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Waffen und deren Wirkung in Ur- und Frühgeschichte

Erstellt am 06.08.2010 von Andreas Hermann Landl
Dieser Artikel wurde 3222 mal gelesen und am 01.09.2014 zuletzt geändert.
Buchheim Wasserfurche, Individuum 287: Verheilte Fraktur des unteren Randes der linken Augenhöhle. Die Ursache der Verletzung kann nicht ermittelt werden.

Im EU-Jahr gegen des Rassismus 1997 fand in Niederösterreichs Landesmuseum in Schloss Traismauer eine Ausstellung statt, die sich mit Waffen und deren Wirkung in Ur- und Frühgeschichte auseinandersetzte. Der Katalog dieser Ausstellung wurde dankswerter Weise vom filmschaffenden Arno Aschauer übergeben. Wie die Recherche zum Thema rasch ergibt, sind die Ergebnisse zu diesem Forschungsgebiet auch heute alles andere als klar. Seriöse Archäologie ist heute sehr vorsichtig gegenüber Theorien, die auf karge Befunde gestützt sind.

Unklare Spuren bewaffneter Konflikte

„Gewalt und Krieg finden in der Archäologie von Zeit zu Zeit eine rege Beachtung. In der Ur- und Frühgeschichte schlug sich das Thema zuletzt in zahlreichen Tagungen zum Thema in den Jahren um die Jahrhundertwende und dem Erscheinen daraus hervorgegangener Sammelbände nieder (zuletzt Carman 1997, Martin & Frayer 1997, Carman & Harding 1999, Otto et al. 2003, Parker Pearson & Thorpe 2005). Einem breiten Spektrum von Theorien und Konzepten zur Analyse bewaffneter Konflikte steht allerdings eine schüttere archäologische Quellenlage gegenüber. Ihre Untersuchung erfordert eine klare Einschätzung, welche Information sie tatsächlich in der Lage sind zu liefern sowie eine rigide Methodologie im Umgang mit Überlieferungslücken.“

Dies berichtet Junge Wissenschaft am 25.02.2010

Lic. phil. Felix Engel berichtet von einem spannenden Projekt in diesem Zusammenhang.

Zielsetzungen des Projekts der Gerda Henkel Stifung

  • Welche Auswirkungen hatten bewaffnete Konflikte auf prähistorische Gesellschaften?
  • Welche Bevölkerungsgruppen waren direkt, welche indirekt betroffen?
  • Welche Aussagemöglichkeiten zu diesen Fragen lässt die lückenhafte archäologische Überlieferung überhaupt zu?

Ziel des Projektes sei es daher abzuschätzen,

  • was heute erhaltene archäologische Überreste über den Hergang und die Folgen bewaffneter Konflikte der Ur- und Frühgeschichte aussagen und
  • welche Ausschnitte einer historischen Wirklichkeit dadurch belegt sind.
  • Letztendlich stelle sich auch die Frage, inwiefern bewaffnete Konflikte ein sinnvolles Thema für archäologische Arbeit darstellen.
hheim-Wasserfurche, Individuum 158: Lochdefekt infolge stumpfer Gewalteinwirkung, nicht verheilt. Wahrscheinlich wurde die Wunde durch einen Schlag mit einer stumpfen Waffe verursacht, allerdings kann ein Unfall nicht ausgeschlossen werden.

Die Geschichte der Waffen ist, laut Wikipedia, so alt wie die Menschheit selbst. „Wie bei allen anderen Lebewesen, so bestand auch das Bedürfnis der Menschen darin, die eigene Existenz zu sichern. Dazu gehört die Versorgung mit Nahrung und der Schutz der Spezies. Als Omnivoren (Allesfresser) benutzen die Menschen sowohl Werkzeuge zur Jagd als auch zur Zubereitung von pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln.“

Neue Bearbeitungsmöglichkeiten, Materialien und Erfindungen

Sie führten in den letzten 2,5 Mio. Jahren zu einer stetigen Weiterentwicklung der Werkzeug- und Waffentechnik. Wobei sich gerade bei alten Fundstücken heute nur schwer sagen lässt, ob ein Artefakt eher Werkzeug oder „Waffe“ war. Beeinflusst wurde diese Entwicklung nicht nur

  • von technischen Änderungen,
  • sondern auch auf kultureller Ebene.

Jagdmethoden und Waffen

Sie änderten sich z. B. dadurch, dass

  • vermutlich zuerst in Gruppen,
  • später auch alleine und
  • seit der Bildung von Staaten dann in Europa nur noch durch Privilegierte gejagt wurde.

Oft ist zu hören, dass kaum eine Industrie im Verlauf der Geschichte mehr Innovationen hervorgebracht als die Rüstungsindustrie. Dem widerspricht Mary Kaldor in einem ihrer Schlüsselwerke „Rüstungsbarock“ fundiert. Interessant ist aber, dass die Finanzierung intensiver Forschung auf den Gebieten der Chemie, Physik, Metallurgie, Materialkunde, Zerspanungstechniken, Innen- und Außenballistik, etc. durch Herrscher meist besser fundiert war als für friedliche Zwecke. So gibt es seit Beginn der Waffenentwicklung schon die Wechselwirkung zwischen zivilen und militärischen Erfordernissen. Lloyd DeMausse in „Das emotionale Leben der Nationen“ und Riane Eisler in „Kelch und Schwert“ beleuchten das Wechselspiel von Waffentechnik und sozialen Prozessen und der damit zusammenhängenden Forderungen der Rüstungsindustrie und deren Entwicklungen jenseits des Mainstreams sehr erhellend.

Urgeschichte

Dolch aus Feuerstein

Schon in der Urgeschichte diente nachweislich die Waffe körperlich oder zahlenmäßig unterlegenen Jägern oder Kämpfern

  • bei der Nahrungsbeschaffung.
  • Sie diente aber auch bei Angriff und der Verteidigung als Ausgleich körperlicher Unterlegenheit und damit zur Sicherung der individuellen Existenz.

In der Altsteinzeit (Altpaläolithikum)

Vor ca. 2,5 Mio. Jahren wurde anscheinend zuerst Geröll benutzt, dem man durch Gegeneinanderschlagen eine Schneide verlieh (Oldowan).

Vor 1,5 Mio. Jahren, im Acheuléen, kamen dann schon feiner bearbeitete Faustkeile zum Einsatz.

Vor 400.000 Jahren bestand dann beiderseits des Ärmelkanals bereits eine Clactonien genannte Fertigung in größerem Umfang für Waffen aus Silex.

Auch Pfeil und Bogen gab es bereits in der Altsteinzeit, wenngleich auch in etwas anderer Form als heute.

Vor ca. 35.000 Jahren mit den Aurignacien begann  in Europa die jüngere Altsteinzeit (Jungpaläolithikum).
Typische Waffen dieser Zeit sind lange, schmale Klingen (bis ca. 26 cm), die mit Meißel-Hammer-Technik gefertigt sind. Wenn sie einen stumpfen Rücken aufweisen, werden sie als Messer bezeichnet. In diesem Zeitabschnitt der Menschheitsgeschichte finden sich bereits häufig Geräte aus Knochen, Hornsubstanz (Geweihspitzen) und Elfenbein.

Gute Fotos zum Thema finden sich bei:

Lic. phil. Felix Engel

www.anthropologie.uniklinik-freiburg.de

 

Posted in Friedensforschung, Kriminalität, Unfrieden

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