Tabuthema – Vergewaltigung im Krieg
Frankfurt am Main, Germany – Sexualisierte Gewalt gegen Frauen und Mädchen in bewaffneten Konflikten11. September 2009, 16h-18h30, Evangelisches Frauenbegegnungszentrum, Saalgasse 15, 60311 Frankfurt am Main mit Selmin Çalişkan (Referentin für Frauenrechte/Politik bei der Frauenrechtsorganisation medica mondiale)Charlotte Isaksson, frühere Genderbeauftragte der schwedischen EUFOR-Streitkräfte in der Demokratischen Republik Kongo, zog angesichts der systematischen Vergewaltigungen von Frauen und Mädchen in dem zentralafrikanischen Staat eine erschütternde Bilanz: »Im Kongo ist es gefährlicher eine Frau zu sein, als ein Soldat«.Bei der Suche nach Brennholz, auf dem Weg zum Markt in der Stadt oder im eigenen Dorf werden Frauen Opfer der sexuellen Gewalt vor allem von Soldaten der kongolesischen Armee, aber auch von Milizen, marodierenden Banditen, ehemaligen Soldaten oder sogar von internationalen Streitkräften. Auch die Zahl der Frauen und Mädchen, die in die Prostitution gezwungen werden, nimmt als direkte Folge von Kriegen und bewaffneten Konflikten zu.Vor allem im Kongo, in Ruanda oder Sierra Leone zeigt sich die besondere Gefährdung von Frauen und Kindern in Kriegs- und Nachkriegsgesell-schaften. Die Zahl der vergewaltigten Frauen ist dramatisch hoch: Schätzungen gehen davon aus, dass in Ruanda während des Völkermordes 1994 eine halbe Million Frauen vergewaltigt wurden, in Sierra Leone sogar beinahe jede Flüchtlingsfrau. Deshalb ist neben der medizinischen Behandlung vor allem die psycho-soziale Begleitung sehr wichtig, um die betroffenen Frauen zu unterstützen.Was bedeutet Gerechtigkeit und wie kann sie für die Überlebenden erreicht werden? Mit juristischen Mitteln bis hin zum Internationalen Strafgerichtshof oder durch Entschädigungszahlungen?Die Geschlechterperspektive in allen Bereichen von Friedenssicherung und Konfliktbear-beitung zu berücksichtigen und dabei die besondere Schutzbedürftigkeit von Frauen und Mädchen anzuerkennen, ist das Anliegen der im Jahr 2000 verabschiedeten UN-Resolution 1325 »Women, Peace and Security«. Die im Juni 2008 verabschiedete UN-Resolution 1820 erkennt erstmals Vergewaltigung und andere Formen sexualisierter Gewalt als Kriegsverbrechen an. Sie ermöglicht auch Sanktionen gegen Beteiligte an bewaffneten Konflikten, die Vergewaltigungen an Frauen und Mädchen begehen.Die Diskussion mit Elmin Çaliskan von der Frauenrechtsorganisation medica mondiale wird sich um Handlungsmöglichkeiten, wie Frauen unterstützt und deren Rechte eingefordert werden können, drehen. Erst die angemessene Berücksichtigung der unterschiedlichen Bedürfnisse von Frauen und Männern und deren Menschenrechte in Kriegs- und Konfliktgebieten ermöglichen eine nachhaltige Friedenssicherung.Seit vielen Jahren setzt sich medica mondiale gemeinsam mit Organisationen vor Ort für vergewaltigte Frauen und Mädchen ein. Neben der medizinischen und psychosozialen Arbeit steht dabei auch die politische und juristische Arbeit im Mittelpunkt.Webseite der Frauenrechtsorganisation medica mondialeKontakt:Mechthild GunkelBeauftragte für Friedensarbeit im Zentrum ÖkumenePraunheimer Landstr. 20660488 Frankfurt am MainTel: +49 (069) 97 65 18-56www.gewalt-loest-keine-konflikte.deWeitere Informationen des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) zum Thema:Kirchen helfen Vergewaltigungsopfern in der Demokratischen Republik KongoBesuch „Lebendiger Briefe“ in der Demokratischen Republik Kongo
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