der Staat muss sich sehr gut überlegen, wie er den freien Religionsunterricht, für den er bezahlt, so kontrollieren kann, dass die Verfassung, Gesetze und kulturellen Regeln Europas eingehalten werden. Radikale und fundamentalistische Inhalte haben keinen Platz mehr im Religionsunterricht. Die Unterrichtssprache soll verbindlich Deutsch sein.“

Amer Albayati

Er ist Journalist und

  • Mitbegründer der „Initiative Liberaler Muslime Österreich – ILMÖ“ – http://www.initiativeliberalermuslime.org sowie
  • der neu beantragten „Islamischen Sunnitischen Glaubensgemeinschaft in Österreich“.

Wikipedia listet derzeit folgende Islamische Organisationen in Österreich

Jenseits der IGGiÖ als Körperschaft öffentlichen Rechts findet das eigentliche religiöse Leben vorwiegend in den ca. 250 Gebetsstätten[27] der Moscheevereine statt, die meist entlang ethnischer Linie organisiert sind. Die türkischen Verbände sind in ihrer Mehrheit Ableger der gesamteuropäischen Organisationen, die ihren Sitz in Deutschland haben.[28]

  • Die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich ist die offizielle Vertretung aller Muslime und eine Körperschaft öffentlichen Rechts. Führende Funktionäre der IGGiÖ haben sich in der Initiative Muslimischer Österreicher [29] (IMÖ) zusammengeschlossen. Die von der IGGiÖ angestellten Islamlehrer sind teils Mitglieder im Muslimischen Lehrerverein (MLV).[30]
  • Die Muslimische Jugend Österreich ist der Jugendverband der IGGiÖ. Sie wurde 1996 gegründet und hat seit 2005 die Partnerorganisationen „Junge Musliminnen Österreich“ (JMÖ) für die Frauen und „Muslimische PfadfinderInnen Österreich“ (MPÖ) für die 8-14 Jährigen.
  • Die Liga Kultur organisiert arabischsprachige Muslime, die der Muslim-Bruderschaft nahestehen. Laut Handbuch des politischen Islam[31] ist sie Gründungsmitglied der „Föderation islamischer Organisationen in Europa“ FIOE, einem von Organisationen der Muslim-Bruderschaft getragenen Dachverband. Die Liga Kultur verfügt über mehrere Funktionäre über Einfluss auf die IGGiÖ.
  • Die Türkisch-islamische Union für kulturelle und soziale Zusammenarbeit in Österreich (ATİB)[32] (nahe dem staatlichen „Präsidium für religiöse Angelegenheiten“ (Diyanet)) ist nach eigener Angabe mit 75.000 Mitgliedern mit Abstand der größte Verband von Muslimen in Österreich und verwaltet ca. 60 Gebetsstätten. Der Vorsitzender von ATIB ist Botschaftsrat an der türkischen Botschaft und die Imame an den ATIB-Moscheen werden von der türkischen Regierung ausgebildet und bezahlt. Nach Angaben ihres Vorsitzenden erkennen sie die IGGiÖ nicht an und sind nicht Mitglieder.[33]
  • Islamische Föderation Wien (IFW) ist eine der größten islamischen Vereinigungen in Österreich mit 32[34] bis über 60 Moscheen.[35] Sie wurde 1988 als Dachverband gegründet und gehört zur Milli Görüş-Bewegung, die der fundamentalistischen Saadet Partisi Necmattin Erbakans nahesteht. Sie arbeitet mit der IGGiÖ zusammen.[36] Niederösterreichische Mitglieder der Islamischen Föderation prägen auch die Landtagsliste „Liste für unser Niederösterreich“ (LNÖ) und die Arbeiterkammerliste Perspektive.[37] Ein wichtiger Mitgliedsverein ist die Islamische Föderation Wien [38] (IFW), die auch die Publikation Dewa [39]herausgibt. Es gibt auch eine Frauenabteilung der IFW, eine Jugendföderation[40] und die ihr nahestehende Interkulturelle Studentenvereinigung (ISV).[41]
  • Die türkisch geprägte Union islamischer Kulturzentren (UIKZ)[42] wurde 1980 gegründet und verfügt über 34 Gemeinden.[43] Sie ist von einer eher mystischen Auslegung des Islam geprägt und ist eng verbunden mit dem VIKZ in Deutschland. Die Organisation tritt im Westen Österreichs unter dem in Deutschland üblichen Namen VIKZ auf[31]. Sie gilt als religiöse Lernbewegung in der Tradition von Süleyman Hilmi Tunahan. Schwerpunkt der Verbandsarbeit in Österreich ist die religiösen Erziehungstätigkeit, wobei die klassische Ausbildung, also die Beherrschung der arabischen Sprache und eine fundierte islamischen Theologie, eine zentrale Rolle einnimmt.
  • Die Ülkücüler bzw. die Dachorganisation der Türkischen Kultur- und Sportgemeinschaft in Österreich (ADÜTF) steht an sich der säkularen rechtsextremen Türkischen Partei MHP nahe, deren Jugendorganisation „Graue Wölfe“ in den 1970er- und 1980er-Jahren für Anschläge auf Kurden, Linke und Demokraten verantwortlich war. In Österreich organisiert die Dachorganisation jedoch eine Reihe von Gebetsstätten und gehört zu den großen islamischen Dachverbänden.
  • Die Avusturya Nizam-e Âlem sind ein kleiner Dachverband mit Gruppen in Wien und Vorarlberg. Nizam-e Âlem stehen einer islamistischen Abspaltung der MHP, der Büyük Birlik Partisi (BBP) nahe.[31]
  • Die Kaplancılar verfügen über keine offizielle Organisation mehr, jedoch über eine größere Gruppe von Anhängern in Vorarlberg.[31]
  • Der Dachverband der Bosniaken in Österreich [44] verwaltet 23 Gebetsstätten in Österreich.
  • Die Aleviten, nach eigenen Angaben in Österreich 60.000 Menschen, nehmen an den Aktivitäten der islamischen Glaubensgemeinschaft nicht teil, da sie mit der sunnitischen Glaubensgemeinschaft große Differenzen hat.[45] Der Status als eigenständige Glaubensgemeinschaft wird ihnen in der Türkei verwehrt.
    • Ende 2010 wurde die Islamische Alevitische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IAGÖ) als Bekenntnisgemeinschaft anerkannt. Sie sieht sich als eine Richtung des Islam und vertritt etwa 7.000 Menschen.[45]
    • Die verbliebene Föderation der Aleviten Gemeinden in Österreich (AABF) sieht sich gegenüber dem Islam als eigenständig. Ihr in den Lehren fast wortgleicher Antrag wurde wegen leicht späterer Einbringung abgewiesen. Sie vertritt nun etwa 5.000 Menschen.[45]
  • Schiiten Vereinigung Ahl-ul Bayt – Die Schiiten, deren Anteil auf 3 bis 10% der Muslime geschätzt wird[46], fühlen sich durch die Glaubensgemeinschaft nicht angemessen vertreten. Nach sehr scharfer öffentlicher Kritik[47] wurde klargestellt, dass schiitische Religionslehrer im Dienste der IGGiÖ unterrichten und auch schiitische Schüler regelmäßig den an öffentlichen Schulen angebotenen Religionsunterricht besuchen. Allerdings gibt es auch eine Reihe von Abmeldungen schiitischer Kinder vom Religionsunttericht und Beschwerden über antischiitische Hetze durch sunnitische Religionslehrer.
  • Die Ahmadiyya Muslim Gemeinde zählt in Österreich weniger als 100 Mitglieder, verfügt in Wien aber über einen Gebetsraum. Sie sind nicht in der offiziellen IGGiÖ vertreten und werden von Imam Munir Ahmed Munwar betreut.

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Posted in Weltanschauungen

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