In Memoriam Friedensbeweger Andreas Okopenko
Die Wiener Friedensbewegung und die Redaktion von Friedensnews.at trauern um den verstorbenen Schriftsteller Andreas Okopenko, der beispielsweise die Sache des Friedens mehrmals mit Grußadressen zum Hiroshimatag unterstützte – alle Grußadressen sind zu finden auf www.hiroshima.at
Seine Worte sind weiterhin sinnvoller Auftrag und Verpflichtung:
„Nutzen wir die heute vielleicht letzte Gelegenheit freien Aufschreies zu einem leidenschaftlichen NIEDER MIT DER AUFRÜSTUNG, NIEDER MIT DEM KRIEG!“
Mit traurigen Friedensgrüßen!
Andreas Pecha und Alois Reisenbichler
Friedensbüro Wien
und Andreas H. Landl
Grußadresse 2006
Nach einer dramatischen Bruchlandung im Juli schrie eine gerettete Touristin: „Ich habe Menschen brennen gesehen!“ Dieser Satz geht noch unter die Haut.
Die explodierenden Fabriken und zusammenstürzenden Häuser, die wir gerade jetzt wieder auf Knopfdruck der Fernbedienung massenhaft zu unseren Solettis serviert bekommen, sind von unserer Haut schon schön abgeschirmt. Und wie viele brennende Menschen mit unsagbar gefolterter Haut verbergen sich dahinter. In den japanischen Großstädten, deren Weltuntergang wir heute gedenken, verreckten, verbrannten, verstrahlten Hunderttausende und siechen und schmerzbrüllen noch heute zehntausende Überlebende und Nachkommen dieser zu Höllenteufel geplanten Menschen wie unseresgleichen, die wir lieben und die uns wurscht sind, aber deren vorgestellte Schmerzfähigkeit allein uns schon wahnsinnig machen müsste.
Auch ohne die zwei historischen Superstars der Atombühne zeichnen sich, schon in der ganz kleinen Brut von Atomwaffen heute, die Hiroshima- und Nagasaki-Schicksale unserer Städte und Menschen ab, auf die wir zugehen, weil ja bekanntlich die „Bösen“ von den „Guten“ hingerichtet werden müssen, mit Strom, Strahlen, Gasen, Viren, nicht ohne vorherige gründliche seelenreinigende Folter.
Es lebe in diesen dick gefeierten Jubeljahren des so genannten Bedenkens das erste Bedenken gegen jene, die schon unsere Krematorien bauen und unsere Krater ausheben. Pax — Mir — Salem — Schalom — Peace.
Grußadresse 2003
Die Meinung ringsum, die Weltmächte würden ihr sogenanntes Gleichgewicht des Schreckens, den Besitz von Atombomben und Raketen, die die Menschheit mehrmals vernichten könnten, nie zu etwas anderem als zu gegenseitigem Muskelspiel verwenden, hat uns leider ganz schön eingeschläfert und die Gedanken an Hiroshima und Nagasaki samt denen an die noch fürchterlicheren Versuche mit inselvertilgenden Wasserstoffbomben auf den zwar zuvor durch Vertreibung menschenlos gemachten Atollen Bikini (und und und) zu einem Akt der dünnen Pietät und Schulbildung absinken zu lassen.
Wir vergessen, dass mit den nunmehr ach so beruhigend kleinen, fernen, den ach so chirurgisch sauberen und unterhaltsam telegenen Krieglein, „weit hinten irgendwo“ (wie Goethe sagte), der Atomtod nicht Reservist geworden ist. Dort „hinten irgendwo“ lechzen die Kriegmacher nämlich schon nach den taktischen und darum praktischen, nämlich ohne apokalyptisches Aufsehen anwendbaren Atomgeschossen für Sturmgewehr und die guten alten Kanonen — die grausigen Bilder von den ersten verheerenden Versuchen der NATO damit in den fünfziger Jahren sind mir noch im Kopf –, und der Ruf nach diesen sogenannten „einsatzfähigen Atomwaffen“ wird auch im westoffiziellen Bereich allmählich vernehmbar.
Der Gedanke der Befehlshaber an die Ausrüstung damit erreicht nicht die Schmerzgrenze, bricht kein bisheriges Tabu, ruft kein Weltgericht auf den Plan. Und nun kommt, was uns Hiroshima Verschläfer in Österreich & Co. wecken könnte: Diese Kleinausgaben der apokalyptischen Reiter von Asien 1945, mit streuungsbedingt minder auffälliger Zahl der Verkohlten und Krüppel, der verwüsteten Ortschaften und verschütteten Hausparteien, der verstrahlten Flüsse, Äcker und Kinder, könnten mit dem stückerlweise näherrückenden Beitritt zu irgendwelchen Verteidigungsgemeinschaften, zunächst unter Patronanz, letztlich unter dem Oberbefehl der NATO, auch in die österreichischen Kriegs-Ställe einreiten, ohne dass wer ein Ohrwaschel rührt.
Apokalypse no? Na ja, nur nicht hudeln, aber schön langsam wird’s schon werden.
—
N e i n !
Grußadresse 2001
Die heutige Kundgebung der Trauer und des Entsetzens über Hunderttausende zivile Opfer zweier minutenlanger Atomschläge droht für Österreich die letzte derartige Kundgebung in Freiheit zu werden.
Flankiert von dem neuen „Militärbefugnisgesetz“ steht eine Totalisierung der sogenannten „geistigen Landesverteidigung“ – sprich NATO-Ergebenheit – in Aussicht, mit Belauschung, Durchsuchung, Schikanierung und Festnahme all jener, die den Krieg nach wie vor als menschenunwürdig, als Unrecht und Schande, als Greuel und Katastrophe sehen und aufzeigen.
Verniedlichung und Verherrlichung des persönlichen soldatischen Killens, wie des feigen menschheitsfeindlichen Massenmordens aus dem Hinterhalt der wirtschaftlich-technischen Überlegenheit heraus, wird bis in die Schulbücher hinein die anklagenden Texte einer Suttner, eines Remarque und einer aus dem Alptraum des Hitlerkrieges erwachten jungen Schriftstellergeneration verdrängen und ersetzen.
Nutzen wir die heute vielleicht letzte Gelegenheit freien Aufschreies zu einem leidenschaftlichen NIEDER MIT DER AUFRÜSTUNG, NIEDER MIT DEM KRIEG!
Grußadresse 1999
Vor unseren Augen geht es langsam aber sicher dem Einbau Österreichs in eine amerikanisch kommandierte und zum Großteil atombewaffnete Festung der würdig befundenen, nämlich durch Sozialabbau genug reich gewordenen Länder entgegen.
Wer kann diesem Sog des kommenden Weltkriegs, eines Atomkriegs Reich gegen Arm entgegenwirken, wenn nicht die Masse der Betroffenen, des künftigen Kanonen-, Bomben- und Strahlenfutters, mit einem leidenschaftlichen NEIN zu den angeblich unentrinnbaren Sachzwängen? Wir Völker sollten doch mündig sein?
Das wir sterben müssen, ist ein Naturgesetz. Daß wir vorzeitig durch den Krieg sterben müssen, ist keines. Lebenswillige aller Länder, vereinigt euch!
Grußadresse 1998
Viel von meiner Besorgnis gilt heute den Folgen des EU-Beitritts. In raffinierter Salami-Taktik wird Scheibchen für Scheibchen vom Neutralitätsgedanken weggeschnitten. Nicht mehr aufzuhalten scheint der Beitritt Österreichs zur NATO, der nicht nur die völlige Eingliederung Österreichs in die Front des amerikanischen Weltpolizistentums im Kampf gegen die Auflehnung der Armutsländern mit sich bringen wird, sondern auch die Stationierung von erst taktischen, dann strategischen Atomwaffen in Österreich und den Ausbau unseres Landes zur neuen Raketen-„Ostmark“ der neoliberalen Festung Europa. Verhindern wir den Alptraum, daß Österreich 53 Jahre nach Hiroshima und Nagasaki in Begriff ist, ein Rädchen in der Maschinerie zu werden, die weitere Städte zu Atomzielscheiben entwürdigt.
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