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PM Gendreck-weg

Erstellt am 01.08.2010 von Andreas Hermann Landl
Dieser Artikel wurde 3881 mal gelesen und am 22.08.2010 zuletzt geändert.

28.Juli 2010

* Gentechnik-Gegner Karl Braig lässt nicht locker
* Vom Gendreck-weg-Prozess in Würzburg zur öffentlichen Befreiung des
Amflora-Ackers in Mecklenburg-Vorpommern

Der 55-jährige Energieberater und Bioladenbegründer Karl Braig aus Calw-Stammheim bei Stuttgart steht am Mittwoch, den 28.Juli 2010, 9.00 Uhr vor dem Landgericht in Würzburg, da er im Sommer 2008 in Kizingen Felder von dem mittlerweile verbotenen MON810-Mais befreit hat. Für den Donnerstag hat er angekündigt, zusammen mit einem Freund aus Zeiten des gewaltfreien Widerstandes gegen Atomwaffen, die Gentechnik-Kartoffeln der BASF auf dem Acker in Mecklenburg-Vorpommern ordnungsgemäß zu entsorgen.

Der Akteur, der sich schon in den 80-iger Jahren erfolgreich mit gewaltfreien Aktionen gegen die Stationierung von Atomwaffen in Mutlangen bei Schwäbisch Gmünd gewehrt hat, sieht auch zum Erhalt einer gentechnikfreien Landwirtschaft kein anderes Mittel mehr als die Felder von Hand zu befreien. „Gentechnisch verändertes Material kreuzt sich aus und man kann es nicht mehr zurückholen. Weder die Politik noch die Gerichte, die die Gefahr von Gentechnik mittlerweile anerkannt haben, beenden diesen Versuch, bei dem Menschen und Tiere als Versuchskaninchen herhalten müssen.“, so Braig zu seinen Beweggründen. Er sieht hier einen Notstand, der ihn zum Handeln bewegt. Dass er in erster Instanz wegen Sachbeschädigung zu 40 Tagesätzen
verurteilt wurde, empfindet er als Unrecht und befindet sich deswegen jetzt im Berufungsverfahren.

Der Feldbefreier, Vater von zwei Söhnen, will nicht zerstören; das liegt nicht in seinem Naturell. Er ist mit vielen MitstreiterInnen 2008 mit einem Traktor und 1.000 ökologisch gezüchteten Maispflanzen vom Europaparlament in Straßburg zur Feldbefreiungsaktion nach Kitzingen gefahren. Mit „Trek for Nature“ warb er an verschiedenen Orten für eine bäuerliche und gentechnikfreie Landwirtschaft. Doch es gibt kein Nebeneinander von Gentechnik und nachhaltiger Landwirtschaft. Deshalb wurden die Maispflanzen aus Straßburg von den 60 FeldbefreierInnen im Sommer 2008 anstelle der Genmaispflanzen eingepflanzt.

„Ich wünsche mir, dass das Gericht endlich den Mut findet und uns freispricht. Den Mais, den wir entfernt haben, hat Landwirtschaftsministerin Aigner im Frühjahr 2009 verboten, es gibt keinen
Grund mehr uns zu verurteilen“, so Braig zum erwarteten Urteil.

Abschrecken lässt sich Karl Braig von einer Verurteilung jedenfalls nicht. Im Oktober 2009 saß er schon eine 2-wöchige Strafe wegen einer Feldbefreiung im Oderbruch 2007 ab, denn er ist nicht bereit für eine Aktion Geld zu bezahlen, die er für rechtens empfindet. Auch dass letzte Woche die 6-monatige Haftstrafe des Feldbefreiers Jörg Bergstedt vom Oberlandesgericht in Frankfurt bestätigt wurde, obwohl klare Verfahrensfehler zu bemängeln waren, hält Braig nicht davon ab, gleich am
Donnerstag wieder ein Feld zu befreien. Er fährt von Würzburg gleich zur Öffentlichen Feldbefreiung des BASF-Amflora-Feldes bei Zepkow in Mecklenburg-Vorpommern.

P.S.: Gerechterweise wird dieser Tage auch einmal ein Gentechnik-Konzern für die Unmöglichkeit der Koexistenz zur Verantwortung gezogen: der Cuxhavener Saatgut-Hersteller Pioneer stellt eine Entschädigung für die Landwirte in Aussicht, die dieses Jahr mit gentechnisch verändertem Mais verunreinigtes Pioneer-Saatgut ausgebracht hatten.

Weitere Infos unter: www.gendreck-weg.de

 

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