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Hypo Alpe Adria & Global Corruption Barometer

Erstellt am 17.02.2011 von Andreas Hermann Landl
Dieser Artikel wurde 8567 mal gelesen und am 18.02.2011 zuletzt geändert.

„Wos woa mei Leistung?“

Nachdem ich gerade wieder in Tatort Hypo Alpe Adria über illegale Waffenschieber, Geldwäsche …  gelesen habe, trieb mich die Verzweiflung darüber „Dass das Land so korrupt ist …“ (Grasser) auf die Seiten von Transparency Österreich. Ich fand das: Das Globale Korruptionsbarometer. Es versucht, über das „Korrupte Viertel der Weltbevölkerung“ Daten zu beheben.

  • Auswirkungen von Korruption in verschiedenen Lebensbereichen festzustellen,
  • die Erwartungen in Bezug auf Korruption zu erfahren und
  • die Prioritäten der Korruptionsbekämpfung zu erfragen.

Im Gegensatz zu dem Korruptionswahrnehmungsindex (CPI) kann das Corruption Barometer in einzelnen Bereichen differenzieren, etwa nach:

  • politischer Korruption,
  • privater und
  • familiärer oder
  • wirtschaftlicher.

Werden beim CPI ausschließlich Experten und Entscheidungsträger befragt, ist für das Korruptionsbarometer die Einschätzung eines Bevölkerungsdurchschnitts die Grundlage.

Global Corruption Barometer 2010

– Korruption nimmt insbesondere in Europa und Nordamerika nach Meinung von Bürgerinnen und Bürgern zu
– Bereitschaft, sich gegen Korruption einzusetzen, ist hoch

Das jüngste Barometer wurde in Berlin im Dezember veröffentlich. Die Antikorruptionsorganisation Transparency International stellt die Ergebnisse vor. Die jährliche Meinungsumfrage misst die Einstellungen und Erfahrungen von Bürgerinnen und Bürgern in Bezug auf Korruption.

  1. Sechs von zehn Befragten sind der Meinung, dass Korruption in den letzten drei Jahren zugenommen hat.
  2. Jeder Vierte berichtet, in den letzten zwölf Monaten Schmiergelder gezahlt zu haben.

In Europa und Nordamerika sind besonders viele Bürgerinnen und Bürger der Auffassung, dass sich eine negative Entwicklung abzeichnet.

  • 73 Prozent der Befragten in Europa und
  • 67 Prozent der Befragten in Nordamerika
  • allerdings sind sieben von zehn Personen bereit sind, Hinweise auf Korruption zu melden.

sind der Meinung, dass Korruption in den letzten drei Jahren zugenommen hat.

Huguette Labelle, Vorsitzende von Transparency International:

„Die Meinung von Bürgerinnen und Bürgern wird noch immer von den Auswirkungen der Finanzmarktkrise geprägt. Weltweit müssen Institutionen ihre Anstrengungen verstärken, um das Vertrauen in ihr Wirken aufrecht zu erhalten. Es macht Hoffnung, dass sehr viele Menschen bereit sind, sich gegen Korruption einzusetzen. Diese Bereitschaft sollte gestärkt werden.“

Für das Global Corruption Barometer 2010 wurden

  • mehr als 91.000 Personen
  • in 86 Ländern

durch Gallup International im Auftrag von Transparency International befragt.

Die Umfrage

Sie konzentriert sich auf

  • Erfahrungen mit Schmiergeldzahlungen und
  • die Beurteilung verschiedener Institutionen nach ihrer wahrgenommen Korruption.

Die Befragten werden außerdem gefragt, welchen Institutionen sie am meisten zutrauen, Korruption zu bekämpfen.

Regionale Verbreitung von Schmiergeldzahlungen im Detail

Eine von vier Personen gibt an, in den vergangenen zwölf Monaten  (2009/2010)
an eine öffentliche Einrichtung Schmiergeld gezahlt zu haben.

Zu den neun zur Auswahl stehenden Einrichtungen gehören beispielsweise

  • Institutionen des Gesundheits- und Bildungswesens sowie
  • Finanzbehörden.
  • Am meisten wird global betrachtet die Polizei „geschmiert“. Über dreißig Prozent der Befragten, die in den letzten zwölf Monaten Kontakt zu einer Polizeibehörde hatten, haben dort ein Bestechungsgeld gezahlt.

Im zentralen und südlichen Afrika wurden die meisten Bestechungsgelder gezahlt:

  • Mehr als die Hälfte der hier befragten Personen gab an, in den letzten zwölf Monaten „geschmiert“ zu haben.
  • Im Mittleren Osten und Nordafrika waren es „nur“ 36 Prozent,
  • 32 Prozent in den ehemaligen Ostblockstaaten,
  • 23 Prozent in Lateinamerika,
  • 19 Prozent im Westbalkan und in der Türkei,
  • 15 Prozent in Ostasien und Ozeanien und
  • gerade mal fünf Prozent in der EU und Nordamerika.

Grafik zu Korruption Weltweit & EU im Detail (inclusive Österreich) von der APA

So kurrupt ist Österreich – Die Presse

In über zwanzig Ländern sind bedeutend mehr Schmiergelder geflossen als im Jahr 2006.

Am meisten „geschmiert“ wurde laut Umfrage  – abgesehen von Ausnahmen – meist in Krisen – und Kriegsgebieten

  1. Afghanistan,
  2. Kambodscha,
  3. Kamerun,
  4. Indien,
  5. Irak,
  6. Liberia,
  7. Nigeria,
  8. in den Palästinensischen Gebieten,
  9. Senegal,
  10. Sierra Leone und Uganda.

Hier gab mehr als die Hälfte der Befragten an, in den letzten zwölf Monaten ein Schmiergeld gezahlt zu haben.

  • Fast fünfzig Prozent der Befragten gaben an, Schmiergelder zur Vermeidung von Problemen mit den Behörden gezahlt zu haben.
  • Ein Viertel der Befragten habe es zur Beschleunigung eines Vorganges gezahlt.

Beunruhigendst

Am meisten beunruhige das Fakt, dass

  • sich Bestechungszahlungen an die Polizei seit 2006 verdoppelt haben.
  • Anlass zur Sorge biete auch der Anstieg der Schmiergeldzahlungen im Gerichtswesen und bei Zulassungsbehörden (Siehe zB.: Telefonprotokolle Grasser – Meischberger zu den österreichischen Verhältnissen).

Bestechung und Armut

  1. Jüngere sowie sozial schwache Menschen werden besonders stark durch Korruption benachteiligt.
  2. Personen mit niedrigem Einkommen zahlen häufiger Bestechungsgelder als solche mit hohem Einkommen.

Dies deckt sich mit den Erkenntnissen früherer Umfragen.

Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand aus einer einkommensschwachen Schicht Schmiergeld für Leistungen der Grundversorgung,
wie zum Beispiel Bildung, zahlen muss, ist
doppelt so hoch wie für jemanden aus einer einkommensstarken Schicht.

Korruption ist eine regressive Steuer, die benachteiligte und arme Menschen am härtesten trifft.“

  • Diese Ungerechtigkeit dürfe nicht akzeptiert werden.
  • „Regierungen sollten korruptionsanfällige Bereiche der Grundversorgung identifizieren und ihre Bürgerinnen und Bürger schützen“, so Labelle.

Ein Drittel der unter Dreißigjährigen gab an,

  • in den letzten zwölf Monaten ein Bestechungsgeld gezahlt zu haben.
  • Bei den über 51-jährigen war es weniger als ein Fünftel.

Vertrauensverlust in Amtsträger

Leider vertrauen nur wenige Menschen ihren Regierungen und Politikern. Acht von zehn Personen gaben an, dass sie politische Parteien für korrupt oder sehr korrupt halten. Damit stehen

  • politische Parteien an der Spitze des Rankings,
  • gefolgt vom öffentlichen Sektor und dem Parlament.

Die Hälfte der Befragten gab an, dass sie

  • die Maßnahmen ihrer Regierung zur Korruptionsbekämpfung für ineffektiv halte.
  • Hier gibt es gegenüber den Vorjahren kaum Veränderung bei den Umfrageergebnissen.

In Ostasien und Ozeanien, Lateinamerika sowie im zentralen und südlichen Afrika haben sich die Umfragewerte seit 2007 allerdings leicht verschlechtert.

Gleichzeitig haben sie sich in Nordamerika und den ehemaligen Ostblockstaaten verbessert.

Ein Großteil der Befragen (sieben von zehn Personen) gab an, dass sie bereit sind Hinweise auf Korruption zu melden. (Das erklärt vielleicht den enormen Erfolg von Wikileaks? )

Allerdings sinke diese Bereitschaft auf die Hälfte der Befragten, wenn die Befragten selbst Opfer von Korruption wären.

Die Ergebnisse des diesjährigen Barometers zeigen, wie heimtückisch Korruption ist.“Sie führe dazu, dass Menschen ihren Glauben an Institutionen verlieren.

Die gute Nachricht sei, dass die Menschen bereit sind, sich ihr entgegenzustellen“ so Labelle.

  • Entscheidend sind hierfür ein besserer Schutz für Hinweisgeber und leichterer Zugang zu Informationen.“
  • Öffentliches Engagement gegen Korruption werde die Behörden zum Handeln zwingen und es werde die Menschen dazu motivieren, sich für eine transparentere und integere Welt einzusetzen.

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Weitere Informationen zum Global Corruption Barometer finden Sie unter http://www.transparency.org/policy_research/surveys_indices/gcb

Anmerkung: Für das Barometer, das in diesem Jahr zum siebenten Mal erscheint, wurden in 86 Ländern im Zeitraum vom 1. Juni 2010 bis 30. September 2010 Befragungen durchgeführt. Das Unternehmen Gallup International war in 84 Ländern für die Befragungen verantwortlich. In Bangladesch führte die nationale Sektion von Transparency International die Umfragen durch. In der Mongolei wurde die Umfrage von der nationalen Antikorruptionsbehörde „Independent Authority against Corruption of Mongolia“ durchgeführt. Den ausführlichen Bericht und alle Daten (inklusiver Länderranking) finden Sie hier
http://www.transparency.org/policy_research/surveys_indices/gcb/2010
Kontakt:
Transparency International
Deborah Wise Unger
dunger(at)transparency.org
Tel: + 49 30 34 38 20 662

Hintergrund von Transparency International

Tranparency ist die im Kampf gegen Korruption führende globale Organisation der Zivilgesellschaft.


 

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