Antikriegstag 2006
Pressemitteilung des Bundesausschusses Friedensratschlag
– Keine Bundeswehr in den Nahen Osten
– 140 Veranstaltungen zum Antikriegstag
– Vielfältige Themen in den Aufrufen der Friedensbewegung
– DGB-Aufruf „gute Grundlage“ für Zusammenarbeit
Kassel, 28. August – Zum bevorstehenden Antikriegstag (1. September)
und zur aktuellen Diskussion um einen Bundeswehreinsatz im Nahen Osten
stellt der Sprecher des Bundesausschusses Friedensratschlag fest:
Mit zahlreichen Aktionen, Demonstrationen, Mahnwachen, Kundgebungen und
Informationsveranstaltungen um den 1. September herum rufen
Gewerkschafter/innen und FriedensaktivistInnen * zu einem Ende der
Gewalt im Nahen Osten auf. Krieg dürfe kein Mittel der Politik
sein. Die Bundesregierung wird – zum wiederholten Mal – aufgefordert,
keine Truppen in den Nahen Osten zu schicken. Auch der
Anforderungskatalog der libanesischen Regierung an Berlin sieht keine
deutsche Marine vor. Wenn Verteidigungsminister Jung dennoch an ihr
festhält und von einem „Kampfeinsatz“ spricht, hat das damit zu tun,
dass er die angebliche Unentbehrlichkeit des Militärs propagieren
möchte. Deutsches Militär ist im israelisch-libanesischen Konflikt aber
völlig fehl am Platz. Wenn der Verteidigungsminister wirklich
verhindern will, dass Waffen in die Konfliktregion gelangen, dann kann
er das billiger haben: z.B. mit der Beendigung der großzügigen
Waffenlieferungen an Israel (U-Boote, gepanzerter Truppentransporter
„Dingo 2“). Sollte Deutschland tatsächlich 1.200 Soldaten in den Nahen
Osten schicken, dann dürfte dieser Einsatz mindestens ca. 700 Mio. EUR
kosten – das ist mehr als das Zehnfache dessen, was die Beseitigung der
Ölpest an Libanons Küste kosten wird.
Insgesamt finden ca. 140 Veranstaltungen der Friedensbewegung und der
Gewerkschaften anlässlich des diesjährigen Antikriegstages in
Deutschland statt. (Eine wenn auch nicht vollständige Übersicht bietet
der Terminkalender der Bonner Friedenskooperative:
http://www.friedenskooperative.de/) Einer Pressemitteilung des
Bundesausschusses Friedensratschlag zufolge thematisieren viele
Aktionen
- den aktuellen Nahostkonflikt.
- Daneben gibt es aber eine breitePalette weiterer friedenspolitischer Themen.
Kaum ein Aufruf örtlicher oder überörtlicher Friedensinitiativen, in dem
nicht an den zurück liegenden israelischen Krieg zwischen Israel und dem Libanon erinnert
wird, an den brüchigen „Waffenstillstand“, der zur Zeit an der
israelisch-libanesischen Grenze herrscht, an die sogenannten kriegerischen
„Strafaktionen“, welche die israelische Armee nach wie vor im
Gazastreifen und im Westjordanland gegen Palästinenser durchführt, oder
an die sich wieder zuspitzende Auseinandersetzung zwischen den USA und
dem Iran wegen dessen Atomprogramms.
In manchen Aufrufen finden sich Hinweise auf die Außen- und
Sicherheitspolitik der Bundesregierung, die in den Augen der Friedensbewegung in eine falsche Richtung führt:
Immer mehr für die
Rüstung, immer mehr Auslandseinsätze der Bundeswehr und die anhaltende
Diskussion um den Einsatz der Bundeswehr im Inneren sind hier die
beherrschenden Themen. Sie münden nicht selten in die Aufforderung, doch
endlich bei den Rüstungsausgaben zu sparen und die frei werdenden Mittel
statt dessen in soziale und Bildungsprogramme zu stecken. Der
Bundesausschuss Friedensratschlag z.B. hat eine Unterschriftenkampagne
mit dem Slogan
„Spart endlich an der Rüstung!“ gestartet.
Der Aufruf des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) betont neben dem
israelisch-libanesischen bzw. israelisch-palästinensischen Konflikt – hier werden humanitäre Leistungen der EU eingefordert – die anhaltend kriegerische Situation im Irak und verlangt ein Ende der ausländischen Besetzung des Landes. Darüber hinaus wird eine präventive Politik vorgeschlagen, die an den wirklichen Ursachen von Gewaltkonflikten ansetzen müsse, wobei „ökonomische Interessen“ eine immer wichtigere Rolle spielen.
Im Aufruf des DGB sieht der Bundesausschuss Friedensratschlag eine gute
Grundlage für die weitere Zusammenarbeit zwischen Friedens- und Gewerkschaftsbewegung. Die Gewerkschaften müssten auch in zentralen
Fragen der internationalen Politik Stellung beziehen und sich dabei
entschieden von der Politik der großen Koalition zwischen CDU und SPD absetzen.
Für den Bundesausschuss Friedensratschlag:
Peter Strutynski (Sprecher)
* Erklärungen des DGB und des Bundesausschusses Friedensratschlags
zum Antikriegstag 2006 sind auf folgender Website dokumentiert:
http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/bewegung/antikriegstag06.html
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