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Timekopf des Jahres: ein US-Soldat

Erstellt am 27.12.2003 von Andreas Hermann Landl
Dieser Artikel wurde 6996 mal gelesen und am 14.07.2010 zuletzt geändert.

Graz (OTS Ausgabe vom 28.12.2003)

Das amerikanische „Time“-Magazin hat, laut Erwin Zankel „Kleine Zeitung„, den „American Soldier“ zur „Person of the Year“ erkoren. Hinter dieser Entscheidung stecke nicht nur Patriotismus, sondern auch ein Programm: „Amerika ist die einzige Weltmacht, seine Soldaten sorgen rund um den Erdball für Ordnung und Sicherheit“.

Hat der völkerrechtsbrechende Supercop aufgeräumt?

Am Ende dieses Jahres schaue, laut Zankel, tatsächlich so aus, als sei der Krieg der Vater aller Dinge. Seine Argumente:

  • Saddam Hussein wurde von US-Soldaten aus einer Erdhöhle gezerrt. Der gefürchtete Diktator war nur noch eine verwahrloste Jammergestalt.
  • Sein Sturz hat auch andere Despoten nachdenklich gemacht.Muammar Gaddafi gelobte, alle Raketen und Giftgasbomben zu
    vernichten. Dem Beispiel Libyens, das bereits dem Terror feierlich abgeschworen und für das vor vielen Jahren durch eine Sprengladung zum Absturz gebrachte Passagierflugzeug finanzielle Buße getan hat, sollen auch Syrien, der Iran und Nordkorea folgen und die Massenvernichtungswaffen abgeben. Die „Achse des Bösen“ wäre zerschlagen, die Front der Schurkenstaaten aufgerollt.Die korrekte Übersetzung von Heraklit lautetwohl eher: „Der Kampf ist der Vater aller Dinge“. Aber anscheinend ist die Nahostpolitik zu einem großen Teil ein Kommunikationsproblem (Verständigungsproblem). Die maßgeblichen Leute in Israel scheinen wie Bush nach der Regel, „Aug um Augen, Zahn um Zähne“ vorzugehen. Zankel scheint der Braten auch etwas angebrannt zu riechen, denn er frägt rhetorisch:

    „Ein totaler Sieg des amerikanischen Soldaten?“

    George Bush und sein engster Waffenbruder Tony Blair dürften sich bestätigt fühlen. Sie könnten zufrieden vermerken, wie sich ihre Kritiker aus dem „alten Europa“ beeilten, Glückwünsche zur Ergreifung Saddam Husseins zu übermitteln. Aus meiner Sicht eher Akte der Staatsräson. Macchiavellis, halte die deine Freunde nahe und deine Feinde noch näher, könnte solche Gratulationen auch erklären. Ich beführte aber Zankel hat in diesem Punkt recht und Schröder und Chirac sind nun in erster Linie umgefallen.

    „Der amerikanische Präsident und der britische Premier hatten erleben müssen, wie rasch der militärische Sieg in eine psychologische Niederlage umgeschlagen
    ist“. Nun schwinge das Pendel zurück. Ich behaupte das Gegenteil! Wir werden sehen welche selbsterfüllen Prophezeiung sich durchsetzt.

    „Kommt also aus dem Lauf der Gewehre die Gerechtigkeit?“

    Es gebe Situationen, in denen nur noch durch Waffengewalt Freiheit und Recht geschützt werden könne. Aber ebenso klar sei auch, dass mit militärischer Macht allein die Probleme dieser Welt nicht gelöst werden könnten. „Wäre es anders, müssten im Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris längst wieder paradiesische Zustände herrschen und müsste der zermürbende Nach-Krieg zum blitzschnellen Irak-Krieg
    bereits Geschichte sein“. Richtig, denn außer Militärmachtprobleme haben Militärs wohl nur in Ausnahmefällen Probleme von ZivilistInnen gelöst. Diese Probleme lösen in der Regel ZililistInnen und auch die Probleme der Welt, etwa die ökologischen Probleme werden vor allen vom Militär vor allem verursacht.

    Die faktische Entwicklung habe die moralischen Bedenken nicht widerlegt, obwohl die Kriegsallianz über die Friedensbewegung siegte, sowohl in den Staatskanzleien als auch auf den Straßen und den Plätzen der europäischen Großstädte. In diesem Punkt, muss ich Zankel leider zustimmen.

    2003 war das Jahr der Soldaten. 2004 werde die „Time“ eine andere Wahl treffen. Man solle, so Zankel, die Hoffnung nicht aufgeben, dass die „Person des Jahres“ nur mit dem Frieden in Verbindung gebracht werden kann. Ein sympatischer Gedanke von Zankel. Um seine Hoffnung noch stärker zu materialisieren, gibt es nun noch eine klassische Zugabe:

    „Es kommt darauf an, […] an die Hoffnung Philosophie zu bringen […], das Hoffen zu lernen […], das als Noch-Nicht-Bewußtes, Noch-Nicht-Gewordenes […] den Sinn aller Menschen und den Horizont alles Seins erfüllt […] Ihr Raum ist die objektiv-reale Möglichkeit innerhalb des […] [dialektisch-materialistischen] Prozesses.“ (aus: Das Prinzip Hoffnung, Ernst Bloch – Pazifist, Träger des Friedenspreises des deutschen Buchhandels)

  • Selling%20the%20War%20Girlkott

    Ausschnitt aus einer Internetanzeige

    Und einen Hinweis auf einen alten und einen neueren Friedensnewsartikel – mit handfesteren Ausführungen:

    Johan Galtung über Boykott, Girlkott und Antikriegs-Demonstrationen

    Berichte und Notizen zum österreichweiten ASF-Vorbereitungstreffen – Mailinglisten

 

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