Video und Offener Brief für Beendigung inhumaner Asylpraxis
www.lobby16.org hatte herzlich eingeladen zu einer Veranstaltung für den
Arbeitsmarktzugang für junge AsylwerberInnen
Am Dienstag, 23. März, 19.00, war in Michl’s café restaurant in Reichsratsstraße 11 in Wien ein attraktives Programm rund um Asylmissstände in Österreich angekündigt die seit 2004 chronisch sind.
- Verfahren von mehr als 10 Jahren Dauer
- blockieren Arbeitsmöglichkeiten für junge Flüchtlinge und
- zwingen sie in inhumane Lebensverhältnisse
Den Ehrenschutz der Veranstaltung hatte Sandra Frauenberger, Stadträtin für Integration, die sich aufgrund einer Auftaktveranstaltung für den Wahlkampf von Bundespräsident Fischer entschuldigen lies. Dies sorgte für einige Häme, denn Burgschauspieler Otto Tausig, der ebenfalls auf dieser Veranstaltung war, erschien pünktlich im Michl’s. Als ehemaliger Flüchtling in der NS-Zeit wusste er genau wie wichtig das Anliegen dieser Veranstaltung war und ist.Veronika Krainz die Geschäftsführerin von lobby.16 ist seit Jahren im Feld tätig und hat interessante Projekte von SchülerInnen vorgestellt und einen offenen Brief an Bundesminister Hundstorfer und Bundesministerin Fekter zum Thema angekündigt. Er wurde der Redaktion übermittelt und findet sich am Ende dieses Beitrags.
This Boys’ life: Stop Motion Video von Schülern der HTL Rennweg für Lobby16
„Die Schüler haben mit enormem persönlichen Einsatz gearbeitet und sich jeden Respekt verdient. Allein, dass sie über tausend Fotos gemacht haben, ist schon beeindruckend. Ich finde es wunderbar und wichtig, dass sich Jugendliche für Jugendliche einsetzen. Die Gruppe hat im Video sehr deutlich gemacht, wie junge Menschen unter den oft jahrelangen Asylverfahren und dem Arbeitsverbot leiden und dass es so nicht bleiben darf. Mein herzlicher Dank an das Projektteam für das große Engagement für unsere Sache!“ so Veronika Krainz, Geschäftsführerin von lobby.16
Das Jugendpodium:
- Aliou BAH Asylwerber aus Guinea
- Reyhan IBRAHIM Schüler der HTL Rennweg
- Jennifer KINAUER Schülerin der HLTW 13
- Raphael PUNGOR Schüler der HLTW 13
- Omar YEKE Asylwerber aus Mauretanien
Josef M. WEBER, Geschäftsführer der JOSEF M.WEBER | Consulting e.U. war Moderator. Er ist auch Vorstandsmitglied der Unruhe Privatstiftung.
Für Kulinarische Spezialitäten aus Afghanistan, China, Mauretanien, Österreich zubereitet von: Aliou BAH, Ming Ching CHEN, Esmeralda DELIC, Mohammad JAN, Jennifer KINAUER, Raphael PUNGOR sorgten unter der P a t r o n a n z des H a u b e n k o c h s M a n f r e d B u c h i n g e r dem Chef von B u c h i n g e r s g a s t h a u s „ Z u r a l t e n S c h u l e “.
OFFENER BRIEF
Wien, 24. März 2010
an: Hrn. Bundesminister Rudolf Hundstorfer, Frau Bundesministerin Dr. Maria Fekter
Sehr geehrter Herr Bundesminister, sehr geehrte Frau Bundesministerin!
Asylverfahren dauern in Österreich zum Teil immer noch länger als ein Jahr, viele AntragstellerInnen warten auch bereits mehrere Jahren auf einen Bescheid. Der nach wie vor wirksame Erlass von Ex-Wirtschaftsminister Martin Bartenstein aus dem Jahr 2004 schränkt den Zugang zum Arbeitsmarkt für AsylwerberInnen auf Saison- und Erntearbeit ein.
Der Erlass wurde u.a. damit argumentiert, dass im Hinblick auf das nur vorläufige Aufenthaltsrecht, das auf Grund der künftig wesentlich rascher abgeschlossenen Asylverfahren nur von kurzer Dauer sein wird, Beschäftigungsbewilligungen auch nach der dreimonatigen Wartezeit nur im Rahmen von Kontingenten gemäß § 5 zu erteilen sind. Nach nunmehr sechs Jahren ist von dieser prognostizierten Verfahrensbeschleunigung in vielen Fällen wenig bemerkbar.
Im Rahmen der Initiative cooking for lobbying des Vereins lobby.16 setzen sich österreichische SchülerInnen bzw. SchülerInnen mit Migrationshintergrund aus zwei Schulen für junge AsylwerberInnen ein. Die einen haben mit ihnen seit Spätherbst 2009 Spezialitäten aus ihren jeweiligen Heimatländern ausprobiert, die anderen haben ein Stop Motion Video über die Situation von zur Untätigkeit gezwungenen jungen Menschen gedreht.
Die SchülerInnen halten es für unerträglich und beschämend, dass der österreichische Staat junge Menschen jahrelang in Ungewissheit über ihre Zukunft hält und sie keine Lehre machen bzw. kein eigenes Geld verdienen dürfen. Die SchülerInnen wissen aus eigener Erfahrung, dass Ausbildung und Berufsplanung in ihrem Alter immens wichtig sind. Können junge Menschen keine diesbezüglichen Ziele verfolgen, hat das schwerwiegende Konsequenzen für ihre persönliche Entwicklung.
Die Jugend fragt Sie, sehr geehrte Frau Bundesministerin und sehr geehrter Bundesminister, wie jahrelang wartende junge AsylwerberInnen ein positives Lebens- konzept entwickeln können sollen. Ohne Chancen und klare Perspektiven verlieren junge Menschen ihre positiven Energien und das Vertrauen ins Leben.
- Sie werden in die Schwarzarbeit gedrängt und
- die Gefahr des Abrutschens in die Kleinkriminalität steigt.
Auch wenn ein junger Mensch letztendlich keinen sicheren Aufenthalt in Österreich erhält, unterstützt in Österreich erworbene Bildung beim Aufbau eines Lebens in der Heimat und bei der verantwortungsvollen Mitgestaltung der Gesellschaft. Die Investition in Bildung für die Jugend ist ein gesellschaftspolitisches Muss.
Die in das Projekt involvierten SchülerInnen von HLTW13 und HTL3 und der Verein lobby.16 ersuchen Sie, sehr geehrte Frau Bundesministerin und sehr geehrter Herr Bundesminister, jungen AsylwerberInnen den Zugang zu einer Lehrausbildung zu ermöglichen bzw. den Erlass aus dem Jahr 2004 unter den nach wie vor gegebenen unzumutbaren Wartezeiten im Asylverfahren zurückzunehmen.
Wir bedauern es zudem sehr, dass von Seiten Ihrer beiden Ministerien niemand bereit war an unserer Veranstaltung cooking for lobbying am 23. März teilzu- nehmen, um den Anliegen und Fragen der Jugend Gehör zu schenken und mir ihr ins Gespräch zu kommen.
Hochachtungsvoll
Die Jugend der Initiative cooking for lobbying und der Verein lobby.16
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