Gewalt
„Personale, strukturelle und kulturelle Gewalt“
Eigene Bearbeitung einer Internetgrafik In einigen Veröffentlichungen werden Gewaltphänomene nach personaler, struktureller und kultureller Gewalt unterschieden.
Personale Gewalt
Unter personaler Gewalt oder Aggression lässt sich – im wissenschaftlichen Diskurs – die beabsichtigte physische oder psychische Schädigung von Menschen, Sachen oder Lebewesen verstehen. Sie allein auf Triebfaktoren, ethnische oder religiöse Hintergründe zu reduzieren, dürfte nicht ausreichend sein. Den in den Medien abgebildeten Kriegen und äußeren Konflikten wohnt immer auch der Aspekt einer „personalen Gewaltübermittlung“ inne. Die Ursachen dieser Konflikte haben aber sehr unterschiedliche Gründe.
Strukturelle Gewalt
Unter „struktureller Gewalt“ versteht man eine „indirekte“ Gewalt, die unabhängig von Personen existieren kann. Eingeschränkte Lebenschancen, wie sie durch Armut oder Hunger hervorgerufen werden, sind in diesem Sinne Ausdruck einer strukturellen Gewalt, die von den Opfern nicht einmal direkt so empfunden werden muss, weil die eingeschränkten Lebensnormen bereits internalisiert sein können. Beispielsweise das Fernsehen berichtet tagtäglich in einer breiten Palette über Erscheinungsformen der strukturellen Gewalt, ohne dass sich der Zuschauer freilich darüber Rechenschaft ablegt. Filmnachrichten über die latente oder offene Ungleichstellung der Frau gehören hier ebenso dazu, wie die Berichte über Kinderarbeit oder Prostitution.
Kulturelle Gewalt
Unter „kultureller Gewalt“ wird jede Eigenschaft einer Kultur bezeichnet, mit deren Hilfe direkte oder strukturelle Gewalt legitimiert werden kann. Diese Form der Gewalt tötet nicht oder macht niemanden zum Krüppel, aber sie trägt zur ideologischen und kognitiven Rechtfertigung bei. Gewalt in und durch die Medien |
Beispiele für kulturelle Gewalt
Rassismus
Die nationalsozialistische Ideologie von der rassischen Vorherrschaft der Arier, dem „Herrenvolk“, ist ein solches Beispiel für kulturelle Gewaltherrschaft.
Nekrophile Sportsendungen – Formel 1, Boxkämpfe, Gesundheitsschädlicher Hochleistungssport
Als ein weites Spektrum der kulturellen Gewalt im Medium Fernsehen ist an eine Vielzahl von Sportsendungen zu denken, in denen unter anderem der Sieg eines Einzelnen mit durch und durch gewalttätigen Mustern ins Bild gesetzt wird. Solche Muster herrschen, zum Beispiel, traditionell in der Feier der audiovisuell übertragenen Formel-1-Rennen vor. Das Medium Fernsehen kalkuliert die Sensation, auch die blutige Karambolage auf der Rennstrecke mit ein und unterstreicht das Bild von einer (Männer)gesellschaft, die im Namen des Sports zur Not auch Tote hinterlässt. Das Argument, es werde nur über Sport berichtet, ist in diesem Zusammenhang nicht korrekt. Das Fernsehen schafft sich hier eine eigene elektronische Arena und bedient die Theoreme der kulturellen Gewalt, die ihrerseits für die Legitimation und Ausübung der strukturellen und personalen Gewalt dienen können. — Wechselwirkungen Immer ist zu bedenken, dass die triadisch strukturierten Gewaltaspekte – strukturelle Gewalt, kulturelle Gewalt, direkte oder personale Gewalt – sich zur direkten (Gewalt-) Aktion transformieren können. Wenn strukturelle Gewalt institutionalisiert und kulturelle Gewalt verinnerlicht ist, steigt die Gefahr, dass sich auch die persönliche und direkte Gewalt verfestigen.— Quelle: Friedensfähigkeit —
Links
Grundbegriffe— Häusliche Gewaltspirale / Gewaltspirale / Friedensspirale basta – Nein zur GewaltSpielfilmDie Verlorene Ehre der Katharina Blum oder: Wie Gewalt entstehen und wohin sie führen kann (1975) (Lost Honor of Katharina Blum)
Ein interessantes Schulprojekt zum Film
Posted in Friedensarbeit, Friedensforschung, Friedenspädagogik