US-Angriff auf Bagdad im Herbst?
Laut Standard vom 29.7. solle Saddam Hussein blitzartig ausgeschaltet werden. Spekuliert werde nur über das Wie und das Wann. Ob im Herbst oder erst im Frühjahr 2003 wie noch einige Friedensforscher bei der „Sommerakadie“ vermuteten.
Washington/Bagdad/Wien – Die USA erwägen nach einem Bericht der „New York Times“ einen direkten Angriff auf Bagdad. Weiter sollen einige Kommandozentren und Waffendepots des Irak angegriffen werden.
Die US-Angriffsszenarien
Hintergrund des Planspiels sei laut Regierungsbeamten das Ziel, den irakischen Präsidenten Saddam Hussein auszuschalten und den möglichen Einsatz chemischer oder biologischer Waffen zu vereiteln. US-Präsident Bush habe allerdings bisher offiziell keinen Angriffsplan vorliegen.
Die britische Zeitung Guardian hat aber über US-Pläne berichtet, mit 50.000 Soldaten die irakische Armee zu umgehen um Bagdad direkt anzugreifen. Dies sei die Alternative zum „Standardplan“ des US- Zentralkommandos in Tampa, Florida. Dieser Plan sähe vor, dass 250.000 Mann, darunter 30.000 britische Soldaten angreifen.
Inside-out-Kriegsplan
In den USA intensiviert sich die Diskussion über Sinn und Unsinn und über den möglichen Ablauf eines amerikanischen Irak-Feldzuges.
In den letzten Wochen
Bisher wurde spekuliert, ob die USA und Verbündete die Nachbarländer des Irak – Türkei, Kuwait, Jordanien – als Aufmarschgebiete nutzen.
New York Times am Montag
Neu ist nun die sogenannte „inside-out“-Option in der öffentlichenDiskussion. In diesem Angriffsplan würden Bagdad plus einige Schlüssel-Kommandozentralen und Waffenlager zuerst genommen. Damit sei beabsichtigt die irakische Führung ihr Militär von ihrem Hinterland abzuschneiden. Diese solle den Kollaps des Regimes herbeiführen.
Saddam Hussein hat aber seine Rückzugsmöglichkeiten übers ganze Land verteilt. Ob er wirklich in der Falle ginge ist ungewiss. Überhaupt ist es für kritische Medienkonsumenten eher wahrscheinlich, dass es sich um gezielte Insdisdretion handelt um die öffentliche Meinung auszuloten und zu gestalten. In Afganistan und im Irak starben ja bereits tausende Zivilisten aber weder Osama Bin Laden noch Saddam und Ihre Führungseliten wurden ernsthaft beeinträchtigt. Wahrhaftig „grenzenlose Gerechtigkeit“.
Soll die Army den „Job von Papa-Bush“ erledigen?
Morgen beginnen im Außenpolitischen Komitee des US-Senats Irak-Hearings. Die Befürworter eines Krieges müssten hier aber noch große Widerstände überwinden. Denn laut Washington Post würden besonders in der US-Armee einerseits die Kriegsgründe der Bush-Administration anzweifelt und andererseits werde auf den relativen Erfolg des jahrelangen „containments“ (Eindämmung) im Irak und die Risken eines Krieges verwiesen.
Denn George Bush junior – laut Stimmen aus der Armee – nur „Job“ seines Vaters zu Ende führen. Und das ziehe –
abseits der lautstarken Propaganda – nicht sonderlich bei den Soldaten.
Geheimdienstliche Einschätzungen
US-Geheimdienstquellen würden zwar bestätigen, dass der Irak sich wieder um chemische und biologische Kampfstoffe bemüht, aber eher keine oder zu wenige Langstreckenraketen besitzt. Das bedeute, dass der Irak weder seinen Nachbarn noch Israel in absehbarer Zukunft wirklich gefährlich werden könne. Laut Washington Post sei es dem Irak zwar gelungen, maximal zwei Dutzend Scud-Raketen vor den UNO-Rüstungsinspektoren der UNSCOM zu verbergen. Sie suchten ja bekanntlich von 1991 bis 1998 im Irak nach verbotenen Waffen. Diese Raketen seien aber in ihre Bestandteile zerlegt und versteckt. Was allerdings an Kriegsvorbereitungen im Irak laufe, wisse natürlich niemand wirklich.
USA suchen gefälligere irakische Oppositionelle
Am 9. August sind die Führer der sechs größten irakischen Oppositionsgruppen nach Washington eingeladen. Aber beispielsweise die Interessen von Kurden oder islamischen Schiiten sind sehr unterschiedlich gelagert. Mangels Alternative kommen die USA daher bei ihren Kontakten mit der Opposition immer wieder auf den INC (Iraqi National Congress) und seinen Führer Ahmed Chalabi. Er war zwar erst kürzlich wieder in Ungnade gefallen war, weil er über US-Gelder, keine Rechenschaft ablegte.