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Vigilien

Erstellt am 14.03.2003 von Andreas Hermann Landl
Dieser Artikel wurde 1874 mal gelesen und am 13.07.2010 zuletzt geändert.

Margarete Aulehla stellte folgende Informationen zum Begriff „Vigil“ zusammen und kommentiert sie aus ihrer Sicht

Stellen aus Buch von Steindl-Rast:

Sie erläutern laut Aulehla die „Botschaft“ die bei Vigilien kommuniziert werden soll:

„The light in the darkness“ (Joh 1,5).

In meinen Augen sei das eine religiöse Veranstaltung, keine „Aktion“ oder demo. Natürlich schon gewaltfrei, wie ja auch jedes Gebet gewaltfrei sei.

Aus den FAQ der Globalvigil-Webseite:

Q. What should we do at the vigil–sing, pray? In general, the power of the vigil is its silence. People can certainly pray in their hearts, but the message is the light in the darkness. However, go ahead and hold whatever kind of vigil you want to.“)

………………………………………………………
„Vigil – Nachtwache

Die Vigil – auch Matutin genannt – ist die Stunde der Nachtwache, die Stunde, in der man lernt, auf die Dunkelheit zu vertrauen. Wenn wir zum Nachthimmel aufschauen, werden wir an das unergründliche Mysterium erinnert, in das wir eingebettet sind.

(..)

Es liegt im Wesen der Alltagswirklichkeit, der Welt der Dinge, mit der wir umzugehen lernen, dass sie endlich, eingebunden, erhellt und begrenzt ist.

Die Dunkelheit aber enthält alles, umfängt alles, schließt dich und mich ein. „Und es kann sein: eine große Kraft rührt sich in meiner Nachbarschaft“
sagt der Dichter (Rilke, Anm. MA) und bringt dann seine tiefste Überzeugung zum Ausdruck: „Ich glaube an Nächte.“

Die Vigil lädt dazu ein, den „Glauben an die Nacht“ zu lernen und trotz der Riesenangst, die sie auslöst, auf die Dunkelheit zu vertrauen. Wir müssen lernen, dem Mysterium mit jenem Mut zu begegnen, der sich dem Leben öffnet.

Dann entdecken wir, wie es gleich im Prolog zum Johannesevangelium heißt:

„und das Licht leuchtet in der Finsternis.“

Das heißt nicht, dass das Licht in die Finsternis hineinleuchtet, wie etwa ein Strahl einer Taschenlampe in ein dunkles Zelt. Nein, das Erfreuliche an der Botschaft des Johannesevangeliums ist, dass das Licht mitten in der Finsternis leuchtet. Das ist eine große Offenbarung: Die Finsternis selbst leuchtet.

(..)

Die Stunde der Vigil ist auch ein Symbol des Erwachens, das wir inmitten unseres Lebens vollbringen sollen. Die Art Welt, in der wir leben, ist in der Tat eine umnachtete Welt. Dieses Wachen in der Nacht und Warten auf das Licht, diese Wachsamkeit ist eine eindringliche Erinnerung, den Tag hindurch aus der Welt des Schlafs zu einer anderen Wirklichkeit zu erwachen.

(aus David Steindl-Rast OSB und Sharon Lebell, Die Musik der Stille, Droemersche Verlagsanstalt, Th. Knaur Nachf., München 1995 ISBN 3 – 426-861
16-X, S. 43 ff)

Ein Leserbrief von M.A. – Hervorhebungen von der Redaktion

„Lieber Andreas,

die Webseite der Veranstalter erklärt das ohnehin ganz gut, was gemeint ist.

Im Sinne Galtungs

(jetzt Mitschrift Veranstaltung 21.2.2003)wäre an der
Konzeption allenfalls zu kritisieren, dass sie (noch) zu sehr von der Wirkung großer Massen ausgeht und dass die Wirkkomponente eines gewissen Drucks, der durch die Vigil in Richtung Nichtangriff bewirkt werden soll, mitbetont/beabsichtigt sein dürfte.

Für mich

ist es im Zusammenhang mit der Vigil nicht bedeutend, ob Bush betet oder nicht. Ich würde sogar wetten, er betet. Das hilft im gegebenen Zusammenhang dem Friedensanliegen aber auch nicht so sehr weiter“.

Zitat aus Antwortmail der Redaktion:

>Beten für den Sieg? eine gewaltfreie Aktion? Oder ist das eher kulturelle Gewalt (Galtung)?<

„Diese Komponente mag dabei schon enthalten sein (hab`s schon oben
geschrieben). Die Veranstalter bemühen sich aber sichtlich, eben das zu
verringern; den Geist des Schweigens zu erhalten, und die „Aktion“ (Dein Wort) nicht in Konflikte mit gewaltbereiten Demonstranten bzw. Störern verwickeln zu lassen (siehe Anweisungen an die Koordinatoren unter den FAQ)

Ich finde, man kann die Vigilien sehr wohl auch so gestalten, dass
kulturelle Gewalt nicht ausgeübt wird,- aber da kenne ich jetzt nicht die
genaue Begriffsbildung nach Galtung (hab sie zwar mal gelesen, aber
vergessen).

Sieg, Gewalt/Gewaltfreiheit

als Vokabel oder auch nur Handlungsinhalt nonverbalen Verhaltens setzen Agieren in einem Konflikt als eine Konfliktpartei voraus (sei es nur als „kleine/r DemonstrantIn“ auf einer Friedensdemo). Das hier aber ist etwas ganz anderes.

Am ehesten würde ich es als „Bearing Witness“ umschreiben: Zeugnis geben von dem Licht, das in uns ist und das wir durch das Anzünden und Hochhalten der Kerze bekunden. Das hat was Prophetisches an sich. Es ist der Frieden, der aus dem Inneren der Menschen kommt; das Licht „mitten in der Finsternis“ (siehe Zitat unten)

Das ist eine ganz starke „Aktion,“ potentiell. Da ist niemand der ermahnt werden soll.

Im Sinne Galtungs

(er zitiert da einen anderen Autor) habe ich die
Manifestation des Bösen in der Gesellschaft verstanden als die beobachtbare Wirkungsweise eines schrittweisen Zerfalls von Struktur und Kultur in
kleineren oder größeren Bezügen.

Durch Solidarisierung im Kampf gegen dieses Böse (richtiges Verständnis von „Terror“ is von Thich Nhat Hanh)kann gesellschaftliches Handeln wirksam erfolgen. Doch es beginnt immer bei uns selbst, in unserem Inneren „Herzen“.

Die Kerzen sind ein Symbol dafür„.

 

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