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Friedensfolgen von 1968 – Fotograf Günter Zint

Erstellt am 21.04.2008 von Andreas Hermann Landl
Dieser Artikel wurde mal gelesen und am 11.05.2008 zuletzt geändert.

http://www.imhof-verlag.de/media/images/9783865683175-medium.jpg68 und die Folgen
Im Blickwinkel von Günter Zint:

Träume geben Kraft zum Kämpfen

Frei nach A. Fikentscher und A. Neumann

Wir hatten millionenfache Träume in den aufregenden Sechziger Jahren

… sagt der Fotograf Günter Zint. Er gilt als einer, der seinen Ideen treu geblieben ist. Er tritt für die Verwirklichung seiner Träume bis heute ein.

Der Mensch Günter Zint

Der Fotograf ist einer der glaubwürdigen Vertreter des Aufbruchs der 68er Bewegung, die aufräumen wollte

  • mit dem nahtlosen Übergang der NS-Bürokratie und
  • der von ihr produzierten Notstandsgesetze.

Was die 68er wie sonst noch antrieb

  • Kampf dem Vietnam-Krieg,
  • Kampf den Diktaturen in Europa, lauteten die Forderungen.

Zints Fotografisches schaffen

Die eindrucksvollen Fotografien von Günter Zint sind derzeit in der Galerie Arbeiterfotografie in Köln-Nippes zu sehen.

Am 17. April stand Zint für Fragen bereit.

Vor vierzig Jahren, im April 1968, einen Tag vor seiner Ermordung mit vorausgegangenen Morddrohungen sprach der schwarze Bürgerrechtler Dr. Martin Luther King über seinen Versuch, den Amerikanern seinen Traum von

  • Gleichheit, Freiheit und
  • Gerechtigkeit

nahezubringen.

to tell America about a dream that I had had.

King habe auf der Spitze des Berges gestanden und – in Vorausahnung seines Todes das Gelobte Land gesehen.

, the Promised Land

Am 4. April 1968 war die legendäre Persönlichkeit ML King ausgeschaltet. Denn Träumer wurden schon des öfteren erschlagen.

Laßt uns den Träumer erschlagen, dann werden wir sehen, was aus seinen Träumen wird.

1. Mose 37,20.

So lautet heute die Inschrift in Memphis, Tennessee, am Tatort.

… und heute wettert Zint im waschechten Milieu-Jargon:

Hätte mir in den 60er Jahren jemand erzählt, dass in den Neunziger Jahren wieder Minderheiten gejagt und getötet werden und dass faschistische Parteien wieder Zulauf haben und Kriege mitten in Europa toben, ich hätte ihm geraten, nicht so miese Trips einzuwerfen und seinen Dealer zum Teufel zu jagen

Bürgerliche Anpassung ist beim heute 66jährigen nicht mehr zu befürchten.

Hätte mir in den Siebziger Jahren jemand erzählt, dass am Anfang des neuen Jahrtausend weltweit wieder Kriege toben, und die Amerikaner aus Vietnam nichts gelernt haben, ich hätte ihm nicht geglaubt.

Traum- und Medienindustrien von Springer & Co.

Sie sind seit dem 20. Jahrhundert damit befaßt, den Menschen einzugeben, wovon es sich zu träumen lohnt. Nicht von ungefähr starteten die 68er ihre Attacken gegen die Springer-Presse.

1976 konstatiert der mit Berufsverbot aus dem öffentlichen Lehrbetrieb verbannte Kunsthistoriker Richard Hiepe:

Im Ergebnis können die Massenmedien bis heute mit einem im wesentlichen unerschütterlichen Vertrauen der Betrachter von Fotos in ihren Wahrheitsgehalt rechnen.
Im Ergebnis … hat sich die Kulturindustrie in den fotografischen Abbildern eines der vielseitigsten Instrumente zur Desorientierung über deren eigene Bedürfnisse geschaffen

Hiepe, als Herausgeber der „Tendenzen“ und als Münchner Galerist , war einer der ersten, der die Fotografie – besonders die von Günter Zint – in seinen Kunstbetrieb mit aufnahm.

h2>Wie die heutige Presse mit der Geschichtsaufarbeitung umgeht

Das werde überall offensichtlich. Eines der erschreckendsten Beispiele so viele 68er sei das Pamphlet eines Götz Aly. Götz habe, so wird von anderen 68ern konstatiert, die Ansprüche der intellektuellen 68er Bewegung „ausladend pervertiert“ – u.a. in der ehemals angesehenen Frankfurter Rundschau.

Pervertieren, banalisieren, sexualisieren, kriminalisieren, diffamieren, torpedieren, exekutieren, infiltrieren

Es sind mehrere Todesstöße zu beobachten, die der 68er Protestbewegung versetzt werden. Auch heute im nachhinein, um die Ideen dauerhaft zu diskreditieren, und damals auf dem Höhepunkt, um die Bewegung selbst unschädlich zu machen. Natürlich war nicht alles edel was die 68er taten. Was das Establishment in der BRD trieb auch nicht.

Der Politologe Gerhard Wisnewski in seiner Studie „Verschlußsache Terror, wer die Welt mit Angst regiert“

Die rebellierenden Studenten sollen mit geheimdienstlichen Mitteln bekämpft werden: Agenten und V-Männer sollten eingeschleust werden, um die Steuerung der Protestbewegung zu übernehmen. Die in diesen Dingen erfahrenen Behörden der USA entwickeln für solche Fälle gar ein Handbuch: das ‚Field Manual 30-31‘, insbesondere den ‚Anhang B‘. […] Dieser Anhang zum ‚Field Manual 30-31‘ der US-Armee ist vermutlich nichts anderes als das wahre Gründungsdokument der RAF: In die Protestbewegung eingeschleuste Provokateure sollten gewalttätige oder nicht gewalttätige Aktionen durchführen, um durch ‚die Behörden des Gastlandes‘ (also zum Beispiel die Bundesregierung) Gegenmaßnahmen zu provozieren

Der Politologe wird im Herbst im Rahmen der 68er-Veranstaltungsreihe nach Köln kommen.

Die fundierte 68er Protestbewegung

Sie war zu fürchten als eine öffentliche Kraft an den kontrollierbaren Medien vorbei.

Im Februar 2003 befand die New York Times im Vorfeld des sich anbahnenden Irak-Krieges, dass es jetzt zwei Supermächte auf der Erde gäbe:

  1. Die USA und
  2. die öffentliche Meinung der Welt.

Präsident Bush finde sich nun Auge in Auge mit einer hartnäckigen Widersacherin, nämlich der weltweiten Antikriegsbewegung, wieder.Viele ProtagonistInnen wurden gewaltsam ihrer Träume und Hirne beraubt. Viele – nicht allein Martin Luther King und Benno Ohnesorg – wurden real exekutiert. Dennoch sagte die damals 75jährige US-amerikanische Feministin und emeritierte Professorin Jean Grossholtz 2004 bei einem Deutschlandbesuch:

Alle für die Menschen wichtigen Bedürfnisse wurden nicht im Parlament sondern auf den Straßen erkämpft.

Günter Zint

1941 geboren – wurde bekannt durch

  • Fotos im Hamburger Star-Club
  • Standfotos zum Film mit John Lennon: Wie ich den Krieg gewann
  • 1969 Mitbegründer der linken Boulevardzeitung St. Pauli-Nachrichten, die sich nach ihrem Verkauf (1971) zur Sexpostille entwickelte

Zint arbeitete für

  • illustrierte Magazine,
  • APO-Press,
  • Gewerkschaften

Er wirkte in der

  • Antiatom- und
  • Ökologie-Bewegung mit

Sein fotografisches Spektrum reicht von der Musikszene über das Zeitgeschehen, Kiez-Fotos, Akt und Erotikfotos.

Seit 1961 Fotos zu Undercover-Reportagen des Journalisten Günter Wallraff

Zint war an der Gründung des DOK-Verbandes gegen die digitale Manipulierbarkeit von Dokumentar-Fotografien beteiligt. Er betreibt mit Hinrich Schultze und Marily Stroux das

Pan-Foto-Archiv

Dieses Archiv bewahrt heute die Bestände der 1966 gegründeten Pan-Foto-Agentur.

Zahlreiche Buch- und Ausstellungsprojekte, zuletzt ‘ZintStoff dokumentieren und kommentieren 50 Jahre deutsche Geschichte aus den Perspektiven eines kritischen Fotografen.

Ausstellung bis 25. April 2008
Galerie Arbeiterfotografie, Merheimer Straße 107, 50733 Köln-Nippes, Tel. 0221/727 999
Mi/Do 17 – 20 Uhr, Sa. 10 – 14 Uhr

Fr. 25. April, 19.30 Uhr
Finissage mit Klaus dem Geiger
Wolfgang Bittner liest aus „Der Aufsteiger“, Neuauflage 2008 im Horlemann-Verlag

 

Posted in Friedensbewegung, Friedensjournalismus

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